Saud ibn Abd al-Asis

Saud ibn Abd al-Asis

Saud ibn Abd al-Aziz (arabischسعود بن عبد العزيز آل سعود‎, DMG Saʿūd ibn ʿAbd al-ʿAzīz Āl Saʿūd; * 15. Januar 1902; † 23. Februar 1969 in Athen) war König von Saudi-Arabien von 1953–1964.

Leben

Saud wurde am 15. Januar 1902 als zweitältester Sohn von König Abdul Aziz Bin Abdul Rahman Al-Saud in Kuwait geboren, an dem Tag, als Sauds Vater Riad eroberte. Erst nach dem Tod seines ältesten leiblichen Bruders Prinz Turki im Jahr 1919 war er der älteste lebende Sohn seines Vaters und somit politisch von besonderer Bedeutung.

Seine Mutter war Prinzessin Wahdba Bint Mohammed Bin Al-Uraymir Al-Hazzam vom Stamm der Bani Khalid. Sauds leibliche Brüder hießen Prinz Turki I., Prinz Fahd I. und Prinz Abdul Salam. Alle waren schon in frühen Jahren gestorben.

Saud nahm auch an den zahlreichen Audienzen seines Vaters König Abdul Aziz teil und lernte das einfache traditionelle diplomatische Handhaben, ohne jegliche Bürokratie, zwischen dem Herrscher und seinen Bürgern.

Während seiner Jugendzeit musste Saud auch bei den Beduinen des Landes leben. Dies verlangte sein Vater König Abdul Aziz von jedem seiner Söhne, damit diese die einfache Lebensweise der Beduinen, deren Kultur, deren Geschichte und deren Mentalität verstehen und danach leben. Weiterhin lehrte König Abdul Aziz seine Söhne, darunter auch Saud, zwei Stunden vor Morgengrauen aufzustehen, barfuß zu gehen und ohne Sattel ein Pferd und ein Kamel zu reiten.

Am 10. Mai 1933 bestimmte König Abdul Aziz in der heiligen Stadt Mekka seinen ältesten Sohn Prinz Saud Bin Abdul Aziz Bin Abdul Rahman Al-Saud zum Kronprinzen. Für die traditionsbewussten Menschen war dies ein Fehler, weil dadurch alte Beduinentraditionen gebrochen wurden. Nie war es den Emiren und Sheikhs der Wüstenstämme gestattet gewesen, ihre Nachfolger allein auszuwählen: Immer hatten die Erfahrensten und Ältesten der Männer mitzusprechen. Außerdem verlangte es die Beduinensitte, dass die Auswahl erst kurz vor dem Tode des Herrschers erfolgte. Abdul Aziz aber hatte seinen Nachfolger 20 Jahre vor seinem Ableben bestimmt. König Abdul Aziz wollte, dass sein neu geschaffenes Reich nicht wieder durch Familienfehden zusammenbricht. Allerdings war ihm damals bewusst gewesen, dass er die Tradition verletzte, denn er legte ausdrücklich Wert darauf, einen zweiten Kronprinzen einzusetzen, damit den Erfahrensten und Ältesten eine Auswahl blieb – dieser zweite Kronprinz war Prinz Faisal Bin Abdul Aziz Bin Abdul Rahman Al-Faisal Al-Saud.

Im Oktober 1953 richtete König Abdul Aziz formal einen Ministerrat ein, zu dessen Vorsitzenden er seinen ältesten lebenden Sohn, den Kronprinzen Saud Bin Abdul Aziz Al-Saud, bestimmte. Gleichzeitig wurde Saud von seinem Vater zum Oberkommandierenden der Streitkräfte ernannt. Diesen Schritt vollzog der König aufgrund des wachsenden Drucks seiner Söhne, insbesondere durch Kronprinz Saud und Prinz Faisal, die ein modernes Regierungssystem für das Königreich verlangten.

Am 9. November 1953 starb König Abdul Aziz. König Abdul Aziz regelte seinen Nachlass ausführlich noch vor seinem Tod. So sollten seine Söhne die unterschiedlichen mütterlichen Bindungen respektieren und sich nie gegeneinander wenden. Gleichzeitig sollten sie die islamische Religion und die traditionelle Lebensweise ihres Landes respektieren, das Königreich sollte in die Moderne geführt werden, ohne die tief verwurzelten traditionellen Werte zu zerstören. Die Bindung zwischen der Familie Al-Saud und der Lehre von Scheich Mohammed Bin Abdul Wahhab sollte nie zerstört werden. Saud wurde am Todestag seines Vaters zum König berufen. Er ernannte noch am selben Tag seinen jüngeren Halbbruder Prinz Faisal zum neuen Kronprinzen. Die Übernahme der Königswürde von Saud fand innerhalb seiner Familie wenig Anerkennung, weil der neue König nicht am Totenbett seines Vaters geweilt hatte, sondern sein Halbbruder Prinz Faisal. Die Mitglieder der Königsfamilie meinten, dass Prinz Faisal somit am meisten gesegnet sei. Doch Prinz Faisal hielt sich an sein Versprechen, seinen älteren Bruder zu respektieren und ihm treu zu dienen. König Saud fing sofort damit an, die Einnahmen aus dem Ölgeschäft zu verwenden. Er verschenkte unzählige Uhren aus Gold an die Beduinen, um sich so ihre Loyalität zu sichern. Seine Paläste spiegelten seinen Verschwendungsstil im großen Maß wider. König Sauds Herrschaft ab 1953 war auch von seiner Einfachheit und Offenheit gegenüber der inländische Presse im Königreich geprägt, manchmal ignorierte er die inländische Presse, weiterhin gab er ihr einige Freiheiten. Meistens gestattete er der saudi-arabischen Presse, sich selbst zu zensieren. Das hatte einige gute Entwicklungen zur Folge, unter anderem gab es Diskussionen über Außenpolitik und Kritik an einzelnen Abteilungen und Beamten der saudi-arabischen Regierung.

Nach der Regierungsübernahme führte er die Politik seines Vaters fort. Die engen Beziehungen zu den USA und Großbritannien blieben bestehen.

Am 7. März 1954 ernannte Saud einen neuen Ministerrat. Als Vorsitzender und gleichzeitig auch als Premierminister fungierte Saud selbst. Zum Stellvertretenden Premierminister ernannte König Saud seinen jüngeren Halbbruder Faisal, der auch gleichzeitig das Amt des Außenministers ausübte.

Im August 1954 schlossen Saud und Faisal ein gegenseitiges Abkommen, um einen Teil der Regierungsgewalt untereinander zu teilen. Saud ernannte daraufhin Faisal zum Premierminister. Das Amt des Stellvertretenden Premierministers blieb zunächst vakant. Saud behielt aber gleichzeitig den Vorsitz des Ministerrats inne. Gleichzeitig entließ Saud Finanzminister Scheich Abdullah Al-Sulaiman aus seinem Amt und ernannte Mohammed Bin Surur Al-Sabban zum neuen Finanzminister.

Am 22. März 1958 forderten Prinz Mohammed und Prinz Talal König Saud zur Abdankung auf, andere Prinzen forderten die volle Übergabe der exekutiven Regierungsgewalt an Kronprinz Faisal. Prinz Abdullah Bin Abdul Rahman Al-Saud konnte einen Kompromiss zwischen seinen Neffen König Saud und Kronprinz Faisal aushandeln. Faisal lehnte es ab, die Königswürde anzunehmen. Er erhielt nun die volle exekutive Regierungsgewalt auf dem Gebiet des Inneren, Äußeren und auf dem Finanzsektor als Premierminister. Saud behielt die Königswürde, fungierte aber nur noch als Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Weiterhin wurden ihm sämtliche Angelegenheiten in Sicherheitsfragen überlassen.

Am 23. März 1958 fing Faisal als Premierminister mit vollen exekutiven Vollmachten gleich damit an, den durch Sauds Lebensstil aufgehäuften Schuldenberg des Königreiches von 480 Mio. Dollar wieder abzubauen. Im Mai berief Faisal einen neuen Ministerrats.

Seit 1962 unterstützte Saudi-Arabien auch die Royalisten im jemenitischen Bürgerkrieg gegen die von Ägypten unterstützten Republikaner.

Machtkampf

Der Höhepunkt des internen Machtkampfes zwischen König Saud und seinem jüngeren Halbbruder Kronprinz Faisal: Eines Tages umstellte ein starkes Truppenkontingent den königlichen Palast, um Saud gegen mögliche Angriffe benachbarter Stämme zu schützen, die auf den Befehl Faisals hörten. An einem anderen Tag rollten Panzer in offensichtlich feindlicher Absicht durch Riad in Richtung des Palasts von Faisal.

Auf Betreiben von Faisal war sein jüngerer Halbbruder Prinz Abdullah im Jahr 1963 zum Kommandeur der Nationalgarde ernannt worden. Es erwies sich im Verlauf der Entwicklung, dass er für Faisal ein ergebender Partner war. Abdullah verhinderte durch Bestechungen, dass die Offiziere der Nationalgarde auf Befehle des (...?)

So standen sich im Frühjahr 1964 in Riad die königliche Wache und die Nationalgarde gegenüber – die eine dem König ergeben, die andere dem Kronprinzen. Der Konflikt wurde brisant, als Faisal Ende März 1964 bestimmte, die königliche Garde sei fortan dem Verteidigungsminister Prinz Sultan, einem jüngeren Halbbruder von Faisal, unterstellt, der zu Faisals Getreuen zählte. Die Offiziere wussten, diese Entscheidung bedeute, dass sie im Konfliktfall nicht mehr dem König gehorchen durften. Sie erkannten, wer wohl der Stärkere sein würde im Fall einer akuten Kriegssituation in der Hauptstadt. Die Offiziere entschieden sich dafür, Faisal zu gehorchen.

In dieser kritischen Situation sprach ein Onkel Sauds und Faisals, Prinz Abdullah Bin Abdul Rahman Al-Saud, mit den wichtigsten islamischen Geistlichen des Königreichs und erreichte, dass sie einen gemeinsamen Beschluss fassten, der die Entmachtung des Königs vorsah. Der Beschluss war in Form einer Fatwa abgefasst.

Doch Saud kümmerte sich nicht um die Meinung der Geistlichkeit. Er dachte nicht daran, abzudanken und seine Königswürde an Faisal abzutreten.

Ein halbes Jahr danach dankte Saud nach langem Drängen der Familie und als er sah, dass sein Vermögen konfisziert werden würde, ab. König Sauds Herrschaft ging offiziell bis zum 2. November 1964.

Am 3. November 1964 ging Saud ins Exil. Seine Hauptwohnsitze im Exil waren ein prunkvolles Anwesen in der ägyptischen Stadt Heliopolis und ein großes Anwesen in der griechischen Hauptstadt Athen, gleichzeitig lebte er aber auch in Beirut sowie in Europa. Faisal verpflichtete sich, seinem älteren Halbbruder jährlich eine Apanage in Höhe von 15 Mio. Dollar zu zahlen.

Familie

König Saud hat 52 Söhne und 50 Töchter von offiziell 12 mit ihm verbundenen Ehefrauen. Die Namen der Ehefrauen sind größtenteils unbekannt. Dabei enthält diese Zahl nur die Nachkommen von offiziell mit ihm verbundenen Frauen. Die Zahl der Söhne aus Beziehungen zu Sklavinnen betrug ebenfalls ungefähr 50. Er soll über 100 Ehen geführt haben, diese erfolgten für kurze Zeit, d.h. die Ehe wurde nach schon wenigen Wochen oder Monaten geschieden, nur die Ehen mit Frauen, die ihm Söhne schenkten, hielten traditionellerweise länger.

Bekannte Ehefrauen von König Saud waren,

Prinzessin Umm Khalid, Tochter von Assad Ibrahim Mirhi aus Syrien, sie ist die Mutter von Sauds ältesten Söhnen

Prinzessin Nijaa Bint Dhadan Bin Khalid Al-Hithlain, aus dem Ajman Stamm. Saud ließ sich wieder von ihr scheiden, daraufhin heiratete sie Prinz Mohammed Al-Sharqan Bin Saud Al-Arafa Bin Abdul Aziz Al-Saud, sie war die Tochter von Sheikh Dhaidan Bin Khalid Al-Hithlain

Eine Tochter von Sheikh Nuri Al-Shaalan, sie war die Schwester von Prinzessin Nuf Bint Nuri Al-Shaalan, Sheikh Nuri damals der Sheikh des mächtigen Ruwala Stammes

• Eine oder mehrere Frauen aus der Familie Al-Sheikh

• Eine oder mehrere Frauen aus der Familie Al-Sudairi

• Eine oder mehrere Frauen aus dem Stamm der Bani Khalid, der Stamm seiner Mutter

• Eine oder mehrere Frauen aus der Familie Al-Rashid

König Sauds ältester Sohn Prinz Sultan starb als Kind an einer Grippe. Sein zweitältester Sohn Prinz Fahd Bin Saud Bin Abdul Aziz Al-Saud wurde im Jahr 1928 oder 1929 geboren und galt somit als einer der ältesten Enkel von Staatsgründer König Abdul Aziz. Er starb am 21. August 2006 im Alter von 77 Jahren.

26 Söhne von König Saud versuchen stärker in der Politik ihres Landes mitzuwirken. Sie galten als Berater ihres Onkels König Fahd, sind in der Wirtschaft aktiv und üben teilweise Kommandeursposten in der Nationalgarde und den übrigen Streitkräften des Königreichs aus. Aber auch wichtige Regierungsämter wurden an sie vergeben. Anders als seine älteren Halbbrüder König Faisal und König Khalid hatte sich König Fahd mit seinen Neffen versöhnt, obwohl er auch zu den Mitgliedern seiner Familie gehörte, die König Saud zum Thronverzicht aufforderten.

Weiterhin unterstützten König Sauds Söhne ihren Onkel König Abdullah bei dessen Politik und bei seiner Thronbesteigung, denn Abdullah hat einige der Söhne von König Saud als Kommandeure in die Nationalgarde geholt und ihnen verstärkt politische Ämter beschafft.

Aber auch die Töchter König Sauds sind verstärkt in der Frauenpolitik und in Wohltätigkeitsorganisationen ihres Landes aktiv. So ist u.a. Prinzessin Fahdah Bint Saud Bin Abdul Aziz Al-Saud eine der Vorsitzenden der „Al-Faisaliyah Charitable Society“.

Am 23. Februar 1969 stirbt der ehemalige König Saud in Athen.

Siehe auch: Dynastie der Saud



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