Seinai

Seinai
Sejny
Wappen von Sejny
Sejny (Polen)
DEC
Sejny
Sejny
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Podlachien
Landkreis: Sejny
Fläche: 4,49 km²
Geographische Lage: 54° 6′ N, 23° 21′ O54.123.357Koordinaten: 54° 6′ 0″ N, 23° 21′ 0″ O
Einwohner: 5.910 (31. Dez. 2007)
Postleitzahl: 16-500
Telefonvorwahl: (+48) 87
Kfz-Kennzeichen: BSE
Wirtschaft und Verkehr
Zweige: Lebensmittelindustrie
Straße: AugustówAlytus
Nächster int. Flughafen: Flughafen Warschau
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Jan Kap
Adresse: ul. Józefa Piłsudskiego 25
16-500 Sejny
Webpräsenz: www.sejny.home.pl

Sejny (litauisch: Seinai) ist eine polnische Kleinstadt und Kreissitz des Powiat Sejneński im Nordosten der Woiwodschaft Podlachien. Die Stadt liegt inmitten der Sudauen-Seenplatte (Pojezierze Wschodniosuwalskie) am Fluss Marycha nahe der Grenze zu Litauen und dem Grenzübergang Ogrodniki.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Stadt wurde zwischen 1593 und 1602 vom Adeligen Jerzy Grodziński als Zusammenschluss verschiedener Dörfer gegründet, von denen eines wohl bereits den Namen Sejny trug. Der vom Gründer vorgesehene neue Name Juriewo konnte sich nicht durchsetzen. Es entstand gleichzeitig die St.-Georgs-Kirche und nach dem Tod des kinderlosen Grodziński 1603 aus dessen gestiftetem Vermögen ein Dominikanerkloster. Das Städtchen, das sich zu einem Handelszentrum auf dem Weg nach Grodno zu entwickeln begonnen hatte, wurde in den Schwedenkriegen zwischen 1655 und 1660 fast völlig zerstört. Erst im 18. Jahrhundert setzte wieder ein bescheidener Aufschwung ein, 1770 wurde ein neues Rathaus gebaut, 1778 eine Synagoge, die von da an viele Juden nach Sejny führte.

Nach der endgültigen Zerschlagung der polnisch-litauischen Rzeczpospolita durch die Dritte Teilung Polens 1795 fiel die Stadt zunächst an Preußen, ab 1807 kurzzeitig Teil des Herzogtums Warschau, gehörte sie ab 1815 zum russischen Teilungsgebiet. Dennoch setzte eine wirtschaftliche Belebung ein, nicht zuletzt, weil 1818 der Bistumssitz aus Wigry nach Sejny verlegt worden war. In der zweiten Jahrhunderthälfte gingen infolge der russischen Repressionspolitik einige Privilegien verloren, es erfolgte auch kein Anschluss an das Eisenbahnnetz. Immerhin entstand 1885 die bis heute existierende prächtige Synagoge.

Während des Ersten Weltkriegs besetzten 1915 deutsche Truppen die Stadt. Nach deren Rückzug wurde Sejny am 8. Mai 1919 an den neuen litauischen Staat übergeben. Die ansässigen Polen waren mit dieser Entscheidung jedoch nicht einverstanden und erhoben sich am 23. August 1919 mit Waffengewalt im so genannten „Aufstand von Sejny“. Nach sechs Tagen waren die Litauer vertrieben und die Stadt wurde in den ebenfalls neuen polnischen Staat integriert. Während des Polnisch-Sowjetischen Krieges kehrten die Litauer jedoch mit Unterstützung der Bolschewiki zurück und besetzten kurzzeitig das Gebiet wieder (19. Juli 1920). Nach dem „Wunder an der Weichsel“ brach in der Region ein Polnisch-Litauischer Krieg aus, der erst am 7. Oktober 1920 mit dem Vertrag von Suwałki endete, der Sejny bei Polen beließ. Erst 1938 erkannte Litauen die neue Grenze offiziell an. 1925 wurde Sejny der Status als Kreisstadt (seit 1807) und als Bischofssitz entzogen. Im Jahr 2009 wurde der polnische Geistliche und Diplomat Jan Romeo Pawlowski zum apostolischen Nuntius in Gabun und Kongo ernannt und zum Titularerzbischof von Sejny ernannt. Die Stadt wurde damit Titularsitz erhoben.

Im Zuge der sowjetischen Besetzung Ostpolens 1939 marschierte am 24. September 1939 die Rote Armee ein, die infolge des Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrages die Stadt am 13. Oktober an die deutsche Wehrmacht übergab. Während der beinahe fünfjährigen Besatzung wurde die jüdische Bevölkerung der Stadt von den Deutschen aus dem Grenzgebiet vertrieben, die meisten später in Litauen ermordet.

Am 31. August 1944 kehrte die Rote Armee zurück und Sejny wurde wieder Teil Polens. Von 1956 bis 1975 war es wiederum Kreisstadt, gehörte von 1975 bis 1998 zur Woiwodschaft Suwałki und ist seit 1999 wieder Kreisstadt.

Bevölkerung

In Sejny gab es nie eine national homogene Bevölkerung. Die gesamte Region war im Mittelalter von baltischen Stämmen besiedelt. Später wanderten Polen und Juden ein. Im Jahre 1897 stellten letztere ungefähr die Hälfte der Einwohnerschaft. Nach 1945 wurden verstärkt aus den Ostgebieten vertriebene Polen in der Gegend angesiedelt. Heute ist der Powiat Sejneński das Zentrum der litauischen Minderheit in Polen. Es gibt eine litauische Schule, ein Generalkonsulat sowie verschiedene kulturelle Einrichtungen wie die Zeitschrift Aušra (Morgenröte). Bei der letzten polnischen Volkszählung von 2002 bekannten sich 7,9 % der Stadtbevölkerung und 18,6 % in der Gmina Seiny zur litauischen Nationalität.[1]

Sejny, Dominikanerkloster
Sejny, Weiße Synagoge

Kultur

In Sejny finden alljährlich verschiedene Jugend- und Kulturfestivals statt, u.a. ein Orgel- und ein Kindertheaterfestival. Überdies wird im Kulturzentrum Pogranicze (Grenzland), die gleichnamige renommierte Zeitschrift herausgegeben.

Sehenswürdigkeiten

  • Dominikanerkloster aus dem 17. Jahrhundert
  • Mariä-Heimsuchungs-Kirche
  • Weiße Synagoge
  • Rathaus
  • Figur der „Muttergottes von Sejny“
  • Denkmal von Antanas Baranuskas

Persönlichkeiten

  • Antanas Baranauskas († 1902), Bischof sowie litauisch und polnisch schreibender Dichter
  • Jerzy Ignatowicz (* 1914), polnischer Jurist
  • Henryk Kuczyński (* 1909), polnischer Chemiker
  • Morris Rosenfeld (* 1862; † 1923), jiddischer Dichter
  • Im nahe gelegenen Dorf Dobkiszki wurde 1808 der polnische Freiheitskämpfer Szymon Konarski geboren
  • In der Nähe von Sejny starb 1831 die polnische Aufstandsheldin Emilia Plater.

Gmina Sejny

Wappen der Gmina

Die Stadt Sejny ist Verwaltungssitz der Landgemeinde (gmina wiejska) Sejny, gehört ihr als eigenständige Stadtgemeinde jedoch nicht an. Die Gmina Sejny umfasst eine Fläche von 218,01 km² um die Stadt Sejny mit 4066 Einwohnern (31. Dez. 2007) und gliedert sich in folgende 48 Schulzenämter:

Babańce, Berżałowce, Folwark Berżniki, Bosse, Berżniki, Bubele, Burbiszki, Degucie, Dubowo, Dusznica, Dworczysko, Gawiniańce, Grudziewszczyzna, Gryszkańce, Hołny Mejera, Hołny Wolmera, Jenorajście, Jodeliszki, Kielczany, Klejwy, Konstantynówka, Kolonia Sejny, Krasnogruda, Krasnowo, Krejwińce, Lasanka, Łumbie, Markiszki, Marynowo, Nowosady, Ogrodniki, Olszanka, Poćkuny, Podlaski, Posejanka, Posejny, Półkoty, Rachelany, Radziucie, Radziuszki, Rynkojeziory, Sumowo, Sztabinki, Świackie, Wigrańce, Zaleskie, Zaruby und Żegary.

Verweise

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Polnisches Statistisches Amt

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Seinai — Seinai̇̃ dkt …   Bendrinės lietuvių kalbos žodyno antraštynas

  • Sejny Uprising — Campaign name=Establishment of Second Polish Republic battles=Greater Poland (1918 19) Ukraine (1918 19) Against Soviets (1919 21) Czechoslovakia (1919) Sejny (1919) Upper Silesia (1919–1921) Lithuania (1920)The Sejny Uprising ( pl. Powstanie… …   Wikipedia

  • Sejny — Infobox Settlement name = Sejny imagesize = 250px image caption = Church of St. Mary in Sejny image shield = POL Sejny 1 COA.svg pushpin pushpin label position = bottom subdivision type = Country subdivision name = POL subdivision type1 =… …   Wikipedia

  • Dialektinsel — Unter Sprachinsel wird eine verhältnismäßig kleine geschlossene Sprach und Siedlungsgemeinschaft verstanden, welche sich in einem größeren fremden Sprachgebiet befindet. Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung von Sprachinseln 2 Deutsche Sprachinseln 2.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Baranauskas — Baranauskas,   Antanas, litauischer Dichter und Sprachforscher, * Anykščiai 17. 1. 1835, ✝ Seinai 26. 11. 1902; katholischer Theologe (1865 67 Professor in Sankt Petersburg, bis 1884 in Kaunas; ab 1897 Bischof in Seinai); schuf, von A. Mickiewicz …   Universal-Lexikon

  • Suwałki Region — This article discusses the Polish part of the region. For the Lithuania one, see Suvalkija. Suwałki Region (Lithuanian: Suvalkų kraštas , Polish: Suwalszczyzna ) is a small region around the city of Suwałki in northeastern Poland near the border… …   Wikipedia

  • Puńsk — Infobox Settlement name = Puńsk settlement type = Village total type = image shield = subdivision type = Country subdivision name = POL subdivision type1 = Voivodeship subdivision name1 = Podlaskie subdivision type2 = County subdivision name2 =… …   Wikipedia

  • Lithuanian exonyms — Below is list of Lithuanian language exonyms for places in non Lithuanian speaking areas of Europe : Note that this list does not include place names whose only alteration is that the ending as has been appended to the local name (e.g. Dublinas… …   Wikipedia

  • Justinas Staugaitis — audio|Aleksandras Stulginskis.ogg|pronunciation(b. November 14 1866 near Šiauliai d. July 8 1943, Telšiai) was a Lithuanian Roman Catholic bishop, politician, educator, and author. He one of the twenty signatories to the Act of Independence of… …   Wikipedia

  • Lithuania–Poland relations — Polish–Lithuanian relations date to 13th century, when Grand Duchy of Lithuania under Mindaugas took over some of Rus lands and thus established a border with then fragmented Kingdom of Poland.Medieval agesUntil late 14th century most of contact… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”