Scheipers

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Hermann Scheipers (* 24. Juli 1913 in Ochtrup) ist ein römisch-katholischer Priester und einer der wenigen noch lebenden geistlichen Insassen des KZ Dachau.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hermann Scheipers war von 1960 bis 1983 Pfarrer in der Schirgiswalder Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt

Scheipers wurde 1913 in Ochtrup/Westfalen geboren. 1936 beendete er das Studium der katholischen Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und trat ins Pastoralseminar des jungen, priesterarmen Bistums Meißen in Schmochtitz bei Bautzen ein. Seine Priesterweihe empfing er am 1. August 1937 durch Bischof Petrus Legge im Dom St. Petri zu Bautzen. Seine erste Kaplanstelle führte ihn nach Hubertusburg/Wermsdorf. Am 4. Oktober 1940 wurde er verhaftet, weil er sich als Seelsorger offen für polnische Zwangsarbeiter einsetzte und gemeinsam mit ihnen einen Gottesdienst feiern wollte. Vom Polizeigefängnis Leipzig aus kam er im März 1941 ins KZ Dachau. Im KZ Dachau wurde er als Staatsfeind eingestuft. Er trug den roten Balken der Politischen, den auch Kommunisten und Sozialdemokraten trugen.

Unter Lebensgefahr hielt seine Zwillingsschwester Anna in den folgenden Jahren den Kontakt zu ihrem inhaftierten Bruder aufrecht, schmuggelte Briefe, Lebensmittel und Medikamente ins Lager. 1942 rettete sie ihn und zugleich viele weitere Priester durch eine mutige Intervention beim SS-Reichssicherheitshauptamt in Berlin vor dem Abtransport als "nicht arbeitsfähig" aus dem KZ Dachau in die NS-Tötungsanstalt Hartheim im Schloss Hartheim bei Linz. Im KZ Dachau war Scheipers mit dem evangelischen Dresdener Märtyrer Paul Richter und weiteren evangelischen und katholischen Geistlichen auf einer Stube des Pfarrerblocks untergebracht. Am 27. April 1945, zwei Tage vor der Befreiung des KZ Dachau durch amerikanische Streitkräfte, gelang Scheipers auf einem „Todesmarsch” die Flucht in die Freiheit. Schon 1946 kehrte er ins Bistum Meißen zurück, wo er schon bald mit dem SED-Regime in Konflikt geriet.

Scheipers wirkte nach dem Zweiten Weltkrieg im heutigen Bistum Dresden-Meißen als Seelsorger in Radebeul, Berggießhübel, Dresden-Johannstadt, Freital, Wilsdruff und Schirgiswalde. In der Schirgiswalder Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt war er von 1960 bis 1983 Pfarrer. 1983 trat Hermann Scheipers in den Ruhestand und kehrte in das Bistum Münster zurück.

In den letzten Jahrzehnten berichtete er vor Schulklassen und bei Bildungsveranstaltungen von seinen Erlebnissen unter dem Hitler-Regime und im SED-Staat.

Prälat Hermann Scheipers lebt heute wieder in seiner Geburtsstadt Ochtrup. Anfang August 2007 feierte er seine Gnadenprimiz, den 70. Jahrestag seiner Priesterweihe.

Ehrungen

1973 ehrte ihn Bischof Gerhard Schaffran mit der Ernennung zum Ehrendomkapitular des Kathedralkapitels St. Petri in Bautzen.

Für seine Verdienste hat Hermann Scheipers zusammen mit seiner Schwester Anna im November 2002 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten.

Am 14. April 2003 wurde Pfarrer Hermann Scheipers 89jährig von Papst Johannes Paul II. zum Päpstlichen Ehrenprälat ernannt worden. Bei der Überreichung der Ernennungsurkunde würdigte Bischof Joachim Reinelt die Standhaftigkeit und Verdienste des Seelsorgers im Widerstand gegen Staatswillkür und Diktatur – zuerst zu Zeiten des Nationalsozialismus, später unter dem Regime der DDR.

Am 21. November 2003 wurde Prälat Hermann Scheipers zum Ehrenbürger der Stadt Schirgiswalde ernannt. Diese Ehre erwies ihm auch die Gemeinde Hubertusburg/Wermsdorf.

Publikationen

Einen Beitrag unter dem Titel „Dir gehört mein Leben“ über das Leben von Hermann Scheipers und seiner Zwillingsschwester Anna zeigte das WDR Fernsehen am 14. November 2003.

Veröffentlichungen

  • Rudolf Siegel, Johannes Lubczyk, Hermann Scheipers: Blutzeuge der Wahrheit. Ein Gedenkblatt für den im KZ Dachau verstorbenen Jugendseelsorger des Bistums Meißen Dr. Bernhard Wensch, Morus-Verlag, Berlin 1949
  • Hermann Scheipers: Gratwanderungen. Priester unter zwei Diktaturen, Benno-Verlag, Leipzig 1997, ISBN 3-7462-1221-9
  • Hermann Scheipers in: Susanne Hahn [Hrsg.]: Hubertusburger Frieden - Ewiger Frieden?! 1. Hubertusburger Friedensgespräche. 21.-23. September 2006, Turnshare, London 2007, ISBN 978-1-903343-99-9

Dokumentationen

Weblinks


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