Sewering

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Hans Joachim Sewering (* 30. Januar 1916 in Bochum) ist ein deutscher Arzt und Internist.

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Leben

Hans Joachim Sewering wurde als Sohn eines Bergarbeiters geboren. Im Jahr 1933 trat er in die SS (Mitgliedsnummer 143 000) ein. Im folgenden Jahr wurde er Mitglied der NSDAP (Nummer 185 805)[1]. Nach dem Medizinstudium in München und Wien arbeitete er von 1942 an als Assistenzarzt in einem Behindertenheim in Dachau. Von dort überwies er die damals 13-jährige Patientin Babette Fröwis in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar, wo sie zwei Wochen später verstirbt – vermutlich als eins der zahlreichen Opfer, die in Eglfing-Haar entsprechend der nationalsozialistischen Ideologie ermordet wurden (vgl. Isar-Amper-Klinikum München-Ost).[1] Laut neueren Aktenfunden liegen neun individuell abgefasste Überweisungen Sewerings nach Eglfing-Haar vor, wovon fünf Patienten dort zu Tode kamen.[2] Sewering bestreitet bis heute, gewusst zu haben, was mit den Patienten in Eglfing-Haar geschah. 1947 ließ er sich in eigener Praxis in Dachau nieder. Bald darauf wurde er Mitglied der CSU und engagierte sich berufspolitisch. 1955–91 war Sewering Präsident der bayrischen Ärztekammer und Mitglied des Vorstands der Bundesärztekammer. Nachdem er von 1959–73 deren Vizepräsident war, stand er bis 1978 der Spitzenorganisation der ärztlichen Selbstverwaltung als Präsident vor. 1993 strebte er die Präsidentschaft des Weltärztebundes an. Proteste aus dem Ausland führten zum Verzicht auf die Kandidatur, was aber nach Karsten Vilmar nicht als Schuldanerkenntnis gewertet werden sollte.[3]. Im gleichen Jahr erstattete Babette Fröwis' Bruder Strafanzeige wegen Beteiligung an der Ermordung seiner Schwester, doch die Staatsanwaltschaft München stellte 1995 die Ermittlungen ein, weil sie Sewerings Einlassungen für „vollkommen glaubwürdig“ hielten.[1] Noch in der Laudatio zu seinem 80. Geburtstag ist im Deutschen Ärzteblatt kein kritisches Wort zu den Vorwürfen gegen Sewering bezüglich einer möglichen Verstrickung in die Euthanasie-Verbrechen der Nationalsozialisten zu lesen.[4] Zehn Jahre später wird nicht nur seine umstrittene Rolle beim Tod Babette Fröwis', sondern darüber hinaus auch ein Abrechnungsskandal in den 1970er Jahren erwähnt.[5]

Auszeichnungen

  • 1991 Ehrenmitglied des Vorstands der Bundesärztekammer.
  • 1992 Paracelsus-Medaille, höchste Auszeichnung der deutschen Ärzteschaft.
  • 2008 Günther-Budelmann-Medaille des Berufsverbands Deutscher Internisten (BDI). In der Laudatio wird er mit folgenden Worten geehrt: „In vielen Jahrzehnten hat sich Professor Sewering durch seine berufspolitischen Aktivitäten wie kaum ein anderer um die Freiheit des ärztlichen Berufsstandes, die Unabhängigkeit der ärztlichen Selbstverwaltung und um das nationale Gesundheitswesen verdient gemacht.“ [6]

Einzelnachweise

  1. a b c Zeit online, zuletzt aufgerufen 27. Mai 2008
  2. Dtsch Arztebl 2008; 105(50): A2700 online, zuletzt eingesehen 12.Dezember 2008
  3. Oliver Das Gupta: Der Ärztepräsident und das tote Mädchen, sueddeutsche.de, zuletzt eingesehen 27. Mai 2008.
  4. Dtsch Arztebl 1996; 93(4): A-205 / B-177 / C-165 online, zuletzt eingesehen 28. Mai 2008
  5. Dtsch Arztebl 2006; 103(4): A-209 / B-181 / C-177 online, zuletzt eingesehen 27. Mai 2008
  6. Aufruhr um eine Auszeichnung. Ehrung für ehemaligen NS-Mediziner ruft Proteste hervor, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 122 vom 28. Mai 2008,S.18.

Weblinks


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