- Schnaderhüpfl
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Das Gstanzl ist eine bayerisch-österreicherische Liedform, meist als Spottgesang. Es steht vorwiegend im Drei-Viertel-Takt und gehört wie die verwandten Schnaderhüpfel oder Trutzgsangl zu den Vierzeilern.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft des Begriffes
Das Wort dürfte von italienisch stanza = Strophe abstammen. Je nach Herkunft werden die Gstanzln auch Schnaderhüpfl, Schanderhagge, Stückl, Possen-, Trutz- und Spitzliedln, Schleifer, Haarbrecher-Gsangln, Plopper- und Plepper(lieder), Schwatzliedln, Flausen und Schmetterliedln, G’setzln, Basseln, Vierzeilige, Kurschza Liadlan, Schelmeliedle, chorze Liedle, Rappedietzle, Schlumperliedla oder Rundâs, usw. genannt.
Viele alpenländische Lieder (Gstanzllieder) sind eigentlich aus Gstanzln zusammengestellt, die in einer festen Folge zusammengehören, meist wird jede Strophe mit einem Jodler abgeschlossen.
Gstanzlsingen
Gstanzln werden vielfach aus dem Stegreif in der jeweiligen Mundart gedichtet und vorgetragen. Gute Gstanzlsänger können stundenlang Gstanzln vortragen, ohne sich zu wiederholen.
Meist handelt es sich um gereimte und gesungene Improvisationen, die von heiteren und ernsten Vorgängen, Gemütsstimmungen, Lebensanschauungen und Schwächen des Menschen handeln. Ein echtes Gstanzl besteht aus einem einzigen Vierzeiler, wobei sich die erste auf die zweite oder auf die dritte Zeile reimen kann.
Gstanzln mit ihren unzähligen Melodien leben vor allem vom Vortrag in der entsprechenden Situation. Es gibt viele Gelegenheiten, bei denen Gstanzln entstehen. Sehr beliebt ist das Gstanzlsingen auf Bauernhochzeiten in Ober- und Niederbayern, wobei sich der Hochzeitslader über die Brautleute und die geladene Gesellschaft lustig macht. Das Gstanzl kann derb und hart, aber auch zart und innig sein.
Gstanzln werden oft von Generation zu Generation mündlich weitergegeben und erleben je nach Region und Zeitraum verschiedenste Varianten. Sie werden aber auch heute von Burschen neu „erfunden“, um aktuelle und auch politische Begebenheiten scherzhaft zu beschreiben.
Das Gstanzl ist im alpenländischen Musikraum sehr bekannt und beliebt. Einer der berühmtesten Gstanzlsänger war der Roider Jackl, der vor allem durch seine politischen Gstanzln überregional bekannt wurde. Auf dem Münchner Viktualienmarkt gibt es dem Volkssänger zu Ehren einen Brunnen.
Gstanzln werden sowohl im Wirtshaus oder bei Sängertreffen, als auch beim Tanz gesungen. Die Tänze sind typischerweise Ländler, Steirer oder Boarische, die durch Zusammenstehen der Burschen im Kreis mit gemeinsamem Singen von Gstanzln, oft mit nachfolgendem rhythmischem Klatschen, dem sogenannten Paschen unterbrochen werden. Der Vorsinger, zumeist ein erfahrener Tänzer, singt die erste Zeile des Gstanzls an und die anderen Burschen fallen ein. Im Ausseerland (Steirisches Salzkammergut) steht der Landler im 2/4-Takt, der Steirer im achttaktigen 3/4-Takt und der Waldhansl im Walzertakt. Dieser Teil des Salzkammergutes ist eine Hochburg der Tracht, der Volksmusik, und des Singens und Paschens.
Waren es traditionellerweise nur die Männer oder Burschen, denen das Gstanzl-Singen vorbehalten war, begeistern sich heute immer wieder auch Frauen am Reimen und Singen.
Paschen
Unter Paschen versteht man gemeinsames rhythmisches Klatschen der Burschen und Männer im österreichisch-bayrischen Raum, immer anschließend an ein gesungenes Gstanzl, meist im Rahmen eines Volkstanzes (Landler, Steirer und andere). Dabei entstehen ziemlich komplizierte Rhythmusgebilde, bis zu sechs verschiedene Rhythmen werden gleichzeitig gepascht. [1]
Häufig wird eine Kombination aus Flachhandklatschen und Hohlhandklatschen gezielt eingesetzt, um den Klang zu verändern.
Am weitesten verbreitet ist dieses Paschen im Salzkammergut, wobei zwischen dem steirischen, oberösterreichischen und salzburgischen Teil des Salzkammergutes gravierende Unterschiede in Rhythmik und Aufbau sowie Leitmusik bestehen.
Eine der bekanntesten Geigenmusiken des Salzkammergutes, die Ausseer Geigenmusi, bringt auf ihrer Internetseite [2] einen Landler mit Gstanzlsingen und Paschen.
Das Buch „Gstanzln aus dem Salzkammergut“ [3] bringt neben 730 Vierzeilern aus dem Ausseerland auch sehr humorvoll „Zwölf Gebote für Ansingen und Paschen“. Mit einem Augenzwinkern wird betont, dass diese Gebote nur für jene gelten, die die obligaten 1000 Halbe Bier in Paschrunden noch nicht hinter sich haben:
- Du sollst Dich grundsätzlich dem Vorpascher anschließen.
- Du sollst nicht paschen, wenn Du eine Frau bist (hier hat die Emanzipation ihre Grenzen).
- Du sollst nicht „Hüa“ schreien, wenn Du nicht der Ansinger bist.
- Du sollst nicht glauben, Du kannst Sechstern (Sechstern ist kein Showteil für Touristen).
- Du sollst beim Landler nicht „Hohl“ schreien.
- Du sollst in Altaussee beim Waldhansl absetzen.
- Du sollst in größeren Runden Gstanzln ansingen, die auch andere kennen.
- Du sollst „unsaubere“ Gstanzln nur in Männerrunden singen.
- Du sollst an der Körperhaltung eines gestandenen Paschers erkennen, was er meint, und verstehen, was Du unterlassen sollst.
- Du sollst nicht mitpaschen, wenn Du keinerlei Rhythmusgefühl hast.
- (für Ungeduldige) Du sollst von den Musikanten nicht schon am Anfang einen Pasch verlangen (Kommt Zeit – kommt Pasch!).
- (für Widerwärtige) Lass die Musikanten nicht eine Viertelstunde lang einen Steirer spielen, bevor Du gnädigerweise Deine Stimme erhebst.
Schnaderhüpfel
Schnaderhüpfel, auch Schnadahüpfel, Schnatterhüpfel oder Schnadernhüpfel, -hüpferl oder -hupfl sind bei den Alpenbewohnern in Bayern, Tirol und Steiermark improvisierte epigrammartige Gedichte, die immer aus einer Strophe bestehen, wobei aus den unzähligen Melodien immer dieselbe verwendet wird. Eine Person oder Partei singt ein Gstanzl und eine andere Person oder Partei antwortet darauf, häufig mit einem ad hoc gedichteten Gegengstanzl.
Im Allgemeinen handelt es sich dabei um humorvolle oder freche Texte. In Bayern und Österreich gibt es so genannte Gstanzlsängertreffen, bei denen sich die Sänger gegenseitig aussingen. Oft bildet das wechselseitige Singen einen Wettkampf, bei dem die Schlagfertigkeit unter Beweis gestellt werden soll. Insbesondere bei Feiern wurden und werden Schnaderhüpfel gesungen. So werden oft bei Hochzeiten die mitgebrachten Geschenke vom Hochzeitslader besungen und der Geber muss darauf antworten.
Textbeispiel (Die in Österreich meist verbreitete Schnaderhüpfel-Melodie als Midi-Datei):
Jetzt bist du verheirat
Jetzt bist du ein Mann
Jetzt schaut dich dein Lebtag
Kein Madel mehr anoder ein „normales“ Gstanzl, ohne besonderen Anlass:
Aussee is a lustigs Tal
das sog i allemal
san schene Menscha drein
da mecht i seinQuellen
- ↑ Internetseite über Paschen im Volkstanz
- ↑ myspace.com/ausseergeigenmusi – Musik-Demo-Clip (Landler mit Pasch) der Ausseer Geigenmusi
- ↑ Buch „Gstanzln aus dem Salzkammergut“, herausgegeben von Herbert Seiberl und Johanna Palme, musikalische Einführung von Herbert Randacher und Johannes Pressl, (Alpenpostverlag, Kurhausplatz 298, A-8990 Bad Aussee)
Siehe auch
Weblinks
- http://www.helmut-zenz.de/gstanzln.html
- http://www.sauschneider.info
- http://www.gstanzln.com/
- Gstanzl anhören
- Video: Ausseer Landler – Paschen & Gstanzl singen
- Video: Innviertler Landler – Krammerer Zeche (mit achtzeiligen Gstanzln)
Literatur
- Hans-Peter Falkner: 1234 Gstanzln & CD. Bibliothek der Provinz, 2. Auflage 1997.
- Ilka Peter: Gaßlbrauch und Gaßlsprüch in Österreich. Neuauflage. Alfred Winter, Salzburg 1981, ISBN 3-85380-027-0.
- Herbert Seiberl, Johanna Palme: Gstanzln aus dem Salzkammergut. 730 Vierzeiler. Alpenpost, Bad Aussee 1992, ISBN 3-9500359-1-5.
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