- Sachalintunnel
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Selichino–Sachalin Karte des BauprojektsSpurweite: 1520 mm LegendeBAM von Komsomolsk am Amur Selichino BAM nach Sowetskaja Gawan Matschtowy Bimil Oktjabrski Aksjan Chalsan Nischnetambowskoje Schelechowa Tschorny mys geplant Tatarensund
Grenze Region Chabarowsk/Oblast Sachalingeplant nach Ocha Nogliki (Sachalin) nach Juschno-Sachalinsk Die Bahnstrecke Selichino–Sachalin bzw. der Sachalintunnel (russisch Сахалинский тоннель) ist ein unvollendetes Bauwerk, das nach seiner Fertigstellung die russische Insel Sachalin mit dem Festland verbinden und dabei den Tatarensund unterqueren sollte bzw. soll.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorgeschichte
Die Idee eines Tunnels unter dem Tatarensund entstand noch im 19. Jahrhundert, wurde damals jedoch aus ökonomischen Gründen nicht in Angriff genommen. Ende der 1930er Jahre wurden Untersuchungen zur Machbarkeit des Projekts durchgeführt. 1950 erwähnte Stalin die Idee einer Eisenbahnverbindung nach Sachalin. Im Gespräch waren drei mögliche Realisierungen: ein Trajekt, eine Brücke oder ein Tunnel. Am 5. Mai 1950 wurden vom Ministerrat der UdSSR der Bau eines Tunnels und die Anlage eines Trajekts als Ersatzlösung beschlossen. Das Projekt sollte v.a. militärischen Zwecken dienen. So sollten die auf der Insel Sachalin stationierten Teile der Sowjetarmee besser an das Kernland angebunden werden.
Bau
Der Bau der Eisenbahnlinie wurde dem Innenministerium der UdSSR übertragen, die Arbeiten am Tunnel zunächst dem Verkehrsministerium. Ab 1952 war das Innenministerium für das gesamte Projekt zuständig. Um den Bau zu beschleunigen, wurde auf eine detaillierte geologische Untersuchung der Trasse verzichtet. Auch wurden z. T. nicht imprägnierte Eisenbahnschwellen verwendet. Auf der Insel Sachalin sollte die geplante Strecke vom Bahnhof Pobedino (damaliger nördlicher Endpunkt des Kapspurnetzes auf Sachalin; 10 km nördlich von Smirnych) zum Kap Pogibi, wo der Tunnel beginnen sollte, 327 km lang sein. Am Kap Uangi, etwa 23 km abseits der eigentlichen Strecke, sollte ein Eisenbahnfährhafen entstehen. Die Länge des Tunnels unter dem Tatarensund sollte vom Kap Pogibi zum Kap Lasarewa etwa 10 km betragen. Auf dem Festland sollte der Tunnel mit einer neuen Strecke entlang des Amur an die Bahnstrecke Komsomolsk am Amur–Sowetskaja Gawan (heute Teil der BAM) angebunden werden. Bis Ende 1953 sollte das Projekt realisiert werden und Ende 1955 in Betrieb gehen. Der jährliche Güterumsatz der Strecke wurde auf 4 Millionen Tonnen veranschlagt.
Der Bau der Eisenbahnstrecken zum Tunnel wurde im Wesentlichen von Gulag-Häftlingen geleistet. Die Hauptlager befanden sich auf der Insel Sachalin bei Tymowskoje, auf dem Festland bei De-Kastri. Anfang 1953 arbeiteten mehr als 27.000 Menschen an der Fertigstellung des Projekts. Vor allem auf der Insel wurden die Arbeiten dadurch erschwert, dass faktisch jegliche Infrastruktur fehlte und es an entsprechender Technik fehlte. Wegen des knappen Zeitplans waren die Zustände in den Lagern schlechter als üblich und entsprachen nicht einmal den staatlichen Vorgaben für Gefangenenlager.
Nach dem Tod Stalins wurden die Arbeiten abgebrochen. Die genauen Gründe hierfür sind nicht bekannt. Einige Quellen sprechen davon, dass durch die anlässlich des Todes Stalins erlassene Amnestie so viele Häftlinge entlassen wurden, dass nicht mehr genügend Arbeitskräfte vorhanden waren.
Fertiggestellte Teile des Projekts
Im Zuge des Projekts wurden auf dem Festland insgesamt 120 km Bahnstrecke entlang des rechten Amurufers vom Bahnhof Selichino zum Bahnhof Tschorny mys gebaut. Diese wurde später dem Forstwirtschaftsministerium (Minlesprom) unterstellt und zum Holztransport genutzt, mittlerweile aber stillgelegt und größtenteils abgebaut.
Zum Bau des Fährhafens auf dem Festland wurden Dämme errichtet, die noch heute vorhanden sind. Am Kap Lasarew wurde ein Schacht für den Tunnel ausgehoben und etwa 1,6 km vom Ufer entfernt eine künstliche Insel angelegt. Auf Sachalin wurden keine neuen Strecken gebaut. Lediglich Vorarbeiten wurde geleistet, die später zum Bau einer unbefestigten Straße von Nysch nach Pogibi genutzt wurden.
Seit 1973 ist Sachalin durch die Eisenbahnfähre Wanino–Cholmsk mit dem Festland verbunden.
Ausblick
Auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion lebt die Idee eines Tunnels unter dem Tatarensund weiter. Die Notwendigkeit einer festen Verbindung Sachalins mit dem russischen Festland wurde mehrfach von Vertretern der Russischen Eisenbahnen sowie von Politikern geäußert. Konkrete Schritte zur Realisierung wurden jedoch bislang nicht unternommen.
Zuletzt hat Staatspräsident Medwedew im November 2008 erklärt, dass er eine Querung des Tatarensunds befürworte.[1] Nach neueren Planungen soll die Strecke nun bei Nogliki enden, das in der Zwischenzeit an das Bahnnetz Sachalins angeschlossen wurde.
Obwohl die Arbeiten an der Fertigstellung der Strecke bislang nicht in Angriff genommen wurden und unklar ist, ob dies überhaupt geschehen wird, sind die Arbeiten zur Umrüstung des gesamten Schienennetzes der Insel Sachalin auf die in Russland übliche Breitspur (1520 mm) bereits im Gange, was eine wichtige Voraussetzung für den Anschluss des Netzes an die Festlandsstrecken ist.
Weblinks
- Informationen auf der Seite des Institut Giprostroimost (russisch)
- Fotoreportage über die Baureste auf der Seite des Institut Giprostroimost (russisch)
- A. I. Kostanow: Samaja wostotschnaja doroga Rossii: Otscherki istorii Sachalinskoi schelesnoi dorogi (russisch)
Einzelnachweise
- ↑ PrimaMedia: Президент России хочет остров Сахалин соединить с материком (russisch)
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