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Alter Schee ist eine Ortschaft im Ortsteil Schee im Sprockhöveler Stadtbezirk Gennebreck in Nordrhein-Westfalen.
Lage und Beschreibung
Die Ortschaft liegt am östlichen Rand der Herzkamper Mulde, eines der frühesten und das südlichste Steinkohleabbaugebiet des Ruhrgebiets. Südlich von Alter Schee erstreckt sich ein Kalksteinhöhenzug, auf dem die Stadtgrenze zu Wuppertal verläuft, der zugleich die Wasserscheide zwischen den Flusssystemem der Ruhr und der Wupper ist.
Der Name Schee ist eine Ableitung von Scheid, weist also als Toponym auf die benachbarte Wasserscheide hin. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde dem Namen Schee der Zusatz Alt-Schee zugewiesen, der sich innerhalb weniger Jahre zu Alter Schee änderte. Alter Schee ist dabei die Bezeichnung der Ursprungssiedlung, während einige wenige neuere Häuser nahe dem weiter nördlich gelegenen Bahnhof Schee heute auch dem Sprockhöveler Ortsteil Schee zugeordnet sind.
Geschichte
Der Ort entstand aus einem Hofgut Auf dem Schee, das seit 1130 als Scethe urkundlich bekannt ist. Es unterstand bis 1390 dem Oberhof Schöpplenberg bei Breckerfeld und war somit ein Besitztum des Propstes des Klosters Werden. Das Hofgut war mit umliegenden Höfen anteiliger Besitzer des genossenschaftlich genutzten Waldgebiets Schee'er Mark, das über die Wasserscheide bis in das heutige Wuppertal reichte. Das Hofgut bewirtschaftete im Mittelalter eine Fläche von 75 Hektar (ohne den Wald).
1390 ging das Hofgut in den Grundbesitz des Abtes des Klosters Werden über, der es vom nahen Sattel- und Oberhof Einern verwaltete. Im Spätmittelalter herrschten die Grafen von der Mark, die schon zuvor das klösterliche Vogteiamt besaßen, über Schee und die umliegenden Höfe. Schee wurde dem Amt Wetter zugeteilt und lag seit 1245 an der Grenze zum Herzogtum Berg. Kirchenrechtlich befand es sich im Kirchspiel Schwelm.
1522 wurde das Hofgut aufgeteilt und drei Höfe bildeten die Hofgruppe Obersten Scheid, Mittelsten Scheid und Untersten Scheid.
Seit dem 15. Jahrhundert sind die ersten Kohlenbergwerke in Schee belegt. Die Bauern gruben zunächst zum Eigenbedarf, später im Nebenerwerb nach Steinkohle. Die tiefsten Flöze traten hier an die Oberfläche und konnten so leicht abgebaut werden. Mit der industriellen Förderung der Kohle im Ruhrgebiet ab den 18. Jahrhundert trat Schee aufgrund seiner Grenzlage zwischen Berg und Mark in erster Linie als Zollstation an einem der vielen Kohlenwege in das Wuppertal in Erscheinung. Das Recht auf konzessionslosen privaten Abbau von Steinkohle endete aber 1609 mit dem Übergang der Grafschaft Mark an das Kurfürstentum Brandenburg. Dennoch sind noch 1811 zwölf Schürfstellen belegt.
Nach der Eroberung der Grafschaft Mark durch Frankreich wurde Einern 1806 Teil des Département Ruhr im Arrondissement Hagen, Mairie Haßlinghausen. 1815 kam das französisch besetzte Gebiet zu Preußen.
1884 wurde die Bahnstrecke Wuppertal-Wichlinghausen–Hattingen als Kohlenbahn erbaut und der Ort erhielt einen Bahnhof. Um den südlichen Höhenzug zu überwinden, wurde dazu der doppelröhrige, 721 Meter lange Scheetunnel gebaut, dessen Nordportal sich wenige hundert Meter südlich des Ortes befindet. 1887 wurde mit dem Bau der Bahnstrecke Schee–Silschede begonnen, die bei Schee von der ersten Bahnstrecke abzweigte. Der Bahnhof Schee schlug trotz seiner Randlage als Umsteigebahnhof eine stattliche Menge an Personen und Gütern um und gehörte zeitweise zu den umschlagstärksten Bahnhöfen in Preußen. Auf der Bahnstrecke Wuppertal–Wichlinghausen–Hattingen endete der Personenzugverkehr am 30. November 1979, der Güterverkehr 1984. Der Personenverkehr auf der Strecke Schee–Silschede endete 1960, der Güterverkehr erst im Jahre 1989. Dieser führte zuletzt von Wuppertal–Oberbarmen über Wichlinghausen und Schee in Richtung Hiddinghausen. 1992 wurden sämtliche Bahnanlagen demontiert. Heute verläuft auf den ehemaligen Bahnstrecken von Schee in Richtung Hattingen und Haßlinghausen der Von-Ruhr-zur-Ruhr-Radweg. Es ist derzeit geplant, den Bahnhof Schee mit der Wuppertaler Nordbahntrasse durch einen Radweg zu verbinden. Dieser würde durch den Scheetunnel führen.
Mit dem Schacht Hövel der Zeche Herzkamper Mulde, die einem eigenen Gleisanschluss besaß, wurde 1905 die letzte der Großzechen stillgelegt.
Literatur
- Erich Schultze-Gebhardt, „Besiedlung und Industrie zwischen Ruhr und Wupper – Ein Beitrag zur Kulturgeographie des Niederbergisch-Märkischen Hügellands im Raum der Stadt Sprockhövel“, Schriftenreihe des Heimat- und Geschichtsvereins Sprockhövel e.V., Band 2, 1980
51.3186111111117.2316666666667Koordinaten: 51° 19′ 7″ N, 7° 13′ 54″ O
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