Saint-Cyprien (Pyrenees-Orientales)

Saint-Cyprien (Pyrenees-Orientales)
Saint-Cyprien
Wappen von Saint-Cyprien
Saint-Cyprien (Frankreich)
DEC
Saint-Cyprien
Region Languedoc-Roussillon
Département Pyrénées-Orientales
Arrondissement Perpignan
Kanton La Côte Radieuse
Koordinaten 42° 37′ N, 3° 0′ O42.6188888888893.00694444444454Koordinaten: 42° 37′ N, 3° 0′ O
Höhe 0 bis 29 m
Fläche 15,80 km²
Einwohner
– mit Hauptwohnsitz
– Bevölkerungsdichte
(2006)
10.140 Einwohner
642 Einw./km²
Postleitzahl 66750
INSEE-Code 66171
Der Yachthafen von Saint-Cyprien mit einem großen Appartmenthaus.
Der Yachthafen von Saint-Cyprien mit einem großen Appartmenthaus.

Saint-Cyprien (katalanisch: Sant Cebrià de Rosselló) ist eine französische Gemeinde im Département Pyrénées-Orientales in der Region Languedoc-Roussillon. Sie gehört zum Arrondissement Perpignan und zum Kanton La Côte Radieuse. Ihre Einwohner nennen sich Cyprianencs.

Der Ort ist in die zwei Teile Village und Plage geteilt. In Village wohnt die ursprüngliche Bevölkerung. Hier sind auch Handel und Gewerbe konzentriert. In Plage wohnt eine gemischte Bevölkerung aus zugezogenen Pensionären, darunter auch viele Ausländer, und Pied-noirs. Pied-noir nennt man aus den ehemaligen französischen Kolonien in Nordafrika stammende Franzosen, die in den 1960er-Jahren ins Mutterland zurück kehrten.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Küstenstadt liegt nahe der spanischen Grenze. St. Cyprien Plage liegt direkt am Mittelmeer (Löwengolf/Golfe du Lion). Der Ortsteil Village liegt etwa 4 km davon entfernt im Landesinneren.

Geschichte

Spanischer Bürgerkrieg

Am Strand von Saint-Cyprien wurde von 1939 bis 1940 ein Internierungslager betrieben, das offiziell Camp de Concentration de Saint-Cyprien (Konzentrationslager Saint-Cyprien) hieß. Fast 90.000 Personen wurden dort von den mit den großen Flüchtlingswellen überforderten französischen Behörden festgehalten. 1939 waren dies mehrheitlich Internationalisten, die nach dem Sieg Francos im Spanischen Bürgerkrieges aus dem benachbarten Spanien flohen. Oft mussten die Opfer auf dem blanken Erdboden schlafen, erst nach und nach wurden einfache Baracken errichtet, die allerdings chronisch überfüllt waren. Viele der Internierten wurden später ins Camp von Gurs oder ins Sammellager Drancy gebracht, und schließlich ins Konzentrationslager Auschwitz verschleppt, wo die überwiegende Mehrheit von ihnen umgebracht wurde.[1]

Zweiter Weltkrieg

Das Lager in Saint-Cyprien wurde aufrecht erhalten. In den Monaten Mai und Juni 1940 füllte es sich erneut, diesmal mit Deutschen und Flüchtlinge anderer Nationen, mehrheitlich jüdischer Abstammung. Nun kamen die Internierten aus Belgien, das von der Deutschen Wehrmacht überrollt wurde. Sie waren von der belgischen Verwaltung festgenommen und nach Frankreich getrieben worden, wo sie von den französischen Behörden übernommen wurden und nach achtzehn Tagen Saint-Cyprien erreichten. Dort wurde ihr Besitzt beschlagnahmt und inventarisiert. Im Archiv des Départements Pyrénées-Orientales wird ein eindrückliches Zeitdokument aufbewahrt: die „Listen von Saint Cyprien“ (152 Seiten). Dieses Schriftstück wurden zwischen dem 4. und dem 7. Oktober 1940 durch den Lagerkommendanten Lieutenant Colonel Leclerc für den Präfekten in Perpignan erstellt. Das Inventar erlaubt es noch heute, abzuschätzen, wie viele Wertsachen den Flüchtlingen geraubt wurden.[2]

Weitere Internierungscamps existierten entlang der gesamten Mittelmeerküste, so etwa in Agde und Argelès-sur-Mer.

Infrastruktur

Die Infrastruktur ist gut entwickelt. Es gibt in St. Cyprien praktisch alles, was man zum täglichen Leben braucht. Auch einige größere Supermärkte haben sich am Ortsrand zwischen St. Cyprien und Latour Bas Elne angesiedelt. Kindergärten und alle Arten von Schulen sind vorhanden. Das Angebot an Ärzten ist ausreichend. Spezialisten und Krankenhäuser findet man im ca. 16 km entfernten Perpignan. Arbeitsplätze gibt es bei kleinen und mittleren Firmen im Gewerbegebiet. Der größte Arbeitgeber ist die Gemeindeverwaltung mit ihren zahlreichen Dienstleistungen. Besonderem Streß ist die Infrastruktur im Juli und August ausgesetzt, wenn sich bis zu 200.000 Urlauber und Touristen in Saint-Cyprien aufhalten.

Tourismus

Im Rahmen eines Raumplanungsprojekts zur Förderung des Tourismus' in den Küstengebieten der Region Languedoc-Roussillon wurde Saint-Cyprien Anfang der 1960er-Jahre zusammen mit sechs weiteren Orten als Schwerpunktgemeinde für den Ausbau der touristischen Infrastruktur ausgewählt. In der Folge wurde die Stadt zu einem Badeort ausgebaut. Es gibt einige mittelgroße Hotels. Als Ferienunterkunft überwiegen Appartments und Ferienhäuser. Bedeutend sind der riesige Yachthafen mit mehr als 4.000 Liegeplätzen sowie der breite und sehr lange Sandstrand, an dem es auch im Sommer noch ruhige Plätze gibt.

Persönlichkeiten

  • Kurt Julius Goldstein (* 1914; † 2007), war von 1939 bis 1940 im Lager Saint-Cyprien interniert und wurde später nach Auschwitz verschleppt. Er überlebte die Gefangenschaft als einziger jüdischer Kapo des KZ-Bergwerks Jawischowitz.
  • Erwin Kramer (1902-1979), deutscher Interbrigadist und späterer Verkehrsminister der DDR. 1939 im Lager Saint-Cyprien interniert.
  • Felix Nussbaum (1904-1944), deutscher Maler, 1940 in Saint-Cyprien interniert und 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet.
  • Abel Paz (*1921), spanischer Widerstandskämpfer und Autor, 1939 in Saint-Cyprien interniert.
  • Fritz Kahmann (1894-1978), deutscher Landwirt und Politiker, KPD-Reichstagsabgeordneter, Interbrigadist und DDR-Verwaltungskader (Bodenreform), 1939/40 in Saint-Cyprien interniert.

Einzelnachweise

  1. Das Lager von St Cyprien auf Jewish Traces
  2. Die Listen von St Cyprien auf Jewish Traces

Weblinks



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