BM-27

BM-27
Raketenwerfer 9P140 Uragan auf Basis eines ZIL-135

Der 9P140 Uragan (russisch Ураган/ 'Hurrikan') oder auch BM-27, ist ein Mehrfachraketenwerfersystem das in den 1970er-Jahren in der ehem. Sowjetunion entwickelt und in Dienst gestellt wurde. Die Raketen im Kaliber 220 mm heißen 9M27. Der Raketenwerfer wurde auf das Heck eines ZIL-135-LKW montiert.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der GRAU-Index lautet 9P140 Uragan. Der Systemindex der russischen Streitkräfte ist 9K57. Als die westlichen Nachrichtendienste das sowjetische System 1977 entdeckten, gaben sie ihm die provisorische Bezeichnung M1977. Das System ist ebenfalls unter dem Namen BM-27 und BM-22 bekannt.

Entwicklung

Das System wurde ab Anfang der 1970er Jahre vom staatlichen Waffenhersteller Splaw in Tula entwickelt. Es wurde 1975 bei den sowjetischen Landesstreitkräften eingeführt. Von der NATO wurde das System erstmals 1977 beobachtet, weswegen es die NATO-Bezeichnung M1977 bekam. Der Uragan ersetzte die Systeme BM-24, BM-25 und BMD-20 in den sowjetischen Streitkräften.

Technik

Fahrzeug

Auf dem vierachsigen LKW ZIL-135 ist ein Rohrpaket mit 16 Rohren des Kalibers 220 mm montiert. Das Fahrzeug wird durch zwei Motoren angetrieben, die das 20,1 Tonnen schwere Gefährt bis auf 65 km/h beschleunigen können. Jeweils ein Motor ist für die Räder auf der rechten und linken Seite zuständig. Das Fahrzeug besitzt acht Räder, wobei die vorderste und die hinterste Achse zum Steuern verwendet werden können. Die maximale Reichweite beträgt 500 km. Das Fahrzeug ist mit einem Nachtsichtgerät und einem Funkgerät R-123 ausgestattet.

Die Kabine ist ABC-Sicher und ermöglicht der Besatzung von 4 Mann das gefahrlose Abfeuern, ohne das Fahrzeug verlassen zu müssen. Innerhalb von 3 Minuten ist der Raketenwerfer einsatzbereit.

Bevor die Raketen gestartet werden können müssen Stützen ausgefahren werden um das Fahrzeug zu stabilisieren und ein Schutzschild für die Fahrerkabine muss aufgerichtet werden. Zum Zielen werden Sehrohre verwendet. Der Fahrer des Wagens hat außerdem Hilfsgeräte für den Nachtsichteinsatz.

Raketenwerfer

Ein Raketenwerfer ist in der Lage alle 16 Raketen in 8,8 Sekunden zu verschießen. In der Regel wird eine Salve aber in 20 Sekunden verschossen. Eine Batterie von vier BM-22 Systemen deckt mit insgesamt 64 Raketen eine Zielfläche von 650 x 650 m ein. Die Sprengköpfe der 280,4 kg schweren Raketen werden mit einem Aufschlagzünder oder einem elektrischen Zeitzünder ausgelöst.

Das Nachladen eines leergeschossenen Werfers dauert 15-20 Minuten. Dazu wird zur Aufmunitionierung ein LKW mit Kran benötigt.

Die Raketen können auf eine Maximaldistanz von 35 Kilometern verschossen werden. Mit dem BM-22 lassen sich in kürzester Zeit Minensperren Erstellen. Z. B. kann eine Batterie mit vier 9P140-Systemen innerhalb von 20 Sekunden eine Fläche von 650 × 650 m mit 19.968 Sück PFM-1S Antipersonenminen eindecken. So kann einem flüchtenden Gegner ein Minenfeld in den Weg gelegt werden oder der Feind wird von den Minen eingeschlossen. Solche Taktiken kamen bei der sowjetischen Besatzung in Afghanistan sowie im Tschetschenienkrieg zum Einsatz.

Der 9P140 Uragan verwendet folgende Raketen:

  • 9M27F mit dem 9N218F Splittergefechtskopf zu 100 kg, der 51,7 kg Sprengstoff enthält.
  • 9M27D mit dem 9N218N fallschirmgebremsten Splittergefechtskopf.
  • 9M27K1 mit 30 Stk. 9N210 Splitter-Bomblets (Submunition) zu je 1,8 kg welche jeweils 400 Splitter erzeugen. Reichweite 35 km
  • 9M27K2 mit 24 Stk. PTM-1 Panzerminen.
  • 9M27K3 mit 312 Stk. PFM-1S Antipersonenminen.
  • 9M27S1 mit 4 Stk. 9N128S Brandkörpern
  • 9M27S2 mit einem thermobarischen (FAE) Gefechtskopf
  • 9M27FIN Version der 9M27F mit Laser-Zielsuchkopf für Präzisionsangriffe. Nur Prototyp
  • 9M51 mit 9N268 SPBE oder 9N282 SPBE-D selbst-Zielsuchenden Tochtergeschossen. Nur Prototyp
  • 9M59 mit 9 Stk. PTM-3 Panzerminen mit Magnetzünder.


Neben den konventionellen Raketen wurden auch Raketentypen für chemische Kampfstoffe wie GB und VX hergestellt.

Verbreitung

Heckansicht eines BM-27

Kampfeinsätze

Die 9K57 Uragan Mehrfachraketenwerfer wurden während der Konflikte in Afghanistan und Tschetschenien eingesetzt. Die syrischen Streitkräfte setzten den Uragan während des Libanonkonfliktes 1982 gegen die israelische Armee ein. Ebenso setzten die russischen Streitkräfte den Uragan im Südossetischen Krieg 2008 ein.

Quellen

  • Enzyklopädie der Rüstungen Kirill und Mefodiy, 1998
  • Jane’s Armour and Artillery, Edition 2006-2007 Jane's Verlag
  • Soviet/Russian Armor and Artillery Design Practices: 1945 to Present. Hull, Andrew W; Markov, David R. and Zaloga, Steven J. Darlington Productions, Darlington.

Weblinks


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