Schwarzfuß-Indianer

Schwarzfuß-Indianer
Wohngebiet
Ehemaliges Stammesgebiet der Blackfoot, heutige Reservation in Montana und Reservate in Alberta, Kanada.
Systematik
Kulturareal: Plains und Prärie
Sprachfamilie: Algonkin
Sprache: Blackfoot-Algonkin
Stammesgruppe: Blackfoot
Stamm, Volk: Siksika, Kainai, Pikanii
Synonyme
Siksika, Nitsitapii, Ni'tsiitapikoaiksi

Die Blackfoot (Englisch „Schwarzfuß“) oder Blackfeet sind ein indianisches Volk, das im Norden der USA und im Süden Kanadas lebt. Während in Kanada die ethnische Gruppe als „Blackfoot“ bezeichnet wird, wird der in den USA lebende Teil mit „Blackfeet“ bezeichnet. Die dortige Gruppe weist 15.560 Angehörige auf, die in Kanada über 10.000. Die Blackfoot gehören der Algonkin-Sprachfamilie an.

Sie unterteilen sich in die eigentlichen Blackfoot (Siksika), die Kainai (auch Kainah oder Blood) und die Piegan (auch Pekuni oder Pikanii). Die Eigenbezeichnung Siksika geht auf Nitsitapii, „wahre Menschen“ oder Ni'tsiitapikoaiksi „ausgeglichene Menschen“ zurück. Mit ihnen verbündet waren die Sarcee und die Gros Ventre.

Inhaltsverzeichnis

Lebensraum

Der Lebensraum zur Zeit des ersten Kontakts mit den Weißen, die die Blackfoot Napi-kwan nennen, umfasste Teile des Aspen-Parklands, der nordwestlichen Plains sowie der Rocky Mountains von der Gegend um Edmonton im Norden bis zum Gebiet des heutigen Yellowstone-Nationalparks im Süden. Die Gesamtbevölkerung der Blackfoot dürfte vor den Kontakten mit Europäern ca. 15.000 Menschen gezählt haben.

Kultur

Zu dieser Zeit waren die Blackfoot nomadische Jäger und Sammler. Sie wohnten in kleinen Gruppen in Tipis aus Bisonfellen. Zu Jagdzügen schlossen sich manchmal einige Gruppen oder gar ein gesamter Unterstamm zusammen. Die Gruppen waren nicht hierarchisch organisiert, wurden jedoch von Häuptlingen geführt und bei größeren Gruppen gab es zusätzliche Unterhäuptlinge. In Kriegszeiten übernahm zuweilen ein erfahrener Mann als Kriegshäuptling die Führung. Einzelne Blackfoot konnten die Gruppe beliebig wechseln.

Die Alltagsgegenstände wurden vorwiegend aus Knochen, Stein und Holz hergestellt. Krieger waren mit Pfeil und Bogen, Lanzen, Schilden und Keulen bewaffnet. Zu Kämpfen mit feindlichen Stammesgruppen kam es vor allem dann, wenn die Blackfoot oder ihre Feinde zur Jagd in das gegnerische Territorium vordrangen.

Die Bisons waren die wichtigste Nahrungsquelle. Neben dem Fleisch der Bisons verwerteten die Blackfoot auch beinahe alle übrigen Teile des Tiers. Außerdem jagten sie weiteres Großwild wie Grizzly- und Schwarzbären, Hirsche, Wapitis, Gabelböcke, Wildschafe und Schneeziegen, zuweilen auch Kleinwild wie Hasen und Streifenhörnchen und Vögel wie Schwäne, Gänse, Enten und Präriehühner. Fische und Hunde aßen sie nur im Notfall. Ergänzend sammelten sie Beeren, besonders Felsenbirnen und Traubenkirschen.

Die Blackfoot beteten die Sonne als höchste Gottheit, den Mond als seine Frau und den Morgenstern als beider Sohn an. Der Donner galt als mächtiger Geist. Adler, Raben und anderen Vögeln sprachen sie besondere Macht zu.

Crowfoot, einstiger Häuptling der Siksika Blackfoot

Geschichte

Frühgeschichte und Nomadisierung

Um 750 ist eine eigene Kultur in Zentral- und Süd-Alberta fassbar, die eine hoch entwickelte Töpferei aufweist. Die Träger dieser Kultur waren wahrscheinlich die Vorfahren der Blackfoot.

Die Blackfoot gehörten zu den ersten Algonkin, die aus dem Waldland nach Westen in das offene Grasland zogen. Sie wanderten wahrscheinlich zu Fuß und mit hölzernen, von Hunden gezogenen Travois zum Transport ihrer Habe. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts jagten diese Stämme den Büffel zu Fuß und wohnten im Saskatchewan Valley, etwa 400 Meilen östlich der Rocky Mountains. Nach 1730 gelangten die Blackfoot zu ihren ersten Pferden. Noch 1754 machte sich die Besatzung der York Factory an der Hudson Bay über Antony Hendry lustig, als er berichtete, die Siksika seien im Besitz von Pferden.[1] Etwa gleichzeitig tauschten sie bei den Plains Cree europäische Feuerwaffen ein.

Diese beiden Errungenschaften brachten sie im Vergleich zu den Nachbarstämmen, mit denen sie meist verfeindet waren, in Vorteil. Pferde waren bei den Stämmen der Plains sehr bedeutend, sowohl im Krieg als auch zur Jagd. Die Stämme führten regelmäßig Raubzüge gegeneinander durch, um möglichst viele Pferde zu erlangen.

Die zwischen etwa 1650 und 1730/40 vorherrschenden Sioux im Süden Albertas waren ebenfalls westwärts gewandert. Sie allerdings waren möglicherweise von den Irokesen verdrängt worden, ähnlich wie die Sioux-Stämme der Dakota, Nakota und Lakota weiter im Süden. Sie erbauten eine Festung an einer Furt durch den Bow River, 120 km östlich von Calgary, die unter dem Namen Cluny Fortified Village[2] bekannt ist. Sie dürften die ersten Pferde nach Alberta gebracht haben. Eine gemeinsame Streitmacht der Blackfoot und Cree stoppte jedoch ihre Expansion. Eine schwere Pockenepidemie setzte den Sioux darüber hinaus so stark zu, dass sie aus Alberta wieder vollständig verschwanden.

Erste Europäer, Handel und Konflikte, Epidemien

Der erste englische Entdecker, von dem wir wissen, erreichte die Blackfoot 1754. Anthony Hendey (auch Hendry)[3] verbrachte den Winter 1754/1755 bei den Blackfoot und besuchte das Gebiet von Red Deer und Edmonton.[4] Sein Bericht über die Siksika, die Pferde hielten, stieß auf Unglauben. Doch etwa ab 1780 handelten die Blackfoot direkt mit Briten. Während dieser Zeit verdrängten sie schwächere Stämme, stießen nach Westen zu den Rocky Mountains und nach Süden ins heutige Montana vor. Auf der Höhe ihrer Macht zu Beginn des 19. Jahrhunderts kontrollierten sie ein Gebiet vom nördlichen Saskatchewan River bis zum Oberlauf des Missouri im Süden.

Der Piegan Blackfeet Indianer Pioch-Kiäiu in Kriegsbemalung. Detail aus dem Aquarell von Karl Bodmer vom 21. August 1833.

In späteren Jahren begannen immer mehr Plains Cree und Assiniboine von Norden und Osten aus in das Territorium der Blackfoot vorzudringen. Die Piegan wichen in die Region des Missouri aus, die Blood an den Bow River und Belly River, einzig die eigentlichen Blackfoot konnten ihr Gebiet am Red Deer River verteidigen.

Die Blackfoot begegneten den britischen Händlern im Norden zwar freundlich, den amerikanischen Trappern und Händlern, die von Süden den Missouri hinauf kamen, hingegen feindlich. Diese feindliche Haltung ging auf die Expedition von Lewis und Clark im Jahre 1806 zurück, bei der die Expeditions-Teilnehmer zwei Piegan getötet hatten. Ein zweiter Grund war die unterschiedliche Praxis der Amerikaner, zu Pelzen zu gelangen. Die Briten bauten Forts und erhandelten sich dort Pelze von den Indianern; die Amerikaner jedoch jagten die Pelztiere selbst. Die Konflikte spitzten sich zu, als die Amerikaner bei Three Forks, am Rande des Blackfoot-Territoriums, Fort Lisa errichteten. 1831 errichtete die American Fur Company am Missouri Fort Piegan und nutzte dieses zum Handel mit den Blackfoot. Dies führte zu einer leichten Entspannung. In der Folge erzielten die Blackfoot gute Preise für ihre Ware; sie konnten die Briten gegen die Amerikaner ausspielen und umgekehrt. Für amerikanische Fallensteller blieb es weiterhin gefährlich, in das Gebiet der Blackfoot einzudringen.

Ein weiterer Grund für die ablehnende Haltung der Blackfoot war die Gefahr von Pockennepidemien, wie 1780 bis 1782, die eine unbekannte, aber hohe Zahl von Indianern das Leben kostete. Ebenso katastrophal war die Grippe, die 1835 in Saskatchewan, am Athabasca und am Peace River wütete. Diese Epidemien ließen auf Jahre den Pelzhandel zusammenbrechen, da die überlebenden Indianer den Kontakt mieden.

Verträge und Reservate

1851 wurde erstmals in einem Vertrag, der ohne die Blackfoot abgeschlossen wurde (Treaty of Fort Laramie), ein Reservat vorgesehen. 1855 schlossen die Blackfoot, Gros Ventre, Flathead, Nez Percé und Plains Cree einen Friedensvertrag mit den USA ab, in dem diese Stämme den USA erlaubten, eine Eisenbahnlinie, Straßen, Telegraphenlinien und Militärposten in ihrem Gebiet zu bauen. Im Gegenzug wurde den Indianern ein exklusives Jagdrecht in ihren Territorien, fortan Reservation genannt, und jährliche Zahlungen zugesichert.

Wenig später begannen vermehrt weiße Siedler in das Gebiet des heutigen Montana vorzudringen. Deshalb konnte die Regierung der USA die Einhaltung des Vertrages nicht durchsetzen und es gab ab 1864 vereinzelte Übergriffe verbitterter Krieger. 1865 und 1869 schlossen die Blackfoot weitere Verträge mit den USA ab, die zu einer Verkleinerung der Reservation führten. Sie wurde 1873, 1874, 1888 (Sweet Grass Hills Treaty) und 1895 erneut verkleinert.

Dabei war der Vertrag von 1888 besonders wichtig, da er das so genannte allotment system einführte, mit dem Landbesitz individualisiert wurde. Mit dem Vertrag von 1896 musste der Stamm das Gebiet abtreten, aus dem später der Glacier National Park wurde.

Amerikanischer Bison

Marias Massaker

Am 23. Januar 1870 vergalt die United States Army Übergriffe einzelner Blackfoot mit einem Massaker, dem so genannten Marias Massaker, auch Bakers Massaker genannt, am Lager von Chief Heavy Runner. Dabei starben über 173 Blackfoot, drei Viertel davon Frauen und Kinder. Das angegriffene Lager war das falsche, da das Lager von Mountain Chief, Vater von Owl Child, einem der Widerstand leistenden Blackfoot, gewarnt worden war und fliehen konnte. Major Bakers gab trotzdem den Befehl zum Angriff auf das unbeteiligte Lager von Heavy Runner. Im Lager hielten sich kaum Männer auf, da diese auf der Jagd waren. Das Massaker wurde an Frauen, Kindern und an Pockenkranken verübt. Überlebende wurden lebendigen Leibes mit den Tipis verbrannt. Die von einer Pockenepidemie geschwächten Blackfoot (hier der Piegan-Stamm) waren nicht in der Lage, Gegenwehr zu leisten. Daraufhin wurden die übrigen Blackfoot auf dem US-Gebiet in eine Indianerreservation im nördlichen Montana umgesiedelt.

An den Kriegen gegen die Weißen waren die Blackfoot nicht beteiligt, doch erlitten sie enorme Verluste durch die Pockenepidemien von 1780 bis 1858, die teilweise durch infizierte Decken ausgelöst wurden. Außerdem verkauften weiße Händler den Blackfoot Alkohol in großen Mengen. Zwischen 1868 und 1873 starb rund ein Viertel der Blackfoot an übermäßigem Alkoholkonsum, heißt es. 1874 sorgte die North West Mounted Police in Kanada für ein Ende der Alkoholverkäufe.

Die Zahl der Blackfoot sank von geschätzten 15.000 Menschen im Jahr 1780 bis auf 4.635 im Jahr 1909. Neben Epidemien, Krieg und Alkohol war es vor allem die Vernichtung der Büffel, die ihnen ihre wichtigste Nahrungsgrundlage entzog. Die northwest buffalo herd, die riesige Büffelherde des Nordwestens, wurde 1874 noch auf 4 Millionen Tiere geschätzt, von denen 1880 nur noch wenige existierten. Die kulturellen Verwerfungen in einem Stamm, der bis dahin überwiegend von der Büffeljagd lebte, und nun auf staatliche Hilfe angewiesen war, waren schwer zu bewältigen. So lebten um 1900 rund 2000 Stammesangehörige bei Badger Creek, wo sich die Indianeragentur befand.

Treaty No. 7

1877 schlossen die kanadischen Blackfoot mit der dortigen Regierung den als Treaty No. 7 bekannten Vertrag, mit dem sie ihre 160.000 km² großen Jagdgründe (Deutschland: 357.000 km²) in Kanada übergaben. Dafür erhielten sie nun drei kleine Reservate sowie jährliche Zahlungen.

Ab 1880 lebten die Blackfoot in vier getrennten Gebieten:

  • Südliche Piegan, heute Blackfeet, in der Blackfeet Reservation in Montana,
  • Nördliche Piegan, heute Piikani Nation, im Piikani-Reservat 147 in Alberta, Kanada,
  • Blood, heute Kainai Nation, im Kainai-Reservat 148 in Alberta,
  • eigentliche Blackfoot, heute Siksika Nation, im Siksika-Reservat 146 in Alberta.

Schulsystem und Agrardirigismus, Indian Trust

Die seit 1859 unter den Blackfoot werbenden katholischen Missionare gründeten erste Schulen. Doch erst mit den staatlichen Schulen, einer boarding school und day schools, Tagesschulen, setzte die Regierung der USA den Schulzwang durch. Ähnlich sah es auf der kanadischen Seite aus, wo internatartige Schulen entstanden.

Frances Densmore und Mountain Chief bei einer Aufnahme für die Smithsonian Institution, 1918

Um 1900 setzte die Regierung zudem darauf, die Stämme an Ackerbau zu gewöhnen. Um 1915 bevorzugte man dabei die Rinderzucht, die 1919 jedoch völlig einbrach. Die Ursache war eine extreme Trockenheit. Viele Blackfoot mussten ihr inzwischen privates Land verkaufen, da sie nicht mehr die Steuern aufbringen und ihre Schulden abzahlen konnten. Mit Hilfe des lokalen Indianeragenten setzten die Blackfoot nun auf Kleinbetriebe und Weizen- und Gemüseanbau.

Wie überall in den USA setzte die Regierung eine Art Land- und Vermögensverwaltung für die Reservatsindianer ein, den Indian Trust. Dieser wurde jedoch mangels Kontrolle zu einem nicht zu durchschauenden Verwaltungssystem, gegen das bis heute Klagen anhängig sind. Die Kläger werfen dem Trust Unterschlagung in größtem Ausmaß vor. Andererseits erhielt das Blackfoot-Gebiet Trust-Status, war also vor weiteren Enteignungen und Reservatsverkleinerungen geschützt. All dies erfolgte mit dem Indian Reorganization Act von 1934. Dieses Gesetz sah auch eine Regierung des Stammes vor, einen Tribal Council (Stammesrat).

Heutige Situation

Die Gesamtbevölkerung umfasst wieder ca. 15.000 Menschen. Davon sprechen aber insgesamt nur noch etwa 5.100 die Blackfoot-Sprache, und zwar 5.000 in Kanada und 100 in den USA. Allerdings leben oder arbeiten viele Blackfoot auch außerhalb ihres Territoriums, und auch innerhalb des Reservats leben die meisten in festen Häusern.

Seit 2008 versucht der Stamm durchzusetzen, dass die Blackfoot-Sprache in die lokalen Curricula für die Schulen integriert wird. Dazu mussten viele Begriffe neu geschaffen werden, um etwa technischen oder mathematischen Fragestellungen gerecht zu werden.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Raymond J. DeMallie (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Volume 13: Plains. Smithsonian Institution Press, Washington, 2001, ISBN 0-16-050400-7
  • Adolf Hungry Wolf: The Blood People. Harper & Row, New York, 1977
  • Adolf Hungry Wolf: The Blackfoot Papers, Bd. 1: Pikuunni History and and Culture, Bd. 2: Pikuunni Ceremonial Life, Bd. 3: Pikuunni Portfolio, Bd. 4: Pikuunni Biographies, 2006
  • Adolf Hungry Wolf: Traditional Dress. Knowledge and Methods of old-time Clothing. Summertown: Book Pub. Co; Skookumchuck, British Columbia: Good Medicine Books, 1990, 3. Aufl. 2006

Anmerkungen

  1. John Blue: Alberta. Past and Present, Bd. 1, Chicago 1924, 18f.
  2. Vgl. John H. Brumley: Cluny Archaeological Site, in: The Canadian Encyclopedia
  3. Vgl. Clifford Wilson: Art. Henday (Hendey, Hendry), in: Dictionary of Canadian Biography online 2000
  4. Government of Alberta – About Alberta – History
  5. Vgl. Blackfeet Language Institute aims at integrating Blackfeet language into school curricula, in: Glacier Reporter, 23. Juni 2008.

Weblinks


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