- Seniorengenossenschaft
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Eine Seniorengenossenschaft bietet alle erforderlichen Hilfen an, damit ihre Mitglieder bis zum Lebensende in ihrem Wohnumfeld verbleiben können. Die Übersiedlung in ein Heim soll so auf Schwerstpflegefälle reduziert werden. Zusätzlich eröffnet sich den Mitarbeitern so die Möglichkeit, die eigene Altersvorsorge aufzubessern.
Die erste Seniorengenossenschaft wurde am 9. April 1991 in Riedlingen (Württemberg) gegründet. Sie hat die Rechtsform eines e.V. und ist gemeinnützig. Am 1. Dezember 2007 hatte sie 650 Mitglieder und 100 freiwillige Mitarbeiter.
Das Prinzip ist: Wer mitarbeitet, kann frei entscheiden, ob er sich das Entgelt auszahlen lässt oder dieses bei der Genossenschaft anspart. Wer anspart, kann später die Leistungen hierfür gesichert wieder abrufen. Es gilt dabei der Grundsatz, wer heute 100 Stunden arbeitet und anspart, kann später auch 100 Stunden kostenfrei wieder abrufen. Selbstverständlich verbleibt das angesparte Geld im Eigentum und der vollen Verfügungsgewalt der jeweiligen Person. Es kann auch jederzeit wieder in bar abgerufen werden - dann verfallen natürlich die entsprechenden Stundenguthaben. Auf diese Weise ist es der Genossenschaft möglich, mit einem sehr günstigen Stundensatz zu arbeiten, der trotz alledem für die Mitarbeiter attraktiv ist. Außerdem ermöglicht der niedrige Stundensatz auch den Personen mit niedrigem Einkommen, sich Leistungen einzukaufen.
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung
Seniorengenossenschaften gibt es unter anderem in:
- Baden Württemberg, (Abstatt, Asperg, Ravensburg, Riedlingen, Steinen, Uhldingen-Mühlhofen).
- Bayern, (München, Weilheim)
- Hessen
- Österreich (Region Melk)
Dienstleistungen
- Betreutes Wohnen (umfasst alle erforderlichen Hilfen im Haushalt)
- Hilfen rund ums Haus (Behebung kleinerer technischer Probleme im Haus sowie Gartenarbeiten)
- Essen auf Rädern (bringt warmes Essen zur Mittagszeit direkt in die Wohnungen)
- Fahrdienst (als Ersatz für unzulänglichen öffentlichen Personennahverkehr)
- Beratung
- Kontakttelefon (bietet die Möglichkeit Informationen und Rat einzuholen)
- Besuchsdienste (sollen helfen der Vereinsamung entgegenzuwirken)
- Wohnungsbereitstellung (in barrierefreier betreuter Wohnanlage)
- Tagespflege(entlastet Angehörige, die zu Hause pflegebedürftige Menschen versorgen)
Die Seniorengenossenschaft bietet in ihrer bürgerschaftlich geführten Tagespflege ein ergänzendes Angebot für die häusliche Pflege. Bisher mussten nur sehr wenige der von einer Seniorengenossenschaft betreuten Personen noch einen Heimplatz in Anspruch nehmen: Meist dann, wenn bei Alleinstehenden schwere Demenz auftritt oder in einzelnen Fällen von Schwerstpflegebedürftigkeit. Die Seniorengenossenschaft ist vollständig eigenfinanziert und arbeitet ohne Zuschüsse.
Auszeichnungen
Die Seniorengenossenschaft in Riedlingen erhielt 2004 den IZT-Zukunftspreis für die Entwicklung ihres Modells, wie ältere Menschen aktiv und selbständig sowie in engem Kontakt mit jüngeren Menschen in ihrem Stadtteil und in den vertrauten vier Wänden älter werden können.
Literatur
- Norbert Necker: Vorbereitet in den Ruhestand! - Anregungen für die Umsetzung eines alternativen Wohnmodells. Manuela Kinzel Verlag Göppingen 2010, ISBN 978-3-937367-48-4.
Kategorien:- Genossenschaftsart
- Seniorenvereinigung
- Organisation (Pflege)
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