Seestadtl

Seestadtl

Ervěnice (deutsch Seestadtl, früher auch Ruenice, Erwenicz), war eine Stadt am Ufer des Flusses Biela im westlichen Teil des Bezirkes Brüx, das bis 1960 dem Okres Chomutov (Tschechien) zugehörig war.

Geschichte

Die Gegend war bereits in der jüngeren Steinzeit (5500 bis 4200 v. Chr.) besiedelt. Die erste schriftliche Aufzeichnung stammt aus dem Jahr 1238. In dieser wird ein gewisser Albert, Sohn des Nečepluk von Ruenitz, erwähnt. Auf dem Areal des Ortes gab es zur damaligen Zeit auch zwei, jeweils auf den entgegengesetzten Seiten des Ufers erbaute Festen, die von unterschiedlichen Geschlechtern gehalten wurden. Die erstere gab es bereits um 1300 bis Ende des 15. Jahrhunderts, die zweite Feste wurde vermutlich Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut und bestand bis Anfang des 16. Jahrhunderts. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde der Ort zum Städtchen erhoben und erhielt 1568 Wappen und Siegel.

1519 wurden beide Ortsteile durch Sebastian von Weitmühl vereinigt. 1571 erwarb Bohuslav der Ältere von Michelsberg (Bohuslav starší z Michalovce) die Ländereien, dem sie 1622 konfisziert und der Herrschaft des Wilhelm Popel von Lobkowitz zugeschlagen wurden. Die Familie hielt das Gut bis 1848.

Die Bevölkerung wuchs vom Beginn des 17. Jahrhunderts, als es im Ort 45 Häuser gab, auf 751 Einwohner im Jahr 1848 und um weitere über eintausend zur Zeit der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts. Der aufblühende Bergbau schuf schließlich vor dem Zweiten Weltkrieg Auskommen für 5000 Bewohner. Die Bewohner arbeiteten im Schacht Ella und im Untertagebau-Schacht Hedwig. Anfang der 20er Jahre entstand in Seestadtl das erste Großkraftwerk in der Tschechoslowakei.

Die Statuen des Hl. Johann von Nepomuk aus dem Jahr 1730 und des Hl. Florian (1717) wurden vor dem durch den fortschreitenden Tagebau erforderlichen Abriss in den Jahren 1959 bis 1960 nach Kleinpriesen gebracht.

Im Jahre 1983 wurde ein bis 150 Meter hoher Damm geschüttet, welcher heute die Bahnstrecke Ústí nad Labem–Chomutov und die Europastraße E422 quer durch die Bergbaulandschaft zwischen Chomutov und Most leitet. Dieser erhielt nach der einstigen Stadt den Namen Ervěnický koridor.

Söhne und Töchter der Stadt

  • George Saiko (1892-1962), österreichischer Kunsthistoriker und Autor

Weblinks

50.51624638888913.52988757Koordinaten: 50° 31′ N, 13° 32′ O


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