Scinawka Srednia

Scinawka Srednia
Ścinawka Średnia
Wappen von ????
Ścinawka Średnia (Polen)
DEC
Ścinawka Średnia
Ścinawka Średnia
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Landkreis: Kłodzko
Gmina: Radków
Geographische Lage: 50° 31′ N, 16° 30′ O50.52111111111116.4955555555567Koordinaten: 50° 31′ 16″ N, 16° 29′ 44″ O
Höhe: 300 m n.p.m
Einwohner: 2.400
Postleitzahl: 57-410
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DKL
Wirtschaft und Verkehr
Zweige: DW 386
Nächster int. Flughafen: Breslau

Ścinawka Średnia (deutsch Mittelsteine) ist ein Dorf im polnischen Powiat Kłodzki in der Wojewodschaft Niederschlesien. Es gehört zur Stadt- und Landgemeinde Radków (Wünschelburg) und liegt an der Einmündung der Posna in die Steine.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Ścinawka Średnia liegt im Tal der Steine. Nachbarorte sind Słupiec im Nordosten, Bożków im Westen, Ścinawka Dolna im Südwesten, Raszków im Süden, Wambierzyce und Ratno Dolne im Südwesten sowie Ścinawka Górna im Nordosten.

Geschichte

Mittelsteine wurde erstmals 1324 erwähnt. Die Pfarrkirche St. Maria Magdalena ist für das Jahr 1384 in einem Verzeichnis der damals 39 Pfarrkirchen des zum Erzbistum Prag gehörenden Glatzer Dekanats mit der Bezeichnung Stinavia superior enthalten. Mittelsteine gehörte zum Glatzer Land, mit dem es die Geschichte seiner politischen und kirchlichen Zugehörigkeit teilte. Es bestand aus mehreren Teilen, die zumeist unterschiedlichen Besitzern gehörten.

Im Dreißigjährigen Krieg, am 7. Mai 1648, fielen schwedische Truppen von Braunau aus in die Grafschaft Glatz ein. Auf ihrem Durchzug plünderten sie Mittelsteine und brannten das Schlösschen mit dem zugehörigen Vorwerk, die Schölzerei und den Kretscham nieder. Am nächsten Tag zogen sie mit dem erbeuteten Gut durch Hollenau nach Schlesien.

1734 wurde bei einer Überschwemmung der Steine die steinerne Brücke weggerissen.

Nach den Schlesischen Kriegen kam Mittelsteine zusammen mit der Grafschaft Glatz im Hubertusburger Frieden 1763 an Preußen. Für 1803 sind nachgewiesen: eine Kirche, eine Andachtskapelle, ein Pfarrhaus, eine Schule, vier herrschaftliche Vorwerke, ein Kretscham, zwei Wassermehlmühlen, eine Brettmühle sowie 15 Bauern- und 123 Gärtner- Häusler- und Auszüglerstellen.

Wegen seiner Lage im fruchtbaren Steinetal war Mittelsteine stets landwirtschaftlich geprägt. 1889 wurde die Eisenbahnstrecke von Glatz nach Braunau eröffnet. 1902 erhielt es mit der Eulengebirgsbahn einen weiteren Eisenbahnanschluss. 1914 wurde das Bahnkraftwerk Mittelsteine mit 150 Beschäftigten errichtet.

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Mittelsteine 1945 an Polen und wurde in Ścinawka Średnia umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren zum Teil Heimatvertriebene aus Ostpolen. 1975–1998 gehörte Ścinawka Średnia zur Woiwodschaft Wałbrzych.

Der Oberhof

Am oberen Ende des Dorfes lag der Oberhof, der ab dem Ende des 17. Jahrhunderts auch als der Hauptmannshof bezeichnet wurde. Für 1356 sind als Besitzer die Brüder Thomas und Konrad von Czechau nachgewiesen. Deren Nachkommen verkauften das Gut 1412 an Stephan und Bernard von Donin. Nach dem Tod des Friedrich von Donin 1467 fielen Mittelsteine und Neurode als erledigtes Lehen an den böhmischen König Georg von Podiebrad. Dieser schenkte beide Lehen aus Dankbarkeit für geleistete Dienste dem Georg Stillfried-Rattonitz mit der Bedingung, eine der Schwestern des verstorbenen Friedrich von Dohna zu ehelichen. 1472 bestätigte Herzog Heinrich d. Ä. die Schenkung. Bei einer Erbeinigung zwischen Jakob von Stillfried und seinem Vetter Georg von Stillfried fiel das Gut Mittelsteine an Jakob, der mit Hedwig von Reichenbach verheiratet war. Nach Jakobs Tod um 1529 erbte sein Sohn Heinrich von Stillfried die Besitzungen. Er war mit Elisabeth von Pannwitz auf Albendorf verheiratet und vergrößerte das Gut um weitere Besitzungen, u. a. den Niederhof. Nach dem Tod seines kinderlos verstorbenen Vetters Georg 1586 erwarb er von Kaiser Rudolf II. auch das Lehngut Neurode. Auf seinen Antrag hin verwandelte der Kaiser 1596 die Lehnsgüter des Ober- und des Niederhofs zu einem Erbeigentum. 1598 erwarb beides Otto Friedrich von Ratschin auf Arnsdorf. Nach dessen Tod um 1601 erbten das Gut Mittelsteine seine beiden Söhne Otto Heinrich und Hans Friedrich. 1612 teilten sie die ererbten Besitzungen. Hans Friedrich erhielt den Oberhof. 1625 wurde der Oberhof wegen der Beteiligung Hans Friedrichs an der böhmischen Rebellion vom Kaiser konfisziert und nachfolgend von der königlichen Kammer verwaltet. Diese verkaufte 1636 das konfiszierte Gut an Adam Christian von Ampassek, Erbherr auf Niederpischkowitz, der es 1657 seinem Schwager Bernard von Stillfried auf Neurode verkaufte. Dieser fungierte zu dieser Zeit als Verwalter der Landeshauptmannschaft der Grafschaft Glatz. 1658 wurde er zum kaiserlichen Rat ernannt und 1662 von Kaiser Leopold I. in den Freiherrenstand erhoben. Er war zweimal verheiratet und hinterließ nach seinem Tod 1669 aus jeder Ehe je eine Tochter. Mittelsteine sowie die Dorfschaften Zaughals, Fichtig, Beutengrund und die Hälfte von Königswalde erbte Anna Theresia, die Tochter aus der ersten Ehe. Sie heiratete im selben Jahre den Siegmund Erdmann von Zierotin, Erbherr auf Falkenberg. Dieser verkaufte im Auftrag seiner Gemahlin 1676 den Oberhof an den Landeshauptmann der Grafschaft Glatz, Johann Georg von Götzen. Nach diesem wurde der Oberhof auch „Hauptmannshof“ genannt. Nach dem Erlöschen der männlichen (katholischen) Linie der Grafen von Götzen mit Johann Josef von Götzen 1771, erbten zunächst dessen drei Schwestern die hinterlassenen Güter und 1780 der Neffe Anton Alexander von Magnis, bei dessen Nachkommen der Oberhof mit dem zugehörigen Grundbesitz bis 1945 verblieb.

Der Niederhof

Der Niederhof war ein Rittersitz, der zunächst ein Lehen war und 1596 von Kaiser Rudolf II. zugleich mit dem Oberhof in ein freies Erbgut verwandelt wurde. Im 14. Jahrhundert gehörte er dem Heincze (Heinrich) von Rachenaw, der mit Agnes von Pannwitz verheiratet war. 1456 eignete ihn Hans Czeschau (Zeschaw). Anfang des 16. Jahrhunderts war der Niederhof im Besitz der Familie Stanke von Koritau. Jakob Stanke verkaufte den Niederhof 1579 an Karl von Hoberg auf Gutmannsdorf. 1592 brachte Heinrich von Stillfried, dem bereits der Oberhof gehörte, auch den Niederhof an sich. Nach der Umwandlung des Nieder- und des Oberhofs in ein Erbgut 1596 erwarb beide Höfe Otto Friedrich von Ratschin. Nach dessen Tod um 1601 erbte den Niederhof zunächst seine Witwe Elisabeth, die auch das Mittelsteiner Freirichtergut erwarb, das sie mit dem Niederhof verband. Nach ihrem Tod 1612 teilten die beiden Söhne Otto Heinrich und Hans Friedrich die ererbten Besitzungen. Den Niederhof erhielt Otto Heinrich. Wegen seiner Beteiligung am böhmischen Ständeaufstand wurde sein Hab und Gut 1622 vom Kaiser konfisziert, so dass der Niederhof an die königliche Kammer fiel. Erzherzog Karl, der damalige Genusshaber der Grafschaft Glatz, schenkte den Niederhof mit allem Zubehör und allen Rechten 1623 seinem Hofkanzler Johann Christoph Metzinger von Kaltenstein. Dieser war mit Anna Margaretha Liesch von Hornau verheiratet und erkaufte 1623 auch den Oberhof in Niedersteine sowie das Dorf Seifersdorf. 1625 wurde er kaiserlicher Reichshofrat. Nach seinem Tod 1628 fielen Niedersteine und Seifersdorf an die Geschwister seiner verstorbenen Ehefrau. Sein Mittelsteiner Gut vermachte er dem Glatzer Jesuitenseminar mit der Auflage, es zum Unterhalt der Studierenden zu nutzen. Zum Vorstand dieser Stiftung, die als „Pia Causa“ bezeichnet wurde, ernannte er testamentarisch seinen Schwager, den Breslauer Weihbischof Johann Balthasar Liesch von Hornau sowie den Glatzer Dechanten Hieronymus Keck.

Das Freirichtergut

Erster bekannter Besitzer des Mittelsteiner Freirichterguts war 1362 Fritz Straube, bei dessen Nachkommen es bis 1417 verblieb. Nach zahlreichen Besitzerwechseln erwarb es 1601 Elisabeth von Ratschin, die Witwe des Otto Friedrich von Ratschin. Sie vereinte das Freirichtergut mit dem Niederhof.

Piae-Causae-Hof bzw. Lüttwitzhof

An der Stelle des von den Schweden 1648 niedergebrannten Schlösschens errichteten die Jesuiten nach 1690 die Klosterbildungsstätte. Nach Aufhebung des Ordens 1776 erwarb die jesuitischen Besitzungen, die aus dem Niederhof, dem Freirichtergut, dem Piae-Causae-Vorwerk und einem Freibauerngut bestanden, 1788 der königliche Rittmeister Ferdinand Wilhelm Sigismund von Lüttwitz. Er baute die Bildungsstätte wiederum zu einem Schloss um. Der klassizistische Fassadenschmuck ist von 1840. Nach 1925 wurden das Schloss und die zugehörigen Besitzungen wiederum von den Jesuiten erworben, die hier ein Noviziat und Exerzitienhaus errichteten. Während des NS-Regimes wurden die Jesuiten enteignet.

Sehenswürdigkeiten

  • Die Pfarrkirche Maria Magdalena (Kościół Św. Marii Magdaleny) wurde erstmals 1368 erwähnt. 1558–1623 diente sie als evangelisches Gotteshaus. Es war ursprünglich eine gotische Saalkirche, die unter den Jesuiten 1711 und 1738–1739 umgebaut und erweitert wurde. Die Kapellen des hl. Franz Xaver und der Muttergottes enthalten Fresken von Johann Franz Hoffmann sowie in Stuck gearbeitete Figuren. Die Kirche ist von einer Friedhofsmauer mit zwei Toren umgeben.
  • Das Pfarrhaus im Stil der höfischen Architektur ist von 1696.
  • Die Kirche Corpus Christi (Kościół Bożego Ciała) wurde 1417 erwähnt und vor 1520 neu errichtet.
  • Das ehemalige Schloss Lüttwitzhof steht an der Stelle eines früheren Schlösschens. Neben dem Schloss steht das Gebäude des Hoftheaters von 1795. Nach 1925 diente es als Klosterkapelle.

Verweise

Literatur

  • Joseph Kögler: Die Chroniken der Grafschaft Glatz. Neu bearbeitet von Dieter Pohl. Band 5, ISBN 3-927830-19-4, S. 99–126
  • Verlag Aktion Ost-West e.V.: Das Glatzer Land. ISBN 3-928508-03-2, S. 73–74
  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen Schlesien. München·Berlin 2005, ISBN 3-422-03109X, S. 916–917

Weblinks


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