- Schilddrüsenszintigrafie
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Die Schilddrüsenszintigraphie ist eine nuklearmedizinische Methode, die zur funktionsmorphologischen Untersuchung der Schilddrüse angewendet wird. Sie eignet sich vor allem zur Unterscheidung von kalten und heißen Knoten sowie zur Beurteilung der Morphologie bzw. Gewebestruktur.
Inhaltsverzeichnis
Prinzip
Die Follikelzellen der Schilddrüse benötigen Iod für die Synthese der iodhaltigen Schilddrüsenhormone. Dies macht man sich bei der Schilddrüsenszintigraphie zu Nutze. Man benutzt bestimmte Radionuklide, die in ihren chemischen Eigenschaften mit dem stabilen Iod identisch sind oder ihm ähneln.
Das Radionuklid wird dem Patienten in einer für ihn unschädlichen Menge in eine Vene injiziert und reichert sich nach etwa 10 bis 20 Minuten in der Schilddrüse an.
Die von den inkorporierten Radionukliden ausgesandte γ-Strahlung wird von einer speziellen Kamera aufgezeichnet, so dass die Schilddrüse dargestellt und die Schilddrüsenfunktion beurteilt werden kann. Bei einer Schilddrüsenautonomie reichert sich in autonomen Schilddrüsenzellen beispielsweise mehr Radionuklid an, als in den „normalen“ Follikelzellen. Darüber hinaus lässt sich mit mehreren Aufnahmen in zeitlichen Abständen die biologische Halbwertszeit des Iodabbaus messen und daraus Schlussfolgerungen für eine gegebenenfalls abnorm verstärkte oder verminderte Aktivität der Schilddrüse ziehen.
Radiopharmaka
Bei der Schilddrüsenszintigraphie werden Radionuklide, sogenannte Radiopharmaka verwendet. Als Radiopharmakon kommt routinemäßig vor allem 99mTechnetium-Pertechnetat (99mTc) zur Anwendung. Bei besonderen Fragestellungen wird auch 123Iod (123I) verwendet, im Rahmen eines Radioiodtestes auch 131Iod.
Bei 99mTc handelt es sich um einen reinen Gammastrahler mit relativ geringer effektiver Halbwertzeit. Im Vergleich dazu sind 123I und 131I auch Betastrahler, außerdem sind die Halbwertszeiten länger als bei 99mTc.
Aufgrund der geringeren Strahlenbelastung für den Patienten und geringeren Kosten kommt heute bei der Schilddrüsenszintigraphie bevorzugt 99mTc zur Anwendung. Die Anwendung von 123I bleibt speziellen Fragestellungen vorbehalten, zum Beispiel bei der Frage nach dystopem Schilddrüsengewebe.
Indikationen
Einer Schilddrüsenszintigraphie geht in der Regel eine Tastuntersuchung (Palpation) der Schilddrüse, eine labormedizinische Untersuchung von Schilddrüsenparametern sowie eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) voraus. Besteht aufgrund dieser Untersuchungen der Verdacht auf funktionelle Veränderungen der Schilddrüse, insbesondere auf eine funktionelle Schilddrüsenautonomie oder ein Schilddrüsenkarzinom, kann eine Schilddrüsenszintigraphie zur weiteren Abklärung angezeigt sein.
Mit der 99mTc-Szintigraphie lassen sich Aussagen über die funktionelle Bedeutung morphologischer Veränderungen treffen sowie eine quantitative Bewertung der Funktionsveränderungen vornehmen. Außerdem sind, wie beim Ultraschall, Aussagen über Lage und Größe möglich. Man kann damit in erster Linie kalte, warme und heiße Knoten sowie eine diffuse Mehrspeicherung nachweisen.
Interpretation
Mit der ROI-Technik kann computergesteuert der sog. globale und regionale 99mTc-Uptake, d. h. die in die Follikelepithelzellen aufgenommene Menge des Radionuklids, ermittelt werden. Für eine adäquate Interpretation eines Schilddrüsenszintigramms ist die Kenntnis der aktuellen Schilddrüsenparameter (Schilddrüsenhormone) erforderlich.
Weblinks
Informationen für Patienten
Weiterführende Informationen
- „Diagnostik der Schilddrüsenerkrankungen“, Springer-Verlag
- „Verfahrensanweisung für die Schilddrüsenszintigraphie“ der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin e. V.
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