Sallaki

Sallaki

Als Weihrauchpräparate werden Arzneimittel bezeichnet, die als Hauptwirkstoff Trockenextrakt oder Pulver des Weihrauchharzes enthalten. Sie sind in Deutschland und in der Schweiz verschreibungspflichtig, in Österreich sind sie als Nahrungsergänzungsmittel eingestuft. Die Hauptbestandteile des Harzes sind die Boswelliasäuren und ätherische Öle. Neben den Boswelliasäuren, die zur Gruppe der pentacyclischen Triterpene gehören, findet man auch ein tetracyclisches Triterpen, die 3-Oxo-Tirucallsäure.

Inhaltsverzeichnis

Indikationen

In der indischen Ayurvedamedizin wird Weihrauch schon lange als Heilmittel eingesetzt. Das bekannteste Weihrauchpräparat, das in Deutschland erhältlich ist, heißt H15 Ayurmedica und wird in Indien unter dem Namen Sallaki hergestellt. Dabei handelt es sich um Tabletten, die jeweils 400 mg standardisierten Trockenextrakt aus Boswellia serrata enthalten. Das Mittel wird vom indischen Hersteller als pflanzliches Antirheumatikum bezeichnet, als Indikationen werden rheumatische Arthritis und juvenile chronische Arthritis angegeben. Es wird jedoch auf Grund seiner entzündungshemmenden Wirkung teilweise in der Therapie anderer Erkrankungen eingesetzt, wobei die medizinische Forschung noch nicht abgeschlossen ist. Als weitere mögliche Indikationen gelten Rheuma, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Allergien, Psoriasis, Asthma und Gehirntumoren, die mit Schwellungen verbunden sind. In der Alternativmedizin wird Weihrauch als Alternative zu Cortison angesehen.

Rechtslage

Weihrauchpräparate sind in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen, sind aber mit ärztlicher Verordnung erhältlich. In der Schweiz kann das Präparat H15 bis 2008 einzig im Kanton Appenzell-Ausserrhoden in den Handel gebracht werden. Von Apotheken werden in Deutschland auf Privatrezept auch Weihrauchpräparate hergestellt, teilweise als Kapseln, die Weihrauchpulver enthalten. Außerdem werden Präparate im Internet angeboten. Qualität und Zusammensetzung dieser Produkte kann sehr unterschiedlich sein und entspricht nicht unbedingt der des Präparats H15. Das im Apothekengroßhandel verwendete Olibanum-Harz stammt meistens vom preiswerteren afrikanischen Weihrauch und nicht aus Indien. Die Zusammensetzung der beiden Handelssorten kann sehr stark voneinander abweichen.

Wirkung

Die medizinische Wirkung wird auf die in Weihrauchextrakt vorhandenen Boswelliasäuren zurückgeführt, die entzündungshemmend wirken sollen. Entzündungen werden im Körper unter anderem durch das Enzym 5-Lipoxygenase ausgelöst, das die Bildung von Leukotrienen aus Arachidonsäure veranlasst. Da Boswelliasäuren in vitro die 5-Lipoxygenase hemmen [1] ist eine mögliche entzündungshemmende Wirkung bei chronischen Entzündungen postuliert worden, die mit erhöhten Leukotrienspiegeln einhergehen (unter anderem Rheumatoide Arthritis, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Psoriasis, Bronchialasthma und Multipler Sklerose).

Klinische Studien

Bisher sind nur einzelne kleine randomisierte kontrollierte Studien veröffentlicht worden, die eine Wirksamkeit von Weihrauchpräparaten nachweisen. Positive Wirkungen konnten in allen Fällen nur mit hohen Dosen von Weihrauchextrakt erreicht werden. Forscher stellten fest, dass die Gabe niedrig dosierter Präparate genau das Gegenteil bewirkten. Diese waren nicht unwirksam, sondern führten sogar zu einer verstärkten Bildung von Leukotrienen und damit einer Verstärkung der Entzündung. Für diese unerwartete Wirkung wird eine weitere Wirksubstanz in dem Weihrauchharz, die 3-Oxo-Tirucallsäure, verantwortlich gemacht.[2][3] In Deutschland gilt der Pharmakologe Hermann Ammon als führend in der Erforschung des Weihrauchs.

In einer aktuellen Metaanalyse wurde die Evidenzlage für eine Wirksamkeit von Boswellia serrata bei der Behandlung von Asthma, rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn, Osteoarthritis des Kniegelenks und kollagener Colitis als ermutigend, aber nicht überzeugend zusammengefasst, wobei hauptsächlich die kleinen Fallzahlen der eingeschlossenen Studien kritisiert wurden.[4]

Entzündliche Darmerkrankungen

Bei der Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen ergeben sich Hinweise auf eine vergleichbare Wirksamkeit wie bei der Standardtherapie. So wurde an der Klinik Mannheim der Universität Heidelberg eine randomisierte, doppelblinde Studie an 102 Morbus-Crohn-Patienten durchgeführt, wobei die Vergleichsgruppe statt mit H15 (täglich drei Tabletten mit je 400 mg) mit Mesalazin behandelt wurde. Hier ergab sich eine vergleichbare Wirkung auf die Entzündungsaktivität.[5] Auch bei Colitis Ulcerosa wurde eine ähnliche Wirksamkeit von Boswelliasäuren im Vergleich zur Standardtherapie nachgewiesen[6].

Asthma

Bei der Behandlung des Asthmas wurde eine Wirksamkeit festgestellt,[7] die zwischenzeitlich jedoch nicht durch weitere Studien bestätigt wurde.

Hirntumoren

Bei der Behandlung des Begleitödems von malignen Gliomen ist zwar in einer kleineren klinischen Studie eine positive Wirkung von Weihrauchpräparaten berichtet worden.[8] Diese Ergebnisse sind auf Grund methodischer Mängel jedoch umstritten.[9]

Gelenkentzündungen

Bei der Behandlung der Polyarthritis sei es nach einer auf einem Kongress vorgestellten klinischen Studie[10] bei 60 bis 70 Prozent der Patienten zu einem Rückgang der Schmerzen, der Gelenksteife und Schwellungen gekommen.[11] Diese Ergebnisse sind jedoch bislang nicht in einer wissenschaftlichen Publikation weiter veröffentlicht worden. Tatsächlich ergab eine randomisierte doppeltblinde Studie keinen Vorteil gegenüber Placebo,[12] so dass keine ausreichende Evidenz zur Behandlung bei dieser Indikation vorliegt.[13] Lediglich bei der Behandlung der Kniearthris konnte in einer kleinen randomisierten doppeltblinden Studie an 30 Patienten eine signifikante schmerzlindernde und abschwellende Wirkung des H15-Präparats im Vergleich zu Placebo nachgewiesen werden.[14]

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen durch die Einnahme von Weihrauchpräparaten sind relativ selten; es können allergische Reaktionen oder Magen- und Darmbeschwerden auftreten.

Vorklinische Studien

Ergebnisse aus Tierversuchen, die eine Steigerung der Lern- und Gedächtnisleistung nahelegen, sind zwar auf einem Kongress vorgestellt worden[15], haben Medienecho hervorgerufen[16] und werden zur Vermarktung von Weihrauchpräparaten bemüht, sind aber bislang nicht weiter veröffentlicht worden.

In der Zellkultur hemmen Boswelliasäuren in hohen Konzentrationen (20 µg/ml) das Wachstum menschlicher Tumorzellen; es kommt zu einer vermehrten Apoptose.[17] In niedriger Konzentration wurde auch eine verstärkten Bildung von Leukotrienen und damit einer Verstärkung der Entzündung durch Boswelliaextrakte beschrieben. Für diese unerwartete Wirkung wird eine weitere Wirksubstanz in dem Weihrauchharz, die 3-Oxo-Tirucallsäure, verantwortlich gemacht.[18]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Safayhi et al.: Boswellic acids: novel, specific, nonredox inhibitors of 5-lipoxygenase. J Pharmacol Exp Ther. 1992;261(3):1143-6. PMID 1602379
  2. Boden SE et al.: Stimulation of leukotriene synthesis in intact polymorphonuclear cells by the 5-lipoxygenase inhibitor 3-oxo-tirucallic acid. Mol Pharmacol. 2001;60:267-73. PMID 11455013 Volltext
  3. Thilo Bertsche/Martin Schulz: Therapie mit Weihrauchextrakten
  4. Ernst E: Frankincense: systematic review. In: BMJ. 337, 2008. doi:10.1136/bmj.a2813Volltext (engl.)
  5. Gerhardt et al.: Therapie des aktiven Morbus Crohn mit dem Boswellia-serrata-Extrakt H 15. Z Gastroenterol. 2001;39:11-7. PMID 11215357 [http://www.thieme-connect.com/ejournals/abstract/zfg/doi/10.1055/s-2001-10708 deutschsprachiges Abstract
  6. Gupta et al.: Effects of Boswellia serrata gum resin in patients with ulcerative colitis. Eur J Med Res. 1997;2:37-43. PMID 9049593
  7. Gupta et al.: Effects of Boswellia serrata gum resin in patients with bronchial asthma: results of a double-blind, placebo-controlled, 6-week clinical study. Eur J Med Res. 1998;3(11):511-4.PMID 9810030
  8. Böker & Winkling: Die Rolle von Boswellia-Säuren in der Therapie maligner Gliome. Deutsches Ärzteblatt 1997; 94:A-1197 Volltext
  9. Warnke et al.: Die Rolle von Boswellia-Säuren in der Therapie maligner Gliome: Methodische Mängel. Deutsches Ärzteblatt 1998; 95:A-220 Volltext
  10. Letzel et al.: Klinische Wirksamkeit des Weihrauchpräparates H15 bei rheumatischer Arthritis: Ein neues Therapieprinzip durch spezifische 5-Lipoxygenase-Inhibition? 26. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, Berlin, 1994.
  11. Ammon: Salai-Guggal-(Indischer Weihrauch-) Gummiharz aus Boswellia serrata: Boswelliasäuren als Nicht-Redoxhemmstoffe der Leukotrienbiosynthese - Neue therapeutische Möglichkeit? Deutsches Ärzteblatt 1998; 95: A 30-31 Volltext
  12. Sander et al.: Ist H15 (Harzextrakt von Boswellia serrata, ‘Weihrauch’), eine sinnvolle Ergänzung zur etablierten medikamentösen Therapie der chronischen Polyarthritis? —Ergebnisse einer doppelblinden Pilotstudie. Z Rheumatol. 1998;57:11-6 PMID
  13. Soeken et al.: Herbal medicines for the treatment of rheumatoid arthritis: a systematic review, Rheumatology 2003 42: 652-659 PMID 12709541 Volltext
  14. Kimmatkar et al.: Efficacy and tolerability of Boswellia serrata extract in treatment of osteoarthritis of knee--a randomized double blind placebo controlled trial. Phytomedicine. 2003;10:3-7. PMID 12622457
  15. Phytopharmaka und Phytotherapie 2004. Gemeinsame Tagung der Deutschen Gesellschaft für klinische Pharmakologie und Therapie, der Gesellschaft für Phytotherapie und der Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung. Berlin, 26.-28.2.2004. Abstract-Band Seite 86 Volltext
  16. ZDF.de: Avicennas Lehren - Stärkung durch Weihrauch
  17. Jing et al.: Boswellic acid acetate induces differentiation and apoptosis in leukemia cell lines. Leuk Res. 1999;23:43-50. PMID 9933134
  18. Boden SE et al.: Stimulation of leukotriene synthesis in intact polymorphonuclear cells by the 5-lipoxygenase inhibitor 3-oxo-tirucallic acid. Mol Pharmacol. 2001;60:267-73. PMID 11455013 Volltext


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