Seleukia Apamea

Seleukia Apamea

Zeugma (griech.: Ζεύγμα [»Brückenstadt«]) auch: Seleukia Apamea oder Seleukeia am Euphrat ist eine ehemalige hellenistische Siedlung, die später an das Römische Reich fiel. Sie liegt in der heutigen Türkei beim Ort Belkis am Belkis Dağı nahe Birecik. Im Jahre 2000 wurde die antike Stadt durch ein türkisches Staudammprojekt im Rahmen des Südostanatolien-Projekts überflutet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zeugma wurde von Seleukos I. Nikator an der Stelle, wo er die erste Brücke über den Euphrat bauen ließ, im 3. Jahrhundert v. Chr. gegründet. Die Stadt entwickelte sich zu einem bedeutenden Handels- und Verwaltungszentrum. In ihrer Blütezeit lebten in der von einer römischen Legion beschützten Stadt rund 70.000 Menschen. 252 n. Chr. wurde sie von den Sassaniden zerstört, jedoch wieder aufgebaut. Später wurde die Region durch ein Erdbeben verwüstet, dabei rutschte ein Teil eines Berges in der Mitte der Stadt auf Wohnviertel und begrub diese unter sich. Die darunterliegenden Häuser sind besonders gut erhalten.

Forschung

Acheloosmaske auf einem hellenistischen Mosaik in der Stadt Zeugma

Seit dem 19. Jahrhundert wurden bei Ausgrabungen in der Nähe Zeugmas Nekropolen und hellenistische Mosaikböden freigelegt, die heute u.a. in den Museen von Berlin und Sankt Petersburg zu sehen sind. Als 1989 Dr. Guillermo Algaze von der University of Chicago eine Felduntersuchung in der Region machte, dabei von den Staudammplanungen erfuhr und diese publik machte, zeigte sich keine ausländische Institution oder Universität an Zeugma interessiert. Die Leiter des Museums in Gaziantep, Rifat Ergeç und sein Assistent Mehmet Önal, alarmierten nochmals 1994 die internationale Archäologenschaft und gaben zugleich den Beginn sporadischer Rettungsgrabungen bekannt, die auch etwas Unterstützung vom türkischen Kulturministerium erhielten. 1995 folgte endlich das französische Außenministerium und förderte die promovierte Archäologin Catherine Abadie-Reynal bei den türkischen Rettungsgrabungen bis 1999.

Im Jahre 2000 wurden die Ruinen Zeugmas durch den Birecik-Staudamm überflutet. Am 7. Mai 2000, ein halbes Jahr vor der Überflutung, las der Sohn des Hewlett-Packard-Gründers, David Packard Jr., in der New York Times von Zeugma und beschloss spontan eine Notgrabung. Er beauftragte umgehend eine englische Firma, die Oxford Archaeological Unit (OAU) unter Leitung von Robert Earley, italienische Mosaikspezialisten und ein französisches Team mit der Rettung der kostbarsten Artefakte. Unter Hochdruck arbeiteten 60 Archäologen, 200 Arbeiter und drei neue Bagger dank seines Budgets von fünf Millionen Dollar. Sie taten das, wozu alle archäologischen Institute und das türkische Kulturministerium wegen Geldmangels nicht in der Lage waren.

So konnten noch einige wertvolle Mosaike gerettet werden, bevor sie zusammen mit den Überresten der Stadt von den Wassermassen überflutet worden wären. Schon vor der planmäßigen Flutung, die noch von Staatspräsident Sezer um 10 Tage hinausgezögert wurde, nannte man das nun versunkene Zeugma auch das „zweite Pompeji“. Die Mosaiken sind jetzt im archäologischen Museum von Gaziantep ausgestellt.

Literatur

  • Wagner, Jörg: Seleukia am Euphrat, Zeugma. Studien zur historischen Topographie und Geschichte. Wiesbaden: Reichert 1976, Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients, Reihe B.
  • Kennedy, David L.: The twin towns of Zeugma on the Euphrates. Rescue work and historical studies. Portsmouth, RI: Journal of Roman Archaeology 1998.
  • Başgelen, Nezih und Ergeç, Rifat: Belkis - Zeugma, Halfeti, Rumkale - a last look at history. Istanbul: Archaeology and Art Publications 2000.
  • Early, Robert: Zeugma. Interim reports. Rescue excavations (Packard Humanities Institute), inscription of Antiochus I, bronze statue of Mars, house and mosaic of the Synaristôsai, and recent work on the Roman army at Zeugma. Portsmouth, RI: Journal of Roman Archaeology 2003.
  • Abadie-Reynal, Catherine und Ergeç, Rifat (Hrsg.): Les fouilles de sauvetage de Zeugma, I, L’habitat 1, Presses Universitaires de France 2006, 300 S.

Filmographie

  • Zeugma, eine antike Stadt verschwindet. Dokumentation, Frankreich, 2000, 52 Min., Regie: Thierry Ragobert, Produktion: arte, Inhaltsangabe und Trailer, 2:42 Min.
  • Zeugma. Dokumentation, USA, 2003, Regie: Micah Garen und Marie-Hélène Carleton, Produktion: Four Corners Media, Inhaltsangabe

Weblinks

Artikel

Bilder
  • Bilder von Zeugmas Mosaiken
  • Fotogalerie von 32 geretteten Mosaiken, Statuetten u.a.
  • Mosaiken im Archäologischen Museum von Gaziantep

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Seleukia — (Umschreibungen griechisch Seleukeia, römisch lateinisch Seleucia) bezeichnet: eine Reihe von antiken Orten und Städten, die von Griechen nach dem Zusammenbruch des Alexanderreiches im Wesentlichen im Diadochen und späteren Teilkönigreich der… …   Deutsch Wikipedia

  • Seleukīa — (a. Geogr.), Name mehrer von den Seleukiden, namentlich von Seleukos Nikator, angelegter Städte: 1 ) (S. Pieria, S. ad mare), feste Stadt in dem Gau Pieria od. in der Provinz Seleukis in Syrien, von Seleukos Nikator an der Stelle einer schon… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Seleucia — Seleukia (Umschreibungen griechisch Seleukeia, römisch lateinisch Seleucia) bezeichnet: eine Reihe von antiken Orten und Städten, die von Griechen nach dem Zusammenbruch des Alexanderreiches im Wesentlichen im Diadochen und späteren… …   Deutsch Wikipedia

  • Seleukeia — Seleukia (Umschreibungen griechisch Seleukeia, römisch lateinisch Seleucia) bezeichnet: eine Reihe von antiken Orten und Städten, die von Griechen nach dem Zusammenbruch des Alexanderreiches im Wesentlichen im Diadochen und späteren… …   Deutsch Wikipedia

  • Syrien [1] — Syrien, 1) (Syria, a. Geogr.), im weitern Sinne der Theil Asiens, welcher in der Bibel Aram heißt u. alles Land zwischen Mittelmeer, Ägypten, Arabien, dem Tigris u. Cilicien, also auch Assyrien, Mesopotamien, Babylonien, Judäa u. Phönicien… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Zeugma (Stadt) — 37.05861111111137.865833333333 Koordinaten: 37° 3′ 31″ N, 37° 51′ 57″ O …   Deutsch Wikipedia

  • Parthĭa — (Parthyēne), Landstrich in Asien; begrenzt von Hyrkanien, Arien, Karmanien u. Medien; umfaßte den südwestlichen Theil des j. Khorasan, Kohestan u. einen Theil der großen Salzwüste; die Gebirge an den Grenzen waren: in Osten Masdoranos, in Norden… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Schiffe der Antike — Römische Schiffe (Mosaik aus Rimini) Schiffe der Antike dienten wie zu allen Zeiten dem Transport von Wirtschaftsgütern, der Beförderung von Personen und dem Austausch von Ideen und Wissen. Schon frühzeitig war die Seefahrt auch ein Mittel der… …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor von Mopsuestia — (auch: Theodorus Mopsuestenus) (* vermutlich 350 in Antiochia am Orontes; † 428/429 in Mopsuestia) war ein christlicher Theologe der antiochenischen Schule und Bischof der Stadt Mopsuestia (heute Yakapınar bei Adana) in Kilikien. In der… …   Deutsch Wikipedia

  • Syrien [2] — Syrien (Gesch.). Die Syrer waren nach Einigen armenischen, nach Anderen assyrischen Stammes u. wohnten in dem Strich zwischen Medien, Assyrien u. Susiana, wo sie in den medischen Keilschriften Ssur genannt werden, mit welchem Namen die Griechen… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”