1. Anglo-Afghanischer Krieg

1. Anglo-Afghanischer Krieg
Erster Anglo-Afghanischer Krieg
Last Stand at Gundamuck von William Barnes Wollen. Heroisierende Darstellung der Niederlage der britischen Truppen bei Gandamak
Last Stand at Gundamuck von William Barnes Wollen. Heroisierende Darstellung der Niederlage der britischen Truppen bei Gandamak
Datum 18391842
Ort Afghanistan
Ausgang vorläufiger Sieg der Briten
Folgen Rückzug der Briten aus Afghanistan
Konfliktparteien
Befehlshaber
John Keane, Willoughby Cotton, William Elphinstone, George Pollock, William Nott Mohammed Akbar
Zentralasien im 19. Jahrhundert

Der Erste Anglo-Afghanische Krieg (1839–1842), auch bekannt als First Afghan War, war eine von drei militärischen Interventionen des Britischen Empire in Afghanistan zwischen 1839 und 1919, den Anglo-Afghanischen Kriegen. Ziel dieser Kriege war es, die britische Vormachtstellung in diesem Raum zu sichern und den Expansionsbestrebungen des Russischen Reiches Einhalt zu gebieten. Diese Anglo-Russische Politik wird auch als The Great Game bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Im Jahr 1837 belagerte die Armee des Schahs von Iran die westafghanische Stadt Herat. Sie wurde über die Russische Botschaft in Teheran inoffiziell unterstützt. Der zufällig in Herat anwesende britische Artillerieoffizier Eldred Pottinger bot dem Emir von Herat seine Dienste an. Ihm wurde die Verteidigung übertragen und es gelang, die Stadt zu halten. Zur gleichen Zeit war der russische Offizier Witkewitsch auf dem Weg zu Dost Mohammed, dem Herrscher von Afghanistan. Sein Unternehmen war Teil der 1835 begonnenen Annäherung Afghanistans an Russland. In Kabul traf er auf den britischen Offizier und Vertrauten Dost Mohammeds Alexander Burnes. Dieser war im Auftrag der britischen Regierung in Kabul, um einen Vertrag auszuhandeln. Kernproblem dieser Verhandlungen war der Status von Peschawar, das durch Ranjit Singh, den Herrscher von Punjab, erobert worden war. Dieser genoss das britische Vertrauen und war nicht gewillt, seine Ansprüche aufzugeben. In dieser Pattsituation schrieb der britische Generalgouverneur von Kalkutta, Baron Auckland, einen scharfen Brief an Dost Mohammed, in dem er ihn aufforderte, seine Ansprüche auf Peshawar sowie seine Annäherung an Russland aufzugeben. Da diese Forderungen als unannehmbar galten, wurde Burnes aus Kabul ausgewiesen. Gleichzeitig spitzte sich die Situation um Herat zu. Mittlerweile hatte der russische Botschafter Graf Simonitsch das Kommando über die persische Armee übernommen. Daraufhin landeten britische Truppen am Persischen Golf. Dies hatte zur Folge, dass sich die persischen Truppen zurückzogen und sowohl Simonitsch, als auch Witkewitsch nach Russland zurückbeordert wurden.

Verlauf

Die Eroberung Kabuls

Um die Situation in Afghanistan ein für allemal zu lösen, beschloss Lord Auckland, mit dem Manifest von Shimla vom 1. Oktober 1838 Dost Mohammed zu entmachten und den früheren Herrscher Shah Shuja wieder einzusetzen. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, marschierten im Frühjahr ca. 16.500 britische und indische Truppen sowie ca. 35.000 Bedienstete und Familienmitglieder unter dem Kommando von General Keane über den Bolan-Pass nach Afghanistan ein. Am 25. April 1839 erreichten sie Kandahar, das kampflos fiel. Die nächste Station auf dem Weg nach Kabul war die befestigte Stadt Ghazni. In der Schlacht von Ghazni konnte General Keane am 23. Juli dort eine afghanische Armee unter Hyder Khan schlagen. Am 30. Juli marschierte die britische Armee nach Kabul und nahm die Stadt kampflos ein. Die Situation blieb zunächst relativ ruhig und die Briten verließen die Zitadelle von Bala Hissar in Kabul und bezogen ein neues Quartier ca. 1,5 km außerhalb von Kabul. Am 23. November 1840 ergab sich Dost Mohammed den Briten. Der Resident William Macnaghten schickte ihn ins indische Exil. Ein Teil der britischen Truppen wurde abgezogen und eine Division unter dem Kommando von Generalmajor Elphinstone verblieb in Kabul. Eine Brigade unter Robert Sale wurde nach Dschalalabad verlegt, um den Verbindungsweg nach Indien zu sichern. General Sir William Nott befehligte den gesamten Bereich Sindh und den Süden Afghanistans. Sein Hauptquartier hatte er seit Januar 1841 in Kandahar.

Aufstand gegen die britische Besetzung

Im Laufe des nächsten Jahres mehrte sich die Unruhe, genährt von Steuererhöhungen durch Shah Shuja und dem ausschweifenden Leben einiger britischer Offiziere, allen voran Alexander Burnes. Afghanische Freischärler attackierten britische Außenposten und in Kabul versammelte sich am 2. November 1841 eine Menschenmenge vor Burnes Haus. Bei dem Versuch zu fliehen wurde er entdeckt und ermordet. Die britische Garnison unterließ es, ihm zur Hilfe zu kommen, und die einheimischen Truppen flohen vor der aufgebrachten Menge. Die Untätigkeit der Briten führte zu einem allgemeinen Aufstand und der Belagerung der britischen Garnison. Am 23. November 1841 unternahmen die Briten einen Ausfall, um zwei afghanische Geschütze zu zerstören. Bei einem anschließenden Angriff auf eine in der Nähe gelegene Siedlung erlitten sie starke Verluste und zogen sich zurück. Die Ankunft von Mohammed Akbar, einem Sohn Dost Mohammeds, mit 6.000 Mann in Kabul verschärfte die Situation. Mittlerweile standen ca. 30.000 afghanische Kämpfer ca. 4.500 britisch-indischen Truppen gegenüber. Am 23. Dezember 1841 kam es nach Verhandlungen zu einem Treffen von Macnaghten und Akbar am Fluss Kabul, bei dem Macnaghten getötet wurde. Erneut reagierte der britische Kommandeur Elphinstone nicht. Eldred Pottinger wurde nun zum britischen Verhandlungsführer und akzeptierte die Kapitulation. Er erreichte lediglich, dass nicht die Familien einiger Offiziere, sondern diese selbst als Geiseln in Kabul verblieben. Weiterhin wurde ihm eine Eskorte zum Schutz versprochen.

Elphinstones Rückzug

Remnants of an Army von Lady Butler - Dr. Brydon, der einzige Überlebende von 16.500 Zivilisten und Soldaten erreicht Dschalalabad

Am 6. Januar 1842 begann der Rückzug der britischen Garnison unter Generalmajor Elphinstone. Ziel war das Erreichen der nächsten Garnison in Dschalalabad, ca. 140 km entfernt. Der Zug bestand aus ca. 12.000 Zivilisten, 690 britischen und 2.840 indischen Soldaten. Bereits beim Verlassen der Garnison wurden sie angegriffen. Die Angriffe setzen sich fort und die versprochene Eskorte erschien nicht. Unterwegs kam es zu mehreren Verhandlungen mit Akbar und man ließ weitere Geiseln zurück, unter ihnen Pottinger und am 11. Januar sogar Elphinstone selbst. Am 8. Januar 1842 wurde der Tross beim Überqueren des Chaiber-Passes angegriffen und es fielen ca. 3.000 Männer, Frauen und Kinder. Vier Tage später waren noch ca. 2.300 Menschen am Leben. Die Überlebenden versuchten nun, nach Dschalalabad durchzubrechen, wurden aber in immer neuen Angriffen dezimiert. Die letzten britischen Überlebenden - zwanzig Offiziere und fünfundvierzig Soldaten hauptsächlich vom 44th East Essex Regiment - wurden am Morgen des 13. Januar bei Gandamak getötet. Nur dem britischen Militärarzt Dr. Brydon gelang am Nachmittag des 13. Januar die Flucht nach Dschalalabad.

Strafexpedition nach Kabul

Als Reaktion auf diese Niederlage wurde eine Strafexpedition unter General George Pollock ausgesandt. In Dschalalabad hatte General Sale vom 12. November 1841 bis zum 8. April 1842 mit 1.500 Mann einer Belagerung durch 5.000 Afghanen standhalten. Nachdem er vom bevorstehenden Entsatz durch General Pollock erfahren hatte unternahm Sale am 7. April einen Ausfall und vertrieb die Belagerer.

Nach dem Entsatz Dschalalabads, am 13. April 1842, marschierten Pollocks Truppen auf Kabul. Die Befestigungen von Ghazni wurden zerstört, genauso wie die zahlreichen Siedlungen auf dem Weg. In Kabul hatte Akbar mittlerweile Shah Shuja aus der Zitadelle von Bala Hissar gelockt und ermordet. Die Geiseln wurden nach Bamiyan verlegt. Als er aus Kabul floh, wollte er die Geiseln nach Buchara bringen lassen, was aufgrund mangelnder Unterstützung nicht gelang.

Nott hatte im kritischen Winter 1841/42 die von den Afghanen belagerte Garnison Kandahar gehalten und schlug mit zwei Ausfällen, im Januar und im März 1841, die Belagerer in die Flucht. Als er im Juli 1842 den Befehl erhielt, aus Kandahar abzurücken und sich mit seiner 5000 Mann starken Truppe aus Afghanistan zurückzuziehen, marschierte er in freier Auslegung des unklar formulierten Befehls über Khelat-i-Gilzie in Richtung Ghasni vor, wo er am 30. August 1842 die an Zahl mehr als zweifach überlegenenen Afghanen unter dem Kommando von Schamsedin Khan vernichtend schlug. Nachdem er Anfang September die Stadt und die Zitadelle Ghasni erobert und zerstört hatte, setzte er seinen Marsch nach Kabul fort, wo sich seine Truppen am 17. September mit denen von Pollock vereinten.

Die Geiseln aus Elphinstones Armee hatten sich mittlerweile freigekauft. Nach der Einnahme von Kabul am 15. September und der Inthronisation von Shujas Sohn erfolgte ihre Rettung. Elphinstone selbst war mittlerweile verstorben. Pottinger hatte jedoch mit 58 Männern, 19 Frauen und 22 Kindern überlebt. Zur Bestrafung Kabuls befahl General Pollock die Zerstörung der Zitadelle und des Basars. Während dieser zwei Tage wurde Kabul von den Truppen geplündert.

Folgen

Am 11. Oktober 1842 zogen sich die Truppen aus Kabul und in der Folge aus Afghanistan vollständig nach Indien zurück, nachdem die Britische Ostindien-Kompanie zu dem Schluss gekommen war, dass die fortgesetzte Besetzung zu riskant und kostspielig war. Dost Mohammed kehrte auf den Thron zurück und herrschte bis zu seinem Tod 1863. Lord Auckland musste seinen Posten aufgeben und wurde durch Edward Law, 1. Earl of Ellenborough ersetzt.

Literatur

  • Saul David: Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte, 2003, ISBN 3453861272 (behandelt u.a. den Rückzug aus Kabul 1842)

Der Erste Anglo-Afghanische Krieg in der Kunst

  • Der Roman "Flashman, Im Dienste Ihrer Majestät" von George MacDonald Fraser behandelt Elphinstones Rückzug aus Afghanistan.
  • Theodor Fontane beschreibt in der Ballade "Trauerspiel Afghanistan" ebenfalls diesen Rückzug.

Weblinks


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