- Sertralinhydrochlorid
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Strukturformel Allgemeines Freiname Sertralin Andere Namen (1S,4S)-4-(3,4-Dichlorphenyl)- 1,2,3,4-tetrahydro- N-methyl-1-naphthylamin
Summenformel - C17H17Cl2N (Sertralin)
- C17H17Cl2N·HCl (Sertralin·Hydrochlorid)
CAS-Nummer - 79617-96-2 (Sertralin)
- 79617-96-2 (Sertralin·Hydrochlorid)
PubChem 68617 ATC-Code N06AB06
DrugBank DB01104 Arzneistoffangaben Wirkstoffklasse Wirkmechanismus Fertigpräparate - Adjuvin® (A)
- Gladem® (A, D)
- Tresleen® (A)
- Zoloft® (D, USA)
- Sertralin-Generika (A, D)
Verschreibungspflichtig: Ja Eigenschaften Molare Masse - 306,23 g·mol−1 (Sertralin)
- 342,69 g·mol−1 (Sertralin·Hydrochlorid)
Schmelzpunkt Sicherheitshinweise Gefahrstoffkennzeichnung [2] keine Gefahrensymbole R- und S-Sätze R: keine R-Sätze S: 22-24/25 Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln LD50 WGK 3 (stark wassergefährdend) [2] Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Sertralin ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), welcher unter anderem als Antidepressivum bei Depressionen eingesetzt wird, sowie bei Angststörungen, posttraumatischer Belastungsstörung und Zwangsstörungen Verwendung findet.
Unter dem Handelsnamen Zoloft® wurde es 1991 erstmals als patentiertes neues Medikament gegen Depressionen von Pfizer auf dem Arzneimittelmarkt eingeführt.
Inhaltsverzeichnis
Wirkung
Sertralin ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, der zu einer Erhöhung der Konzentration von Serotonin im synaptischen Spalt im Zentralnervensystem führt. Weitere Wirkmechanismen sind so schwach, dass sie vernachlässigt werden können (Dopamin-Wiederaufnahmehemmer mit 1 % seiner SSRI-Potenz; Antagonist am Sigma-1-Rezeptor mit 5 % seiner SSRI-Potenz; α1-Adrenozeptorantagonist mit 1–10 % seiner SSRI-Potenz).
Sertralin wirkt bereits bei der ersten Einnahme antriebssteigernd, nach etwa 7 Tagen setzt die stimmungsaufhellende Wirkung ein, dieser Effekt baut sich dann während der danach folgenden 7-21 Tage aus. In seltenen Fällen wurde bereits nach dem ersten Tag der Einnahme über einen die Stimmung aufhellenden Effekt berichtet.
Indikation: Depressionen
Patienten mit schwerer Depression konnten mit Sertralin erfolgreich behandelt werden.[3] Bei der Behandlung der Dysthymie ist Sertralin dem Placebo überlegen.[4][5][6][7] Dies gilt auch für die Langzeitbehandlung.[8] Bei der Behandlung der von Zwängen begleiteten Depression ist Sertralin wirksamer als Desipramin.[9] Bei Patienten mit komorbider Panikstörung war Sertralin so wirkungsvoll wie Imipramin, hatte aber weniger Nebenwirkungen.[10]
Indikation: Zwangserkrankungen
Bei der Behandlung von Zwangserkrankungen ist Sertralin sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern wirksamer als der Placebo.[11][12][13][14][15] Sertralin war bei der Behandlung von Zwängen wirksamer als Fluoxetin,[16] jedoch weniger wirksam als Clomipramin.[14] Sertralin ist zur Langzeitbehandlung bei Zwangserkrankungen geeignet.[17][18]
Indikation: Panikstörung
Bei der Behandlung von Panikstörungen ist Sertralin besser wirksam als der Placebo.[19][20] Es ist sowohl bei Patienten mit als auch bei Patienten ohne Agoraphobie wirksam.[21]
Indikation: Soziale Phobie
Sertralin kann erfolgreich zur Behandlung der Sozialen Phobie eingesetzt werden.[22] Bei der Behandlung der sozialen Phobie mit Sertralin kann es 6 bis 12 Wochen dauern, bis sich ein Behandlungserfolg einstellt.[23] Bei Patienten, die erst im Erwachsenenalter erkrankten ist die Wirksamkeit höher als bei anderen Patienten.[24]
Indikation: Posttraumatische Belastungsstörung
Sertralin ist bei der Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (kurz: PTBS) bei Zivilisten wirksamer als der Placebo.[25][26] Teilweise tritt der Behandlungserfolg erst nach der zwölften Woche ein. Patienten, deren Zustand sich in der 12. Woche noch nicht gebessert hatte, erfuhren in 54 % der Fälle bis zur 24 Behandlungswoche eine Besserung der Beschwerden.[26] Je gravierender die Symptome, desto länger dauerte es, bis die Patienten auf die Behandlung ansprachen.[27] Eine Studie bei Kriegsveteranen lässt vermuten, dass Sertralin auch bei diesen wirksam ist.[28] Bei einer anderen Studie, die sich ebenfalls mit Kriegsveteranen beschäftigte, war Sertralin dem Placebo nicht überlegen.[29] Während die Wirksamkeit von Sertralin bei Frauen mit PTBS gut belegt ist, ist sie für Männer mit PTBS weniger gut belegt.[30]
Nebenwirkungen
Relativ häufig können unter Sertralin zentralnervöse Störungen, wie Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Appetitlosigkeit und Schwindel, Störungen des Magen-Darm-Systems, wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, sowie Störungen des vegetativen Nervensystems, wie Mundtrockenheit, beobachtet werden. Auch erweiterte Pupillen, Sehstörungen und sexuelle Funktionsstörungen zählen zu den Nebenwirkungen.
Es kommt ebenfalls häufig zu Herzklopfen und Schmerzen in der Brust, weitere Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem wurden im Vergleich zu Trizyklischen Antidepressiva nur selten beobachtet.
Bei Patienten die unter Manie (krankhafte Hochstimmung) oder Hypomanie (weniger starke Symptome) leiden, oder in der Vorgeschichte gelitten haben, ist Vorsicht geboten. Bei 0,4 % der Testpatienten wurde über Manie/Hypomanie berichtet. Weiterhin kann es gelegentlich zu Euphorie, Halluzinationen oder depressiven Verstimmungen kommen.
Vor allem die Anwendung von SSRI bei Kindern und Jugendlichen, außer in den zugelassenen Indikationsgebieten, ist gefährlich. In diesem Zusammenhang wurden in Studien suizidales Verhalten (Selbstmordgedanken und Selbstmordversuche) sowie Feindseligkeit (vorwiegend Aggression, oppositionelles Verhalten und Zorn) beobachtet. Dies gilt jedoch wahrscheinlich für alle SSRI. Aggressionen, suizidales und feindseliges Verhalten können als Nebenwirkung auch bei Erwachsenen auftreten.
Wechselwirkungen
Die serotonerge Wirkung des Sertralin kann durch einen MAO-Hemmer bis zum lebensbedrohlichen Serotonin-Syndrom verstärkt werden. Daher sollten MAO-Hemmer mindestens 14 Tage vor dem Therapiebeginn mit Sertralin abgesetzt werden.
Bei der gleichzeitigen Einnahme von weiteren serotonergen Arzneimitteln, wie z. B. Dextromethorphan, Tryptophan, Tramadol, Pethidin oder Fenfluramin ist Vorsicht geboten, da bisher noch keine aussagekräftigen Forschungsergebnisse feststehen.
Eine parallele Behandlung mit Johanniskraut kann auch zu einem Serotonin-Syndrom führen. Daher sollte auf die gleichzeitige Gabe der Substanz verzichtet werden.
Sertralin seinerseits kann die Wirkung des Antipsychotikums Pimozid potenzieren. Eine gleichzeitige Einnahme von Sertralin und Pimozid ist auf Grund dessen geringer therapeutischen Breite kontraindiziert. Auf den Konsum von Alkohol sollte während der Therapie verzichtet werden.
Absetzsyndrom
→ Hauptartikel: SSRI Discontinuation Syndrome
Beim Absetzen von Sertralin kann es - wie beim Absetzen von anderen SSRI auch - zu Absetzsymptomen kommen. Dies können etwa Schwindel, Parästhesien, Erregung, Angst, Konfusion, Tremor, Übelkeit und Schwitzen sein. Aus diesem Grund wird empfohlen, die Therapie ausschleichend zu beenden.[31]
Darreichungsform
Sertralin wird in Deutschland unter den Handelsnamen Zoloft®, Sertralin-Biomo® und Gladem® verkauft, in den USA auch als Lustral®. Seit Patentablauf (im Oktober 2005) ist es auch unter generischer Bezeichnung erhältlich. Es unterliegt in Deutschland der ärztlichen Verschreibungspflicht.
Auf dem deutschen Arzneimittelmarkt befinden sich derzeit 50-mg- und 100-mg-Filmtabletten verschiedener Hersteller im Angebot. Unter dem Markennamen Zoloft® ist außerdem ein Lösungskonzentrat erhältlich, welches sich sehr gut zum Ausschleichen bei Absetzerscheinungen eignet, da sich der Wirkstoff in Tropfenform auf ein Minimum dosieren lässt.
Die Halbwertszeit im Blut beträgt ca. einen Tag, Sertralin wird über die Niere ausgeschieden. Die Einnahme von Sertralin sollte nach Möglichkeit am Morgen erfolgen, da das Medikament antriebssteigernd wirkt. Die Einnahme ist nicht von den Mahlzeiten abhängig.
Schwangerschaft und Stillzeit
→ Hauptartikel: SSRI und Schwangerschaft
Frauen im gebärfähigen Alter sollen Sertralin nur unter ausreichendem Konzeptionsschutz (Empfängnisverhütung) einnehmen. Sertralin soll in der Stillzeit nur eingenommen werden, wenn der vom behandelnden Arzt erwartete Nutzen das Risiko übertrifft.[32] Wenn eine Frau während der Schwangerschaft Sertralin einnimmt, so können Sertralin und sein Hauptmetabolit Desmethylsertralin im Nabelschnurblut nachgewiesen werden.[33][34] Die Einnahme von Sertralin während der ersten drei Monate der Schwangerschaft war mit folgenden Geburtsschäden korreliert:[35]
- Omphalozele (sechsmal häufiger bei Kindern, deren Mütter Sertralin einnahmen)
- Analatresie (viermal häufiger)
- Herzfehler (doppelt so häufig)
Herstellung
Eine vielstufige Synthese für Sertralin, ausgehend von 3,4-Dichlorbenzoylchlorid und Benzol, ist in der Literatur beschrieben.[36]
Einzelnachweise
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- ↑ Axel Kleemann, Jürgen Engel, Bernd Kutscher und Dietmar Reichert: Pharmaceutical Substances, 4. Auflage (2000), 2 Bände erschienen im Thieme-Verlag Stuttgart, ISBN 978-1-58890-031-9; seit 2003 online mit halbjährlichen Ergänzungen und Aktualisierungen.
Weblinks
- Studie: Paroxetin, Fluoxetin und Sertralin ähnlich wirksam und verträglich
- Stromschlag-ähnliche Symptome nach Absetzen von SSRI
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