Scheidenpilz

Scheidenpilz
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Klassifikation nach ICD-10
B37.3+ Kandidose der Vulva und der Vagina
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Als vaginale Pilzinfektion bezeichnet man eine Infektion der Scheide mit Hefen. Umgangssprachlich wird sie einfach als Scheidenpilz bezeichnet und fast immer vom Hefepilz Candida albicans oder engen Verwandten des Genus Candida verursacht. Die Krankheit wird auch als Soorkolpitis, Vaginalsoor oder Vulvovaginitis candidomycetica (wenn die Vulva mitbetroffen ist) bezeichnet.

In der ICD-10 werden sie unter den Kandidosen mit B37.3 eingeordnet.


Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Pilze gehören als Teil der Scheidenflora zu den ständigen Bewohnern der Vagina und des Darmes. Sie sind als Saprobionten in der Regel für den Körper ungefährlich. Unter bestimmten Bedingungen kann sich jedoch eine Art Pilze, meist Arten des Candida-Stammes, schnell vermehren und eine Infektion auslösen, die Kandidose genannt wird. Durch Neutralisierung des Vaginal-pH-Werts wird diese Vermehrung möglich. Mögliche Ursachen für diese pH-Wert-Änderung sind geschwächte Abwehrkräfte, Stress, Hormonschwankungen, enge und luftundurchlässige Kleidung, Geschlechtsverkehr, falsche Intimhygiene, einige Grunderkrankungen wie z. B. Zuckerkrankheit oder auch bestimmte Arzneimittel, die die natürliche Vaginalflora schädigen.

Statistisch gesehen leiden drei von vier Frauen mindestens einmal im Leben unter einer vaginalen Pilzinfektion. Der Auslöser ist dabei nicht immer eindeutig. Der pH-Wert in der Vagina einer gesunden Frau im geschlechtsreifen Alter liegt zwischen 4 und 4,5, also im sauren Bereich. Er kann jedoch je nach Zyklusphase der Frau leicht schwanken. Für Pilzwachstum ist dieses Milieu, das von den Milchsäurebakterien aufrecht erhalten wird, ungünstig.

Symptome

Typische Anzeichen einer vaginalen Pilzinfektion sind ein weißer, häufig bröckelig oder quarkähnlich aussehender, fast geruchsneutraler Ausfluss aus der Scheide sowie Juckreiz, Brennen und Rötung der betroffenen Hautbezirke der Vagina und der Vulva. In schwereren Fällen finden sich nicht abwischbare, weiße Beläge, die Soorbeläge genannt werden. Außerdem können Erosionen der empfindlichen Haut des Genitales auftreten. Dabei können sich die Veränderungen auch auf den Venushügel und die der Vulva angrenzenden Hautpartien, z. B. die Innenseite der Oberschenkel ausdehnen und dort zu pustulösen oder ekzemartigen Läsionen führen. Die Infektion geht oft mit Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Schmerzen beim Wasserlassen einher. Die Symptome ähneln einer bakteriellen Scheideninfektion, außerdem kommen Mischinfektionen durch Pilze und Bakterien vor.

Behandlung

Therapeutische Maßnahmen zur Behandlung insbesondere von andauernden oder häufig wiederkehrenden Pilzinfektionen werden in der Regel durch einen Frauenarzt vorgenommen. Antimykotika und pilzabtötende Scheidenzäpfchen, Tabletten und Salben stehen zur lokalen Therapie zur Verfügung. Bei häufig wiederkehrenden oder therapieresistenten Infektionen ist auch eine systemische Behandlung mit oral anzuwendenden Medikamenten möglich. Unter der Therapie klingen die Symptome der Infektion meist schon nach wenigen Tagen ab. Die Mitbehandlung des Partners wird heute für akute Vaginalpilzinfektionen nicht mehr generell empfohlen.

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In Fällen häufig wiederkehrender Infektionen kann eine Mitbehandlung jedoch durchgeführt werden, um das Risiko einer gegenseitigen Neuansteckung zu vermeiden. Da die Pilze jedoch bei fast allen Menschen zur normalen Haut- und Darmflora gehören, kann eine neue Infektion nicht ausgeschlossen werden.

Verbreitete Methoden der Selbstbehandlung beinhalten säurehaltige Tabletten, Milchsäurebakterien oder Döderlein-Präparate in Form von Kapseln oder Suppositorien aus der Apotheke. Die Wirksamkeit zur Behandlung einer bestehenden Infektion ist aber umstritten. Der als Hausmittel häufig genannte, in die Scheide eingeführte Naturjoghurt kann die Symptome allenfalls kurz lindern. Da der pH-Wert jedoch nicht in den für das Wachstum der Döderlein-Bakterien erforderlichen sauren Bereich gebracht wird, bleibt die Infektion weiterhin bestehen. Die Resultate klinischer Studien, die sich mit alternativen Behandlungsmethoden befassen, sind uneinheitlich[1] Der Schutz der gesunden Vaginalflora durch spezielle Döderlein-Präparate und durch lokale Maßnahmen zum Erhalt des sauren Milieus kann versucht werden, wenn Pilzinfekte häufig nach dem Geschlechtsverkehr oder anderen spezifischen Vorkommnissen wie Schwimmbad- oder Saunabesuchen auftreten. Entgegen den Behauptungen des Volksmundes kann man sich auf Toiletten, in Schwimmbädern oder Saunen nicht mit vaginalen Pilzinfekten anstecken. Der Grund für den zeitlichen Zusammenhang mit den Beschwerden ist in der vorübergehenden Normalisierung des Vaginal-pH-Wertes durch chloriertes Wasser, Ausschwemmung der Säure und Ähnliches zu suchen.

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Vorbeugung

Die Vorbeugung von vaginalen Pilzinfektionen beinhaltet den Verzicht auf Seife, Öle (z. B. Massageöl), Duschgel, Bodylotion, Badezusätze, Intimspray, Schleimhautdesinfektionsmittel etc. im Intimbereich, insbesondere die Vermeidung des direkten Kontakts mit den vaginalen Schleimhäuten. Sogenannte pH-neutrale Waschlotionen sind für den Scheidenbereich zu vermeiden. Sie haben einen pH-Wert von 5,5 und begünstigen damit die Zerstörung der natürlich sauren, pilzabwehrenden Vaginalflora. Chemische Produkte zur Empfängnisverhütung wie Schaumzäpfchen, Spermien abtötende Cremes können die Scheidenschleimhaut reizen. Empfindliche Frauen reagieren auch schlecht auf Gleitmittel. Prinzipiell muss also alles vermieden werden, das das Gleichgewicht der Scheide durcheinander bringt. Die vorbeugenden hygienischen Maßnahmen betreffen auch den Genitalbereich des Geschlechtspartners.

Zum Waschen des Genitalbereichs ist klares Wasser (pH 7) zu empfehlen. Auch das Baden in Wasser gilt als unschädlich.

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Der Waschlappen muss jedes Mal gewechselt werden. Es gibt auch spezielle Reinigungslotionen für den Genitalbereich. Sie enthalten oft Milchsäure und haben einen pH-Wert von 3,5, welcher durch die Verbindung mit Wasser auf den für die Scheide normalen Wert von 4 bis 4,5 steigt. Sie helfen der Flora zwar nicht, schaden aber im Gegensatz zu normalen Duschgels nicht. Da Frauen mit regelmäßigen Scheidenpilzinfektionen sich manchmal als eklig empfinden, neigen sie zu übertriebener Hygiene. Intimwaschlotionen können also ein Gefühl von Sauberkeit vermitteln.

Es wird empfohlen, Baumwollunterwäsche und weite Hosen und weitschwingende Röcke aus atmungsaktiven Materialien wie Seide, Baumwolle, Viskose oder Hanf zu tragen. Auf Nylonstrumpfhosen ist zu verzichten und stattdessen sind besser Strümpfe zu verwenden.

Eine weitere prophylaktische Maßnahme ist eine gründliche Reinigung nach dem Stuhlgang, da Candida-Pilze häufige und in Regel harmlose Bewohner des Darms sind. Eine sachgerechte Reinigung beinhaltet den Analbereich von vorne nach hinten zu wischen und gegebenenfalls zusätzlich mit Feuchttüchern in derselben Richtung zu reinigen.

Beim Sex sollten ebenfalls einige Regeln beachtet werden. Es empfiehlt sich für beide Partner nach jedem Geschlechtsverkehr zu urinieren und ebenfalls mit einem feuchten Tuch den Genitalbereich von vorne nach hinten zu reinigen. Oralverkehr sollte nur mit einem Lecktuch begangen werden.

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Vor der Befriedigung mit der Hand müssen die Frau bzw. ihr Partner die Hände waschen.

Während der Menstruation ist auf möglichst luftdurchlässige Produkte zu achten, die keine chemischen Zusätze oder Duftstoffe enthalten. Slipeinlagen sollten während des Rests des Monats nicht getragen werden, denn Pilze vermehren sich besonders gerne bei gestauter Wärme und Feuchtigkeit.

Auch sollte man vermeiden auf Wärmequellen zu sitzen (Sitzheizung im Auto, Wärmeflasche) da zu große Hitze die Vaginalflora beeinträchtigen kann. Gleichzeitig ist aber darauf zu achten, dass man warme Füße hat und sich auch sonst nicht unterkühlt. Dies wiederum schwächt das Immunsystem.

Die im vorigen Abschnitt erwähnte Behandlung mit Milchsäure- oder Döderlein-Bakterien aus der Apotheke kann vorbeugend sehr hilfreich sein. Besonders Frauen mit wiederholten Infektionen können versuchen durch deren regelmäßige Verwendung die Scheidenflora stabil zu halten. Als Hausmittel ist auch Joghurt (pur, also ohne jegliche weitere Zusätze wie Zucker, Gelatine oder Obst) gängig. Allerdings ist die Einführung von Joghurttampons in die Scheide medizinisch umstritten, weil Tampons die Scheide austrocknen können. Außerdem muss für jede Anwendung ein neuer Becher Joghurt geöffnet werden, da bei bereits offenen die Verschmutzung durch Bakterien in der Umgebung kontraproduktiv ist.

Sonstiges

Bei der Behandlung und Vorbeugung sollte unbedingt darauf geachtet werden, ob die verwendeten Medikamente möglicherweise Fette enthalten, wenn danach beim Geschlechtsverkehr Kondome verwendet werden. Kondome sind meistens aus Latex und reißen leicht beim Kontakt mit Ölen und fetthaltigen Stoffen wie Scheidenzäpfchen, Salben und möglicherweise Joghurt. Wenn kein anderes Verhütungsmittel angewendet werden kann, sollte ein paar Tage Enthaltsamkeit geübt werden.

Quellen

  1. siehe z. B. Pirotta et al, British Medical Journal 2004, 329(7465):548 Abstract und Hilton et al Ann Intern Med 1992, 116(5):353-71 [1]).

Siehe auch

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