Sadegh Khalkhali

Sadegh Khalkhali
Ayatollah Khalkhali

Scheikh Sadegh Khalkali (* 27. Juli 1926; † 26. November 2003); auch Khalkhali bzw. Chalkali) war ein schiitischer Geistlicher, Ayatollah und der bekannteste Richter der islamischen Republik Iran. Er gehörte der Volksgruppe der Azeri an.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Khalkali, im Februar 1979 von Ruhollah Chomeini zum obersten Richter der Islamischen Revolution ernannt, trat mit Standgerichten für die rasche und erbarmungslose Umsetzung der islamischen Gesetze auf. Amir Abbas Hoveyda, der ehemalige Ministerpräsident des Schah, war eines seiner prominentesten Opfer.

Blutrichter Khalkali, stets mit Pistole auftretend, wurde am 25. Juni 1979 vom Revolutionsrat aufgrund zahlreicher Beschwerden über seinen rohen und sadistischen Stil, Urteile zu fällen, zeitweise abgelöst, von Chomeini danach jedoch zu den Aufständen nach Kurdestan und Kermanshah berufen.

Khalkali folgte den Ausführungen Chomeinis, der in seinen Schriften das islamische Rechtssystem mit den Worten pries:

„Wenn man ein Jahr lang nur die Strafgesetze des Islam anwendete, dann würde man jeder zerstörerischen Ungerechtigkeit und Sittenlosigkeit die Wurzeln ausreißen.“ [1]

sowie

„Der islamische Richter muss nur die islamischen Gesetze des Koran kennen und kann in jedem beliebigen Fall Recht sprechen. Er kann so an einem einzigen Tag in zwanzig verschiedenen Verfahren urteilen und sie erledigen, während die westliche Justiz mehrere Jahre benötigt, um sie zu beginnen.“ [2]

Khalkali war der islamische Richter, der Chomeinis Vollstrecker der Scharia werden sollte. Imam Chomeini, so Khalkali, hat mich persönlich beauftragt, alle Rechtsfragen der Revolution zu behandeln und zu entscheiden. Es gibt auch noch andere Revolutionsrichter, aber ich habe eine besondere Stellung, ich bin mit Spezialaufgaben betraut ... Ich habe mehr Fälle erledigt als alle anderen Richter zusammen. Zuständig bin ich für den ganzen Iran. [3]

Medienauftritte

  • Khalkali verurteilte öffentlichkeitswirksam Mohammad Reza Pahlavi in Abwesenheit zum Tode. [4]
  • Nach der gescheiterten Operation Eagle Claw, zur Befreiung der amerikanischen Geiseln, beschlagnahmte Khalkali die acht Leichen, um sie vor der amerikanischen Botschaft zur Schau zu stellen. [5]
  • Khalkali ließ die Grabstätte von Reza Schah Pahlavi sprengen.
  • Khalkali hatte ebenfalls vor, Persepolis und die Grabstätte Abū l-Qāsem-e Ferdousī zu zerstören, wurde aber durch die Provinzregierungen davon abgehalten.

Zitate Khalkalis

„Es ist ein Menschenrecht, eine Schlange zu vernichten, die ins Haus eingedrungen ist ... Menschenrechte bedeuten, dass ungeeignete Elemente ausgemerzt werden müssen, damit andere in Freiheit leben können. Der Koran sagt dies ganz klar.“ (19. April 1979) [6]
„Gut mein Junge, wenn du wirklich unschuldig bist, wie du angibst, kannst du in das Paradies eingehen. Bist du aber schuldig, so wie ich meine, erhältst du nur deine gerechte Strafe.“ (11. Juli 1979, zu einem 16-Jährigen der seine Unschuld beschwor) [7]
„Man vergleicht mich mit Adolf Eichmann, der ein Nazi-Killer war - aber sehen Sie mich an, bin ich ein Killer? Ich bin eine angesehene, interessante und freundliche Persönlichkeit.“ (8. September 1980) [8]

Khalkali verstand sich als gerechter Richter, der nur die islamischen Gesetze zur schnellen und korrekten Anwendung brachte.

Opfer

Die Blutspur Khalkalis und seiner Schnellgerichte zog sich durch sämtliche aufständische Provinzen, in Teheran ließ er extra Galgen errichten. Er selber rühmte sich mehr als 400 Menschen zum Tode verurteilt zu haben. [9] Über die tatsächliche Zahl seiner Opfer wird gestritten, mehrere Hunderte bis Tausende, die unbestätigte Zahl von 8.000 wird öfter genannt, dürfte jedoch zu hoch gegriffen sein. Nach Greussing [10] sind vom Februar 1979 bis zum Attentat auf die IRP-Zentrale am 28. Juni 1981, mindestens 1.600 Menschen vom Regime hingerichtet worden.

Am 28. August 1979 wurden in der Provinz Kordestān 109 Kurden von Khalkali zum Tode verurteilt, die Erschießung wurde sofort vollstreckt. [11] Taheri [12] berichtet von einer Verurteilung von 53 Verhafteten innerhalb einer 30-minütigen Verhandlung auf dem Flughafen von Sanandadsch zum Tode. Der Pulitzer-Preisträger Jahangir Razmi der davon Aufnahmen machte, zählte jedoch 11 Gefangene die erschossen wurden.

Ende

Im Juni 1981 kam Khalkali in den Verdacht der Unterschlagung und wurde vom Posten des obersten Revolutionsrichters abgelöst. Tatsächlich gelang ihm danach noch die Wahl in das iranische Parlament. Später, nach dem Tode seines Mentors und Revolutionsführers Chomeini, wurde er auf dem Posten eines Verkehrsrichters entsorgt.

Quellen

  1. Ruhollah Chomeini: Kašf al-asrār (Enthüllung der Geheimnisse), 1943
  2. Ruhollah Chomeini: Kašf al-asrār (Enthüllung der Geheimnisse), 1943
  3. Interview: Der Spiegel, Nr. 50/1979. Seite 142
  4. Christopher de Kretser: Die ZEIT, Nr. 36 vom 31. August 1979
  5. Josef Joffe und Michael Naumann: Die ZEIT, Nr. 19 vom 2. Mai 1980
  6. Hans-Peter Drögemüller: Iranisches Tagebuch. 5 Jahre Revolution. Hamburg 1983
  7. Hans-Peter Drögemüller: Iranisches Tagebuch. 5 Jahre Revolution. Hamburg 1983
  8. Hans-Peter Drögemüller: Iranisches Tagebuch. 5 Jahre Revolution. Hamburg 1983
  9. Christopher de Kretser: Die ZEIT, Nr. 36 vom 31. August 1979
  10. Kurt Greussing: Neue Politik, alter Despotismus. Perspektiven der islamischen Revolution im Iran. In: Religion und Politik im Iran. 1981
  11. Hans-Peter Drögemüller: Iranisches Tagebuch. 5 Jahre Revolution. Hamburg 1983
  12. Amir Taheri: Chomeini und die islamische Revolution. Hoffmann und Campe. Hamburg 1985

Literatur

  • Christopher de Kretser: Die ZEIT, Nr. 36 vom 31. August 1979
  • Hans-Peter Drögemüller: Iranisches Tagebuch. 5 Jahre Revolution. Hamburg 1983. - ISBN 3-922611-51-6
  • Kurt Greussing: Neue Politik, alter Despotismus. Perspektiven der islamischen Revolution im Iran. In: Religion und Politik im Iran. 1981. - ISBN 3-8108-0175-5
  • Josef Joffe und Michael Naumann: Die ZEIT, Nr. 19 vom 2. Mai 1980
  • Amir Taheri: Chomeini und die islamische Revolution. Hoffmann und Campe. Hamburg 1985 - ISBN 3-455-08237-8

Weblinks


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