Schiffen

Schiffen

Das Verb schiffen ist im gehobenen Deutsch in der Bedeutung „zu Schiff fahren“ seit dem 13. Jahrhundert belegt[1] – vgl. 1796 Schillers Gedichtanfang in „Erwartung“: In den Ozean schifft mit tausend Masten der Jüngling. Diese ursprüngliche Bedeutung findet sich noch in „sich einschiffen“. Das Wort Schiffer für den Kapitän wurde desto leichter aus dem niederländischen schipper und dem niederdeutschen Schipper übernommen; Luftschiffer für einen Freiballonfahrer benutzt bereits Jean Paul.[2]

Im 18. Jahrhundert wurde diese bisherige Bedeutung in der derben Umgangssprache verdrängt. Ausgehend von „Schiff“ als einem Behälter, stammt die studentische Bezeichnung für den Nachttopf. Daraus entwickelte sich das Wort „schiffen“ für urinieren.[1]

Hieraus wiederum bürgerte sich umgangssprachlich „es schifft“ für „es regnet“ ein.[1]

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. a b c V.a. nach Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage, 2002
  2. Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch, Anhang zum Titan, 1801

Siehe auch

Wiktionary Wiktionary: schiffen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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  • schiffen — schiffen:1.⇨austreten(1)–2.⇨regnen(1) schiffen 1.→urinieren 2.→regnen …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • schiffen — Vsw std. vulg. (13. Jh., Bedeutung 18. Jh.) Stammwort. Die alte Bedeutung zu Schiff fahren (noch archaisch in sich einschiffen) ist verdrängt worden durch eine störende neue: Von Schiff Gefäß stammt die studentische Bezeichnung für den Nachttopf …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • schiffen — miktieren (fachsprachlich); harnen; Lulu machen (umgangssprachlich); eine Stange Wasser in die Ecke stellen (umgangssprachlich); pinkeln (umgangssprachlich); Pipi machen (umgangssprachlich); …   Universal-Lexikon

  • schiffen — Schiff: Das gemeingerm. Wort bedeutete – wie auch ↑ Boot und ↑ Nachen – ursprünglich »ausgehöhlter Stamm, Einbaum«. Mhd. schif, ahd. scif, got. skip, engl. ship, schwed. skepp gehören zu der unter ↑ Schiene behandelten idg. Wurzel *skē̆i… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Schiffen — 1. Die schiffen, sind nur eine Handbreit zwischen Leben und Tod. – Seybold, 259. 2. Wer allzeit schiffet glücklich, der wär ein G sell vor mich. Lat.: Qui remigat prosper, socius sit, postulo noster. (Sutor, 272.) 3. Wer nicht schifft zu… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • schiffen — schịf·fen; schiffte, hat geschifft; [Vi] 1 <ein Mann> schifft vulg; ein Mann entleert die Blase; [Vimp] 2 es schifft gespr! es regnet (stark) …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • schiffen — schiffenintr 1.harnen.Beruhtauf»Schiff=Wasserbehälter«(beispielsweiseaufdemKüchenherd);dannverengtaufdasNachtgeschirr,wobeiSchallnachahmungeingewirkthabenmag.AnscheinendvonStudentenausgegangen.1750ff. 2.esschifft=esregnet(inStrömen).1840ff …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • schiffen — scheffe …   Kölsch Dialekt Lexikon

  • schiffen — schịf|fen (veraltet für zu Wasser fahren; derb für urinieren) …   Die deutsche Rechtschreibung

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