Schlacht bei St. Gotthard

Schlacht bei St. Gotthard
Schlacht bei Mogersdorf
Teil von: Türkenkrieg 1663/1664
Schlacht bei Mogersdorf/St. Gotthart (Szentgotthard) 1664)
Schlacht bei Mogersdorf/St. Gotthart (Szentgotthard) 1664)
Datum 1. August 1664
Ort zwischen Mogersdorf und St. Gotthard an der Raab
Ausgang Abwehrsieg der kaiserlichen Truppen
Konfliktparteien
Osmanisches Reich Heiliges Römisches Reich (Erzherzogtum Österreich, Rheinbund u.a.), Königreich Frankreich
Befehlshaber
Großwesir Köprülü Fazıl Ahmet Graf Raimondo Montecuccoli
Truppenstärke
ca. 50.000 ca. 25.000
Verluste
12.000 Tote 1.000 Tote

Die Schlacht bei Mogersdorf oder Schlacht bei St. Gotthard fand am 1. August 1664 an der Raab zwischen Mogersdorf und dem Zisterzienserkloster St. Gotthard statt. Der multinationalen kaiserlichen Armee unter Führung des Grafen Raimondo Montecuccoli gelang es, die nach Wien ziehende osmanische Hauptstreitmacht aufzuhalten. Dieser kaiserliche Defensivsieg führte zum Frieden von Eisenburg, der den Türkenkrieg von 1663/1664 beendete.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Im Juni 1664 musste der Kommandant der kaiserlichen Südarmee (auch „Mur-Armee“ genannt), Banus Nikolaus Zríny, die Belagerung der osmanischen Festung Kanizsa abbrechen, da Großwesir Ahmed Köprülü mit einer ca. 50.000[1] Mann starken Armee die Festung entsetzte. Anschließend wandte sich Köprülü nach Westen und eroberte die vom Banus selbst errichtete Festung Neu-Zrin, zu deren Verteidigung die Südarmee wegen des niedrigen Personalstandes von 17.000 Mann[2] nicht im Stande war. Da sich der kaiserliche Oberbefehlshaber Montecuccoli außer Stande sah, Zríny Verstärkungen zu schicken, verließ dieser erzürnt am 29. Juni das kaiserliche Heer.

Ausgangslage

Nach der Vernichtung der Festung Neu-Zrín zog die osmanische Hauptstreitmacht in Richtung Wien und traf am 30. Juli an der Raab zwischen Mogersdorf und St. Gotthard auf die kaiserliche Hauptarmee, die am linken Ufer der Raab Stellung bezogen hatte. Diese multinationale Allianzstreitmacht unter Befehl Montecuccolis, die im Februar 1664 noch 28.500 Mann zählte, war wegen der schlechten sanitären Verhältnisse und der oft tagelang ausbleibenden Verpflegung nur mehr 25.000 Mann stark.[3] Ihr gegenüber, auf der rechten Uferseite, stand eine mit 50.000 Mann doppelt so starke osmanische Armee.

Schlachtverlauf

Schlacht bei Mogersdorf/St. Gotthart (Szentgotthard) 1664

Aufstellung der Allianztruppen

Großwesir Köprülü zwang die zahlenmäßig unterlegenen Alliierten, ihm ohne Unterbrechung auf dem Fuß zu folgen. Montecuccoli zog alle verfügbaren Truppen der Alliierten am nördlichen Raabufer zusammen und bezog bei Mogersdorf im Mündungswinkel der Lafnitz in die Raab Stellung. Den rechten Flügel im Westen, unter Befehl Montecuccolis, bildeten die kaiserlichen Regimenter mit der Artillerie vor der Front, gefolgt von den Reichstruppen unter Georg Graf Waldeck im Zentrum und den Franzosen unter Coligny auf dem linken Flügel. Das Gros der alliierten Kavallerie war unter Graf Johann Sporck am äußersten rechten Flügel vereinigt.[4]

Übersetzen der Osmanen

In den frühen Morgenstunden des 1. August 1664 überschritten 3000 Sipahis und 3000 Janitscharen die Raab, überrannten zuerst die Vorposten und dann das Lager der Reichstruppen, das deren Kommandeur, Graf von Waldeck, entgegen Montecuccolis Befehl nur unzureichend durch Schanzen gesichert hatte. Die überraschten und in Unordnung geratenen Truppen im Zentrum wurden von den Sipahis zersplittert, während es den Janitscharen gelang, die Ortschaft Mogersdorf einzunehmen. Damit war das Zentrum der Alliierten praktisch aufgelöst und man stand kurz davor, die Schlacht zu verlieren.

Kaiserlicher Gegenangriff

In dieser kritischen Situation führte Montecuccoli mit drei Infanterie- und zwei Kürassierregimentern persönlich den Gegenstoß, der durch den Markgrafen von Baden-Durlach mit einigen neu formierten sächsischen Truppen unterstützt wurde.[5] Indessen griff der Kommandant des Rheinbundkorps, Graf von Hohenlohe, mit zwei Bataillonen und vier Schwadronen von Osten her die in Mogersdorf eingedrungenen Janitscharen an und vertrieb diese. An diesen Kämpfen beteiligten sich eine französische Kavalleriebrigade und zwei nachgezogene französische Infanterieregimenter, die die Reste des Dorfes einnahmen und es gegen osmanische Rückeroberungsversuche verteidigten.

Nach schweren Kämpfen in Mogersdorf als auch im Lager der Reichstruppen zogen sich die Osmanen wieder auf ihren Brückenkopf am linken Flussufer zurück. Zu diesem Zeitpunkt waren sich die Befehlshaber der Heeresteile und der Oberbefehlshaber unklar über das weitere Vorgehen: Sollte man die eben zurückeroberte Stellung halten, oder einen Angriff auf die feindlichen Kräfte riskieren um sie in die Raab zurückzuwerfen? Während über die verschiedenen Möglichkeiten mitunter heftig diskutiert wurde, kam die Meldung über eine osmanische Reiterattacke gegen den rechten Flügel.

Osmanischer Kavallerieangriff

Nach dem erfolgreichen kaiserlichen Gegenangriff entschloss sich der osmanische Oberbefehlshaber zu einem Kavallerieangriff gegen die rechte Flanke der Alliierten und schickte zu diesem Zweck 4000 Sipahis über die Raab. Der auf der äußeren rechten Flanke mit seiner Kavallerie in Reserve stehende Johann Graf Sporck griff den doppelt so starken osmanischen Reiterverband direkt nach dem Flussübergang an und konnte ihn über die Raab zurückwerfen.[6]

Kaiserlicher Angriff

Schlacht bei Mogersdorf/St. Gotthart (Szentgotthard) 1664

Nach diesem Erfolg war der kaiserliche Oberbefehlshaber nun entschlossen, die Entscheidung zu suchen und mit allen verfügbaren Kräften gegen den feindlichen Brückenkopf vorzugehen. Jedoch bedurfte es eines persönlichen Gesprächs mit dem französischen Befehlshaber, ehe dieser bereit war, seine Truppen für einen Großangriff zur Verfügung zu stellen.[7] Diesem massiven Angriff hatten die restlichen osmanischen Truppen, die sich nur behelfsmäßig verschanzt hatten, nichts entgegenzustellen. Bis zum späten Nachmittag gelang es der Koalitionsarmee schließlich, die osmanischen Truppen am linken Raabufer, deren Rückzug sich in eine Flucht verwandelte, fast vollständig aufzureiben. Da weder die osmanische noch die Alliierte Armee weitere Versuche unternahmen, die hochwasserführende Raab zu überqueren, endete die Schlacht mit einem Abwehrsieg Montecuccolis.

Schlussbetrachtung

Die Tatsache, dass eine multinationale christliche Streitmacht ein doppelt so starkes osmanisches Heer geschlagen hatte, trug dazu bei, dass die Schlacht von Mogersdorf zu einer der bekanntesten Schlachten der Türkenkriege überhaupt wurde. Die Multinationalität der Truppen, obwohl vielfach anders dargestellt, brachte dem Oberkommandanten jedoch mehr Nach- als Vorteile, denkt man nur an die anfängliche Weigerung des französischen Befehlshabers seine Truppen für einen Angriff zur Verfügung zu stellen. Ebenfalls sollte das Kräfteverhältnis differenzierter betrachtet werden: Die Osmanen hatten zwar mit 50.000 Mann eine doppelt so große Streitmacht vor Ort, an der Schlacht waren aber nur die 12.000 Mann beteiligt, die auf das andere Ufer übergesetzt hatten und dort auf einen doppelt so starken Gegner getroffen waren. Warum der osmanische Befehlshaber, vor allem in der Anfangsphase der Schlacht, nicht mehr Truppen über die Raab schickte, könnte mit dem anhaltenden Regen und der hochwasserführenden Raab in Verbindung stehen. Eine eindeutige Antwort darauf lässt sich aber nicht finden.

Folgen der Schlacht

Nur neun Tage nach der Schlacht wurde am 10. August 1664 der Friede von Eisenburg für die Dauer von 20 Jahren unterzeichnet, der bei einer Vielzahl ungarischer und kroatischer Adliger auf Ablehnung stieß und zu einem wesentlichen Aspekt der ungarisch-kroatischen Magnatenverschwörung wurde.

Siehe dazu: Türkenkrieg 1663/1664

Fußnoten

  1. Walter Hummelberger, Die Türkenkriege und Prinz Eugen. In: Herbert St. Fürlinger, Unser Heer. 300 Jahre österreichisches Soldatentum in Krieg und Frieden (Wien-München-Zürich 1963). S. 52
  2. Thomas Winkelbauer, Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter. Teil 1 (= Herwig Wolfram, Österreichische Geschichte 1522–1699) (Wien 2004). S. 152
  3. Walter Hummelberger, Die Türkenkriege und Prinz Eugen. In: Herbert St. Fürlinger, Unser Heer. 300 Jahre österreichisches Soldatentum in Krieg und Frieden. (Wien-München-Zürich 1963). S. 52
  4. Ebenda, S. 53
  5. Walter Hummelberger, Die Türkenkriege und Prinz Eugen. In: Herbert St. Fürlinger, Unser Heer. 300 Jahre österreichisches Soldatentum in Krieg und Frieden. (Wien-München-Zürich 1963). S. 52
  6. Hubert Michael Mader, Raimund Fürst Montecuccoli und die Schlacht von St. Gotthard-Mogersdorf im Jahr 1664: Eine Bewährungsprobe Europas. In: Österreichische Militärische Zeitschrift, Ausgabe 03/2006.
  7. Walter Hummelberger, Die Türkenkriege und Prinz Eugen. In: Herbert St. Fürlinger, Unser Heer. 300 Jahre österreichisches Soldatentum in Krieg und Frieden. (Wien-München-Zürich 1963). S. 53

Verwendete Literatur

  • Walter Hummelberger, Die Türkenkriege und Prinz Eugen. In: Herbert St. Fürlinger, Unser Heer. 300 Jahre österreichisches Soldatentum in Krieg und Frieden. (Wien-München-Zürich 1963).
  • Thomas Winkelbauer, Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter. Teil 1.(= Herwig Wolfram, Österreichische Geschichte 1522–1699.(Wien 2004).
  • Hubert Michael Mader, Raimund Fürst Montecuccoli und die Schlacht von St. Gotthard-Mogersdorf im Jahr 1664: Eine Bewährungsprobe Europas. In: Österreichische Militärische Zeitschrift, Ausgabe 03/2006

46.94166666666716.2166666666677Koordinaten: 46° 56′ 30″ N, 16° 13′ 0″ O


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