Schlacht von Ayacucho

Schlacht von Ayacucho
Antonio José de Sucre
Schlacht von Ayacucho
Teil von: Unabhängigkeitskrieg der spanischen Kolonien in Südamerika
Datum 8. Dezember 1824
Ort Ayacucho (Peru)
Ausgang Kapitulation der Spanier, was zur Unabhängigkeit der meisten südamerikanischen Staaten führte.
Folgen Kapitulation der Spanier in Peru
Konfliktparteien
Republik Perú
Großkolumbien
Spanien
Befehlshaber
Antonio José de Sucre José de la Serna
Truppenstärke
5.780 6900
Verluste
309 Tote, 670 Verwundete 1800 Tote, 700 Verwundete und 2000 Gefangene

Die Schlacht von Ayacucho war die entscheidende Schlacht im Unabhängigkeitskrieg der spanischen Kolonien in Südamerika. Die anschließende Kapitulation von Ayacucho beendete den Krieg nur nominell – auch nach der Annahme der Kapitulation im März 1825 in Oberperu.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Nach dem unzureichenden Erfolg der chilenisch-argentinischen Expedition von José de San Martín zur Unterstützung der peruanischen Separatisten 1820-1822, war Simón Bolívar, den der Kongress in Lima um Hilfe gebeten hatte nach Peru gekommen, um die Emanzipation des Landes voranzutreiben. Zuerst hatte er die innere Zerrissenheit der Patrioten überwunden, und danach seinen Feldzug zur Befreiung Perus vorbereitet. Der erste Teil des Planes sah die Zerschlagung der Norddivision im zentralen Hochland vor, der die Süddivision in Cusco folgen sollte. Mit der Schlacht von Junín, die die Vorgeschichte näher beleuchtet, erreichte das vereinigte Heer aus Großkolumbiern, Peruanern und Chilenen sein erstes Etappenziel und befand sich nun auf der nicht allzu ernsthaft betriebenen Verfolgung des königlichen Heeres Richtung Südosten.

Ausgangslage der Spanier

José Canterac, der die Norddivision befehligte, hatte auf seiner Flucht neben den montoneros (etwa Plänkler), lokal sich bildenden Guerilla-Truppen, vor allem mit Desertationen zu kämpfen, gegen die auch die vor allem deswegen in den nächtlichen Lagern aufgestellten Posten wenig ausrichten konnten. Die Kolonialarmee in Peru setzte sich in der Hauptsache aus Indianern zusammen, zu denen nur wenige Schwarze und Mestitzen kamen. Die Offiziere waren weiße Kreolen und nur knapp sechs Prozent, die meist die oberste Führungsebene darstellten, stammte tatsächlich aus Spanien. Angesichts dieser Zusammensetzung nimmt es kaum Wunder, dass Canterac mehr als siebenmal so viele Soldaten auf seiner Flucht verlor, wie in der Schlacht von Junín, nämlich rund zweitausendsiebenhundert. Durch Zwangsrekrutierungen konnte er auf dem Weg zu Vizekönig José de la Serna nach Cusco gut ein Drittel wieder ausgleichen.

Ende September erreichte die Norddivision die Gegend um Cusco und de la Serna führte selbst weitere achtzehnhundert Soldaten aus der alten Inkahauptstadt zu Canterac, den er befestigte Stellungen anlegen ließ, um einem möglichen Angriff der Patrioten vorzubeugen. Außerdem hatte er die Süddivision von Jerónimo Valdés zurückbeordert, die sich in Oberperu mit Pedro Antonio Olañeta beschäftigte. Olañeta hatte sich schon Ende des vergangenen Jahres von der Autorität des Vizekönigs losgesagt und sich vom spanischen König Ferdinand VII. die Ernennung zum Vizekönig für La Plata beschafft. Argentinien hätte der spanische Aufrührer nie einnehmen können, aber durch seine Konkurrenz zu den Spaniern in Peru trug er entscheidend zum Erfolg der Patrioten dort bei. Hintergrund für die Auseinandersetzung in den Reihen der Spanier war, dass Olañeta de la Serna (der sich mit fast genau derselben Begründung ins Amt geputscht hatte) vorwarf, nicht ausreichend königstreu zu sein und der liberalen, von der französischen Revolution inspirierten, spanischen Verfassung von 1812 (s. Verfassung von Cádiz) anzuhängen.

De la Serna ließ Canterac als Stabschef im Oktober das Heer neu ordnen, während der Vizekönig seine Amtsgeschäfte in Cusco derart regelte, dass er die Möglichkeit hatte, eine Zeitlang selbst das königliche Heer gegen die Separatisten zu führen. Jerónimo Valdés übernahm mit seiner aus vier Bataillonen bestehenden Division die Vorhut, während die Divisionen von Juan Antonio Monet (vier Bataillone) und Alejandro Gonzáles Villalobos (fünf Bataillone) die beiden Infanterie-Divisionen kommandierten. Eine Kavallerie-Division unter Valentín Ferraz, vier Regimenter und zwei Schwadronen in zwei Brigaden, sowie vierzehn Geschütze, die Fernando Cacho befehligte vervollständigten das rund neuntausend Mann starke Kolonialheer. Damit begann der Vizekönig in den letzten Oktobertagen einen Marsch gegen das vereinigte Heer der Patrioten.

Lage der Patrioten

Bolívar ließ sich mit der Verfolgung der spanischen Norddivision Zeit und einzelne Einheiten befreiten die Dörfer und Städte entlang des Weges, der über Huancayo und Ayacucho in die Gegend südwestlich der heutigen Provinzhauptstadt von Apurimac, Abancay, führte. Von Hier aus entsandte er Erkundungspatrouillen, die Spanier östlich des Río Aprimac auskundschaften und gegebenenfalls Orte von der spanischen Herrschaft befreien sollten. Das Gros seines Heeres ließ Stellung beziehen, da sich die Regenzeit ankündigte, die den Gebrauch von Vorderladern entscheidend einschränkte.

In dieser Lage erreichte Bolívar die von seinen Stellvertreter Francisco de Paula Santander in Bogotá vor dem Kongress eingebrachte Aufforderung, den Oberbefehl des vereinigten Heeres abzugeben. Santander lag das Wohl von Großkolumbien am Herzen, das alle seine Kräfte für den Wiederaufbau nach fast fünfzehn Jahren Befreiungskrieg bedurfte, während Bolívar, wusste, dass nur die vollständige Befreiung des Kontinents das Erreichte sichern würde. In Spanien hatte der Neujahrsaufstand von 1820, bei dem Rafael del Riego das für die Rückeroberung Südamerikas bestimmte Heer nach Madrid geführt und Ferdinand VII. auf die Verfassung von 1812 hatte schwören lassen, zwar eine liberalere Haltung gegenüber den Kolonien erbracht, aber die zur Monarchie zurückgezwungenen Franzosen hatten der spätere Karl X. mit einem großen Heer nach Spanien entsandt und Ende 1823 war der Bourbone wieder absoluter Herrscher in Spanien. Nun trug er sich wieder mit dem Gedanken an eine starke Expedition, die möglicherweise nicht nur den Krieg verlängert hätte, sondern schlimmstenfalls zur erneuten Unterwerfung der spanischen Überseebesitzungen geführt hätte. Bolívar waren diese Gedanken seines Spielkameraden aus der Jugendzeit bekannt und er wusste, dass nur die schnelle Schaffung von Tatsachen diesen königlichen Gedankenspielen ein Ende setzen konnte.

In dem Bewusstsein, dass er in seiner Eigenschaft als Diktatorpräsident von Peru weiterhin die Fäden in der halten würde, und weil er mit Antonio José Sucre einen loyalen Offizier besaß, der ihm zwar an Alter, aber nicht an Fähigkeit Einsatzwillen nachstand, erfüllte er die Auflagen des Parlaments, übergab Sucre den Oberbefehl und begab sich in sein Hauptquartier nach Huancayo, um dort Verstärkungen für Sucre ausbilden zu lassen. Anfangs übermittelte er Sucre Befehle zur Vorgehensweise, aber als sich die Lage zuspitzte, ließ er Sucre freie Hand, da dieser näher am Geschehen war.

Die Truppen der Republik gliederten sich in die Divisionen von José Maria Cordova aus Großkolumbien mit vier Bataillonen, der Vorhut, der peruanischen unter José de la Mar mit drei, und der ebenfalls in Großkolumbien rekrutierten unter Jacinto Lara, vier Bataillone, der die Nachhut bildete. William Miller führte die drei Kavallerieregimenter, die mit zwei Geschützen, das über sechstausend Mann starke Heer vervollständigten. Diese Truppen bewegte er im Oktober einige Dutzend Kilometer nach Nordosten, auf Abancay zu, wo er einem eventuellen Angriff der Spanier, mit dem er aber nicht rechnete, begegnen wollte.

Die Initiative de Vizekönigs

Am 25. Oktober setzte sich sie Streitmacht des Königs in Bewegung und überquerte den Río Apurimac. Die Truppen umgingen die Stellungen der Patrioten weit südlich und Sucre reagierte darauf mit einer geringen Zurückverlagerung seiner Truppen auf Andahuaylas. Er glaubte anfangs nicht an eine größere Operation de la Sernas und verhielt sich entsprechend passiv. Bolívar riet ihm jedoch, den Vizekönig nicht zu weit von sich wegmarschieren zu lassen, da einige spanisch Schiffe vor der Südküste Perus lagen, mit denen de la Serna im Verbund mit seinem Heer einiges Unheil hätte anrichten können.

De la Serna hatte jedoch, wie sich bald zeigte, ganz andere Pläne. Er bog von seiner ursprünglich westgerichteten Bewegung nach Norden ab, um Sucre von den Verstärkungen aus dem zentralen Hochland und der Kommunikation mit Bolívar abzuschneiden. Hatte er sich vorher ostsüdöstlich und nach dem Abmarsch südlich des Vereinigten Heeres befunden, so war er Mitte November nordöstlich und am 20. erreichten seine Aufklärer im Norden Huamanga (Bolívar benannte die Stadt erst nach der Schlacht in Ayacucho um). Sucre war von der Bewegung de la Sernas überrascht und dieser wiederum von Sucres Immobilität, da er damit gerechnet hatte, dass die Separatisten ihm an der Einnahme von Huamanga hindern würden.

Sucre räumte seinen Fehler ein und bewegte nun seine Truppen nach Westen. Hier fließt der Río Pampas in ungefähr nordsüdlicher Richtung. An einem Berg nahe dem Örtchen Bómbon, westlich von Andahuaylas, ließ er seine Soldaten eingraben und erwartete die Spanier. De la Serna kam zwar, aber trotz seiner numerischen Überlegenheit schreckte er vor einem Angriff zurück, weil er zu hohe Verluste befürchtete. Er zog sich wieder auf die Westseite des Río Pampas zurück und vollführte Ende November eine Reihe von Bewegungen, die Sucre aus seiner Position locken sollten. Nach einigen Fehlversuchen schickte er Valdés mit der Vorhut am 29. hinter die Stellung der Patrioten. Sucre begriff sofort, dass seine Lage unhaltbar würde, falls er von zwei Seiten angegriffen würde. In der Nacht des 30. November gab er seine Stellung auf und überquerte am Morgen des 1. Dezember nördlich der Position von de la Serna den Fluss.

Als der Vizekönig davon erfuhr heftete er sich die Fersen des Vereinigten Heeres und beorderte Valdés zurück zum Hauptkörper seines Heeres. Zeitweise mit Sichtkontakt marschierten die beiden Heere nebeneinander nach Nordnordwesten. Als Valdés am Mittag des 3. Dezember zu de la Serna stieß befahl ihm dieser den Angriff auf die gerade den Rió Collpahuaico überquerenden Republikaner. Diese vehemente Attacke auf die sich in Marschformation befindliche Nachhut von Lara führte nahezu zum Totalverlust des bewährten Rifles-Bataillons und schweren Verlusten beim Bataillon Vargas. Eines der beiden Geschütze musste aufgegeben werden und die Spanier erbeuteten große Teile der Ausrüstung der Separatisten. Der relativ gut zu verteidigende Flussübergang und die hereinbrechende Nacht verhinderten, dass die Patrioten mehr als dreihundert Mann Verluste hatten – zehn Mal soviele, wie die Spanier.

Sucre blieb keine Wahl als seinen Marsch fortzusetzen, und auch ein Nachtmarsch konnte die hartnäckigen Verfolger nicht abschütteln. Am 6. Dezember erreichte er den Weiler Quinoa, gut zehn Kilometer Luftlinie östlich von Huamanga, wo er sein Heer rasten ließ. De la Serna war ihm weiter westlich gefolgt, hatte Huamanga vorsorglich besetzen lassen und war weiter nach Norden vorgestoßen. Am folgenden Tag bog er nach Südosten um, und erreichte den Berg Condorcunca, an dessen Hängen er seine Soldaten eine befestigte Stellung errichten ließ.

Zwischen dem Condorcunca und Quinoa erstreckt sich eine kleine, rund zwölfhundert Meter lange Hochfläche auf 3200 Metern über dem Meeresspiegel, die die quetschua-sprechende indigene Urbevölkerung Ayak'uchu, Winkel der Toten nennt, da hier 1437 Pachacútec Yupanqui, der in darauffolgenden Jahr den Inkathron bestieg, an dieser Stelle mit einer blutigen Schlacht die Wari (auch Huari) besiegte, die nur wenige Kilometer westlich ihr Kulturzentrum besaßen. An diesem historischen Ort wurde am folgenden Tag, dem 8. Dezember 1824, die Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege in Südamerika geschlagen.

Vor der Schlacht

Aus der Nacht vor der Schlacht werden wenige Schusswechsel aber auch einem von Gonzáles Villalobos angeregten und von Sucre genehmigten Zusammentreffen von Familienangehörigen zwischen den beiden Heeren berichtet. Weniger aufgrund von unterschiedlichen Ansichten innerhalb von Familien, als mehr von Zwangsrekrutierungen und in beiden Heeren eingesetzten Kriegsgefangenen der jeweils anderen Seite, ließ man die verwandte Soldaten, die unter verschieden Flaggen kämpften, einen letzten Abschied feiern.

Die vor allem bei den Spaniern erzwungene Disziplin, hatte während der Märsche des Vizekönigs in den vergangenen Wochen zu reichlich Desertationen geführt, so dass von den ursprünglich über neuntausend Soldaten nur noch knapp siebentausend übriggeblieben waren, sie sich den 5780 Patrioten an diesem Morgen zum Kampf stellten. Während sich um neun Uhr die höheren Offiziere mit dem Vizekönig besprachen, wie sie sie die nun anstehende Schlacht gestalten wollten, stärkte Sucre seine Truppen moralisch mit einem Aufruf: „"Soldaten! Von den heutigen Anstrengungen hängt das Schicksal Südamerikas ab, ein weiterer Tag des Ruhmes wird Eure bewundernswerte Standhaftigkeit krönen. Soldaten! Es lebe der Befreier! Es lebe Bolívar, der Retter Perus!“ Mit seinen numerisch unterlegenen Kräften konnte er keinen Angriff bergauf gegen die Royalisten führen, sondern musste deren Initiative abwarten.

Schlachtverlauf

Schlacht von Ayacucho

Das republikanische Heer hatte nahe dem heutigen Gedenk-Obelisken Stellung bezogen und erwartete in folgender Formation den Gegner: De la Mars Peruaner standen links, also im Nordwesten, Cordova links mit den Großkolumbiern und, etwas zurückversetzt, die angeschlagene Division von Lara. Vor dieser hatte Sucre Millers Reiter postiert. De la Sernas Plan sah vor, dass Jerónimo Valdés mit seiner kampferprobten Division die schwache linke Seite mit de la Mars Peruanern angreifen und die beiden anderen Divisionen nachrücken und ihn unterstützen sollten, ebenso, wie die bei Bedarf vorzuschickenden zwei Kavalleriebrigaden. Anfangs schien das Kalkül der Spanier aufzugehen, denn als Valdés gegen zehn Uhr vorrückte, gerieten die Peruaner in die vorausberechnete Bedrängnis.

Sucre reagierte mit dem Entsenden seiner Kavallerie und ließ auch Cordova den Peruanern zu Hilfe eilen. Da einenerseits Cordova nicht so schnell, wie notwendig, von der rechten an die linke Flanke gelangen konnte, und Valdés die Division de la Mar weiter zurückgedrängt hatte, als beabsichtigt, gelangte zuerst nur ein einzelnes spanisches Bataillon auf das Schlachtfeld und wurde von der Division Cordova aufgerieben. Da dies aber ebenfalls Zeit gekostet hatte und die Spanier nun ebenfalls eine ganze Division nach vorne warfen, beorderte Sucre die Division Lara mit Ausnahme der Rifles zu den Peruanern nach links.

Die Spanier führten später an, dass das Gelände von Murenabgängen bedeckt gewesen sei und sie daher nur langsam zum Gefechtsort vordringen konnten. Diese geländebedingten Schwierigkeiten mussten auch als Begründung dafür herhalten, dass die einzelnen Divisionen – und sogar einzelne Teile daraus – nacheinander auf den Schlachtfeld eintrafen. José Maria Cordova jedenfalls trieb die Königstreuen mit seinem jugendlichen Elan und den Bajonett vor sich her. Damit verhinderte er den Entsatz auf den Valdés vertraut hatte, als die Peruaner von Teilen der Division Lara unterstützt wurden. Cordova zersprengte mit Hilfe einiger Kavallerieeinheiten, die Miller geschickt hatte, die erste Brigade der Division Monet, die Kavallerieunterstützung von Ferraz erhalten hatte. Anschließend traf die Division Villalobos ein, die Cordoba ebenfalls besiegte. Die königlichen Verbände begannen nun, sich aufzulösen, und Sucre schickte daraufhin seine Reserven auf das Schlachtfeld. Auch Valdés blieb nur noch der Rückzug, den er jedoch genauso wenig wie seine Kollegen im Zentrum der Schlacht geordnet zuwege brachte. Verfolgt vor allem von der Kavallerie, denn Cordova und seine Soldaten benötigten dringend ein Pause, flohen die Königstreuen in ihre Stellungen am Condurcunca. Die Verfolgung nach den Erfolgen von Cordova war derart schnell, dass der hinter den Linien mit Reserve und Artillerie stehende Vizekönig selbst gezwungen war zu kämpfen, bevor er, verletzt, in Gefangenschaft geriet.

Bilanz und Folgen der Schlacht

In der dreistündigen Schlacht verloren gut dreihundert Patrioten ihr Leben und über sechshundert Mann erlitten Verwundungen. Die Spanier hingegen hatten tausendachthundert Tote und siebenhundert Verwundete zu beklagen, zu denen noch auf dem Schlachtfeld tausend Gefangene kamen. Dieses Missverhältnis auf Seiten der Spanier ist durch ein nachträgliches Massaker auf dem Schlachtfeld zu erklären, für das die Peruaner die meisten Gründe hatten.

Am Berghang über dem Ort des Zusammentreffens berieten derweil die übriggebliebenen höheren Offiziere der Spanier über ihr weiteres Vorgehen. Valdés und andere hätten den Kampf gerne fortgesetzt, da sich noch einige intakte Garnisonen vor allem an der Südküste Perus befanden, über tausend Royalisten der Niederlage entkommen waren und Oberperu immer noch spanisch kontrolliert war. Stabschef Canterac favorisierte jedoch die Kapitulation des ganzen Vizekönigreiches, da ein Fortsetzung der Kämpfe das Ende der Kolonialherrschaft Spaniens nur verzögert, aber nicht abgewendet hätte. Gegen 17 Uhr traf der Überläufer José de la Mar im Lager des königlichen Heeres ein und übermittelte das Angebot Sucres für eine ehrenvolle Kapitulation. Das gab den Ausschlag und Canterac unterzeichnete als Ranghöchster im Namen de la Sernas die Kapitulationsurkunde. Hier gingen weitere tausend Soldaten in Kriegsgefangenschaft.

Sucre setzte einige Tage später seinen Marsch auf Cusco fort und begab sich mit einem Teil seiner Truppen auch in andere Städte in Südperu. 1825 widmete er sich Oberperu, wo sich nur die Spanier untereinander Kämpfe lieferten, als er mit breiter Unterstützung und einem ständig wachsenden Heer nach Süden zog. Pedro Antonio Olañeta wurde (ob nun mit oder ohne Schlacht) in Tumusla (Landkreis Cotagaita) von seinen eigenen Leuten am 1. März erschossen. Damit endete offiziell der Befreiungskrieg, aber noch über Jahre leisteten hartnäckige Royalisten lokal Widerstand, der immer wieder militärisch niedergeschlagen wurde.

Die spanischen Offiziere von Ayacucho erhielten Privilegien, solange sie sich in Südamerika befanden, und Bolívar genehmigte ihre Ausreise nach Spanien. Dort allerdings wurde eine Untersuchung wegen Freimaurertums (was gleichbedeutend mit dem Vorwurf ist, sie hätten die Unabhängigkeitsbestrebungen unterstützt) eingeleitet. In der Tat stellt sich die Frage, wieso de la Serna und seine Offiziere die numerische Überlegenheit nicht besser nutzten und Sucres Armee mit einem konzentrierten Angriff aufrieben. Damals wurden die Untersuchungen eingestellt, aber ein heutiger spanischer Historiker spricht vom „Verrat von Ayacucho“, und unterstellt, dass das Ergebnis der Schlacht bereits vorher ausgehandelt worden sei, und das Treffen auf der Hochebene von Ayacucho daher lediglich ein blutiges Schauspiel für den König ohne wahren Wert gewesen sei.

Quellen

  • Vicente Lecuna: Bolívar y el Arte Militar Archivo del Libertador (=>Textos completos en Linea => 8. BOL0030)

Links

In den Kapiteln 9.1. Peru und 9.1.2. Die Befreiung Perus, sowie deren Zusatztexte Die Initiative des Vizekönigs und Die Schlacht von Ayacucho sind die Hintergründe, die Bewegungen des spanischen Heeres vor der Schlacht und das Geschehen auf dem Schlachtfeld, inklusive Karten dargestellt. Hingewiesen sei auch auf die Quellen unter der Überschrift Peru.


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