Schwarzwälder Uhr

Schwarzwälder Uhr
Werkstätte eines Schwarzwälder „Musikuhrenmachers“ (1825)
Schwarzwälder Uhrenträger

„Die deutsche Uhrenindustrie gilt gemeinhin als eine Krisenbranche, die ihren traditionellen Standortregionen Probleme bereitet.“[1] Die Uhrenindustrie im Schwarzwald ist aber auch ein Beispiel für eine traditionsreiche Handwerkskunst die zwar aufgrund ihrer Spezialisierung „[…]monoindustrielle und damit anfällige Wirtschaftsstrukturen erwarten läßt“[2], sich aber dennoch in Zeiten der Globalisierung und der automatisierten Herstellungsverfahren in einer Nische behaupten kann.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge der Uhrenherstellung im Schwarzwald

Die Anfänge der Schwarzwälder Uhrenproduktion liegen in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Während die ersten Uhren noch schmucklos und auf den praktischen Nutzen ausgerichtet waren, wurden, mit der wachsenden Popularität dieser Schwarzwälder Spezialität auch über die Landesgrenzen hinaus, die Zifferblätter und Uhrenschilde immer kunstvoller. Nach der Überlieferung ursprünglich als Plagiat böhmischer Uhren hergestellt, entwickelten sich Uhren aus dem Schwarzwald zu einem festen Begriff, insbesondere die weltweit bekannte Kuckucksuhr (In der heute bekannten Form aber erst 1854 entstanden).

Zentrum der Schwarzwälder Uhrenproduktion war die Region von Triberg über Furtwangen bis St. Peter (Hochschwarzwald). Im Rahmen einer Strukturförderung gründete außerdem die badische Landesregierung im Jahr 1850 in Furtwangen die erste deutsche Uhrmacherschule, um den kleinen Handwerkern eine gute Ausbildung zu garantieren und damit die Absatzchancen zu steigern. Dennoch kam es immer wieder zu Krisen. Mitte des 19. Jahrhunderts ging man auch in der Uhrenindustrie zur Massenfertigung über. Am innovativsten war jedoch die amerikanische Rüstungsindustrie, die sich nach dem Ende des Sezessionskrieges der Uhrenherstellung zuwandte und den deutschen Uhrenproduzenten Marktanteile abnahm. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte die Uhrenindustrie eine Blütezeit, welche jedoch mit dem Ersten Weltkrieg und dem anschließenden Wegfall des russischen Marktes in eine Krise umschlug. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam es durch den nachzuholenden Exportbedarf zu einer Erholung.

Jüngere Geschichte

Auch während der siebziger Jahre führten die Einführung von Kunststoffgehäusen und Quarzuhrwerken zu schwerwiegenden Einschnitten. Die neuen Verfahren benötigten einen dramatisch geringeren Arbeitsaufwand und verstärkten zudem die Konkurrenz aus Schwellenländern. Auch die Einführung von LCD-Armbanduhren stellte sich als schwere Belastung heraus. Die Beschäftigtenzahl der Schwarzwälder Uhrenindustrie sackte zwischen 1973 und 1976 von 28.600 auf 21.000. Allgemein sah sich die „exportintensive deutsche Uhrenindustrie […] mit Problemen konfrontiert, die aus krassen Wechselkursschwankungen, v.a. gegenüber dem US-Dollar, Konjunktureinbrüchen, Konkurrenz aus Billiglohnländern sowie aus der Beschleunigung des technologischen Umbruchs resultier[t]en.“[3]

Aktuelle Situation

Trotz aller Widrigkeiten kann sich die Uhrenindustrie im Schwarzwald in einer - wenn auch kleinen – Nische halten. Im Bereich der Armbanduhren musste der Großteil des Marktes den qualitativ überlegenen schweizerischen Konkurrenten und der Konkurrenz aus Fernost überlassen werden. Im Bereich der vor allem in den USA beliebten Großuhren und Wanduhren gilt „Made in the Black Forest“ jedoch weiterhin als Gütesiegel erster Klasse. Diese Abhängigkeit vom Export in die Vereinigten Staaten birgt jedoch weiterhin die Gefahr der Kursschwankungen, und der aktuell gegenüber dem Euro schwache Dollar ist eine nicht zu unterschätzende Belastung.

Siehe auch

Literatur

  • Herbert Jüttemann: Die Schwarzwalduhr. Badenia-Verlag, Karlsruhe 2000, ISBN 978-3-89735-360-2
  • Ekkehard Liehl, Wolf Dieter Sick (Hrsg.): Der Schwarzwald. Beiträge zur Landeskunde. Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts, 47, Freiburg im Breisgau, 4. Aufl. 1989
  • Bernhard Mohr, Klaus Leier: Wirtschaftsräume unter Anpassungsdruck – erläutert am Beispiel des Schwarzwälder Uhrenindustriegebietes. In: Regio Basiliensis, 29. Jg., 1988, Heft 3, S. 179–194.

Weblinks

Quellen

  1. Mohr und Leier, hier S. 179
  2. Mohr und Leier, hier S. 179
  3. Mohr und Leier, hier S. 180

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