Sandtorf

Sandtorf
Wappen Karte
Wappen von Sandhofen
Sandhofen Schönau Waldhof Neckarstadt-West Innenstadt/Jungbusch Lindenhof Käfertal Vogelstang Wallstadt Feudenheim Seckenheim Friedrichsfeld Rheinau Neckarau Neckarstadt-Ost/Wohlgelegen Neuostheim/Neuhermsheim Schwetzingerstadt/OststadtMannheim, Stadtbezirk Sandhofen hervorgehoben
Über dieses Bild
Basisdaten
Stadt: Mannheim
Geografische Lage: 49° 33' N, 08° 27' O Koordinaten: 49° 33' N, 08° 27' O
Fläche: 26,85 km²
Einwohner: 13.159 (31. Oktober 2008)[1]
Bevölkerungsdichte: 490 Einwohner je km²
Adresse der
Stadtverwaltung:
Obergasse 1
68307 Mannheim
Website: www.mannheim.de

Mannheim-Sandhofen ist ein Stadtteil und ein Stadtbezirk im Norden Mannheims. Außer Sandhofen selbst gehören noch Blumenau, Kirschgartshausen, Sandtorf und Scharhof zum Bezirk.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Sandhofen liegt im Norden von Mannheim. Im Osten grenzt der Vorort an Schönau, im Süden getrennt durch einen Altrheinarm die Friesenheimer Insel. Auf der anderen Rheinseite im Westen liegt das rheinland-pfälzische Ludwigshafen, im Norden das hessische Lampertheim.

Geschichte

Schar(hof) wurde im Jahr 764 und damit zwei Jahre vor Mannheim, erstmals im Lorscher Codex erwähnt. Es sollte noch bis in das 16. Jahrhundert Muttergemeinde von Sandhofen bleiben, das 888 erstmals als "Sunthoven" urkundlich genannt wurde. Sie gehörten zunächst zum Kloster Lorsch, bis Pfalzgraf Rudolf die Ortsherrschaft 1300 an das Kloster Schönau veräußerte. Das nördlich gelegene Kirschgartshausen war 1247 vom Hochstift Worms gegründet worden. 1422 kaufte die Kurpfalz den Hof. Ende des 15. Jahrhunderts zählte Sandhofen etwa 240 Einwohner. Mit der Verlegung des Friedhofs wurde Sandhofen 1587 selbständig. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde der Ort 1621 und 1634 zerstört und die Gemeinde fast komplett entvölkert. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Sandhofen 1689 nochmals zerstört. Bis 1727 stieg die Einwohnerzahl auf 320. Östlich von Scharhof versuchte die Kurpfalz die Ablagerungen eines ehemaligen Rheinarms als Sand und Torf abzubauen. Daraus bildete sich ab 1786 der Gemarkungsnamen Sandtorf.

Mit dem Ende der Kurpfalz gelangten die Orte zu Beginn des 19. Jahrhunderts an Baden. 1810 wurde das Rathaus in Sandhofen errichtet. 1852 zählte der Ort 1540 Einwohner. Durch die Rheinkorrektur nach den Plänen Tullas entstand 1862 die Friesenheimer Insel. Die vorher zu Bayern gehörende Gemarkung wurde Sandhofen zugeschlagen. Ab 1879 trennte die Riedbahn Sandtorf von den anderen Orten. 1884 siedelte sich die Zellstoff-Fabrik am Altrhein an. 1895 wurde die Friesenheimer Insel an Mannheim abgetreten. 1899 gemeindete Sandhofen den Scharhof ein, wurde aber 1913 selbst von Mannheim eingemeindet. Im Ersten Weltkrieg fielen mehr als 200 Sandhöfer. 1920 wurde die Straßenbahnstrecke zur Zellstofffabrik eröffnet, zwei Jahre später war auch der Ortskern erreicht. 1930 wurden auch Kirschgartshausen und Sandtorf zu Mannheim eingemeindet. Ab 1933 legte der Reichsarbeitsdienst den Bruch westlich der Bahnlinie trocken. 1934-38 entstanden dort mehr als 50 Siedlungshäuser, die den Kern der Blumenau bildeten. Der Name geht zurück auf eine Gärtnerei mit einem Ausflugsrestaurant, das bereits 1911 eröffnet hatte.

Rheinbrücke
Sandhofen 1953, im Vordergrund die Friesenheimer Insel.

Ab 1939 wurde an der Autobahn nach Kaiserslautern gebaut. Nach einem schweren Unglück an der Rheinbrücke wurden die Arbeiten aber zunächst eingestellt und erst nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgenommen. Die Autobahn schneidet seit der Fertigstellung Sandhofen von den anderen vier Orten ab.

1952 wurde die Bundesstraße 44 dem Verkehr übergeben. 1964 konnte die Altrheinbrücke zur Friesenheimer Insel und der Neubau der Sandhofen-Schule eingeweiht werden. 1972 war der Bau eines Kernkraftwerks mit 1.300 MW geplant. Die Planungen wurden 1980 aber wieder aufgegeben. 1988 feierte Sandhofen seine 1100-Jahr-Feier.

Einwohnerentwicklung 1439 1577 1777 1818 1875 1905 1910
Sandhofen 285 375 416 416 1944 6364 8213
Scharhof 152 85 210 277 s.o.
Sandtorf 31 30 54 77
Kirschgartshausen 70 115 95 46

Flugplatz

Am 16. Mai 1925 wurde der Flughafen Mannheim-Heidelberg-Ludwigshafen eingeweiht, und Mannheim wurde Teil der wichtigen Nord-Süd-Achse der Aero LLoyd. Ende der 1920er Jahre und Anfang der 1930er Jahre verbanden die Flüge Hamburg und Zürich mit Stop-over in Mannheim. Die Badisch-Pfälzische Luftverkehrs AG betrieb die 'Schwarzwaldroute" zwischen Konstanz, über Karlsruhe, Baden Baden und Villingen. Die Schweizer Fluglinie Balair flog zwischen Genf und Amsterdam über Basel, Mannheim, Frankfurt und Essen. 1926 wurde dieses Flugfeld nach Mannheim-Neuostheim, heute Mannheim City-Airport, umgesiedelt.

Nördlich von Sandhofen begann man 1935 mit dem Bau des Fliegerhorstes Sandhofen, welcher 1938 mit dem Namen Fliegerhorst Kaserne eingeweiht wurde. Bei der Einweihung war Hermann Göring zugegen. Im Februar und März 1937 kamen die ersten Einheiten aus dem Fliegerhorst Staaken mit dem Geschwader JG 134 nach Sandhofen. Im Laufe des Jahres 1937 kam dann ziviles und militärisches Personal von Kassel-Calden, sowie von der Fliegerschule A/B aus Detmold. Zusätzlich wurde hier am 15. März 1937 das Jagdgeschwader 334 aufgestellt, welches aus insgesamt 9 Staffeln und dem Stab bestand. Aus dem JG 334 wurde am 1 Mai 1939 das legendäre II. JG 53 PIK AS Geschwader aufgestellt. Fast täglich übten die Einheiten Luftkämpfe. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Einheiten auf den Fliegerhorst und eine Flugschule A/B wurde aufgebaut. Dadurch kamen sehr viele verschiedene Flugzeugmuster und Einheiten zum Einsatz. Man war die "Top Gun" der Luftwaffe, in welcher die Piloten den letzten Schliff bekamen bevor sie an die Front mussten. Die bekannten Fliegerasse wie Mölders, Freiherr von Malzahn und Hermann Graf waren hier bei Lehrgängen anzutreffen.

Am 14. August 1944 erfolgte ein großer Angriff auf den Fliegerhorst, welcher grosse Teile der Anlagen auf dem Fliegerhorst zerstörte. 72 amerikanische B-17 Bomber der USAF kamen gegen 12 Uhr Mittags und warfen ihre Bombenlast ab. Augenzeugen berichten von einer Feuersbrunst die mehrere Stunden andauerte. Häftlinge des KZ SS-Sonderlager Hinzert mussten den Fliegerhorst wieder in Stand setzen. Im März 1945 mussten Häftlinge dann mit Blindgängern, die man in ganz Mannheim gesammelt hatte, das ganze Flugfeld und einige Hallen sprengen um es für die Amerikaner unbrauchbar zu machen.

Am 26. März 1945 kamen dann die Amerikaner über den Rhein und besetzten das Gebiet nach einem zweitägigen blutigen Kampf. Die amerikanischen Truppen hatten das Flugfeld innerhalb von 4 Tagen wieder in einen flugbetriebstauglichen Zustand gebracht und gaben ihm den temporären Namen Y-79. Die erste fliegende Einheit war die 358th Tactical Fighter Group, welche mit Mustangs, P-51 und P-38 ausgestattet war. Der erste amerikanische Pilot, der von Y-79 für seine Einheit die Vorhut bildete, war Baron Leo D. Volkmer, ein deutschstämmiger Amerikaner. Bis 1951 war Y-79 eine riesige Zeltstadt die den Süden Deutschlands mit Nachschub versorgte.

Am 11. Mai 1951 wurde aus Y-79 die Coleman Installation, welche aus den Coleman Barracks und dem Coleman Army Airfield bestand. Am 23. Februar 1952 zog dann die 8th Infantry Division mit hunderten von Panzern und einer Stärke von 3500 Mann ein. In der Folgezeit wurde der Fliegerhorst zur grössten und einzigen Hubschrauberwerft der US Army ausserhalb der USA. 1982 wurde eine riesige Werfthalle errichtet. Die betreute Einheit ist das 502nd Aviation Regiment. Zu Beginn der 1980er Jahre hatte Coleman mehr Flugbewegungen als irgendein anderes Flugfeld der US Armee in Europa. In den späten 1980er wurde es dann ruhiger, die Infanterie verließ Coleman und Transporteinheiten der 37th Transportation zogen ein.

Von 1996 bis Anfang 2002 war keine fliegende Einheit und keine Flugsicherung vorhanden. Seit dem 23. Februar 2002 ist Coleman wieder aktiv. Die Hangars wurden renoviert und das Vorfeld wurde stark vergrössert. Ein neuer Tower, der größte und modernste der US Armee in Europa, wurde gebaut. Coleman Radar, Anflug und Abflugkontrolle für Coleman und die Zivilflugplätze Mannheim Neuostheim, Speyer und Worms, zog ein.

Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof

Im September 1944 wurde auf dem Fliegerhorst Sandhofen ein Außenlager des KZ Hinzert eingerichtet. Bis zu 180 Häftlinge mussten dort Bombentrichter einebnen, Unterstände betonieren und Schäden beseitigen. Ab September 1944 befand sich in Sandhofen außerdem eine Außenstelle des KZ Natzweiler-Struthof[2]. Die hier untergebrachten Häftlinge, darunter über 1.000 polnische Männer und Jugendliche, die während des Warschauer Aufstands im Sommer 1944 aus ihrer Heimatstadt verschleppt worden waren, wurden als Zwangsarbeiter bei BBC, Daimler-Benz und der Heinrich Lanz AG eingesetzt, aber auch bei Aufräumarbeiten nach Bombenangriffen und beim Bunkerbau. Dies geschah mitten in einem Wohngebiet, und zwar in der damaligen Friedrichschule.

Nach dem Weltkrieg begann zunächst eine "Kultur des Vergessens". Bei der Einweihung der wiederaufgebauten Schule 1949 wurde die Vergangenheit nicht erwähnt. Im Rahmen von Vorermittlungen der Landesjustiz erhielt die Stadtverwaltung 1968 durch eine Anfrage offiziell Kenntnis von dem KZ, ohne das die Öffentlichkeit informiert wurde. 1978 wurde der Stadtjugendring auf das ehemalige KZ aufmerksam und legte am Volkstrauertag einen Kranz nieder. Durch einen Bericht des Mannheimer Morgen darüber wurde die Öffentlichkeit erstmals wieder informiert. Bei der Übergabe einer Gedenktafel 1982 zur Erinnerung an die Häftlinge der ehemaligen KZ-Außenstelle Sandhofen kam es zu einem Eklat, als bei der Feier der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Josef Bugl mit den Worten "Das ist ein Skandal" gemeinsam mit einem Großteil der Zuhörer unter Protest die Turnhalle der Gustav-Wiederkehr-Schule während einer Rede von CDU-Stadtrat Heinrich Kirsch verließ, in der dieser die Frage stellte "Was soll das, nach so langer Zeit?".[3]

Trotz vieler weiterer Proteste und Einwände beschloss der Mannheimer Gemeinderat 1987 auf Betreiben des Stadtjugendrings und des DGB die Einrichtung einer Dokumentationsstätte in den Kellerräumen der Gustav-Wiederkehr-Schule. Diese erste Gedenkstätte für eines der Natzweiler-Außenlager in Deutschland und Frankreich wurde am 12. November 1990 eröffnet.

Politik

Sandhofen hat einen aus zwölf Mitgliedern bestehenden Bezirksbeirat. Er ist zu allen wichtigen, den Stadtbezirk betreffenden Fragen zu hören. Die Entscheidungen trifft aber letztlich der Gemeinderat der Stadt Mannheim.

Partei 2004 1999 1994
CDU 5 7 5
SPD 5 5 6
GRÜNE 1 0 1
Mannheimer Liste 1 0 0

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die evangelische Dreifaltigkeitskirche in Sandhofen stammt aus dem Jahr 1854. Nach der Teilung der Pfarrei wurde 1969 die moderne Jakobuskirche errichtet. Die katholische St.-Bartholomäus-Kirche wurde 1896 als erste von insgesamt zehn repräsentativen Kirchen in Mannheim nach den Plänen von Ludwig Maier erbaut. Des weiteren gibt es eine Neuapostolische Kirche in Sandhofen.

Die evangelische Jonakirche in Blumenau entwarf 1962 Helmut Striffler. Die katholische St.-Michael-Kirche wurde 1971 nach den Plänen von Heinz Heß fertiggestellt.

Verkehr

Sandhofen ist mit einer Stadtbahnlinie der RNV an den Verkehrsverbund Rhein-Neckar angebunden.

Über die Autobahnanschlussstelle Mannheim-Sandhofen der A 6 besteht ein Anschluss an das Fernstraßennetz.

Persönlichkeiten

Die Kanutin Carolin Leonhardt des WSV Mannheim-Sandhofen gewann bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen eine Gold- und eine Silbermedaille.

Einzelnachweise

  1. Statistikstelle Stadt Mannheim
  2. KZ-Gedenkstätte Sandhofen ff.
  3. Mannheimer Morgen 8. März 1982

Literatur

  • Fritz Heck: Chronik von Sandhofen, Scharhof, Sandtorf und Kirschgartshausen nebst Gemarkungs-Plan und den Eingemeindungs-Bedingungen. Mannheim 1976
  • Alfred Heierling: Das Dorf Schar und der Scharhof im Mittelalter. Mannheim 1987
  • Alfred Heierling: 1100 Jahre Sandhofen, Jubiläumsbuch. Mannheim 1988
  • Alfred Heierling: Mannheim-Blumenau von der Gärtnersiedlung zum Stadtteil; eine Heimat-Chronik (anlässlich 70 Jahre Blumenau 1934-2004). Mannheim 2005

Weblinks


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