Sender Ismaning

Sender Ismaning
Zeichnung des ehemaligen Holzsendeturms, der wie der Eiffelturm aussah

Die Sendeanlage Ismaning wurde 1932 errichtet. Von 1932 bis 1934 verwendete die Sendeanlage, die den Sender in Stadelheim ablöste, als Sendeantenne eine T-Antenne, die an zwei 115 Meter hohen freistehenden Holzfachwerktürmen befestigt war.

Inhaltsverzeichnis

Bau

Da diese ein ungünstiges Vertikaldiagramm hatte, wurde im Jahr 1934 einer der beiden Türme abgebaut und auf einem 39 Meter hohen Holzsockel wiederaufgebaut. Während der Umbauarbeiten erfolgte der Sendebetrieb mit Hilfe einer L-Antenne, die zwischen dem anderen Turm und einem Holzmast gespannt war. Nach Fertigstellung des neuen Holzturms, der eine Höhe von 156 Metern (mit den Auslegern, die seine Antenne trugen 163 Meter) hatte, wurde der zweite Holzturm abgebaut und 1935 in Nürnberg-Kleinreuth wiederaufgebaut, wo er bis zum Jahr 1961 als Sendeturm für Mittelwelle diente. Der Holzturm in Ismaning trug eine Dipolantenne, deren Einspeispunkt sich in 120 Metern Höhe befand. Von diesem Einspeispunkt führten mehrere an der Außenseite des Turmes befestigte Drähte zu den Auslegern an der Turmspitze und zu Befestigungspunkten in 80 Metern Höhe. In dieser Höhe befand sich im Innern des Turmes ein Differentialtransformator, dessen Aufgabe darin bestand, das Abfließen der abgestrahlten Hochfrequenz über die Speiseleitung zu verhindern.

Sendetechnik

Einige Antennen der Sendeanlage, bei der mittleren Antenne handelt es sich um den geteilten Rohrmast
Historischer 100kW Lorenz AM-Sender von 1938 mit Bedienpult in offener Bauweise

Diese von der Firma Lorenz entwickelte Antenne wurde als Höhendipol bezeichnet. Sie war eine für die von 1934 bis 1950 verwendete Sendefrequenz von 740 kHz optimierte schwundmindernde Sendeantenne. Allerdings konnte über diese Antenne, die bis 1969 verwendet wurde, wegen durch den Kopenhagener Wellenplan vorgegebene Richtstrahlauflagen, nur während der Tagstunden gesendet werden. 1969 wurde die Höhendipolantenne am Holzturm, nachdem ein neuer Mittelwellensendemast errichtet wurde, demontiert. Von 1969 bis 1977 diente der Holzturm zur Unterbringung von Sendeantennen für UKW-Rundfunk. 1977 übernahm ein 100 Meter hoher abgespannter Stahlfachwerkmast auch diese Funktion, so dass der Holzturm ab 1977 keine Funktion mehr hatte, sondern nur noch ein inzwischen denkmalgeschütztes Anschauungsobjekt war. Allerdings nagte der Zahn der Zeit zusehends an dieser Konstruktion, welche den Spitznamen „Bayerischer Eiffelturm“ trug und da man den Turm anscheinend nicht mehr sanieren konnte, wurde er am 16. März 1983 gesprengt. Noch heute sind seine Betonfundamente und das Abstimmhaus, welches unter der Turmkonstruktion stand, erhalten.

Für die Mittelwellenausstrahlung wird ein 171,5 Meter hoher, gegen Erde isolierter, abgespannter Rohrmast genutzt, der 1969 fertiggestellt wurde. Er ist zur Erzielung einer flachen Abstrahlung (Schwundmindernde Sendeantenne) mehrfachspeisbar und in 56 Meter und 117 Meter Höhe durch Trennisolatoren unterteilt.

Durch die Auflagen des Genfer Wellenplans musste bei einem Sendebetrieb mit 600 Kilowatt während der Nachtstunden eine Ausblendung in nordöstlicher Richtung erfolgen, um den frequenzgleichen Sender in Sankt Petersburg nicht zu stören. Hierfür wurde 1978 ein 71 Meter hoher gegen Erde isolierter, abgespannter Stahlfachwerkmast in der Nähe des beschriebenen Rohrmasts errichtet. Dieser Reflektormast ist seit der Leistungsreduzierung auf 100 Kilowatt im Jahr 1994 entbehrlich geworden, da bei dieser Leistung auch nachts mit Rundstrahlung gesendet werden kann. Er wurde 1999 abgebaut und dient seitdem am Mittelwellensender Hof als Sendemast.

Als Reserveantenne ist ein 1947 errichteter 105 Meter hoher, gegen Erde isolierter, abgespannter Stahlfachwerkmast unmittelbar beim Stationsgebäude vorhanden. Dieser Mast, der ursprünglich zur Ausstrahlung des AFN-Programms auf Mittelwelle diente, war bis 1969 126 Meter hoch und trug von 1958 bis 1969 Sendeantennen für UKW. Im Jahr 2007 wurde der Mast auf etwa 70 Meter zurückgebaut und der Fußpunkt geerdet. Er dient seitdem als Antennenträger für Richtfunk.

Durch die Auflagen des Kopenhagener Wellenplans musste der Mittelwellensender des Bayerischen Rundfunks ab 1951 mit Richtstrahlung (Ausblendung in nordöstliche Richtung) während der Nachtstunden betrieben werden. Hierfür war der Einsatz der damaligen Sendeantenne am Holzturm nicht möglich und es musste eine Richtantenne, bestehend aus zwei 94 Meter hohen, gegen Erde isolierten Stahlfachwerkmasten auf dem Stationsareal gebaut werden.

Diese Sendeantenne war zur Verbreitung des Programms des Bayerischen Rundfunks in dieser Form bis 1969 in Betrieb. Von 1969 bis zur Betriebseinstellung 1994 diente diese, auch heute noch vorhandene Anlage zur Verbreitung des AFN-Programms auf der Mittelwellenfrequenz 1107 kHz. Im Unterschied zur Zeit vor 1969 wurde Rundstrahlbetrieb angewandt, in dem ein Mast gespeist wurde und der andere funktionslos als Reserve diente.

Als Kurzwellensendeantennen sind ein 1976 errichteter Dipol, der an zwei 35 Meter hohen abgespannten Stahlfachwerkmasten montiert ist und eine 1980 in Betrieb genommene Winkeldipolantenne mit Rundstrahlung, die an drei 55 Meter hohen abgespannten Stahlfachwerkmasten montiert sind, im Einsatz.

Zur Ausstrahlung der UKW-Programme dient seit 1977 ein silbrig grauer, etwa 100 Meter hoher abgespannter Stahlfachwerkmast mit Dipolfeldern auf seiner Spitze in der Nähe des Stationsgebäudes, der nicht gegen Erde isoliert ist.

Die Voice of America, später International Broadcasting Bureau (IBB), betrieb bis 1994 in der Nähe von Ismaning umfangreiche Sendeanlagen für Kurzwelle, die aber alle vollständig demontiert sind. Die Mittelwellen-Sendeantenne für 1197 kHz bestand aus vier im Quadrat angeordneten gegen Erde isolierten Stahlfachwerkmasten, die 1949 gebaut und Mitte der 1990er Jahre generalüberholt wurden. Diese Anlage bot die Möglichkeit der Richtstrahlung mit umschaltbarer Richtcharakteristik. Am 16. März 2007 wurden die vier Mittelwellenmasten abgebaut. Zum Jahresende 2007 wurden alle übrigen Anlagen (Satelliten Up- und Downlinks) abgebaut und der Standort ganz aufgegeben.

Programme

Mittelwelle 801 kHz

Nach langjähriger Ausstrahlung des Programms Bayern 1 dient die Frequenz 801 kHz in Ismaning seit dem 8. Oktober 2007 zur Verbreitung des Programmes Bavarian Open Radio, das am 5. Mai 2008 in on3radio umbenannt wurde. (Sendeleistung bis 1994: 600 kW, danach 100 kW EMRP).

Mittelwelle 1107 kHz

Der vom Bayerischen Rundfunk betriebene Mittelwellensender strahlte bis 1994 auf der Frequenz 1107 kHz das Programm AFN aus. Sowohl Sender als auch Antenne sind noch vorhanden, jedoch außer Betrieb.

Mittelwelle 1197 kHz

Auf der Frequenz 1197 kHz strahlte die Voice of America, später International Broadcasting Bureau diverse Programme aus: Beispielsweise „VoA Europe“, und seit dem Jugoslawienkrieg in den 1990er Jahren Sendungen in serbischer und kroatischer Sprache von Radio Free Europe. Seit dem 27. März 2005 ist der Sender abgeschaltet. Die Anlage ist seit Ende 2007 vollständig demontiert.

Kurzwelle 6085 kHz

Seit Mai 2005 wird der KW-Sender Ismaning des Bayerischen Rundfunks auf 6085 kHz digital betrieben. Ausgestrahlt wird das Programm B5 Aktuell.

Die UKW-Frequenzen des Senders Ismaning

Programm Regionalprogramm Frequenz Sendeleistung (ERP) RDS PS
Bayern 1 München 91,3 MHz 25 kW BAYERN 1 bzw. BR 1 MUC
Bayern 2 München 88,4 MHz 25 kW BAYERN 2
Bayern 3 97,3 MHz 25 kW BAYERN 3
Bayern 4 Klassik 103,2 MHz 25 kW BAYERN 4
B5 Aktuell 90,0 MHz 25 kW B5 AKT

Siehe auch

Weblinks

48.25083333333311.7527777777787Koordinaten: 48° 15′ 3″ N, 11° 45′ 10″ O


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