Sacharow-Zentrum

Sacharow-Zentrum
Sacharow-Zentrum

Das Sacharow-Zentrum (russisch: Музей и общественный центр им. Андрея Сахарова) ist ein nach Andrei Sacharow benanntes und von der gleichnamigen Sacharow-Stiftung unterhaltenes Museum und Kulturzentrum. Das Zentrum hat seinen Sitz in Moskau in der Nähe des Kursker Bahnhofes am Ufer der Jausa.

Inhaltsverzeichnis

Ziele des Sacharow-Zentrums

Ziel des Zentrums ist das Wachhalten der Erinnerung an "mehrere zehn Millionen Opfer politischer Unterdrückung und Verbrechen begangen von dem Sowjetregime." Im gegenwärtigen Russland will man die "Werte einer offenen demokratischen Gesellschaft und eines offenen demokratischen Staates, für die Sacharow eingetreten ist" festigen und setzt sich insbesondere ein für intellektuelle und politische Freiheit und offenen Meinungsaustausch in einer Zivilgesellschaft.

Ausstellung „Achtung! Religion“ (2003)

Die von Arutjun Sulumjan im Sacharow-Zentrum kuratierte Ausstellung "Achtung! Religion", die zeitgenössischer Kunst gewidmet worden war, wurde am 14. Januar 2003 eröffnet, vier Tage später wurden die Exponate von militanten orthodoxen Christen beschädigt bzw. zerstört und die Ausstellung entgegen dem Wunsch der Künstler geschlossen [1]. Am 12. Februar 2003 forderte das russische Parlament (die Duma) die Generalstaatsanwaltschaft auf, gegen die Organisatoren der Ausstellung tätig zu werden [2]. Gegen die Duma-Resolution und die Anweisung des Strafverfahrens stimmten lediglich 2 der 267 anwesenden Abgeordneten, von denen der eine, Sergei Juschtschenkow, der am Rednerpult erklärt hatte, man erlebe soeben die Geburt des totalitären Staates unter der Führung der Orthodoxen Kirche, einige Wochen später in Moskau ermordet wurde [3].
Der Direktor des Sacharow-Zentrums und Hauptangeklagte, Jurij Samodurow, sah davon ab, eine Zivilklage gegen die Eindringlinge wegen des Schadens anzustrengen, die dem Museum durch diese Tat entstanden war. Dies hatte zur Folge, dass die Anwälte des Museums den Gerichtssaal nicht betreten durften [4]. Die gesellschaftlichen Verteidiger der Angeklagten waren die bekannten Menschenrechtler Alexander Podrabinek, Lew Ponomarjow und Jewgeni Ichlow, ebenso Sergei Kowaljow [5]. Samodurow und die für Ausstellungen zuständige Mitarbeiterin des Sacharow-Zentrums, Ljudmila Wassilowskaja, wurden am 28. März 2005 zu einer Geldstrafe von je 100.000 Rubeln (ca. 2900 EUR) verurteilt [6].

Weblinks

Quellen

  1. Michail Ryklin: Mit dem Recht des Stärkeren. Russische Kultur in Zeiten der "gelenkten Demokratie" Suhrkamp 2006, S. 45, 12, 45, 49, 24. ISBN 3-518-12472-2
  2. Michail Ryklin, a.a.O. S. 21.
  3. Svetlana Boym: Die Paradoxien der Freiheit im postsowjetischen Russland. In: Zurück aus der Zukunft. Osteuropäische Kulturen im Zeitalter des Postkommunismus. Hg. von Boris Groys, Anne von der Heiden, Anja Herrmann, Peter Weibel, Julia Warmers. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 2006, S. 168 - 192, S. 187 - 188. ISBN 3-518-12452-8
  4. Michail Ryklin, a.a.O. S. 24.
  5. Michail Ryklin, a.a.O. S. 27, 23.
  6. Michail Ryklin, a.a.O. S. 35, 37.
55.75115837.658793888889

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