- Seniorenhandy
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Seniorenhandys sind speziell für ältere Menschen entwickelte Mobiltelefone. Diese sollen den Fähigkeiten älterer Menschen mit eingeschränkter Sinneswahrnehmung und/oder Motorik hilfreich entgegenkommen.
Inhaltsverzeichnis
Technologie
Probleme und Anforderungen
Aufgrund des Alters oder einer Behinderung verschlechtern sich gewisse Bewegungsabläufe und motorische Fähigkeiten, die zur Bedienung von handelsüblichen Mobiltelefonen benötigt werden. Hinzu kommt eine verschlechterte Sehschärfe mit oft eingeschränktem Gesichtsfeld oder Gesichtsfeldausfällen. Auch das Hörvermögen ist häufig eingeschränkt.
- Eingeschränkte Sehkraft bzw. Gesichtsfeld
Großes, kontrastreiches und helles Display, unter allen Winkeln lesbar, nicht funktionsüberladen.
- Eingeschränkte Motorik
Derartige Mobiltelefone haben nur wenige, große Tasten mit deutlicher Rückmeldung, sodass auch eine Bedienung mit Handschuhen möglich ist. Der Tastenabstand ist hierbei ausreichend groß. Weiterhin sind die Geräte weitgehend robust und unempfindlich gegen Stöße, Staub und Spritzwasser.
- Eingeschränktes Hörvermögen
Auch auf das eingeschränkte Hörvermögen älterer Menschen kann eingegangen werden, durch Wahl von Klingeltönen mit nicht zu hohen Frequenzen. Manche Seniorenhandys sind in der Lage induktiv an Hörgeräte zu koppeln (T-Spule).
Ältere Menschen benötigen darüber hinaus andere Zusatzfunktionen. Ein MP3-Player für die Wiedergabe aktueller Musik-Charts tritt gegenüber den Handy-Grundfunktionen stark zurück. Eine Kamera auch einfachster Bauart kann hingegen zur sofortigen Dokumentation von Gefahrensituationen hilfreich sein. Gesprächsaufzeichnungsfunktionen und Spracherkennung (Sprachanwahl) können sehr sinnvoll sein. Die technischen Fähigkeiten der älteren Benutzer sind hierbei aber zu Berücksichtigen. Eine einfache Bedienung sollte den Vorrang vor zu vielen technischen Funktionen (Hardwareschnittstellen bzw. der Software) haben.
Die individuellen Gegebenheiten sind sehr unterschiedlich. Ein allgemein geeignetes Seniorenhandy kann es daher nicht geben. Ähnliche Anforderungen sind auch bei jüngeren Menschen mit Behinderungen vorhanden, die Bezeichnung Seniorenhandy ist daher nicht unbedingt geeignet. Sie stellt außerdem eine Herabsetzung dar; nur wenige ältere Menschen möchten deshalb ein so bezeichnetes Gerät für sich nutzen.
Ausprägungen
Die derzeit auf dem Markt befindlichen Seniorenhandys gliedern sich in drei Kategorien.
- Mobiltelefone mit vereinfachten haptischen Gegebenheiten, sowie visuell vereinfachter Bedienung und abgespecktem Funktionsumfang (Großtastentelefon).
- Mobiltelefone mit speziellen Erweiterungen z. B. TelemedizinKonzept für Senioren oder hilfsbedürftige Menschen (EKG-Erstellung, GPS-Ortung).
- Mobiltelefone, die ausschließlich für Notruf, Ortung und Anwahl festgelegter Rufnummern genutzt werden. Solche Konzepte werden auch als Kinderhandy oder reines Notrufhandy angeboten.
Die unterschiedlichen Konzepte fließen derzeit immer mehr zusammen.
Funkfinger für den häuslichen Bereich, auch als „Hausservice Ruf“ bezeichnet, bestehend aus einer Empfangsstation und einer Notruftaster-Halskette oder eines entsprechenden Armbands. Beim Drücken der Notruftaste stellt die Empfangsstation eine direkte Verbindung zum örtlichen Unfallnotdienst her. Reichweiten betragen derzeit etwa 300 Meter im Freien zur Basisstation.
Markt
Seit Beginn des Gebrauchs von Mobiltelefonen führte die Entwicklung zu immer technisch kompakteren Geräten. Ein Höchstmaß an Funktionen sollte auf möglichst geringem Raum untergebracht werden. Die Geräte wurden nur für die Hauptzielgruppe der 14- bis 40-Jährigen entwickelt, die immer neuere Features und Innovationen forderten.
Menschen mit eingeschränkten motorischen sowie visuellen Fähigkeiten bedienten sich bislang oft Mobiltelefonen älterer Bauart, da diese in Abmessung und Funktion weitaus einfacher gehalten sind als aktuelle Geräte. Erst jetzt, wo diese alten Geräte von vielen Firmen nicht mehr gewartet und bei einem Defekt gegen ein baugleiches Gerät ausgetauscht werden können, erscheinen nach und nach neue einfache Modelle mit größeren Abmessungen.
Als Marktführer gilt Emporia Telecom[1]
Hersteller und Modelle
- AMPLICOM - PowerTel M5000
- DORO - HandlePlus 324 GSM
- DORO - HandleEasy 326 GSM
- DORO - HandleEasy 330 GSM
- EMPORIA - LIFEplus
- EMPORIA - TIME
- EMPORIA - TALK
- FITAGE - Big Easy 3 für Nutzer mit Bedienschwächen
- HAGENUK (+FITAGE) - "Katharina das Große"
- HAGENUK (+FITAGE) - BIG EASY 2 für Nutzer mit Sehbeeinträchtigung
- ITT - EASYUSE (Easy Use) SILVER
- ITT - EASY5 - für Nutzer mit Behinderung
- MEDION - Senior Phone SP1200
- TELME A3630
- TELME C95
- TELME C96
- TELME C115
- TELME C121
- TELME E1200
- AVUS S62
Entwicklung und Zukunft
Die Senior Research Group (SRG) der TU Berlin entwickelt derzeit ein Seniorenhandy, welches sich nicht nur auf einfache Grundfunktionen wie das Telefonieren und den Notruf beschränkt, sondern auch den Kurzmitteilungsversand und andere moderne Features in das Mobiltelefon integriert. Ziel der SRG ist es, dass die Bedienung und die Menüführung intuitiv und seniorengerecht angepasst wird und somit einfach erlernt werden kann. Laut Forschungen der SRG wollen Senioren keine Mobiltelefone mit einem eingeschränkten Funktionsumfang. Vielmehr sollen die erweiterten Funktionen in einem zweiten Schritt erlernt werden können, nachdem die Grundfunktionen wie das Telefonieren und der Notruf festgelegt sind.
Weblinks
- Einfach- und Seniorenhandys: Nur ein „Gutes“, Stiftung Warentest, Zeitschrift test, 25. März 2010 (Testberichte zu Einzelmodellen kostenpflichtig)
Einzelnachweise
- ↑ Simpel, robust, nützlich. abgerufen am 19. Juli 2010: „Emporia hält die Marktlücke seit drei Jahren weitgehend besetzt. Seltsamerweise gibt es kaum Konkurrenz, und wenn, dann tritt sie halbherzig auf.“
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