Salon Helga (FM4)

Salon Helga (FM4)

Salon Helga ist eine wöchentliche Hörfunksendung mit satirischem Inhalt, die zwischen 1989 und 1994 auf dem österreichischen Rundfunksender Ö3 und seit Anfang 1995 im Programm von FM4 ausgestrahlt wird. Die Sendung dauerte anfänglich nur etwa eine halbe Stunde, bis sie auf 60 Minuten ausgedehnt wurde. Sie läuft jeden Freitag zwischen 20.15 und 21.30 Uhr und hat im Sendeschema des Rundfunksenders FM4 ihren festen Platz gefunden. Salon Helga ist die neben dem "Swound Sound System" die einzige FM4-Sendung, die 1995 unverändert aus dem damaligen Ö3-Programm übernommen wurde.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Salon Helga wird seit 1989 von Christoph Grissemann und Dirk Stermann gestaltet und moderiert. Über die Jahre entwickelte das Duo seinen unverwechselbaren Stil, eine Mischung aus Absurdem, Literarischem und bewusst gesetzten plumpen Kalauern. Tragikomische Kurzgeschichten, Telefonscherzanrufe und Parodien auf andere Medien (beispielsweise die Alpensaga „Wurzel“, „Tunten testen Jausenstationen“ oder die Castingshow „Philomania“) sind Hauptbestandteile der Sendung.

Einzig unverändert gebliebenes Element seit dem 19. Februar 1989 ist der sogenannte „Moderne Gute-Nacht-Dialog“ am Ende jeder Sendung, der zum Schlusslied „Tornerò“ von I Santo California gesprochen wird (gekürzte Fassung):

  • Stermann: „Schlaf gut!“
  • Grissemann: „Du auch!“
  • Stermann: „Ich liebe dich.“
  • Grissemann: „Du auch.“

Lediglich bei Sendungen die nur von einem der Beiden moderiert werden kommt zum Teil die Soloversion vor: „Schlaf gut. Ich liebe dich.“

Geschichte

Von den Anfängen bis 1992

Salon Helga entstand ursprünglich als satirische Nische innerhalb der Ö3-Sendung „ZickZack“. Die beiden Protagonisten der Sendung, Christoph Grissemann und Dirk Stermann, hatten sich innerhalb der ZickZack-Redaktion kennengelernt und zunächst völlig ironiefreie Reportagen gestaltet. In den ersten Jahren verkörperten sie die Kunstfiguren Hans Herbert und Hans Christoph, was noch heute in der seit 1989 unverändert gebliebenen Signation zu erkennen ist. Das Prägende wurde bereits damals gefunden – trockener Humor, unprofessionell wirkendes, linkisches Agieren als bewusst gesetzter Kontrast zum damaligen „Mainstream“ der Jugendkultur, die im ORF durch Sendungen wie X-Large oder Die Großen Zehn verkörpert wurde. In dieser Zeit gab es auch noch nicht die nachher wichtige und typische „Salon-Helga-Musik“ (siehe unten). Stattdessen wurde übliches Ö3-Musikprogramm gespielt. Zunächst war die Sendung innerhalb des Zickzack-Teams umstritten.[1] Grissemann gab Anfang 2005 in einem Interview anlässlich des zehnjährigen Bestehens von FM4 an, der seinerzeitige Hauptabteilungsleiter „Gesellschaft, Jugend und Familie“, Rainer Rosenberg, habe die Sendung vor der Absetzung bewahrt.[2]

1992 bis 2000

Als Martin Blumenau 1992 zum redaktionellen Leiter von ZickZack avancierte, wurde die Sendung, die sich mittlerweile eine gewisse feste Fangemeinde aufbauen konnte, zur wöchentlichen Institution, die Sendezeit wurde auf eine Stunde erweitert. Nach diesem Einschnitt begann sich das typische Musikprogramm zu entwickeln. Die dafür von den „Salonisten“, die sich von nun an auf Sendung gegenseitig per Du und mit Nachnamen ansprachen, getroffenen Rahmenbedingungen waren folgende: Der Titel musste in Deutschland produziert werden, einen deutschen Text haben und kein Hip Hop sein. Ausnahmen dieser Regel bildeten in den folgenden Jahren die Aeronauten aus der Schweiz und die von den Salonisten selbst entdeckten Christoph und Lollo. Seit 1993 spielt Salon Helga jährlich am Karfreitag unter dem Motto „keine Witze – nur Musik“ ein reines Musikprogramm. Das erste deutschsprachige Album von Element of Crime, „Damals hinterm Mond“ im Herbst 1991, fiel fast zeitgleich mit der gleichsam zum „satirischen Vollprogramm“ aufgestiegenen Salon Helga zusammen. So entwickelte sich zwischen Element of Crime und Salon Helga eine Partnerschaft: Die Neuerscheinung eines Albums von Element of Crime ist stets der Anlass für eine Spezialausgabe, zuletzt am 30. September 2005.

In dieser Zeit, noch auf den Frequenzen von Ö3, entwickelten sich die unverwechselbaren Markenzeichen der Sendung: kleine Pointen, für die unverhältnismäßig lange, von professionellen Sprechern wie Nina Strehlein gelesene Einleitungen eingespielt werden. Daraus entwickelten sich absurde, kleine Geschichten, die bereits Gegenstand von germanistischen Untersuchungen wurden. So treffen etwa in einer schon „klassischen“ Geschichte Ronnie Urini und Robert Lembke am Münchener Oktoberfest zusammen. Auch die Scherzanrufe, mit denen viele Hörer den „Salon“ zuallererst in Verbindung bringen, vorzüglich weltweit in die Lobbys der Hilton-Hotel-Kette, wurden nach 1992 erstmals praktiziert.

1995 waren Grissemann und Stermann Gründungsmitglieder von FM4, wo die Sendung am 20. Jänner 1995 erstmals ausgestrahlt wurde. Gleich im ersten Sendungsjahr von FM4 sorgten sie für einen (inszenierten) kleinen Medienskandal, indem sie in der Ausgabe vom 3. November 1995 bekanntgaben, in Zukunft getrennte Wege gehen zu wollen. Das wurde seinerzeit von großen Teilen des Publikums auch geglaubt. Im gleichen Jahr begannen sie mit der ironischen Kommentierung des Eurovision Song Contests und bekamen für eine für das Ö1-Kunstradio gestaltete einstündige Sendung den „Prix Futur“ in der Kategorie Hörspiel & Information verliehen. Gleichzeitig verlassen die beiden Radiomacher das Format Salon Helga innerhalb von FM4 und betreuen Sendungen wie „Radio Blume“ und die jährliche Weihnachtssendung „Weihnachten ohne Freunde“.

Jörg Haider gegen „Salon Helga“

Wegen der im Umfeld der Regierungsbildung in Österreich im Februar 2000 im Rahmen eines satirischen Interviews mit einer kleinen Kulturzeitung aus Linz getätigten Aussage „Ich glaube, wenn man Haider derzeit stoppen wollte, müsste man ihn erschießen“ sah sich das Duo einer Anklage wegen Anstiftung zu Mord gegenüber.[3] Als dieser Vorfall von Jörg Haider selbst Anfang Februar 2000 in einem ZIB-2-Liveinterview in den Tagen rund um den turbulenten Auftakt der Blau- Schwarzen Koalition öffentlich bekannt gegeben wurde, erhielten die Salonisten vom ORF sofortiges Sendeverbot. In dieser Zeit wurden auf dem Sendeplatz Wiederholungen gespielt. Das Interview wurde zwar kurzfristig zum Gegenstand von Parlamentsdebatten, Grissemann und Stermann konnten jedoch relativ rasch den Streit mit Haider beilegen, indem sie sich förmlich entschuldigten. Damit konnte der Salon noch vor dem Sommer 2000 erneut auf Sendung gehen.

Tendenzen der Sendung seit 2000

In den Jahren seit der Jahrtausendwende begann sich der Stil der Sendung sehr langsam zu verändern. Galten Grissemann und Stermann in den 1990er Jahren noch über weite Strecken als Geheimtipp, sind sie nun einem größeren Publikum bekannt. 2002 nahmen die beiden mit dem Titel „Das schönste Ding der Welt“ an der österreichischen Ausscheidung zum Song Contest teil und landeten auf dem zweiten Platz hinter Manuel Ortega. Am 25. Mai 2002 versahen sie den Song Contest zum letzten Mal mit ihren ironischen Kommentaren. Auffällig für Hörer, die die Sendung länger regelmäßig verfolgen, ist die allmähliche Zurückdrängung der tragikomischen Kurzgeschichten. Insgesamt ist ein Hang zur Improvisation festzustellen, hin zu einer Art ironischen Kamingespräches. Dennoch blieben bislang die wesentlichen Inhalte der Sendung bestehen: satirische Medienbeobachtung, vornehmlich für ihre Berliner auf Radio Eins ausgestrahlte Sendung Show Royal vorproduzierte Serien wie „Die Tierärztin vom Jadebusen“ oder „Fräulein Achterbahn“. In jüngster Zeit wurden die klassischen Telefonstreiche merklich weniger. Auch das Musikprogramm wird seit 2002 auffällig breitfächiger, es gibt keine so enge Rotation von Titeln wie früher.

Neue Kennung

Mit den verstärkten Kabarett- und Fernsehtätigkeiten des Duos Stermann und Grissemann in der wöchentlich ausgestrahlten Sendung "Willkommen Österreich" hat sich der "Salon" etwa seit Anfang 2008 zu einer fast reinen Talkshow gewandelt. Die Sendung ging im Juni 2008 in eine 14wöchige Sommerpause, die längste in ihrer Geschichte. Einige Wochen später meldete sich die Sendung am gewohnten Sendeplatz , mit leicht veränderten unter dem neuem Namen Salon Royal (obwohl auf der FM4-Website weiterhin als Salon Helga angekündigt) und mit neuer Signation. Diese besteht aus der Eurovisionshymne und dem von einer weiblichen Stimme gesprochenen Sendungstitel. Die Musiktitel werden nicht mehr gänzlich wie etwa bis 2005 von den beiden Moderatoren selbst ausgesucht, sondern es kommen verstärkt Titel aus dem gesamten Tagesprogramm von FM4 (jedoch meist deutschsprachige Interpreten) zum Einsatz.

„Salon Helga“ und Musik

Einige vorwiegend deutschsprachige Bands und ihre Lieder - großteils Mitglieder der Hamburger Schule - gelangten vor allem in den 1990ern durch Salon Helga zu einem regelrechten Kultstatus in Österreich. Einige Beispiele sind:

Außerdem überrascht die Sendung hin und wieder mit für eine moderne Jugendsendung eigentlich völlig untypischen Interpreten wie Harald Juhnke, Manfred Krug, Reinhard Mey und Nena. 1997 wurde zudem, nach dem Unfalltod von Prinzessin Diana, das Elton-John-Stück Candle in the Wind mehr als ausgereizt.

Eine sehr lange Zeit wurden im Salon Helga fast ausschließlich Musiktitel von Dean Martin gespielt. Das Motto lautete: "Wir spielen Dean Martin so lange, bis er stirbt." Das wurde aber eine Weile vor seinem Tod aufgegeben. Als Dean Martin am 25. Dezember 1995 tatsächlich starb, gab es freilich eine Sondersendung.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://fm4.orf.at/blumenau/192535
  2. http://fm4.orf.at/connected/190127
  3. http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_2000/17/04a.htm

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