- Schattenachse
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Die Strichstärke ist ein Begriff aus der Typografie, der sich auf die Stärke der Linien, aus denen die einzelnen Buchstaben einer Schriftart bestehen, bezieht. Man unterscheidet dabei zwischen Schriftarten, bei denen die Strichstärke der Linien konstant ist (bzw. konstant erscheint), etwa bei Grotesk- und Egyptienneschriften, sowie Schriftarten mit variabler Strichstärke.
Bei Schriftarten mit variabler Strichstärke unterscheidet man wiederum zwischen dem Haarstrich, der die feineren Linien in den Buchstabenformen bezeichnet, und dem Grundstrich, der die kräftigeren Linien bezeichnet.
Aufstrich ist ein ursprünglich aus der Kalligraphie stammender Begriff, der gleichbedeutend ist mit Haarstrich. Bei den Großbuchstaben „A“, „W“ und „V“ wird besonders deutlich, dass hier die normalerweise aufwärts geschriebenen Striche die dünneren sind. Abstrich ist entsprechend gleichbedeutend zu Grundstrich.
Die unterschiedlichen Strichstärken entstehen in der Kalligraphie, wenn eine breite Vogel- oder Bandzugfeder verwendet wird. Durch eine Schrägstellung der Schreibfeder gegenüber der Grundlinie entstehen für Auf- und Abstrich unterschiedliche Strichstärken (Fachbegriff: Kontrast). Natürlich wirkt sich die Schrägstellung der Schreibfeder auf alle Buchstaben aus, so ergeben sich bei Rundungen fließende Übergänge zwischen Grund- und Haarstrich.
Da die Neigung der Schreibfeder während des Schreibens konstant bleibt, stehen die reinen Grund- und Haarlinien (ohne die fließenden Übergänge) senkrecht aufeinander, und in einem konstanten Winkel zur Grundlinie. Diesen Winkel nennt man in der Typografie Schattenachse.
Da sich die Typografie, insbesondere zu Beginn des Buchdruckes mit beweglichen Lettern, stark an den handgeschriebenen Formen der Buchstaben orientierte, wurde diese Eigenheit des Strichstärkenkontrastes von Beginn an beim Entwurf der Satzschriftarten nachgeahmt. Bei Frakturschriften und vielen Dekorschriften (z.B. Bodoni, Broadway) ist die Betonung des Kontrastes ein häufiges Stilmittel.
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