- Schwarzwälderkirschtorte
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Eine Schwarzwälder Kirschtorte ist eine Sahnetorte, die sich seit den 1930er Jahren vor allem in Deutschland verbreitet hat und im Laufe der Zeit zu der beliebtesten Torte wurde. Heute gilt sie als die klassische deutsche Torte schlechthin und ist auf der ganzen Welt bekannt. Die wesentlichen Komponenten sind mit Kirschwasser aromatisierte Schokoladenbiskuitböden, eine aromatisierte Kirschfüllung, Sahne oder Buttercreme, Kirschen sowie Schokoladenraspeln als Verzierung. Die genauen Ursprünge sind unklar, sie sind jedoch nicht zwangsläufig im Schwarzwald zu suchen.
Inhaltsverzeichnis
Name
Abgesehen von der naheliegenden (jedoch bestrittenen) Theorie der Herkunft aus dem Schwarzwald existieren drei alternative Theorien zur Herkunft des Namens: erstens könnte der schwarze Schokoladenraspelbelag zu dem Namen geführt haben, da dieser an einen Schwarzen Wald erinnert. Zweitens könnte die Zutat Kirschwasser zum Namen geführt haben, da dieses vor allem im Schwarzwald hergestellt wird. Drittens gibt es einen möglichen Vorgänger namens „Schwarzwaldtorte“, der jedoch vermutlich nicht aus dem Schwarzwald stammt.
Möglich ist auch, dass sich der Name der Torte an die bekannte Frauentracht aus dem Schwarzwald anlehnt: das Kleid ist schwarz wie die Schokostreusel, die Bluse weiß wie die Sahne und der Bollenhut besteht aus einem weißen Untergrund mit roten Kugeln, die stark an die Kirschen erinnern.
Geschichte
Die Kombination Kirschen, Rahm und Kirschwasser war möglicherweise tatsächlich schon früh im Südschwarzwald bekannt, jedoch nicht in Form einer Torte sondern als Dessert: Eingekochte Kirschen wurden mit Rahm serviert, gelegentlich unter Zugabe von Kirschwasser. Die Schwarzwaldtorte könnte ein Vorläufer gewesen sein: sie wurde mit Biskuit, Kirschen und Nüssen hergestellt, oft auch in Kombination mit Rahm, jedoch ohne Kirschwasser. Sie stammt aber vermutlich aus der Schweiz.
Der Konditor Josef Keller behauptete, die Torte 1915 im damaligen Prominentencafé Agner in Bad Godesberg (heute: Bonn-Bad Godesberg) erfunden zu haben. Dies lässt sich jedoch nicht zweifelsfrei nachweisen. Auch scheint dies eher ein Vorläufer gewesen zu sein, da seine Torte nur eine Lage und einen Mürbeteig besaß; Keller besteht aber darauf, dass er die Kombination Kirsch-Sahne-Schokolade, sowie das Aromatisieren der Sahne mit Kirschwasser erfunden habe. Keller notierte das Rezept erstmals 1927. [1]
Nach den bisherigen Recherchen des Tübinger Stadtarchivars Udo Rauch weisen zunehmend mehr Indizien darauf hin, dass der Tübinger Konditormeister Erwin Hildenbrand die Schwarzwälder Kirschtorte im Frühjahr 1930 im Café Walz in Tübingen erfunden hat.[2]
1934 wurde die Schwarzwälder Kirschtorte erstmals schriftlich erwähnt („250 Konditorei-Spezialitäten und wie sie entstehen“ von J.M. Erich Weber, Dresden 1934). Zu dieser Zeit wurde sie vor allem in Berlin, sowie in den guten Konditoreien deutscher, österreichischer und schweizer Großstädten bekannt. 1949 war sie gerade mal auf Platz 13 der bekanntesten Torten in Deutschland.
Danach entwickelte sich jedoch ihr Bekanntheitsgrad rasant. Sie ist heute die bekannteste und beliebteste Torte Deutschlands und praktisch überall auf der Welt bekannt. Jedoch werden in vielen Ländern zumindest einzelne Komponenten durch ortsüblichere ersetzt, oder der Alkohol wird weggelassen.
Varianten
Der Begriff „Schwarzwälder Kirsch“ wird heute von zahlreichen Nährmittelproduzenten für die unterschiedlichsten Produkte verwendet, z.B. Sahnerollen, Joghurt oder Eiskrem. Gemeint ist hier dann jeweils die Kombination von Kirschen und Schokolade in unterschiedlicher Form, wobei auf die restlichen Bestandteile der Torte (Biskuit, Sahne, Kirschwasser) oft ganz oder teilweise verzichtet wird.
Verkehrsauffassung
Die in Deutschland übliche Verkehrsauffassung zur Schwarzwälder Kirschtorte ist in den Leitsätzen für feine Backwaren staatlich geregelt. In der Fassung vom 7. März 2003 wird die Torte folgendermaßen beschrieben:
- 20. Schwarzwälder Kirschtorte [3]
- Schwarzwälder Kirschtorten sind Kirschwasser-Sahnetorten oder Kirschwasser-Butterkremtorten, auch deren Kombination. Als Füllung dienen Butterkrem und/oder Sahne, teilweise Canache sowie Kirschen, auch als Stücke in gebundener Zubereitung. Der zugesetzte Anteil an Kirschwasser ist geschmacklich deutlich wahrnehmbar.
- Für die Krume werden dunkle und/oder helle Wiener- oder Biskuitböden verwendet. Die Masse für die dunklen Böden enthält mindestens 3 Prozent Kakaopulver oder stark entölten Kakao. Für den Unterboden wird auch Mürbeteig verwendet.
- Die Torte wird mit Butterkrem oder Sahne eingestrichen, mit Schokoladenspänen garniert.
Nur Torten, die diese Kriterien erfüllen, dürfen in Deutschland unter der Bezeichnung Schwarzwälder Kirschtorte verkauft werden.
Quellen
- ↑ Staatsanzeiger, 8. August 2008, S. 28
- ↑ Pressemitteilung der Stadt Tübingen vom 22. Januar 2007, Stammt die Schwarzwälder Kirschtorte aus Tübingen?
- ↑ Leitsätze für Feine Backwaren
Weblinks
- Historische Quellen des Conditorei Museums
- „Schwarzwälder Kirschtorte: Die rheinische Tortenlegende zerkrümelt“, FAZ, 3. Februar 2007, Interview mit dem Tübinger Stadtarchivar Udo Rauch
- Die Geschichte der Schwarzwälder Kirschtorte Geschichten rund um die Torte, Nährwerttabellen, Kreative Ideen
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