Schandbilder

Schandbilder
Scheltbrief (Schandbrief) aus dem Jahr 1550

Ein Schandbild stellt einen Menschen in besonders entwürdigender Lage oder Haltung dar. Im engeren Sinn bezeichnet man damit Bilder auf mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Scheltbriefen.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Einfache Bürger klagten damit Adelige, manchmal sogar ihre Fürsten, öffentlich wegen Verfehlungen an. Aber auch Kaufleute und Geldverleiher gingen auf diese Weise gegen säumige Schuldner vor. Die Briefe wurden (ähnlich wie Sendschreiben) am Pranger, am Rathaus oder an Kirchentüren angeschlagen, manchmal erhielt sie der Adressat auch durch einen Boten.[1]

Motive

Allgemein üblich war die Darstellung schändlicher Todes- oder Ehrenstrafen, die am Beschuldigten vollzogen wurden (Hängen, Rädern, Stäupen, Prangerstehen, Esels- und Sauritt u.s.w.).[2] Nach altem Aberglauben übertragen sich derartige Martern und Demütigungen direkt auf die dargestellte Person. Stellvertretend „geschändet“ wurde meist auch das Siegel des Schuldners oder dessen Bürgen. Um das Jahr 1340 kündigte ein Thüringer an, aus dem Siegel des Mainzer Domkapitels Kerzen für eine Henkershochzeit zu fertigen.[1] Spätere Hildesheimer Schandbilder zeigen ehrlose Bürgen, „wobei einer der Herren verkehrt herum auf der Sau sitzt, deren Schwanz anhebt und alle ihren Siegelstempel in Händen halten, um ihn dem Schwein auf den After zu drücken“.[3]Die antijudaistische Tiermetapher Judensau beruht auf demselben Vorstellungen.

Siehe auch

Literatur

  • Matthias Lenz –- Konflikt, Ehre, Ordnung. Untersuchungen zu den Schmähbriefen und Schandbildern des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (ca. 1350 bis 1600). Mit einem illustrierten Katalog der Überlieferung. Hannover 2004. ISBN 3-7752-6017-X Rezension weitere

Einzelnachweise

  1. a b Gerd Althoff, Hans-Werner Goetz, Ernst Schubert – Menschen im Schatten der Kathedrale Darmstadt: Primus Verlag 1998 S. 260 ISBN 3-89678-090-5
  2. Wolfgang Schild –- Die Geschichte der Gerichtbarkeit, München: Verlag Georg D. W. Callwey 1980. Lizenz für Nikol Verlagsgesellschaft mbh, Hamburg 1980 S. 153 ISBN 3-930656-74-4
  3. Stadtarchiv Hildesheim Artikel mit Abbildung Abgerufen am 14. März 2008

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