Schwulenverband in Deutschland

Schwulenverband in Deutschland
Lesben- und Schwulenverband in Deutschland
(LSVD)
Zweck: Stärkung gesellschaftlicher Akzeptanz von Lesben und Schwulen
Vorsitz: kein/e Vorsitzende/r[1]
Gründungsdatum: 18. Februar 1990 als Schwulenverband in der DDR (SVD)
Mitgliederzahl: ca. 3300 (2008)
Sitz: Berlin
Website: www.lsvd.de

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland e.V. (LSVD) ist mit über 3.000 Einzelmitgliedern und 70 Mitgliedsorganisationen die größte Bürgerrechts- und Selbsthilfeorganisation von Lesben und Schwulen in Deutschland. Er ist mittlerweile in fast allen Bundesländern vertreten. Außerdem ist der Verband als Nichtregierungsorganisation mit offiziellem Beraterstatus bei den Vereinten Nationen anerkannt.

Inhaltsverzeichnis

Inhalte und Projekte

Wichtige Verbandsthemen sind ein bundesweites Antidiskriminierungsgesetz, die steuer- und beamtenrechtliche Gleichbehandlung eingetragener Lebenspartnerschaften oder das gemeinsame Adoptions- und Sorgerecht für eingetragene Lebenspartnerschaften.

Darüber hinaus engagiert sich der LSVD in den Bereichen Antidiskriminierungspolitik in der EU sowie Menschenrechte für Lesben, Schwule und Transgender.

Neben seiner politischen Arbeit hat der LSVD, sein Familien- und Sozialverein und seine Untergliederungen zahlreiche Sozialprojekte entwickelt, beispielsweise im Bereich der Antigewaltarbeit, der Selbstorganisation von lesbischen und schwulen Migranten wie z.B. die Selbsthilfegruppe ERMIS, die griechische lesbisch-schwule Community in Deutschland und der Regenbogenfamilien. Im Bereich der Migrationspolitik gibt es Diskussionen zwischen dem Bundesvorstand und dem Berliner Landesverband über die richtige Strategie zum Umgang mit Homophobie unter Migranten.

Geschichte

Der Verband wurde am 18. Februar 1990 von ostdeutschen schwulen Bürgerrechtlern wie Eduard Stapel in Leipzig als "Schwulenverband in der DDR" (SVD) gegründet. Er verstand sich als Teil der Bürgerrechtsbewegung in der DDR. Mit dem Anspruch künftig bundesweit aktiv zu werden, nannte sich der SVD auf seinem ersten Verbandstag am 23. Juni 1990 in Magdeburg in "Schwulenverband in Deutschland" um.

Der Bundessprecherrat hatte gezielt Volker Beck, Günter Dworek und Manfred Bruns angeworben, die zuvor führend im westdeutschen Bundesverband Homosexualität (BVH) aktiv gewesen waren, um eine Ausdehnung auf Gesamtdeutschland zu erreichen. Manfred Bruns, Frank Hoyer und Michael Schneidewind wurden die ersten Westbeauftragten des Verbands. Für einen Teil der Aktivisten im BVH war das Angebot interessant, da sich in ihrem Verband um die Forderung nach Öffnung der Ehe für Lesben und Schwulen kein gemeinsamer Standpunkt hatte finden lassen.

Mit der Aktion Standesamt am 19. August 1992 popularisierte der SVD die Forderung nach Öffnung der Ehe für lesbische und schwule Paare in den Massenmedien und stellte den BVH, der eine alternative Lebensformenpolitik propagierte, zunehmend ins Abseits. 1997 löste sich der BVH schließlich auf.

Im Dezember 1998 veröffentlichte eine Initiative von mehreren Lesben, u.a. Halina Bendkowski und Ida Schillen, einen "Aufruf an alle Lesben, die sich eine wirkungsvolle Politik für unsere Rechte auf Bundesebene wünschen". Die Unterzeichnerinnen fordern dazu auf, den SVD in einen Lesben- und Schwulenverband umzuwandeln.

Im März 1999 beschloss der 11. Verbandstag in Köln mit großer Mehrheit die Erweiterung des SVD zum "Lesben- und Schwulenverband in Deutschland". Damit ergab sich eine Konkurrenzsituation zum Lesbenring, der die Ausweitung der Ehe auf Lesben und Schwule für unvereinbar mit seinem Verständnis von Feminismus hielt. Heute haben LSVD und Lesbenring annähernd gleich viele lesbische Mitglieder. Programm und Satzung des LSVD wurden ergänzt, die zentralen Begriffe des Programms, Emanzipation, Partizipation und Integration blieben erhalten.

Auf dem Weg zum Lebenspartnerschaftsgesetz wurde der LSVD bei den entscheidenden Anhörungen des Bundestags und bei der Verhandlung des Bundesverfassungsgerichts angehört. Mit der von vielen Prominenten unterstützten Aktion Ja-Wort warb er in der Bevölkerung für eine Unterstützung der ersten gesetzgeberischen Schritte bei der Eingetragenen Lebenspartnerschaft.

Im September 2004 organisierte der LSVD eine Kampagne gegen Reggaemusiker, die in Jamaika mit Hassliedern zum Mord an Schwulen aufrufen. Die Kampagne bewegte eine Vielzahl von Konzertveranstaltern zur Absage der in Deutschland geplanten Auftritte.

Am 28. Februar 2005 startete der LSVD die "Aktion EinszuEins", die für die Gleichstellung der Lebenspartnerschaft wirbt und auch über aktuell bestehende Benachteiligungen informiert.

Der LSVD hatte den Bundestagsbeschluss zur Errichtung eines Gedenkortes der Bundesrepublik Deutschland für die verfolgten Homosexuellen angestoßen. Er war auch in den entscheidenden Vorbereitungsgremien zur Umsetzung des Beschlusses beteiligt.

Der LSVD unterstützt außerdem die schwule Bürgerrechtsbewegung in Polen, die mit massivem Widerstand bei Regierung und Behörden sowie mit Gewalt aus Teilen der Bevölkerung konfrontiert ist.

Seit dem 11. Dezember 2006 ist der LSVD als Nichtregierungsorganisation mit offiziellem Beraterstatus bei den Vereinten Nationen anerkannt.[2]

Mitgliedschaften

Der LSVD ist Mitgliedsorganisation der 1979 gegründeten International Lesbian and Gay Association (ILGA) sowie im Forum Menschenrechte. Er gehört auch dem Deutschen Partitätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) an.

Prominente Mitglieder

Mit Manfred Bruns, Volker Beck, Eduard Stapel, Günter Dworek und Halina Bendkowski gehörten dem Vorstand prominente Bürgerrechtler an. Eine Reihe prominenter Künstler wie der Comic-Zeichner Ralf König, die Schauspielerin Hella von Sinnen, der Filmemacher Rosa von Praunheim oder Hans-Peter Hoogen unterstützen den LSVD mit ihrer Mitgliedschaft.

Bundesvorstand

Dem Bundesvorstand gehören aktuell an: Axel Blumenthal, Philipp Braun, Manfred Bruns, Günter Dworek, Annette Hecker, Axel Hochrein, Simone Huckert, Uta Kehr, Hannah Lea, Hasso Müller-Kittnau, Martin Pfarr, Hartmut Schönknecht und Jacques Teyssier.

Hirschfeld-Eddy-Stiftung

In Berlin wurde im Juni 2007 die „Hirschfeld-Eddy-Stiftung – Stiftung für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender“ gegründet. Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, die Achtung der Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender voranzubringen, international Menschenrechtsarbeit zu unterstützen, Menschenrechtsverteidigern aktiv zu helfen sowie Aufklärung und den Abbau von Vorurteilen zu fördern. Benannt ist die Stiftung nach dem Arzt, Sexualforscher und Vordenker der Homosexuellen-Bewegung Magnus Hirschfeld (1868–1935) und nach der Lesben- und Schwulenaktivistin FannyAnn Eddy (1974-2004). Mit der Namenskombination zwischen dem Pionier der homosexuellen Bürgerrechtsbewegung aus Deutschland und der zeitgenössischen Menschenrechtsaktivistin aus Afrika soll auch zum Ausdruck gebracht werden, dass es sich beim Einsatz für die Zielsetzung der Stiftung um eine weltweite Angelegenheit und um universelle Prinzipien handelt.

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten

  1. Laut Satzung besteht der Bundesvorstand aus gleichberechtigten Mitgliedern: Satzung des LSVD
  2. Entscheidung über UN-Beraterstatus: Dokument 6242 des Wirtschafts- und Sozialausschusses der UN

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