Schenjang

Schenjang
Basisdaten
Großregion: Nordostchina
Provinz: Liaoning
Status: Unterprovinzstadt
Untergliederung: 9 Stadtbezirke, 3 Kreise, 1 kreisfreie Stadt
Einwohner: ca. 7,4 Mio. Einwohner (1. Jan. 2007).
Fläche: 12.942 km²
Lage Shenyangs in China
Lage Shenyangs in der Provinz Liaoning

Shěnyáng (chin. 瀋陽市 / 沈阳市) oder Schenjang liegt im Nordosten der Volksrepublik China und ist die Hauptstadt der Provinz Liaoning. Es ist das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Nordostchinas. Im europäischen Schrifttum ist die Stadt auch unter dem Namen Mukden (mandschurisch: ) als Hauptstadt der Mandschurei bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Administrative Gliederung

Auf Kreisebene setzt sich die Unterprovinzstadt Shenyang aus neun Stadtbezirken, drei Kreisen und einer kreisfreien Stadt zusammen. Diese sind:

  • Stadtbezirk Shenhe (瀋河區 / 沈河区);
  • Stadtbezirk Huanggu (皇姑區 / 皇姑区);
  • Stadtbezirk Heping (和平區 / 和平区);
  • Stadtbezirk Dadong (大東區 / 大东区);
  • Stadtbezirk Tiexi (鐵西區 / 铁西区);
  • Stadtbezirk Sujiatun (蘇家屯區 / 苏家屯区);
  • Stadtbezirk Dongling (東陵區 / 东陵区);
  • Neuer Stadtbezirk Shenbei (沈北新區 / 沈北新区);
  • Stadtbezirk Yuhong (于洪區 / 于洪区);
  • Kreis Faku (法庫縣 / 法库县);
  • Kreis Liaozhong (遼中縣 / 辽中县);
  • Kreis Kangping (康平縣 / 康平县);
  • Stadt Xinmin (新民市);

Geschichte

Die Stadtgründung liegt ca. 2300 Jahre zurück, überregionale Bedeutung bekam der Ort aber erst, als sich mit den Mandschu-Herrschern die politische Macht im Nordosten Chinas niederließ. Von 1625 bis 1644 war Shenyang unter dem Namen Mukden (奉天, Fèngtiān) die Hauptstadt des Mandschurischen Staates. Mit der weiteren Ausbreitung der Macht über weite Teile des chinesischen Kernlandes verlegte man 1644 den Regierungssitz nach Peking. Deshalb steht in Shenyang der einzige kaiserliche Palast (故宫, Gùgōng) Chinas außerhalb der Verbotenen Stadt in Peking. Er wurde von Nurhachi begonnen und von seinem Sohn Huang Tai Chi (1592–1643) vollendet. Von hier aus eroberte die mandschurische Qing-Dynastie China und regierte es bis zum Ende des Kaiserreiches 1911. Die ersten Kaiser der Qing-Dynastie sind in bedeutenden Gräbern um Shenyang bestattet.

Im Russisch-Japanischen Krieg endete eine der größten Schlachten am 10. März 1905 mit der Einnahme der Stadt durch die Japaner.

1931 kam es hier zum Mukden-Zwischenfall, der der Auslöser für die Mandschurei-Krise war und als dessen Folge die Mandschurei von Japan besetzt und der Vasallenstaat Mandschukuo gegründet wurde. Er war bei den Chinesen verhasst und ging mit der Kapitulation Japans 1945 unter.

Shenyang ist der südliche Einstieg in die jahrzehntelang gefürchtete „rostige Zone“ Nordostchinas, die durch umweltzerstörenden Bergbau, umweltverschmutzende Eisen- und Stahlerzeugung sowie veraltete Kohlekraftwerke wenig Lebensqualität bot. Diese Zone, welche sich bis Harbin erstreckt, ist seit einigen Jahren ins Blickfeld der Zentralregierung gerückt. Erste Erfolge sind zu beobachten: die ehemals unsäglich kohlestaubverschmutzen Land- und Ortsstraßen wurden durch das neue Autobahnnetz entlastet und langsam ziehen moderne Filtertechniken ein, um die besonders schwefelhaltigen Steinkohleabgase zu entgiften.

Sehenswürdigkeiten, Freizeitangebote

Shenyang besitzt diverse touristische Attraktionen. Neben der bereits erwähnten „Verbotenen Stadt“, der kleineren Vorläuferin der bekannteren Pekinger Verbotenen Stadt und dem Palast der Mandschurenherrscher, gibt es mehrere Kaisergräber, von denen zwei im Stadtgebiet liegen. Dongling, das Grab Nurhachis, liegt im Osten der Stadt, Beiling, das Grab Huang Tai Jis, liegt im Norden – beide inmitten großer Parks; der Beiling-Park ist mit über 350 Hektar Fläche ungefähr so groß wie der Central Park in New York City. Sehenswert sind auch die vier Pagoden, die in gleichem Abstand von der Verbotenen Stadt aus in den vier Himmelsrichtungen verteilt liegen. Die einzige dieser Pagoden, die die Zerstörungswut der Großen Kulturrevolution überlebt hat, ist die nördliche Pagode (北塔). Die übrigen wurden nach dem Ende der Kulturrevolution originalgetreu rekonstruiert.

Seit Mai 2006 sind östlich Shenyangs der Vogelinsel-Park (鳥島 / 鸟岛) mit einem Seeaquarium und die Internationale Gartenausstellung (IGA) zu besichtigen. Die IGA hat u. a. eine interessante Ansammlung von Gärten zu bieten, welche ein Nichtchinese sicherlich alle „chinesisch“ nennen würde, die jedoch in reicher Vielfalt die unterschiedlichsten Gartenbautraditionen der chinesischen Provinzen vorstellen. In den letzten Jahren hat die Stadtverwaltung die vorrangige Anlage von Straßenbegleitgrün an den Autobahnringen sowie neuen Park- und Grünflächen in den Fluss- und Kanaluferbereichen verstärkt, um dem hohen Verschmutzungsgrad durch Industrie- und Verkehrsemissionen entgegenzuwirken. Shenyang ist zur „Nationalen Modellstadt für Umweltschutz“ ernannt worden und kann somit auf Unterstützung aus Peking zurückgreifen.

Im lange anhaltenden Winter ist Wintersport in den ebenfalls ca. 30 km östlich von Shenyang gelegenen Qipanshan-Bergen (棋盤山風景區 / 棋盘山风景区) möglich. Die breiten, mäßig steilen Skipisten sind gut für Anfänger geeignet. Dort gibt es auch einen Safaripark, wo es möglich ist, mit dem eigenen Wagen durch Freigehege mit Tigern, Löwen, Bären und anderen Großtieren zu fahren. Außerdem fährt ein Bus Touristen durch die Freigehege. Neuerdings findet auch in Shenyang allwinterlich ein Eisskulpturenfest (冰燈節 / 冰灯节) ähnlich dem berühmten Eisskulpturenfest in Harbin statt.

Bekannte Einkaufszentren im Stadtgebiet sind die Fußgängerzone Zhongjie (中街) nördlich nahe der Verbotenen Stadt sowie die Fußgängerzone Taiyuanjie (太原街) unweit des Bahnhofs (瀋陽站 / 沈阳站). Weitere Megamalls sind in Planung, für eine innerstädtische Mall wurde sogar ein erst 18 Jahre altes Stadion abgerissen, weil die Grundstückspreise in der City hochgeschossen sind.

Ebenfalls eine bekannte Spezialität Shenyangs ist die deftige regionale Küche des Nordostens (東北菜 / 东北菜), insbesondere die bei „Laobian Jiaozi“ (老邊餃子 / 老边饺子) in der Zhongjie (s. o.) gereichten nordostchinesischen Teigtaschen. Auch Gaststätten, die die eher scharfe Sezuan-Küche oder gar moslemische Küche anbieten, sind in der Stadt zu finden.

In Shenyang lebt insbesondere in den Stadtvierteln um die westliche Pagode (西塔) eine starke koreanische Minderheit, Shenyang entwickelt sich aufgrund der wirtschaftlichen Prosperität immer mehr zu einem regionalen kulturellen Zentrum mit wachsender multikultureller Szene. Abends ziehen vor allem riesige Karaoke-Bars, aber auch einige Discos und Bars in westlichem Stil ein großes Publikum an.

Shenyang war Austragungsort einiger Fußballspiele der Olympischen Sommerspiele 2008. Dazu wurde mit dem Olympischen Stadion Shenyang eigens ein neues Mehrzweckstadion mit zu öffnendem Dach für 60.000 Zuschauer gebaut. Es liegt im Süden und bildet den Mittelpunkt einer großzügig angelegten Urbanisation, die mit ihren breiten Straßen und Zubringern US-amerikanischen Vorbildern offensichtlich den Rang ablaufen möchte.

Wirtschaft, Ausbaupläne

Shenyang nennt sich in einer Eigenwerbung „Eine Stadt voller Vitalität“. Begründet ist das vor allem mit der für chinesische Verhältnisse ungewöhnlich vielfältigen Wirtschaft. Ironischerweise hat die Stadt diese Vielfalt den von 1931 bis 1945 als Besatzer herrschenden Japanern zu verdanken. Es gibt die drei großen Felder Chemische Industrie, Maschinen- und Fahrzeugbau und Hightech. Die chemische Industrie basiert auf den in der Provinz reichlich vorhandenen Kohle- und Erzvorkommen, es werden vor allem chemische Vorprodukte erzeugt und über die Eisenbahn ins ganze Land versendet. Der Maschinenbau umfasst Traktoren, Lokomotiven, Werkzeugmaschinen, Turbinen und Stahlkonstruktionen wie Brücken, Kräne und Hafenanlagen. Eine nicht unbedeutende Produktion ist auch die Herstellung von Militärflugzeugen (z. B. das aus der MIG weiterentwickelte Jagdflugzeug Shenyang J-8), sowie Raketen und Ausrüstung für die chinesischen Weltraumprojekte. Der Automobilbau mit Zulieferindustrie ist hier ebenso vertreten wie der Waggonbau. Von der Leichtindustrie hat sich die Nahrungsmittelproduktion erhalten. Eine besondere staatliche Förderung erfährt z. Z. die Hightech-Industrie. Im Süden Shenyangs ist ein großes Areal eigens als Hightechzone ausgewiesen, in der die Softwareproduktion einen Schwerpunkt bildet. Hier bekommen z. B. aus den westlichen Ländern zurückkehrende chinesische Wissenschaftler und Ingenieure finanzielle Anreize und hervorragende Arbeitsbedingungen.

Abgerundet werden die wirtschaftlichen Aktivitäten durch eine intensivierte Ausstellungspolitik, Shenyang hat zwei mittelgroße Messezentren, eines zur Darstellung der Provinzwirtschaft und eines für wechselnde thematische Messen, z. B. China und Südkorea. In jedem Fall steht stets die zukunftsorientierte Umgestaltung Shenyangs von einer grauen Industriestadt in eine moderne Wirtschaftsmetropole im Mittelpunkt.

Verkehr

Shenyang ist der verkehrstechnische Knotenpunkt Nordostchinas. Hier laufen die Bahnverbindungen aus Gesamt-Nordostchina zusammen, nämlich die Strecken Shenyang-Harbin, Shenyang-Dalian, Shenyang-Dandong und Shenyang-Peking. Im Zuge der Olympischen Spiele 2008 wurde eine Hochgeschwindigkeitsstrecke von Peking nach Shenyang gebaut, die einen in 4 Stunden ans Ziel bringt (vormals über 8 Stunden). Weiter im Bau befindet sich die Hochgeschwindigkeitsstrecke Shenyang-Harbin.

Parallel dazu laufen in Shenyang die Autobahnen nach Harbin, Peking (Shenbei Expressway) und Dalian (Shenda Expressway) zusammen.

Shenyang besitzt einen Flughafen im äußerten Süden der Stadt, der neben allen wichtigen innerchinesischen Zielen auch internationale Flüge nach Japan, Südkorea, Russland sowie den USA und neuerdings auch Deutschland (Frankfurt am Main) ansteuert.

Im Nahverkehr befindet sich eine U-Bahn im Bau, die nach mehreren Verzögerungen auf zwei Linien 2009 eröffnet werden soll. Sie wird Shenyang Metro heißen. Bislang bedienen zahlreiche Buslinien in einem hohen Takt den ÖPNV, jedoch sind diese Busse oft dramatisch überfüllt. Fahrten kosten 1 Yuan. Der Individualverkehr ist - wie in chinesischen Großstädten üblich - enorm hoch und konstant steigend, daher sind lange Staus vorbestimmt. Auch in dieser Hinsicht wird die Metro eine deutliche Entlastung und Verbesserung der Situation sein.

Bildungslandschaft

Als wirtschaftlicher Mittelpunkt Nordostchinas hat sich Shenyang auch zum Hochschulzentrum der Region entwickelt. Die Liaoning-Universität (auch „Nordost-Uni“) wird ergänzt durch eine Technische Universität und einen Kranz spezialisierter Hochschulen für Energie, Finanzen und Ökonomie, Medizin, Musik (ehemaliger Student: Pianist Lang Lang) und Kunst. Wie überall in China sind die knappen Hochschulplätze begehrt und die Abiturienten müssen sich durch eine dreitägige Auswahlprüfung quälen.

Geographie

Klimadiagramm Shenyang

Shenyang liegt im Süden der fruchtbaren mandschurischen Ebene am Fluss Hun He, einem Nebenfluss des Liao He, der in etwa 170 km Entfernung vom Stadtgebiet in den Golf von Liaodong des Gelben Meeres mündet. Die ältere Stadt lag lange Zeit nur am rechten Nordufer des Flusses, seit einigen Jahren und dem Bau weiterer Brücken besetzt die schnell wachsende Kommune jedoch auch die linke Flussseite im Süden. Hier steht auf großen heute noch landwirtschaftlich genutzten Flächen der Raum zur Verfügung, den die expansive Stadt benötigt.

Partnerstädte

Bilder

Weblinks

41.795555555556123.448055555567Koordinaten: 41° 48′ N, 123° 27′ O


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