Schlossbrücke (Berlin-Mitte)

Schlossbrücke (Berlin-Mitte)

52.49263333333313.3930194444447Koordinaten: 52° 29′ 33,5″ N, 13° 23′ 34,9″ Of1

Schloßbrücke
Schloßbrücke
Ansicht von Süden
Nutzung Straßenverkehr, Fußgänger
Querung von Unter den Linden
Unterführt Spree
Ort Berlin-Mitte
Konstruktion dreibogige Stahlbetonbrücke
Gesamtlänge 156 Fuß (56,30 m)
Breite 96 Fuß (32,60 m)
Längste Stützweite äußere Bögen je 11,20 m, mittlerer Bogen 11,7 m Spannweite
Baubeginn 1851
Freigabe 1854
Planer Karl Friedrich Schinkel
Lage
Schloßbrücke (Berlin-Mitte) (Berlin)
DEC
Schloßbrücke (Berlin-Mitte)
1912 Brückenklappen durch Stahlbetongewölbe ersetzt

Die Schloßbrücke in Berlin liegt am östlichen Ende der Prachtstraße Unter den Linden im Zentrum der Hauptstadt. Sie verbindet im Ortsteil Mitte (Bezirk Mitte) den Friedrichswerder mit der Spreeinsel. Die ehemals hölzerne Hundebrücke über die Spree wurde zwischen 1821 und 1824 nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel durch die steinerne Schloßbrücke ersetzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Auswertung früherer Stadtpläne von Berlin und Cölln legt die Vermutung nahe, dass im 15. Jahrhundert an der heutigen Stelle eine erste Brücke vorhanden war. Ihr Bau war nötig, um den damals Cöllnischer Graben genannten Wasserweg mit Fuhrwerken zu überqueren, um das erste Stadtschloss mit Baumaterial versorgen zu können. Es handelte sich wie damals üblich um eine hölzerne siebenbogige Pfahljochbrücke mit einem aufklappbaren Mittelstück. Diese Konstruktion erhielt den Namen Hundebrücke, weil die Jäger aus dem Schloss mit ihren Reitpferden und einer großen Hundemeute darüber liefen, um im Tiergarten zum Schuss zu kommen. Die baulichen Veränderungen im Bereich des Schlosses und der Lindenallee führten zwar mehrfach zu Umbauarbeiten an der Brücke, die jedoch bis 1736 so erhalten blieb. Dann ließ der preußische König durch den Hofzimmermeister Biering die Zugbrücke in eine Klappbrücke umbauen. Die neuartige Konstruktion war 1738 fertig und ermöglichte durch die Verwendung von Gegengewichten das gleichzeitige Öffnen von vier nebeneinander liegenden Klappen. Nachdem Napoléon 1806 über diese Brücke nach Berlin hereingezogen war, planten die Regenten den Neubau einer repräsentativen Brücke. Sie gewannen dafür den Geheimen Oberbaurat Karl Friedrich Schinkel.

Die Schloßbrücke in Schinkels Architektonischen Entwürfen

Dessen Entwürfe berücksichtigten die entgegengesetzte Lage der neuen Brücke zum Brandenburger Tor ebenso wie die als Triumphstraße zu erweiternde Allee Unter den Linden. 1819 legte er erste Pläne für eine Gewölbebrücke aus Sandstein mit drei gleich großen Segmenten vor, die ohne Schiffsdurchlassklappen auskommen sollte. Technisch war das zu dieser Zeit nicht machbar, sodass die Mittelöffnung acht eiserne Klappen, die nacheinander bedient werden konnten, vorsah. Schinkel schreibt dazu in seinen Architektonischen Entwürfen:

Umstände verhinderten die Schiffbarmachung des Landwehrgrabens, und deshalb konnte die Brücke nicht vollkommen nach der auf dem vorliegenden Blatt gegebenen Ansicht ausgeführt werden. Der mittlere Bogen ist bei der Ausführung weggefallen, und statt dessen sind neben den Pfeilern ein Paar massiver Vorlagen gebaut worden [...]. Die drei Hauptabtheilungen der Brücke, welche mit Sculpturen auf hohen Fussgestellen bezeichnet sind, haben bei der Ausführung das genaue Maass des ursprünglichen Entwurfes behalten, so dass in künftiger Zeit, bei veränderter Flusspassage, die Anordnung dreier gleich grosser Bögen, wie sie in der hier gegebenen Ansicht erscheint, noch immer zur Ausführung kommen kann, indem der mittlere Bogen eingewölbt wird und die Vorlagen weggenommen werden.

Am 29. Mai 1822 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung für die Brücke, die bei dieser Gelegenheit den Namen Schloßbrücke erhielt. Eine vorzeitige Fertigstellung mit fehlender Pflasterung und einem provisorischen hölzernen Geländer, um den Hochzeitszug des Kronprinzen, dem späteren König Friedrich Wilhelm IV., am 28. November 1823 über diese Brücke in das Schloss einziehen zu lassen, brachte durch Einsturz von Teilen der Brücke 22 Menschen den Tod. Die Brücke konnte erst 1824 für den Verkehr freigegeben werden, ihr Bau hatte 305.300 Taler gekostet.[1] Eine im Architekturmuseum der TU Berlin vorliegende Handzeichnung aus dem Jahr 1844 von Carl von Diebitsch zeigt im Vordergrund die Schloßbrücke mit den Podesten ohne Figuren.[2] Die Figurengruppen nach Schinkels Entwurf wurden in größeren Zeitabständen geliefert, die letzten erst 1857 auf ihren Podesten aufgestellt, sodass Schinkel die vollständige Fertigstellung der Schloßbrücke nicht mehr erleben konnte.

Schloßbrücke um 1900 mit Blick Richtung Berliner Stadtschloss
Schloßbrücke von Süden vor 1912 mit den Vorlagen und eisernen Brückenklappen

Die erste Begeisterung für den figürlichen Brückenschmuck wandelte sich im Laufe der Fertigstellung der Brücke, sie wurde im Volksmund bald „Puppenbrücke“ genannt.

Im Jahre 1912 konnte der Fluss vertieft werden, die Klappen im Mittelsegment der Brücke wurden entfernt und über einem Stahlbetongewölbe das Mittelsegment nach den Plänen von Schinkel errichtet. So waren nun ungestörte Schiffspassagen möglich. In den Jahren 1927 und 1938 folgten Reparaturarbeiten und Gewölbeverstärkungen durch den Ersatz der Steingewölbe der Seitenöffnungen durch Stahlbetongewölbe.

Die Schloßbrücke wurde nicht wie die benachbarten Spreequerungen gesprengt, so erlitt sie nur geringe Schäden durch die letzten Kampfhandlungen im Frühjahr 1945 im Berliner Zentrum. Die wertvollen Figurengruppen waren 1943 abgebaut und notdürftig auf andere Brücken in Berlin-Spandau bzw. in Berlin-Moabit gestellt worden.

Im Zeitraum 1950 bis 1952 ließ die DDR-Regierung die Brücke reparieren, wozu auch die Sanierung der Betongewölbe und die Erneuerung der Ansichtsflächen der Brücke gehörten. Das Geländer mit seinen gusseisernen Ornamenten wurde im Mittelsegment der Brücke wieder angebracht, die Seitengewölbe erhielten Mauerwerk. Die Postamente für die Figuren wurden erneuert, die Figuren selbst kamen nicht wieder auf ihre Plätze. Am 1. Mai 1951 erhielt die restaurierte Brücke den Namen Marx-Engels-Brücke, der sich damit an die Umbenennung des früheren Schloßplatzes anpasste. 1980/81 wurde die Rückführung der Figurengruppen zwischen den beiden Berliner Verwaltungen vereinbart.

Die Marx-Engels-Brücke auf einer DDR-Briefmarke des Jahres 1985

Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten erhielten die Skulpturen am 20. September 1983 ihren historischen Platz auf den neu hergestellten und mit rotem bulgarischem Granit verkleideten Postamenten. Zahlreiche Detailarbeiten wie die Neuherstellung von Kandelabern, die Herstellung der marmornen Adlermedaillons für die Postamente sowie die Vervollständigung des Geländers und Reparaturarbeiten an den Brückenpfeilern und Belägen zogen sich bis August 1989 hin.

Nach der Maueröffnung und der deutschen Wiedervereinigung erhielt das Bauwerk am 3. Oktober 1991 den alten Namen Schloßbrücke zurück.[3] Eine Generalinstandsetzung wurde in den Jahren 1995 bis 1997 durchgeführt.

Schmuck

Ein ausgebautes Brüstungselement steht im Lustgarten.

Die gusseisernen Brüstungsplatten am Geländer zeigen Motive maritimer Mythologie nach Entwürfen Schinkels. Die Füllung der Hauptfelder bilden jeweils gegenständige, arabeskenartig verschlungene Seepferde und Tritone. Die Füllung der pfeilerartigen Zwischenfelder bildet ein Delphin. Die Geländermotive stammen von dem Bildhauer Kleemeyer und wurden in der Eisengießerei Berlin angefertigt.

Die vier Granitpostamente auf jeder Brückenseite sind versehen mit Kreismedaillons von Friedrich Wilhelm Wolff, die jeweils einen Adler mit Schlange, Palmzweig, Helm und Blitzbündel zeigen. Auf den Postamenten stehen acht Figurengruppen aus Carrara-Marmor, die aus Geldmangel erst in der Zeit von 1847-1857, das heißt nach Schinkels Tod, von Berliner Bildhauern aus der Schule Rauchs ausgeführt wurden. Schinkel schreibt zu den Figurengruppen in den Architektonischen Entwürfen:

In den Gruppen sind Helden und Siegesgöttinnen ganz ideal aufgefaßt; unter den hier gewählten Gegenständen sind folgende: Ein junger Held wird von einer Siegesgöttin in den Kampf geführt, ein Held von ihr gekrönt, ein Held im Kampf von ihr unterstützt, ein sterbender Held [liegt] in ihren Armen u. dergl.

Die acht Gruppen symbolisieren den Lebenszyklus eines Helden.

Schinkels Pläne wurden bei der Ausführung der Figuren durch Friedrich August Stüler abgeändert, indem die Siegesgöttin Nike in den beiden mittleren Figurengruppen auf beiden Brückenseiten durch Pallas Athene ersetzt wurde, weil durch die Flügel der Nike, verstärkt durch die Wiederholung in jeder Figurengruppe, ein zu unruhiges Bild befürchtet wurde. Eine weitere Abweichung stellte die Ausführung in Marmor dar – Schinkel hatte Kupfertreibarbeiten vorgesehen.

Figurengruppe Der Krieger von Pallas Athene in den Kampf geführt

Die Figurengruppen sind in dieser Reihenfolge angeordnet:

Südseite, von West nach Ost
Nordseite, von West nach Ost

Literatur

  • Eckhard Thiemann, Dieter Deszyk, Horstpeter Metzing: Berlin und seine Brücken, Jaron Verlag, Berlin 2003, Seiten 90-95; ISBN 3-89773-073-1
  • Jörg Friedrich: SCHLOSSBRÜCKE. In: Steinbrücken in Deutschland. Verlag Bau + Technik, 1999, ISBN 3-7640-0389-8, S. 29–36.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gabriele Stave, Hans-Joachi, Boldt: Berliner Brücken. Brockhaus Miniaturen, F. A. Brockhaus Verlag Leipzig, 1980; S. 12
  2. Ansicht des Bildes im Architekturmeseum der TU Berlin; abgerufen am 21. März 2009
  3. Info der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung über die Schloßbrücke; abgerufen am 20. März 2009

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