Schlafittchen

Schlafittchen

Schlafittchen[1][2] oder fälschlicherweise Schlawittchen (Diminutiv, früher Dativ Plural von Schlafittich, „Schlagflügel“), auch Schlafittl, ist eine redens- und mundartlich weitverbreitete und offenbar recht alte Bezeichnung für Hemd- oder Jackenkragen, bzw. Rock- oder Ärmelzipfel.

Inhaltsverzeichnis

Redewendung

Verwendet wird das Wort im Zusammenhang der Redewendung „am Schlafittchen packen“ im Sinne von „jemanden am Weglaufen hindern“, ähnlich wie man Geflügel am Flügelansatz fasst. Im Duden der „Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten“ wird diese Redensart als „jemanden fassen und zur Rechenschaft ziehen“ beschrieben, wobei das Vergehen als eher geringfügig angesehen wird.[3]

Als Erklärung wird auch angegeben, dass diese Redensart bedeutet, jemanden am Hemd- oder Jackenkragen zu packen[4] bzw. jemandem die „Leviten zu lesen“[5].

Zitat

„Es gibt ein sehr probates Mittel, // die Zeit zu halten am Schlawittel: // Man nimmt die Taschenuhr zur Hand // und folgt dem Zeiger unverwandt.“

Christian Morgenstern[6]

Mögliche Ableitung

Da in einigen Gegenden Deutschlands auch die Aussprache „Klafitten“ verbreitet war, leiten manche das Wort nicht von „Schlag-Fittich“, sondern von „Kluft“ (Gewand; vgl. das hebräische kelef = Rinde, Schale) ab.[7]

Quellen

  1. Richard Pekrun: Das Deutsche Wort, Rechtschreibung und Erklärung des deutschen Wortschatzes sowie der Fremswörter. Georg Dollheimer, Leipzig 1933.
  2. Prof. Horst Klien (Hrsg.): Der Große Duden, Wörterbuch und Leitfaden der deutschen Rechtschreibung. 16. Auflage Auflage. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1969.
  3. Duden 11, 1992, Seite 622
  4. Preussisches Wörterbuch. Ost- und westpreussische Provinzialismen in alphabetischer Folge. Frischbier, Berlin 1883, S. 279: „ihn am Rockzipfel, Ärmel etc. festhalten“
  5. 1000 deutsche Redensarten. Mit Erklärungen und Anwendungsbeispielen. Langenscheidt, Berlin 1981, S.178. ISBN 3-468-43112-0: „jemanden fassen, jemanden rügen, tadeln“
  6. Palmström, Die Zeit. Aus: Ausgewählte Werke. Hg. von Klaus Schuhmann, Leipzig: Insel, 1975. S. 310
  7. Das deutsche Gaunerthum in seiner social-politischen, literarischen und linguistischen Ausbildung zu seinem heutigen Bestande

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Schlafittchen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur


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