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Georg Schnath (* 6. November 1898 in Hannover; † 27. Oktober 1989 ebenda) war ein deutscher Historiker und Archivar.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Aufgewachsen in der hannoverschen Altstadt im Haus Marktstraße 7/8 („Das alte Haus“, so der Titel seiner Erinnerungen) besuchte Schnath das Ratsgymnasium am Georgsplatz und studierte von 1917 bis 1922|22 Geschichte, Geographie und Germanistik in Marburg und Göttingen. Nach der Promotion war er seit 1922 im Archivdienst tätig, zuerst in Berlin-Charlottenburg, seit 1928 in seiner Heimatstadt Hannover im Staatsarchiv am Waterlooplatz. 1938 bis 1959 war er auch dessen Direktor, die letzten Berufsjahre von 1959 bis 1967 Professor für Landesgeschichte an der Universität Göttingen. Schon 1938 erschien der erste Band seines Standardwerks „Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession 1674-1714“ (letzter Band 1982), das ihn als besten Kenner der niedersächsischen Geschichte des 17./18. Jahrhunderts profilierte. Dazu gehören auch seine Editionen, etwa des Briefwechsels der Kurfürstin Sophie mit dem preußischen Königshaus (1927) oder die Korrespondenz der Prinzessin Sophie Dorothea von Hannover mit dem Grafen Philipp Christoph Königsmarck 1690 bis 1694, die 1952 erschienen und einen Schlüssel zur Analyse der Affäre Königsmarck bilden.
Schnath, der als so genannter „Märzgefallener“ 1933 in die NSDAP eintrat und von 1945 bis 1947 wegen seiner Tätigkeit im besetzten Frankreich[1] in Haft war - zuletzt im Pariser Militärgefängnis „Cherche-Midi“ - verteidigte auch in der Nachkriegszeit und bis zu seinem Tode seine Autorität als Nestor der niedersächsischen Geschichtswissenschaft erfolgreich. Dennoch war er nicht blind für seine anfängliche Sympathie für und seine Zugeständnisse an die NSDAP in seinen Publikationen, etwa im „Niedersächsischen Jahrbuch“. Schnath war von 1938 bis 1971 Vorsitzender der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, von 1949 bis 1965 des Historischen Vereins für Niedersachsen und erhielt 1962 das Große Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens. Sein Grab befindet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover. Seinen Nachlass verwahrt das Niedersächsische Hauptstaatsarchiv in Hannover (Bestand VVP 51).
Seine 1947 in der Pariser Haft entstandenen „Erinnerungen an eine hannoversche Jugendzeit 1898-1916“, die 1998 postum unter dem Titel „Das alte Haus“ erschienen, sind ein persönliches Dokument der Rechtfertigung und Vergewisserung. Sie bieten einen Blick auf das Hannover vor der Zerstörung durch alliierte Bomben im Jahre 1943.
Auszeichnungen
1979 wurde Schnath mit dem Niedersachsenpreis in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet.
Werke (Auswahl)
- Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession 1674-1714. Zuerst: Hildesheim, Leipzig: Lax 1938-1982. Nachdruck: Hannover: Hahn 1999.
- Bd. 1: 1674-1692. ISBN 3-7752-5822-1
- Bd. 2: 1693-1698. ISBN 3-7752-5823-X
- Bd. 3: 1698-1714. ISBN 3-7752-5824-8
- Bd. 4: Georg Ludwigs Weg auf den englischen Thron. Die Vorgeschichte der Thronfolge 1698-1714. ISBN 3-7752-5825-6
- Gesamtregister. Namenweiser zu den vier Bänden des Gesamtwerkes nebst Verzeichnis von Berichtigungen und Ergänzungen. ISBN 3-7752-5826-4
- Briefwechsel der Kurfürstin Sophie von Hannover mit dem Preußischen Königshause. Hrsg. von Georg Schnath. Berlin (u.a.): Koehler 1927.
- Der Königsmarck-Briefwechsel. Korrespondenz der Prinzessin Sophie Dorothea von Hannover mit dem Grafen Philipp Christoph Konigsmarck 1690 bis 1694. Kritische Gesamtausgabe in Regestenform. Bearb. von Georg Schnath. Hildesheim: Lax 1952. (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens. 51)
- Vom Sachsenstamm zum Lande Niedersachsen. Grundzüge der staatlichen Gebietsentwicklung im niedersächsischen Raum. Hannover: Niedersächsische Landeszentrale für Politische Bildung 1966.
- Geschichte des Landes Niedersachsen. Von Georg Schnath (u.a.). 6., aktualisierte Auflage. Freiburg (u.a.): Ploetz 1994. (Geschichte der deutschen Länder) (Territorien-Ploetz. Sonderausgaben) ISBN 3-87640-344-8
- Streifzüge durch Niedersachsens Vergangenheit - Gesammelte Aufsätze und Vorträge, Hildesheim, August Lax 1968
Autobiografisches
- Eines alten Archivars Erinnerungen an das Staatsarchiv Hannover aus den Jahren 1920 bis 1938. - In: Beiträge zur niedersächsischen Landesgeschichte. Zum 65. Geburtstag von Hans Patze. Hrsg. von Dieter Brosius (u.a.). Hildesheim 1984, S. 454-474. ISBN 3-7848-3429-9
- Das alte Haus. Erinnerungen an eine hannoversche Jugendzeit 1898-1916. Hannover: Hahn 1998. (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens. 118) ISBN 3-7752-5828-0
Literatur
- Georg Schnath zum Gedenken. Hrsg. vom Historischen Verein für Niedersachsen und von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Waldemar R. Röhrbein, Ernst Schubert. Hannover: Hahn 2001. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Sonderband) ISBN 3-7752-5863-9
- Waldemar R. Röhrbein in: Hannoversches biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Hannover: Schlüter, 2002, S. 319. ISBN 3-87706-706-9
- Martens, Matthias: Erfundene Traditionen? Die Gründung des Instituts für Historische Landesforschung an der Universität Göttingen. Bielefeld 2008 (Göttinger Forschungen zur Landesgeschichte 15), 160 S. ISBN 978-3-89534-745-0.
Weblinks
- Literatur von und über Georg Schnath im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Anmerkungen
- ↑ Schnath war Leiter der Abteilung Archivwesen der deutschen Militärverwaltung und arbeitete u.a. an einer Liste an Deutschland zu restituierender Archivmaterialien mit.
Personendaten NAME Schnath, Georg KURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker GEBURTSDATUM 6. November 1898 GEBURTSORT Hannover STERBEDATUM 27. Oktober 1989 STERBEORT Hannover - Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession 1674-1714. Zuerst: Hildesheim, Leipzig: Lax 1938-1982. Nachdruck: Hannover: Hahn 1999.
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