Schwimmfahrzeug

Schwimmfahrzeug
Amerikanisches Amphibienfahrzeug LARC-5
Ein LVT-4 während der Schlacht um Okinawa
Deutsches Amphibienfahrzeug Amphi-Ranger
Amphicar im Stuttgarter Hafen
US-amerikanisches Amphibienfahrzeug AAV
Ein DUKW während des Zweiten Weltkrieges
Zur Stadtrundfahrt-Nutzung umgerüstetes ehemaliges DUKW in London

Ein Amphibienfahrzeug ist ein Fahrzeug, das sowohl auf dem Land als auch auf der Wasseroberfläche fahren kann. Das Amphibienfahrzeug ist nach den Amphibien benannt, also Tieren, die sowohl auf dem Land als auch im Wasser leben können. Neben Kraftfahrzeugen mit zusätzlichem Wasserantrieb gehören dazu im weiteren Sinne auch etwa Luftkissenfahrzeuge und Amphibienflugzeuge.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Schwimmversuche

Wenig bekannt ist, dass die Zyprer bereits in der Antike Amphibienfahrzeuge besaßen, die zu Wasser und zu Land eingesetzt werden konnten. So schreibt Johann Gustav Droysen über den Fall von Tyros 332 v. Chr.: „Ebenso waren die kyprischen Schiffe in den Nordhafen eingelaufen und hatten bereits das Bollwerk und die nächsten Punkte der Stadt besetzt.“

Der Italiener Agostino Ramelli entwarf 1588 einen Kampfwagen, der an Land von Pferden gezogen werden sollte, und im Wasser mit zwei Schaufelrädern durch Muskelkraft bewegt wurde.

Im Jahr 1804 entwickelte der Amerikaner Oliver Evans den Oructer Amphibolis, ein dampfgetriebenes Fahrzeug, mit vier Rädern und einem Schaufelrad am Heck. Durch Verstellen von Riemenscheiben konnte auf den jeweiligen Antrieb umgeschaltet werden.

Das erste bekannte motorisierte Amphibienfahrzeug entstand im Jahr 1899 in Dänemark unter dem Namen Magrelen Amphibium. Zahlreiche weitere Versuche folgten, den relativ neuen Automobilen das Schwimmen beizubringen, die bis Mitte der 1920er größtenteils darin bestanden, Fahrgestelle an Boote zu montieren. Am 19. April 1909 erhielt Jean Rech aus Mehlem das Patent Nr. 208869 für ein zu Wasser und zu Land nutzbares Fahrzeug erteilt.

Zweiter Weltkrieg

Ein bedeutender Schub in der Entwicklung schwimmfähiger Fahrzeuge waren die Anforderung der Militärs im Zweiten Weltkrieg, um die Möglichkeiten zur amphibischen Anlandung großer Truppenteile zu ermöglichen.

In Deutschland wurde hierzu zunächst der VW-128 gebaut, eine schwimmfähige Version des VW Kübelwagens, dessen Verbreitung sich jedoch aufgrund schlechter Fahreigenschaften zu Land und zu Wasser in Grenzen hielt.

Erst das Nachfolgemodell, der Volkswagen Typ 166 Schwimmwagen, wurde in größeren Stückzahlen gebaut. Erwin Komenda, der erste Karosseriedesigner von Porsche, entwarf das Modell. Er ließ sich beim Deutschen Patentamt seine Ideen zum Schwimmwagen patentieren. Betrachtet man die Mechanik, so war es ein umgebauter KdF-Wagen (später bekannt als VW Käfer). Der Schwimmwagen wurde damals in den Volkswagen-Werken in Wolfsburg hergestellt. Die neu gegründete Stadt hieß damals „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“.

Dessen ungeachtet waren auch die Alliierten nicht untätig und schufen etwa zeitgleich den Ford GPA, einen schwimmfähigen Jeep, und den DUKW, einen kleinen LKW. An der Landung in der Normandie nahmen außerdem schwimmfähige Varianten des Sherman-Panzers, sogenannte „DD tanks“, und eigens konstruierte Landing Vehicle Tracked teil. Diese LVTs mit ihren zahlreichen Versionen bildeten das Rückgrat der alliierten Offensive im Pazifikkrieg.

Nachkriegszeit

Militär und Katastrophenschutz

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden etliche Versuche unternommen, Militär und Katastrophenschutzbehörden mit amphibischen Fahrzeugen auszurüsten.

So sollten z. B. der Europa-Jeep und die zweite Generation taktischer Lkws schwimmfähig sein. Rein für den Katastrophenschutz wurde der Bison entwickelt. In den Armeen des Warschauer Paktes waren amphibische Fahrzeugen recht häufig anzutreffen, während man in Westeuropa meist auf Wateinrichtungen zur Durchfahrung von Wasserhindernissen am Grund auswich.

Zivil

Aber auch zivil wurden etliche Versuche unternommen, Amphibienfahrzeuge zu produzieren, z. B. Amphicar und Amphi-Ranger; die meisten schwimmfähigen Fahrzeuge entstehen jedoch als Eigenumbauten. Besonders kreativ sind hierbei kubanische Flüchtlinge, die mit umgebauten amerikanischen Oldtimern die Flucht in die Vereinigten Staaten versuchen. Bisher wurden sie jedoch stets von der Küstenwache aufgegriffen und zurückgeschickt. Ihre Fahrzeuge wurden danach stets versenkt.

In London[1] und in Boston[2] werden umgebaute DUKW für Stadtrundfahrten inklusive Flußfahrt eingesetzt.

Aufbau

Es gibt einige grundsätzliche Unterscheidungen bezüglich des Aufbaus eines amphibischen Fahrzeuges:

Schwimmwürste

Schwimmwürste stellen den einfachsten Weg dar, ein Fahrzeug schwimmfähig zu machen. Hierzu werden meist seitlich am Fahrzeug Schwimmkörper befestigt, die entweder aufblasbar oder massiv ausgeführt werden. Aufblasbare Schwimmwürste erfordern mehr Zeit, bis die Schwimmfähigkeit erreicht wird, sind aber einfacher zu transportieren als die meist recht sperrigen festen Gebilde. Sie sind für alle Fahrzeuge verwendbar; die Umbaumaßnahmen am Fahrzeug sind begrenzt.

Schwimmfähiger Rumpf

Um den Rumpf eines Fahrzeuges schwimmfähig zu bekommen, sind umfangreiche Modifikationen an der Karosserie nötig. Diese muss nach unten komplett abgedichtet werden. Problematisch ist dabei stets die Kraftübertragung vom gewöhnlich innerhalb der Hülle sitzenden Motor zu den angetriebenen Achsen und die Durchführung der Lenksäule. Hierzu wird entweder die komplette Antriebseinheit ab dem Getriebe außerhalb der Karosserie belassen, oder es werden nur die Räder mit Aufhängungen außerhalb des Schwimmkörpers montiert und die Achsen abgedichtet. Die hierbei verwendeten Dichtungen sind durch die ständige Bewegung beim Ein- und Ausfedern einem starken Verschleiß ausgesetzt. Die Firma Spios hat zur Umgehung dieser Problematik auf eine Federung ihres Fahrzeugs verzichtet, was zu Zulassungsproblemen in Deutschland führt und unter Umständen Risse der Außenhülle im Bereich der Achsdurchführungen zur Folge haben kann.

Einige Amphibienfahrzeuge nutzen eine Kombination aus den vorgenannten Möglichkeiten; so wurden z. B. am Prototyp des Terrawind – wie auch schon am Bison – Ausleger mit aufblasbaren Schwimmern nachgerüstet, um die Stabilität im Wasser zu erhöhen.

Antriebsvarianten

Ein Amphibienfahrzeug definiert sich prinzipiell dadurch, dass es im Wasser nicht untergeht. Allerdings sind die meisten Fahrzeuge dazu ausgerüstet, sich auch selbständig fortbewegen zu können. Folgende Varianten sind denkbar:

Beispiele

Aktive Hersteller ziviler Amphibienfahrzeuge

Bausätze und Umbausätze

  • Dutton Marine ist ein Umbau auf Basis des Suzuki Samurai bzw. Suzuki Jimny.
  • Watercar stellt ein sportliches Cabrio mit 300-PS-Motor her.

Fertige Fahrzeuge

  • Sealegs ist ein Boot mit einklappbaren Rädern.
  • Bejing baut in China amphibische Fahrzeuge auf Isuzu-Basis, die westliche Abgasvorschriften nicht erfüllen und deshalb hier nicht zulassungsfähig sind.
  • Spios ist ein deutscher Hersteller. Aufgrund der ungefederten Bauweise ist er in Deutschland nur als landwirtschaftliches Fahrzeug bis 25 km/h zulassungsfähig.
  • Amphicoach stellt einen schwimmfähigen Reisebus her.
  • Terrawind produziert neben einem luxuriösen Wohnmobil auch noch Reisebusse, Roadster und Geländewagen.
  • Gibbs ist britischer Hersteller des Gibbs Aquada (schwimmfähiger MX-5) und Humdinga (schwimmfähiger Hummer).

Siehe auch

Quellen

  1. London DUCKTOURS
  2. Boston DUCKTOURS

Weblinks


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