Schattenarbeit

Schattenarbeit

In Rahmen ökonomischer Gesellschaftskritik entwickelte Ivan Illich 1980 den Begriff der „Schattenarbeit“.[1]

„Mit Schattenarbeit meine ich nicht schlecht bezahlte Arbeit, auch nicht Arbeitslosigkeit; mit Schattenarbeit meine ich das neuzeitliche unbezahlte Komplement zur Lohnarbeit.“[2] Illich kritisiert damit die tabuisierte Arbeitsteilung (Schatten der Ökonomie), wonach es komplementär zur bezahlten Lohnarbeit eine unbezahlte „Konsumarbeit“ geben muss, um in einer warenintensiven Gesellschaft die Löhne überhaupt erwirtschaften zu können. Grundlage für die „Schattenarbeit“ sei das „Heim“, also ein Zuhause, in dem nur noch die Freizeit stattfindet und nicht mehr wie in früheren Jahrhunderten das gesamte Leben. Insofern behauptet Illich, dass die meiste – unbezahlte - Schattenarbeit von Frauen verrichtet werde, die als nichtbezahlte Hausarbeiterinnen die Lohnarbeit erst ermöglichen. „Während man sich um Lohnarbeit bewerben muss, wird man in die Schattenarbeit hineingesteckt. Für die Lohnarbeit qualifiziert man sich, Schattenarbeit wird dazu bestimmt.“[3] Illich verwahrt sich ausdrücklich dagegen, Schattenarbeit als „Schwarzarbeit“ anzusehen, sie sei vielmehr die grundlegende Voraussetzung schlechthin für Lohnarbeit. „Die unbezahlte Selbstdisziplinierung durch Schattenarbeit ist so für das künftige ökonomische Wachstum zunehmend wichtiger als die Lohnarbeit.“[4] Und er sieht eine strukturelle Apartheid der Arbeit in der Weise, dass insbesondere Frauen mit wenig Einkommen ein Leben nach einem idealisierten „Familien-Leitbild“ ermöglichen sollen.

Einzelnachweise

  1. Ivan Illich: Schattenarbeit. In: Vom Recht auf Gemeinheit. S. 75-93, rororo aktuell, 1982
  2. Ivan Illich: Schattenarbeit. In: Vom Recht auf Gemeinheit. S. 76. rororo aktuell, 1982
  3. Ivan Illich: Schattenarbeit. In: Vom Recht auf Gemeinheit. S.77, rororo aktuell, 1982
  4. Ivan Illich: Schattenarbeit. In: Vom Recht auf Gemeinheit. S. 77, rororo aktuell, 1982

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