Schambehaarung

Schambehaarung
Weibliche Schambehaarung
Männliche Schambehaarung

Mit Schamhaar (Pubes)[1] oder Intimbehaarung wird die Behaarung der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane und der angrenzenden Region bezeichnet, die sich mit Beginn der Pubertät als Teil der Körperbehaarung und somit als sekundäres Geschlechtsmerkmal herausbildet.

Inhaltsverzeichnis

Struktur

Die Schamhaare sind meist kräftiger und dunkler als die Kopfhaare, bei Rothaarigen, sehr Hellblonden und Schwarzhaarigen gleichfarbig. Bei Europäern sind sie häufig gelockt oder gekräuselt, bei Afrikanern eng gekräuselt und bei Asiaten und den amerikanischen Ureinwohnern eher glatt und stärker anliegend. Auch die Haardichte und das Maß der Ausbreitung sowie die Länge der Schamhaare sind genetisch bedingt und daher individuell verschieden.

Ausprägung

Schamhaare beginnen in der Pubertät zu wachsen, bei Mädchen etwa ab dem 10. und bei Jungen etwa ab dem 12. Lebensjahr. Bei Mädchen bedecken die Schamhaare die äußeren Schamlippen und den Venushügel. Beim Jungen wachsen die Schamhaare auf dem Hodensack und um die Peniswurzel herum. Bei Frauen erinnert die Form der Behaarung oberhalb des Geschlechts an ein auf der Spitze stehendes Dreieck. Bei Männern wachsen die Schamhaare in Form eines Trapezes oder in gerader Linie bis zum Bauchnabel hinauf. Je nach genetischer Veranlagung kann sich die Behaarung bis auf den Afterbereich ausdehnen. Die Haare im Bereich des Aftereingangs werden nicht mehr zu den Schamhaaren gezählt.

Funktion

Evolutionsbiologisch stehen die Schamhaare wahrscheinlich, wie die Achselhaare auch, im Dienst der Verdunstung von Duftdrüsen-Sekreten für den geschlechtsspezifischen Körpergeruch im Scham- und Leistenbereich, der sicher in der Frühzeit der menschlichen Abstammung, wie bei den nichtmenschlichen Primaten und den anderen Säugetieren heute noch, eine größere Bedeutung hatte. Die Verdunstung dieser als Pheromone bezeichneten Sekrete soll bei Primaten Paarungsbereitschaft signalisieren. Inwieweit bei der menschlichen Partnerwahl heute noch solche Pheromone eine Rolle spielen, und ob den Schamhaaren dabei eine besondere Bedeutung zukommt, ist nicht bekannt.

Schamhaare bieten in begrenztem Umfang auch Schutz vor Fremdkörpern und Krankheitserregern sowie vor übermäßiger Kälte und Hitze.

Sie fungieren in jedem Fall, so wie der Achselhaarwuchs und der Bartwuchs des Mannes, als sekundäres Geschlechtsmerkmal, indem sie indirekt die Zeugungsfähigkeit anzeigen.

Kulturelle Bedeutung

In verschiedenen älteren Kulturen in der Südsee, Afrika (Pygmäen) und Melanesien stehen die Schamhaare als Symbol für Fruchtbarkeit und Heiratsfähigkeit.[2] Auch in Japan gilt eine starke Schambehaarung bei Frauen als Symbol der Weiblichkeit. Dort tragen manche Frauen mit wenig Schambehaarung aus Kopfhaar hergestellte Perücken, die in Japan unter dem Namen „Blume der Nacht“ bekannt sind.[3]

Filzlausbefall der Schambehaarung

In anderen Kulturen dagegen, etwa in der islamischen Welt, gelten sie als unhygienisch und werden entfernt. Dies ist insofern nicht abwegig, als bei unzureichender Hygiene die Schambehaarung Filzläuse (Phthirus pubis) beherbergen kann. Im Gegensatz zu anderen Lausarten befallen Filzläuse vor allem die Schambehaarung. Filzläuse werden deswegen auch als Schamläuse bezeichnet. Die Hygiene war auch der Hauptgrund der Entfernung der Schambehaarung im mittelalterlichen Europa.

Seit den 1990er Jahren verbreitet sich die Schamhaarentfernung auch im westlichen Kulturkreis. Sie ist heutzutage gerade in der jüngeren Generation weit verbreitet. Eine wissenschaftliche Studie der Universität Leipzig ergab im Jahr 2008, dass 88% der Frauen und 67% der Männer in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (Durchschnittsalter 23 Jahre) sich regelmäßig die Schambehaarung entfernen.[4]

Sonstiges

L'Origine du monde („Der Ursprung der Welt“) von Gustave Courbet
  • Das 1866 veröffentlichte Werk Der Ursprung der Welt (L’Origine du monde) von Gustave Courbet war eines der ersten Gemälde in der europäischen Kunst der Neuzeit, das eine Frau mit Schamhaaren darstellte. Mit Sicherheit war es das erste, welches dies in explizit demonstrativer Weise tat. Das Bild löste seinerzeit einen Skandal aus und ruft auch heute noch heftige Reaktionen im Publikum hervor.
  • Dem Kunsthistoriker und Philosoph John Ruskin wird zugeschrieben, dass er sich von seiner frisch verheirateten Frau nach der ersten Hochzeitsnacht scheiden ließ, nachdem er von der Entdeckung zutiefst schockiert wurde, dass sie im Intimbereich behaart war. Zu Ruskins Lebzeiten im 19. Jahrhundert war es nicht üblich, vor der Hochzeitsnacht sexuell zu verkehren oder Frauen nackt zu sehen.[5]
  • Die von dem Berliner Künstler Gerald Zahn geschaffene Videoinstallation Hairy Monsters widmet sich ausschließlich dem Thema der Schambehaarung, insbesondere deren ausgiebige Präsenz in der Pornografie der 1960–70er-Jahre.[6]
  • Die Schauspielerin Sienna Miller musste für ihren Film Hippie Hippie Shake, welcher in der Hippie-Zeit spielt, für einige Nacktszenen nachträglich am Computer mit Schamhaaren versehen werden. Da zu jener Zeit die heute übliche Entfernung der Schamhaare noch nicht verbreitet war, hätten die Szenen sonst unauthentisch gewirkt.[7]

Quellen

  1. Von lat. pubes, is: „Unterleib, Schoß“, meton. „Scham“. Nicht zu verwechseln mit pubes, -eris „mannbar, erwachsen“, von dem lat. pubertas abstammt, das wiederum metonymisch auch „Bartflaum“ – also männliche Gesichtsbehaarung – bedeutet.(vgl. Der kleine Stowasser, München 1971). Wird Pubes als Schamhaar übersetzt oder gebraucht, so handelt es sich um einen pars pro toto: Pubes ist der gesamte Bereich der sog. Schamregion.
  2. Bronisław Malinowski: Das Geschlechtsleben der Wilden in Nordwest-Melanesien.
  3. Margarete Payer: Internationale Kommunikationskulturen. Band 10, Kulturelle Faktoren: Kleidung und Anstand. Teil IV: Körpergestaltung.. 13. Mai 2001
  4. Intimrasur soll Sexualität steigern. In: Die Welt
  5. Schönes neues Haar. In: Der Tagesspiegel vom 1. Januar 2007
  6. Hairy Monsters. Videoperformance von Gerald Zahn zum Thema der weiblichen Schambehaarung
  7. Siennas virtuelle Veränderung. In: vienna.at

Weblinks


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