Schipkapaß

Schipkapaß
Schipkapass (rotes Viereck) - Bulgarien - Nachbarorte: Gabrowo, Kasanlak, Plewen (im Norden), Stara Sagora (im Süden)

Der Schipkapass ist ein wichtiger Gebirgspass im bulgarischen Balkangebirge und eine wichtige Verbindung zwischen Nord- und Südbulgarien. Er liegt zwischen Gabrowo (Nordbulgarien) und Kasanlak Südbulgarien). Er erreicht eine Höhe von 1.185 Metern. Kasanlak wurde im 14. Jahrhundert sogar eigens zum Schutz des Passes gegründet.

Er ist nach dem bulgarischen Stadt Schipka (Lage42.71166666666725.3333333333337 548 m ü. M.) an seinem Südabfall benannt. Der mit einer leidlichen Straße versehene und leicht passierbare Pass ist von hoher Wichtigkeit für den Verkehr wie im Krieg, weil in ihm die Straße von der Donau her über Plewen (Плевен), Lowetsch (Ловеч), Sewliewo mit den Straßen von Russe über Weliko Tarnowo und von Schumen nach Edirne (heute Türkei; bulg. Одрин / Odrin) zusammenläuft. Am Schipkapass fanden 1877 und 1878 während des Russisch-Osmanischer Krieg (1877-1878) (Türkenkriege - 9. Türkisch-Russischen Krieg) wichtige Schlachten zur Befreiung Bulgariens statt.

Über den Schipkapass führt der Bergwanderweg Kom–Emine.

Inhaltsverzeichnis

Schlacht am Schipkapass

W. W. Wereschtschagin: Schlachtfeld nahe Schipka

Im Russisch-Türkischen Krieg (1877–1878) wurde der Schipkapass von den Russen, als sie Anfang August aus Rumelien vertrieben wurden und sich auf die Nordseite des Balkans zurückzogen, behauptet und rasch befestigt. Vom 21. bis zum 26. August 1877 versuchte Süleiman Pascha durch immer erneute Angriffe die russische Stellung zu erstürmen, wurde aber unter ungeheuren Verlusten von den Russen unter Fjodor Fjodorowitsch Radezki zurückgeschlagen. Ein zweiter Versuch (9. - 17. September 1877) misslang ebenfalls, und die Türken mussten sich auf die Beobachtung und gelegentliche Kanonade der russischen Stellung beschränken, bis die Russen Anfang Januar 1878 wieder angriffsweise vorgingen, 9. Januar nach heftigem Kampf die ganze türkische Armee (32.000 Mann) gefangen nahmen und von neuem in Rumelien eindrangen. Die verlustreichen Kämpfe am Schipkapass hatten großen Einfluss auf das Werk des russischen Schlachtenmalers Wassili Wassiljewitsch Wereschtschagin, der die Kämpfe beobachtete. In Bulgarien ist Schipka (gemeint ist damit die Schlacht am Schipkapass) ein wichtiges Symbol. Im bulgarischen Nationalbewusstsein ist die Schlacht um den Schipkapass tief verankert geblieben als der entscheidende Kampf für die Befreiung Bulgariens vom türkischen Joch. Sie war aber militärisch unbedeutender als die Schlacht von Plewen.

Schipkadenkmal

Schipkadenkmal

Das Schipkadenkmal - bulg. Шипка (паметник) - liegt in Sichtweite des Passes. Das Schipkadenkmal wurde aus Spenden errichtet und 1934 eingeweiht. Es ist ein Steinturm mit 31,5 m Höhe, vor dessen Eingang ein großer Bronzelöwe von 8 m Länge und 4 m Höhe steht. Ein Löwe wird auch im Wappen Bulgariens gezeigt. Der Turm hat 5 Etagen. In der ersten Etage steht ein Marmor-Sarkophag mit einigen Knochenresten der Kämpfer vom Schipkapass. Auf den anderen Etagen sind Kopien von bulgarischen Truppenfahnen und andere Reliquien ausgestellt. Mit dem Denkmal wird der Helden der (ersten) Schlacht am Schipkapass gedacht (nach gregorianischem Kalender am 9. bis 11. August 1877). Hier verteidigten sich unter der Führung von General Stoletow 5.500 Russen mit 27 Geschützen und bulgarische Freiwillige gegen 27.000 Türken unter Süleiman Pascha.

Sonstiges

Wegen der allseits bekannten Vergangenheit in der bulgarischen Geschichte ist Schipka ein wohlklingender Name in Bulgarien. Er wird seit Jahrzehnten für den wichtigsten Markennamen für bulgarischen Schafskäse verwendet. Auch Hotels tragen den Namen Schipka - meist in der engl. Schreibweise Shipka.

Ein kleiner Sofioter Fußballclub trägt den Namen "Schipka".

Schipkapass anderswo

Ausblick über den Schipkapass

Diese Kämpfe nahm auch der Volksmund zum Anlass für anderweitige Verwendungen des Namens. So wird in der Schweiz auch die Anhöhe Schwenkelberg zwischen Dielsdorf ZH und Regensdorf, wo die ehemalige Bülach-Baden-Bahn die Straße kreuzte, als Schipkapass bezeichnet. Zur Zeit der Bahneröffnung waren die Kämpfe um diesen Pass eine Tagesaktualität.

Die deutschstämmigen Prager Studenten bezeichneten ein Lokal, welches sich im Nordwesten Prags befand, ebenfalls als Schipkapass. Das Lokal erhielt seinen Namen von drei Medizinstudenten, welche im Jahre 1877 oder 1878 während des Türkisch-Russischen-Krieges anlässlich eines Besuches des Lokales die aktuelle politische Lage diskutierten und nach einigen Bieren geographische Übereinstimmungen zwischen dem Standort des Lokales und dem Ort der damals heftig diskutierten kriegerischen Auseinandersetzungen feststellten. Auf dem Rückweg nach Prag entschlossen sich die drei, das Lokal in Studentenkreisen unter dem Namen Schipkapass bekannt zu machen. Das Lokal existiert heute nicht mehr, Ruinen finden sich am heutigen Stadtrand von Prag-Dejvice oberhalb des Šarka-Tales bei der ulice Zlatnice. Der gleichnamige Studentenroman „Der Schipkapaß“ (später: "Die Flamänder von Prag") des österreichischen Schriftstellers Karl Hans Strobl spiegelt das Leben in dem damals bekanntesten Bierdorf vor den Toren Prags wider.

Im pfälzischen Annweiler am Trifels existiert nahe der einstigen Lohmühle am Queich ein schmaler, malerischer Durchschlupf durch den Rest der Stadtmauer, welcher Schipkapaß genannt wird. Obwohl die Benennung nicht restlos geklärt ist, wird hier auf einen Veteran verwiesen, der von Kriegstaten zu erzählen vermochte.

In Gießen existiert in einem trotz Krieg bis heute unversehrten Fachwerkhaus die Gaststätte "Zum Schipkapass". Es ist jedoch unklar, ob der Name etwas mit dem hier beschriebenen Pass etwas zu tun hat.[1]

Einzelnachweise

  1. Hermann Klehn, Peter W. von Sattler: Gießen - Zeitsprünge. - Verlag Sutton, Erfurt 2001, ISBN 3-89702-389-x

Weblinks

42.76666666666725.3166666666677Koordinaten: 42° 46′ 0″ N, 25° 19′ 0″ O


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