Salchendorf (Neunkirchen)

Salchendorf (Neunkirchen)
Salchendorf
Gemeinde Neunkirchen
Koordinaten: 50° 48′ N, 8° 1′ O50.7958.015270Koordinaten: 50° 47′ 42″ N, 8° 0′ 54″ O
Höhe: 270–340 m ü. NN
Einwohner: 3580 (31. Dez. 2004)
Eingemeindung: 1. Jan. 1969
Postleitzahl: 57290
Vorwahl: 02735
Karte
Lage des Ortes Salchendorf innerhalb der Gemeinde Neunkirchen.
Der Rassberg in Salchendorf, hinter dem Berg befindet sich Zeppenfeld, die Bebauung auf dem Berg teilt sich in Salchendorf und Zeppenfeld auf.

Salchendorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Neunkirchen im Kreis Siegen-Wittgenstein mit 3580 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2004) und ist damit nach Neunkirchen der zweitgrößte Ortsteil der Gemeinde.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Gutenbach ist ein kleiner Bach, er mündet am Anfang des Dorfs in den Wildebach.

Salchendorf liegt im südlichen Siegerland zwischen Neunkirchen und Wilnsdorf im Rothaargebirge auf einer Höhe von ca. 270 bis 280 m. Höchster Berg ist der Pfannenberg mit 499,2 m, dessen Spitze aber schon im Siegener Stadtgebiet liegt. Weitere Berge sind unter anderem

Der Wildebach fließt aus Wilden kommend durch den Ort und mündet in Neunkirchen in die Heller; in ihn fließen in Salchendorf der Gutenbach am Ortsanfang und der Arbach mitten im Ort.

Nachbarorte

Die Nachbarorte Salchendorfs im Uhrzeigersinn, angefangen im Norden:

Geschichte

Blick vom Hardtwald aus auf Salchendorf im Jahr 1910. Links (unscharf) die Freier Grunder Werke, vorne die Wildener Straße.

Salchendorf schaut auf eine lange Geschichte zurück. Der Ort wurde erstmals am 3. Mai 1316 urkundlich erwähnt. Am 29. September 1752 hat eine Brandkatastrophe den Ort fast vollkommen zerstört, 41 Wohnhäuser brannten ab, nur wenige blieben erhalten. Überlieferungen nach soll ein Tischlergeselle nach dem Krach mit seinem Meister den Brand gelegt haben. Salchendorf hatte noch mehr Unglück. Im Juli 1753 kam es wieder zu einem Brand. Es sollen aber nur zwei Häuser gewesen sein, die dabei zerstört wurden. Bereits 1761 sollten sich die Geschehnisse von 1752 wiederholen. Am 26. September brannten 27 Wohnhäuser und die dazugehörigen Nebengebäude nieder.

Durch eine Gesetzesänderung am 1. Januar 1969 wurde Salchendorf in die Gemeinde Neunkirchen eingegliedert. Heute ist Salchendorf ein großer Ortsteil in Neunkirchen, der Industriegemeinde im Grünen, die meisten Arbeitsplätze der Gemeinde befinden sich hier (Neunkirchen Gesamt: ca. 7.500 Arbeitsplätze bei ca. 15.000 Einwohnern).

Einwohnerzahlen

  • 1818: 481
  • 1905: 1.422
  • 1939: 1.568
  • 1950: 2.160
  • 1967: 3.195
  • Dezember 2004: 3.580

Bergbau

Ein Denkmal zum Bergbau im Ort steht am Ortseingang von Wilden aus kommend.
Bergbaureste, vermutlich von der Grube Rennseifen.

Das Bergmannsdorf Salchendorf war besonders im 19. und 20. Jahrhundert bis zur Gebietsreform im Jahre 1969 eine reiche Gemeinde. Erste Erwähnungen im Bergbau gehen ins Jahr 1732 zurück, das letzte Bergwerk schloss 1962 als letztes im Altkreis Siegen.

Neben dem Bergbau spielte die Verhüttung eine wirtschaftliche Rolle im Ort. Doch trotz der gesünderen Arbeit in den Aufbereitungsanlagen und Hütten waren die Berufe der Bergmänner angesehener und „beliebter“. Im 19. Jahrhundert waren im Gebiet Gemeinde Neunkirchen ca. 50 Gruben, die eine wirtschaftliche Bedeutung hatten, aktiv. Hunderte kleine, meist unbedeutende Gruben gab es, davon dutzende im Ortsgebiet Salchendorfs.

Im ersten Weltkrieg wurden, bedingt durch den Mangel an Rohstoffen, alte Halden in den Wäldern um den Ort wieder ausgegraben und abgetragen, um die letzten Reste Eisenstein zu gewinnen, da die alten primitiven Herstellmethoden zur Eisengewinnung viele Erz-Reste hinterließen.

Gruben

Die wichtigeren, bekannteren oder größeren waren:

Grube Abbauzeit Besonderheit
Arbacher Einigkeit (zu Pfannenberger Einigkeit) 1807 - 1900 (1936) Gesamtteufe: 290 m (bis 550 m nach Stilllegung)
Gleiskaute (zu Junger Löwe) 1780 - ?
Heidenberg 1732 - 1920
Heinrichsglück (zu Stahlseifen) um 1840 - um 1900 Gesamtteufe: 791 m
Junger Löwe 1839 - ?
Ludwigseck 1839-01-24 - 1922-03-30 Gesamtteufe: 260 m
Oberster Specht (zu Steimel) 1814 - 1868 Stollen: 315 m
Pfannenberger Einigkeit 1810 - 1962-04-18 Gesamtteufe: 1.338 m
Rennseifen 1732 - 1920
Stahlseifen (zu Heinrichsglück) 1750 - 1931-12-31 Gesamtteufe: 596 m
Steimel (ab 1895 "Freier Grunder Bergwerksverein"), teils im Ortsgebiet 18. JH - 1935-12-31 Gesamtteufe: 627,3 m
Wodan („Wodanstolln“) 1732 - 1910 Gesamtlänge: 1.500 m

Hinweis: Gruben mit Schachtbetrieb sind fett markiert; Datum bezieht sich auf Ersterwähnung, Abbau schon vorher möglich!

Aktive Gruben 1812 und 1872

Hier die aktiven Gruben in den Jahren 1812 und 1872:

1812

1872

  • Apollo (Freiheit)
  • Arbach
  • Erzvater †um 1895
  • Eule †um 1910
  • Friedrich Wilhelm
  • Heidenberg
  • Heidenstock
  • Heinrichsglück
  • Hevatha
  • Hohe Wilhelmine
  • Hund
  • Kirschenbaum
  • Kreuzbach
  • Ludwigseck
  • Neubergmannsglück
  • Ochs samt Streitberg
  • Pfannenberger Einigkeit
  • Rausche †um 1900
  • Rennseifen
  • Rindchen
  • Schlanger
  • Stahlseifen
  • Steimel
  • Uhu
  • Wilhelmshöhe
  • Wodan (Fe)

Außer den aufgeführten gab es noch weitere Gruben:

  • Harold (Abbau von Fe, Pb, Cu, Zn, Ag)
  • Ronnert
  • Ende
  • Stümpchen

Gruben mit Schachtbetrieb

Haldenreste der Grube "Heinrichsglück"
Das Bähnchen war eine Schmalspurbahn zwischen der Grube Bautenberg und Neunkirchen, heute ein Rad- und Wanderweg.
Das zweite Fördergerüst (gebaut 1898) des alten Schachtes der Grube Pfannenberger Einigkeit steht jetzt als Aussichtsturm am Pfannenberg. Das Bild zeigt das erste Gerüst.

Hier sind die sechs größten Gruben, die Gruben mit Schachtbetrieb, einmal näher aufgeführt. Wenn man es genau nimmt, waren es nur fünf Gruben, denn die Grube Steimel lag auf der Grenze zu Neunkirchen und nur teils in Salchendorf.

Arbacher Einigkeit

Die Grube Arbacher Einigkeit lag am Pfannenberg unterhalb der Grube Pfannenberger Einigkeit. Sie gehörte anfangs zu den besten Gruben des Freien Grundes. In der 1860er Jahren begann man mit der Förderung in größeren Teufen, noch bevor ein richtiger Schacht im Jahre 1873 angelegt wurde. Der Erz wurde durch einen 500 m langen Stollen abtransportiert. Um 1900 wurde die Grube stillgelegt und ging in den Besitz der benachbarten Grube über. Kurz vor dem ersten Weltkrieg wurde auf der Pfannenberger 450-m-Sohle ein Gang in Richtung Arbacher Einigkeit angelegt. Später wurde in der Grube ein Blindschacht auf 550 m abgeteuft. Durch den gang war es möglich, das abgebaute Gestein über die schon vorhandenen Anlagen am Pfannenberg zu fördern. 1936 endeten die Abbauarbeiten im Arbacher Grubenfeld.

Heinrichsglück

Die Grube Heinrichsglück war eine der fünf Gruben mit Schachtbetrieb im Ortsgebiet. Sie lag im oberen "Gutenbachtal" in einem kleinen Seitentälchen. Um 1840 wird hier erstmals Erz abgebaut. 1879 wurde ein Schacht abgeteuft, der eine Teufe von 275 m erreicht. Die Gesamtteufe der Grube lag bei 791 m. 1897 kauft der Ruhrkonzern Phoenix die Gruben Heinrichsglück und Stahlseifen und macht daraus die Gewerkschaft Heinrichsglück. Um 1900 wird die Grube stillgelegt.

Ludwigseck

Die Grube Ludwigseck wurde am 24. Januar 1839 auf die Förderung von Eisenstein, Blei, Silber- & Kupfererz angelegt. Ab 1853 wurde auch Zinkblende gefördert. Um 1910 brannte die Aufbereitungsanlage der Grube komplett nieder, was die eh schon angeschlagene Grube in den Ruin trieb, 1913 wurde die Förderung eingestellt und Konkurs angemeldet. Der Schacht der Grube hatte eine Teufe von 260 m.

Pfannenberger Einigkeit

Die Grube Pfannenberger Einigkeit war mit 1338 m Gesamtteufe zeitweise die tiefste Grube Europas und wurde 1962 als eine der letzten großen Gruben im Siegerland geschlossen.

Stahlseifen

Die Grube Stahlseifen lag an der Verbindungsstraße zwischen Salchendorf und Wilden. Ab dem 18. Jahrhundert wurde Erz abgebaut. 1873 wird ein Schacht abgeteuft. Seine Teufe erreicht 596 m. 1897 kauft der Ruhrkonzern Phoenix die Gruben Heinrichsglück und Stahlseifen und macht daraus die Gewerkschaft Heinrichsglück. Am 31. Januar 1935 wird sie stillgelegt. Das Gelände der Grube wird heute fälschlicherweise noch „Heinrichsglück“ genannt.

Steimel

Die Grube Steimel, ab 1895 Freier Grunder Bergwerksverein, lag nördlich oberhalb der Ortschaft auf der Grenze zwischen Salchendorf und Neunkirchen. Acht Schächte bzw. Gruben gehörten dazu, zwei von ihnen auf Salchendorfer Seite. Die meisten wurden mit der Hauptgrube am 31. Dezember 1931 geschlossen. Heute ist der Steimel ein beliebtes Ausflugsziel. Auf der Höhe befindet sich ein Restaurant.

Wirtschaft

Eisenbahnschienen in Salchendorf, links hinten die Verwaltung von SSI Schäfer, die nach rechts gehenden Schienen verlaufen Richtung Pfannenberg.

Industrie

Die Gemeinde Neunkirchen und insbesondere Salchendorf hat schon immer mehr Arbeitsplätze als Arbeitnehmer gehabt. Bis 1962 haben über 300 Bergleute auf dem „Pfannenberg“ gearbeitet, in guten Zeiten an die 1200. Seit 1962 stellt der dort angesiedelte Betrieb und andere im Tal viele Arbeitsplätze, nicht nur für Neunkirchener.

Unternehmen

Ansässige Unternehmen sind unter anderem:

  • Schäfer Werke GmbH (am Pfannenberg)
  • SSI Schäfer (die Mülltonnen findet man überall auf der Welt)
  • Schäfer & SIS Interlogistik
  • EMW Eisen- und Metallhandel

Freien Grunder Eisenwerke / SSI Schäfer

Die Freien Grunder Eisenwerke war eines der wichtigsten Unternehmen im Ort. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war es ein großer Arbeitgeber. Verhüttung und Weiterverarbeitung des in den Gruben geförderten Eisenerzes waren Hauptaufgaben. Auf dem Gelände wurde im Jahr 1716 die Beelenhütte errichtet und mit dem noch heute bestehenden alten Hüttenweiher in Betrieb genommen.

1937 gründete Fritz Schäfer in einer Garage die Fritz Schäfer GmbH mit Produktion von Blechwaren aller Art. 1948 verlagerte er sein Unternehmen auf die „Dorfwiese“ auf das Gelände der Freien Grunder Eisenwerke. Heute ist SSI Schäfer GmbH ein modernes Unternehmen mit Standorten rund auf der ganzen Welt.

Ein Relikt aus der Zeit der Eisenverhüttung in Salchendorf ist der Hüttenweiher, der früher zur Hütte gehörte und heute vom Angelverein im Ort genutzt wird.

Verkehr & Infrastruktur

Erster Personenzug im Salchendorfer Bahnhof, 1. Mai 1908.

Salchendorf liegt an der Verbindungsstraße zwischen Neunkirchen und Eiserfeld, in der Ortsmitte geht eine weitere Straße ab nach Wilden, bzw. Wilnsdorf und der Autobahn 45 (Sauerlandlinie), über die der Ort seit den 1970ern zu erreichen ist.

Den Busverkehr übernimmt die VWS mit den Linien R15 (Neunkirchen - Wilnsdorf), R22 (Neunkirchen - Eiserfeld) und L230 (Lokallinie: Rassberg - Neunkirchen - Altersheim).

Die Freien Grunder Eisenbahn war ein Bahnunternehmen, das von 1904 bis 1970 existierte. Es verband die Orte im Freien Grund von Herdorf bis Wilden mit der Bahn. Halte in Salchendorf waren der Bahnhof, die Grube Stahlseifen und eine Verbindungsstrecke zur Grube Pfannenberger Einigkeit. Heute übernimmt die Hellertalbahn den Personenverkehr zwischen Betzdorf und Dillenburg. Über den Neunkirchener Bahnhof ist Salchendorf mit ihr verbunden, da der Ort keinen eigenen mehr hat.

Sehenswürdigkeiten

Sonnenuntergang in Salchendorf

Das Schaubergwerk Wodanstolln wird regelmäßig für Besucher geöffnet. Dort werden ihnen alle Funktionen eines Stollen gezeigt, die dieser einmal hatte. Ausrüstung und Arbeitswelt der Bergleute gehören auch dazu. Der Stollen wurde 1732 angelegt und verband die Gruben Heidenberg und Rennseifen miteinander. Er diente als Erbstollen und bis 1910 zum Erzabbau. Von ca. 1925 bis 1974 wurde er zur Trinkwasserversorgung Salchendorfs genutzt. 1944/45 diente er als Luftschutzanlage. Ab 1995 baute der Heimatverein den Stollen zum Schaubergwerk um, seit 1997 wird er so genutzt. Der 1,5 km lange Stollen ist auf 600 m begehbar. Das Zechenhäuschen wurde Originalgetreu wiedererrichtet.

Die Dorfschmiede Salchendorf zeigt vor allem Schmiede- und Bergbauwerkzeuge, die während den regelmäßigen Führungen auch im Einsatz sind.

Haus Henrichs: Das Haus des Heimatvereins stammt aus Emmerichenhain und wurde 1755 nach einem Dorfbrand von einem Bewohner gekauft. Es wurde auf den Fundamenten des abgebrannten Hauses wiedererrichtet und im Mai 2004 nach zweijähriger Renovierung eingeweiht.

Schule & Freizeit

Das Familienbad Freier Grund

Salchendorf hat eine eigene Grundschule und einen eigenen Kindergarten. Das Familienbad Freier Grund mit Hallen- und Freibad liegt unterhalb des Rassberges und durchgängig geöffnet (Freibad nur im Sommer). Nicht weit davon ist der Sportplatz mit Hof, nebenan ein Tennisclub und eine Minigolfanlage. Der Sportplatz wird 2007 umfassend modernisiert mit Kunstrasen und Laufbahn. Auf dem Platz des Angelvereins findet jedes Jahr am Karsamstag das Osterfeuer statt. Vorher gibt es einen Osterlauf, der von Salchendorf nach Wilden führt. Zudem steht am 30. April und am 1. Mai auf einem Platz Ortsausgang in Richtung Wilden ein Zelt für den Tanz in den Mai.

Am 20. April 2008 fand das bereits sechste Unimogtreffen in Salchendorf in der Nähe des Schwimmbades statt.

Literatur

  • Alfred Henrichs: Aus Salchendorfs Vergangenheit, Druckerei Braun, Neunkirchen 1966
  • Otto Braun: Neunkirchen in alten Bildern, Neunkirchen 1980
  • Otto Braun: 700 Jahre Neunkirchen, Neunkirchen 1988

Weblinks

Quellen


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