Saupreißn

Saupreißn

Preiß (Singular) sowie Preißn (Plural) ist eine aus Bayern stammende Dialektbezeichnung für Nichtbayern bzw. Norddeutsche. Die Bezeichnung ist umgangssprachlich scherzhaft oder abwertend gemeint, wird allerdings auch als Herkunftsbezeichnung verwendet. Es existieren mehrere Wortzusammensetzungen, zum Beispiel das Schimpfwort Saupreiß.

Inhaltsverzeichnis

Wortherkunft und Verwendung

Ursprünglich waren für die Bewohner Süddeutschlands die „Preißn“ (auch „Preußn“ oder „Breissn“) die Einwohner des Königreichs Preußen. Im Laufe der Zeit verwendete man das Wort vor allem in Bayern für alle Bewohner des Deutschen Reiches und später aller Menschen nord- und ostdeutscher Sprachfärbung, inklusive Mitteldeutschlands, also der Bundesrepublik Deutschland nördlich der Mainlinie, der Oberdeutschen Sprachgrenze. Manchmal steht der Ausdruck sogar scherzhaft für die Bewohner nördlich der Donau, in Österreich unreflektiert auch für alle Bundesdeutschen (meist jedoch mit Ausnahme Bayerns).

Mit dem bayerischen Mundartausdruck werden heute von den bayerischen Einheimischen, die sich als „Urbayern“ ansehen, Norddeutsche einerseits sowie Bewohner Bayerns mit norddeutscher Herkunft andererseits bezeichnet.[1] Die Teile Bayerns, die nicht zu Altbayern gehören, nämlich Franken und Schwaben, nehmen hier eine Sonderstellung ein. Deshalb werden beispielsweise die Bewohner Frankens auch als „Lebkuachapreißn“ bezeichnet und diejenigen Bayerisch-Schwabens sowie des südlichen und östlichen Baden-Württembergs auch „Schwob'n“ genannt. Die klassische Grenze zwischen den Siedlungsgebieten der Bayern und der Preißn bildet der Weißwurstäquator, dessen genauer Verlauf jedoch unklar und umstritten ist.[2]

Im Zuge der Globalisierung findet die Anwendung des Begriffs „Preißn“ inzwischen auch auf Besucher Bayerns jeglicher Nationalität statt. So wird zum Beispiel „Saupreiß, japanischer“ zu einer abwertenden Bezeichnung von Menschen, ohne Anspruch darauf, deren genaues Herkommen zu kennen.[3] Einige Sprachforscher sind der Meinung, dass der Vorsilbe „Sau-“ eher eine gutmütig-melancholische als abwertende Bedeutung zuzuweisen ist (wie zum Beispiel im „Sauwetter“),[4] andere bezeichnen sie eindeutig als Zusatz für Schimpfwörter (vergleiche dazu auch das österreichische „Saubayer“).[5]

Geschichte

Die Ursachen des Wortes als Schimpfwort sind in den Hegemoniebestrebungen Preußens im mittleren und späten 19. Jahrhundert zu sehen. Der Staat baute in dieser Zeit die schlagkräftigste Armee ihrer Zeit auf und nutzte sie auch während der Konsolidierung des Deutschen Reiches unter preußischer Führung. In diesen Zusammenhang gehören auch das preußische Offizierswesen, die preußische Disziplin und der preußische Drill mit seiner Kommandosprache.

Im Deutschen Krieg 1866 besiegte jedoch das Königreich Preußen mit seinen Verbündeten das Kaiserreich Österreich samt dessen Verbündeten, zu denen auch Bayern gehörte; Österreich-Ungarn wurde als vorherrschende Macht im deutschen Sprachraum durch Preußen abgelöst. Bayern musste daraufhin dem Königreich Preußen 30 Millionen Gulden als Reparationen zahlen. Zudem diente König Ludwig von Bayern 1871 mit dem Kaiserbrief dem preußischen König die Kaiserkrone an und erhielt dafür Geldzahlungen, die er privat unter anderem für den Bau seiner Schlösser verwendete.

In Österreich etablierte sich nach dem 1866er Krieg auch das bedeutungsgleiche Wort Piefke.

Literatur

  • Reinhold Aman: Bayerisch-österreichisches Schimpfwörterbuch. Allitera Verlag, 3. Auflage, 1996, ISBN 978-3865200952
  • Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch. 6. Auflage, Oldenburg, 2002, ISBN 3-48652-603-0
  • Ludwig Zehetner: Bairisches Deutsch – Lexikon der Deutschen Sprache in Altbayern. edition vulpes, 2005, ISBN 3-9807028-7-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zehetner, S. 271
  2. Arthur Dittlmann: Der Weißwurstäquator. Eine geographische Erkundung. In: Deutschlandradio Kultur. 29. August 2008. Abgerufen am 3. April 2009.
  3. Heinrich Lauer: Saupreiß, Tschusch und Katzeimacher. In: Die Zeit Nr. 20. 11. Mai 1990. Abgerufen am 2. April 2009.
  4. Mathilde Kohler: Ein Saupreiß ist keine Preußensau. In: Hamburger Abendblatt. 4. November 1967. Abgerufen am 2. April 2009.
  5. "Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm", Leipzig: S. Hirzel 1854-1960

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