- Schelfkirche St. Nikolai
-
Die Schelfkirche St. Nikolai ist eine barocke Backsteinkirche der evangelisch-lutherischen Schelfgemeinde im Schweriner Stadtteil Schelfstadt aus dem frühen 18. Jahrhundert.
Das Geläut besteht aus der bronzenen, aus dem 16. Jahrhundert stammenden Nikolai-Glocke und zwei Eisenglocken neueren Datums. Eine Orgel von Friedrich Friese III und ein Altarbild von Gaston Lente gehören zur Ausstattung. Die Turmuhr aus dem Jahr 1863 wird noch heute täglich von Hand aufgezogen und soll die erste öffentliche Uhr Schwerins gewesen sein. Die Form der Kirche ist ein Kreuz mit stark gekürztem Fuß und einem Turm auf der westlichen Seite.
Überlieferungen zeugen davon, dass es bereits im 11. Jahrhundert die kleine Siedlung namens „Schelfe“ gab. Nach der Stadtgründung Schwerins kam es zu einem Zuzug von Bewohnern in dieser neuen Stadt. 1228 erwarb das Domkapitel einen Teil der Schelfe vom Grafen Heinrich von Schwerin, der kurz vor seinem Tod 1228 eine Kapelle stiftete, die dem Heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer und Kaufleute, gewidmet wurde. Das gotische Bauwerk wurde bis 1553 genutzt und aufgrund seiner Baufälligkeit 1586 notdürftig saniert. Ein Sturm zerstörte 1703 den Turm der Kirche, woraufhin diese 1705 abgerissen wurde, auch aufgrund dessen, dass die alte Kapelle für die neu geplante Stadtanlage der Schelfe zu klein und zu wenig repräsentativ erschien.
Grundsteinlegung für das heutige Kirchengebäude war im Mai 1708. Die Bauleitung übernahm der Ingenieurkapitän Jacob Reutz und nach seinem Tod im Jahr 1710 der Architekt, Architekturtheoretiker, Mathematiker und Theologe Leonhard Christoph Sturm. Der Rohbau war bereits zwei Jahre nach Baubeginn fertig. Finanziert wurde das Projekt durch Kollekten aus Hamburg und Lübeck sowie aus Strafgeldern für Steuerrückstände. Mit dem Bau von Gesims, Pilaster und Deckengewölbe wurde wahrscheinlich schon unter Reutz begonnen. 1711 entstanden die Türstöcke aus Haustein und das fürstliche Grabmal im Ostarm. Schließlich war der Kirchenbau Ende 1712 vollendet, die Einweihung erfolgte 1713.
Der Bau wurde zu einem Musterfall der Umsetzung protestantischer Kirchbautheorie im frühen 18. Jahrhundert. Sturm hielt die von Reutz gewählte Form des griechischen Kreuzes für ungeeignet und wich beim Innenausbau bei der Anordnung des Altars und der Kanzel von den ursprünglichen Plänen Reutz' ab, indem er einen Kreuzarm durch eine Art Lettner abteilte und dem Gemeinderaum damit eine T-Form gab. 1712 veröffenftlichte er sein Architectonisches Bedencken zum Bau und zur Inneneinrichtung in Hamburg.
Bis 1813 diente die Kirche auch als herzogliche Grablege. In der Gruft ruhen unter anderem Herzog Friedrich Wilhelm, Sophie Luise von Mecklenburg-Schwerin und Herzog Christian Ludwig II.. Bei einer früheren Kirchensanierung ist bei der sogenannten „Fürstengruft“ nicht auf ausreichende Durchlüftung geachtet worden, wodurch sich Hausschwamm ausbreiten konnte und die Särge infolge dessen stark beschädigt wurden. Nach der Förderzusage der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Dezember 2007, einer Förderung des Landes und durch private Spenden konnte mit der etwa 400.000 Euro teuren und bis etwa 2013 dauernden Sanierung der Gruft begonnen werden. Am 15. Mai 2008 wurde zum 300. Jahrestag der Grundsteinlegung der Kirche der historische Zugang vom Altarraum zur Gruft wieder hergestellt, der Sarg Friedrich Wilhelms ist bereits saniert. Dieser und zwei weitere Särge, die noch in 2008 aufbereitet werden, sollen künftig durch eine Glastür zu besichtigen sein.[1][2]
Bei einer grundlegenden Renovierung 1856 bis 1858 wurde die Inneneinrichtung Sturms entfernt und die Kirche gemäß den ersten Plänen Reutz' eingerichtet, so stammen die Orgel von Friedrich Friese III, der Taufstein und die Fenster mit Malereien von Ernst Gillmeister aus dieser Zeit. Die Orgel wurde 1932 von Marcus Runge umgestaltet. 1990 fanden Restaurierungsarbeiten an der Außenfassade statt.
Neben Gottesdiensten bietet die Kirchengemeinde Führungen, Kirchenmusik-Aufführungen und Konzerte. Die Kirche ist täglich geöffnet.
Einzelnachweise
- ↑ NDR Nordmagazin, 15. Mai 2008
- ↑ Fürstengruft in der Schweriner Schelfkirche restauriert - kirche-mv.de
Literatur
- Leonhard Christoph Sturm: Architectonisches Bedencken Von Protestantischer Kleinen Kirchen Figur und Einrichtung/ An Eine Durchläuchtige Person über einem gewissen Casu gestellet/ Und Als eine offtmahls vorkommende Sache zum gemeinen Nutzen im Druck gegeben/ Mit dazu gehörigen Rissen. Hamburg: Schiller 1712
- Edgar Jakobs: Etwas von der Schelfkirche. In: Monatshefte für Mecklenburg. Schwerin, Bd. 14 (1938), 165, S. 397-398 (Digitalisat)
Weblinks
53.632511.417777777778Koordinaten: 53° 37′ 57″ N, 11° 25′ 4″ O
Wikimedia Foundation.