- Sankt Georgen bei Bruneck
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Bruneck (ital.: Brunico, lad.: Bornech) Bezirksgemeinschaft Pustertal Provinz: Bozen (Südtirol) Region: Trentino-Südtirol Staat: Italien Einwohner (VZ 2001 / 31. Dezember 2007): 13.618 / 14.876 Sprachgruppen
laut Volkszählung 2001:83,1 % deutsch
14,9 % italienisch
2,0 % ladinischKoordinaten 46° 48′ N, 11° 56′ O46.7967411.935465Koordinaten: 46° 48′ N, 11° 56′ O Meereshöhe: 800–1500 m (Bahnhof 835 m) Fläche /
Dauersiedlungsraum:45,1 / 17,0 km² Fraktionen: Aufhofen, Dietenheim, Reischach, Stegen, St. Georgen Nachbargemeinden: Gais, Kiens, Olang, Percha, St. Lorenzen, Pfalzen und Rasen-Antholz Partnerschaft mit: Brignoles (F), Groß-Gerau (D), Tielt (B), Szamotuły (PL) Postleitzahl: 39031 Vorwahl: 0474 ISTAT-Nummer: 021013 Steuernummer: 00435110218 Politik Bürgermeister (2005): Christian Tschurtschenthaler Bruneck (ital.: Brunico, lad.: Bornech) ist eine Stadt und Gemeinde im Südtiroler Pustertal, an der Mündung der Ahr in die Rienz gelegen. Die 1256 n. Chr. erstmals urkundlich erwähnte Stadt ist der Hauptort des Pustertales und heute mit ca. 15.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Südtirols. Sie ist Sitz der Bezirksgemeinschaft Pustertal. Im Jahr 2006 feierte die Stadt ihr 750-jähriges Bestehen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Etymologie
Der Name "Bruneck" ist sehr wahrscheinlich auf den Gründer der Stadt, Fürstbischof Bruno von Kirchberg zurückzuführen. Zwar gibt es keine offizielle Gründungsurkunde, doch ebensowenig existiert in der Umgebung ein Flurname oder ein sonstiger Hinweis, der auf "Bruneck" führen könnte. Die Schreibung des Namens variierte in den ersten Jahrhunderten der Stadtgeschichte erheblich, bekannte Schreibungen sind "Bruneke" (1256), "Braunek" (1295), "Praunnekk" (1305), "Praunegk" (1400) sowie "Brauneggen" (15.-18. Jh.); die heutige Schreibweise "Bruneck" setzte sich erst im 19. Jahrhundert durch[1]. Allen Schreibungen jedoch ist gemein, dass sie auf den Personennamen "Bruno" hinweisen. Bruneck ist somit die einzige Stadt Tirols, die nach ihrem Gründer benannt ist.
Mittelalter
Bruneck wurde durch den Fürstbischof Bruno von Kirchberg gegründet, worauf der Name zurückzuführen ist[2], und am 23. Februar 1256 erstmals urkundlich erwähnt. Der Bischof stellte damals eine Urkunde für das Kloster Wilten aus. Er war es auch, der das Wahrzeichen der Stadt, Schloss Bruneck, erbauen ließ. 1305 bot Bischof Johannes (Sax) von Brixen den Bürgern von Bruneck Steuererleichterung für den Fall an, dass sie sich bereiterklärten, den von Bischof Braun begonnenen Bau der Ringmauer um die Stadt zu vollenden.[3]
Damals bestand die Stadt aus zwei Häuserreihen, die eine schmale Gasse bildeten. Erst 1336 wurden unter Bischof Albert von Enn die Stadtmauern und der Stadtgraben vollendet. Bald danach wurden außerhalb des östlichen Tores weitere Häuserreihen gebaut, die zur kleinen Frauenkirche (der heutigen Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt) führten. Die erste Kirche innerhalb der Stadtmauern (zunächst nur eine kleine Kapelle) wurde vom Brunecker Bürger Niklas Stuck unterhalb des Schlosses gebaut. Diese Kirche ist heute die Rainkirche. Heinrich von Stuck, der Bruder von Niklas, stiftete 1358 das Spital, das in den folgenden Jahren erbaut wurde.
Der bischöfliche Verwaltungssitz wurde von Aufhofen nach Bruneck verlegt.[2] Als Vertreter des Bischofs regierte ein so genannter Schlosshauptmann auf der Burg. Schon bald erhielt die Stadt die Freiheit des Wochenmarktes (1370) und die Hohe Gerichtsbarkeit von Kaiser Karl IV. (1371).
Neuzeit
Im 14. und 15. Jahrhundert gab es regen Handel von Augsburg nach Venedig. Ein Teil der gehandelten Waren wurde durch das Pustertal geführt und in Bruneck auf dem Ballplatz oft für längere Zeit gelagert. Dadurch erlangte die Stadt bald Wohlstand und Bekanntheit. In dieser Zeit entstand auch die Pustertaler Malschule, zu deren Gründern der Maler Hans von Bruneck gehörte. In dieser Schule lernten auch die großen Meister Michael Pacher und Friedrich Pacher. Die Werkstätte Michael Pachers in Bruneck wurde zu einer der berühmtesten Einrichtungen des gesamten Alpenraums. Daher ist Bruneck auch als Michael-Pacher-Stadt bekannt. Im Jahre 1500 wurde das Pustertal aufgrund eines Erbvertrages zwischen dem Hause Habsburg und den Grafen von Görz-Tirol wieder mit dem Land Tirol vereint; die Stadt Bruneck blieb weiterhin bischöflicher Besitz.
1610 wurde die Stadt Bruneck, die bisher der Pfarre St. Lorenzen unterstand, eine eigene Pfarrei. Als erster Pfarrer scheint 1613 Johann Herlin auf. Im Jahre 1626 kam der Orden der Kapuziner nach Bruneck. Die Patres erbauten am „Spitalangerle“ ein Kloster, das heute noch existiert.
Am 11. April des Jahres 1723 kam es zum schwersten Brand der Stadtgeschichte. Im Oberragen, unweit der Pfarrkirche, brach ein Feuer aus, welches sich durch den starken Ostwind bald über einen Großteil der Stadt verbreitete und diese weitgehend vernichtete. 1741 wurde ein weiteres Kloster errichtet – diesmal vom Orden der Ursulinen. Während der lange andauernden Napoleonischen Kriege erlitt die Stadt zwar keinen materiellen Schaden, kam aber als Marschstation und wegen der jahrelangen Einquartierung und Versorgung von Soldaten und Schützen in schwere Schulden, an denen sie jahrzehntelang zu tragen hatte.
20. Jahrhundert
Der Erste Weltkrieg (Garnisoniert waren in Bruneck am 1. August 1914: Stab/1.+ 3. Bataillon des Böhmischen Infanterie Regiments Nr. 36) verschonte die Stadt von Feindeinwirkung. 1938 stellte die italienische faschistische Regierung am Kapuzinerplatz ein Monument zu Ehren der im Äthiopien-Krieg eingesetzten Divisione Pusteria der Alpini auf. Dieses bis heute - auch wegen italienischer Kriegsverbrechen in Äthiopien - umstrittene Denkmal war mehrfach das Ziel von Sprengstoffanschlägen und Farbattacken. Von der im Südtiroler Volksmund Kapuziner-Wastl genannten Statue ist nach dem wiederholten Wiederaufbau nur noch ein Torso auf einem großen Steinsockel erhalten. Der Zweite Weltkrieg brachte jedoch durch Bomben ziemlichen Schaden an Mensch und Haus.
Politik
Gemeindevertretung
Der Gemeinderat besteht aus 30 Räten mit Bürgermeister und Vizebürgermeister. Bei den Kommunalwahlen am 8. Mai 2005 konnte die Südtiroler Volkspartei nach einem Verlust von 19,7 % die absolute Stimmenmehrheit mit 53,9 % bzw. 16 Sitzen nur knapp halten. Weiters im Gemeinderat vertreten sind die Grünen (5 Sitze), die lokale Bürgerliste (4 Sitze), "Il Polo di Brunico" (2 Sitze), die Union für Südtirol (2 Sitze) sowie die Liste "Insieme per Brunico" (1 Sitz). Die Wahlbeteiligung betrug 76,2 %.
Gemeindewappen
Das Wappen der Stadt Bruneck beruht auf dem Stadtsiegel, welches seit 1536 nachgewiesen werden kann. Das Wappen zeigt in silber-weißem Schild auf grünem Dreiberg einen roten gezinnten Torturm mit aufgezogenem silber-weißem Fallgitter vor schwarzem Innenraum sowie mit einem schmäleren, ebenfalls gezinnten, roten Obergeschoss.[4] Die erste farbige Darstellung findet sich in einer Wappenhandschrift von ca. 1504 bis 1528 des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. Mittels königlich-italienischer Regierungserklärung vom 11. September 1931 wurde das Brunecker Stadtwappen in das Register der Consulta Araldica eingetragen.
Infrastruktur
Verkehr
Bruneck ist sowohl durch die Pustertaler Straße als auch die Pustertalbahn gut an das Verkehrsnetz angebunden und ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für das Ahrntal. Die Stadt ist als Hauptort des Pustertales der Ausgangspunkt vieler Busverbindungen in alle Himmelsrichtungen. Zudem war der Ort bis 1957 Ausgangspunkt für die Tauferer Bahn. Als erste Gemeinde Südtirols verfügt Bruneck über einen geschlossenen Umfahrungsring, das letzte Teilstück wurde im Sommer 2008 eröffnet.
Energie
Die Gemeinde Bruneck betreibt das größte Fernwärmeheizwerk Südtirols. Seit dem Jahr 2001 wurden 110 Kilometer Leitung verlegt und 95 % aller möglichen Abnehmer erreicht. Pro Jahr werden durchschnittlich 150.000 Schüttraummeter Biomasse verfeuert, was etwa 73 % der Gesamtwärme von 109 Mio. kWh entspricht[5]. 13 % werden durch Methanverfeuerung erzeugt, vor allem um Verbrauchsspitzen abzudecken. 11 % werden durch Kraft-Wärme-Kopplung gewonnen, 2 % durch Biogasverbrennung (Mülldeponie) sowie 1 % über industrielle Wärmerückgewinnung (Abwärme der Sinteröfen von GKN).[6] Im Herbst 2008 wurde zudem der mit 1,78 Mio. Litern Fassungsvermögen größte Fernwärmespeicher der Alpen installiert, um den Spitzenbedarf besser abzudecken[5].
Wirtschaft
Am 22. Oktober 2001, dem Tag der italienischen Volks- und Arbeitsstättenzählung, hatte Bruneck 10.692 Beschäftigte in 1.678 Arbeitsstätten, womit es - gemessen an der Einwohnerzahl - als zweitgrößter Arbeitgeber Südtirols zählt. 5 Unternehmen in der Stadt beschäftigen mehr als je 250 Personen, weitere 5 mehr als je 100. Ungefähr die Hälfte der Arbeitsplätze wird von Pendlern besetzt.
Durch die Errichtung der Industriezonen, von Handwerksbetrieben und Kaufhäusern erfuhr die Stadt in der Nachkriegszeit einen beachtlichen Aufschwung und eine weitere Ausdehnung. Nicht zuletzt der Fremdenverkehr gab dem Ganzen in den 1960er-Jahren einen neuen Schub und hatte zur Folge, dass zahlreiche neue Gastbetriebe aller Art entstanden. Heute ist Bruneck vor allem durch die Industrie und das Dienstleistungsgewerbe geprägt. Rund um Bruneck befinden sich wichtige Tourismuszentren. Besonders erwähnenswert ist der Kronplatz als Skizentrum. Seit 2005 gibt es in Bruneck wieder eine Brauerei, das "Rienzbräu".
Kultur
Theater
In Bruneck herrscht ein reges Theaterleben. Mehrerer Amateurtheatergruppen wie das Kleines Theater, die Kolpingbühne und die Theatergruppe des Jugendzentrums UFO spielen ca. 1-2 mal jährlich ein Stück. Einzige professionelle Theaterstruktur ist das Stadttheater Bruneck das im Jahr ca. 8 bis 10 Theaterstücke selbst produziert, aber auch Gastspiele befreundeter Bühnen sowie Kindertheater und Kabarett zeigt. An die 200 Aufführungen jährlich werden angeboten. Einen guten Namen hat sich das Stadttheater auch mit seinen regelmäßig stattfindenden Jazzkonzerten mit Weltklasse-Interpreten wie Wolfgang Muthspiel, Dave Douglas, Marc Copland, David Liebman, Christian Muthspiel, Benjamin Schmid usw. gemacht.
Bildung
In der Gemeinde Bruneck gibt es zahlreiche Kindergärten und Grundschulen, die sich über das gesamte Gemeindegebiet verteilen. So besitzt jede Fraktion einen eigenen Kindergarten und - außer Aufhofen - auch eine eigene Grundschule. In Bruneck selbst gibt es nicht nur den deutschsprachigen Kindergarten "Bruder Willram" und die Grundschule "Josef Bachlechner", sondern auch ihre italienischen Pendants. Die drei Mittelschulen (die beiden deutschsprachigen "Josef Röd" für die Schüler aus Bruneck und "Karl Meusburger" für jene aus umliegenden Gemeinden sowie die italienischsprachige) vollenden das Pflichtschulangebot. Zudem gibt es eine Reihe von weiterführenden Schulen, welche vorwiegend in der Schulzone am westlichen Stadtrand untergebracht sind. Dazu zählen die Handelsoberschule (tecnico commerciale), das Realgymnasium (liceo scientifico), das Humanistische Gymnasium (liceo classico), das Pädagogische Gymnasium (istituto magistrale), die Gewerbeoberschule (istituto tecnico industriale) sowie die einzige italienischsprachige Italienische Oberschule (liceo ginnaso in lingua italiana). Für die weiterführende Berufsbildung nach der Mittelschule hingegen ist die Landesberufsschule Bruneck zuständig.
Die Freie Universität Bozen besitzt einen Standort in Bruneck. Dort werden die beiden Laureatsstudiengänge "Tourismusmanagement" und "Sport- und Eventmanagement" angeboten, die beide der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften zuzurechnen sind. Somit kann Bruneck auch als Universitätsstadt angesehen werden.
Medien
Die 14-täglich erscheinende Zeitschrift Pustertaler Zeitung stellt eine alternative Informationsquelle für Pustertal-bezogene Themen dar, während Radio Holiday als ältestes noch aktives Regionalradio in ganz Südtirol zu empfangen ist. Beide Medien sind im Besitz der Pustertaler Medien GmbH.
Sport
In Bruneck gibt es zahlreiche Sportvereine, wobei sich mehrere dem Wintersport widmen. Traditionsreiche und erfolgreiche Vereine sind beispielsweise der HC Pustertal im Eishockey und der ALV Kronspur im Langlauf.
Kinder der Stadt
- Michael Pacher (1435–1498), Maler und Bildhauer
- Carl Toldt (1840–1920), Mediziner
- Anton Müller (1870-1939), Schriftsteller
- Alfred Amonn (1883–1962), Wirtschaftswissenschaftler
- Kuno Krissler (1894–1986), Architekt und Zeichner
- Carlo Cabigiosu (* 1939), ehemaliger General des italienischen Heeres
- Konrad Beikircher (* 1945), Kabarettist und Musiker, lebt in Bonn
- Norbert Conrad Kaser (1947–1978), rebellischer Dichter und Begründer der neuen Südtiroler Literatur der Nachkriegszeit
- Manfred Mölgg (* 1982), Skirennfahrer
- Manuela Mölgg (* 1983), Skirennfahrerin
- Nanni Moretti (* 1953), italienischer Filmemacher, Produzent und Schauspieler
- Georg Kofler (* 1957), ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Premiere AG
- Linda Wolfsgruber (* 1961), Graphikerin und Kinderbuch-Illustratorin, lebt in Wien
- Michael Mair (* 1962), ehemaliger Skirennfahrer
- Markus Lanz (* 1969), Fernsehmoderator bei ZDF und RTL
- Paul Videsott (* 1971), Sprachwissenschaftler
Literatur
- Heinz Wieser: 750 Jahre Stadt Bruneck. In: Osttiroler Bote. 9. März 2006.
- Hubert Stemberger: Bruneck und Umgebung. In: Südtiroler Gebietsführer. 7, Athesia, Bozen 1988, ISBN 88-7014-460-7.
Weblinks
- Homepage der Gemeinde Bruneck
- Fotos von Bruneck
- Stadtführer über Bruneck
- www.geschichte-tirol.com: Bruneck
Einzelnachweise
- ↑ siehe Stemberger 1988, S. 26
- ↑ a b siehe Wieser 2006
- ↑ Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte deutscher Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 426.
- ↑ Franz-Heinz Hye: Südtiroler Gemeindewappen. Entstehung, Begründung, Geschichte. Athesia, Bozen 2005, ISBN 88-8266-307-8, S. 234f.
- ↑ a b Martin Tinkhauser: Ein Stück mehr Unabhängigkeit. In: Dolomiten. Nr. 215/2008, 17. September 2008, S. 31.
- ↑ http://www.stadtwerke.it/content.asp?L=2&IdMen=220
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