Shandong-Bahn

Shandong-Bahn

Die Shāndōng-Bahn, (in der deutscher Literatur auch Schantung oder Shantung), ist eine Eisenbahnstrecke in China, die Qingdao mit der etwa 400 km westlich gelegenen Stadt Jinan verbindet, der Provinzhauptstadt der chinesischen Provinz Shāndōng.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Karte der Eisenbahntrasse der Schantung-Bahn zwischen Tsingtau und Tsinanfu, 1912

Sie wurde von der Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft, einem Zusammenschluß verschiedener deutscher Banken, Reeder und Bergbauunternehmen, zwischen 1899 und 1904 erbaut. Ziel war die Erschließung des Hinterlandes der deutschen „MusterkolonieKiautschou und die Verbesserung des Transportes von Gütern, vor allem Kohle und Eisenerz, die für den Export in das Deutsche Reich bestimmt waren, zu gewährleisten.[1] Von Jinan hatte sie Anschluss an das ganze chinesische Eisenbahnnetz und damit auch an die Sibirische Bahn. In zwölf bis vierzehn Tagen konnte man von Berlin nach Qingdao fahren.

Besetzung des Ortes Gaomi durch deutsche „Schutztruppen“, 1899

Der Bau der Eisenbahnstrecke rief starken Widerstand in der chinesischen Bevölkerung hervor. So wurde der Bau der Eisenbahnlinie zügig vorrangetrieben ohne die Besitzverhältnisse ausreichend zu klären und ohne Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung sowie das teilweise empfindliche Ökosystem der Region zu nehmen. Die Gesellschaft zahlte außerdem unpünktlich oder einen unterdurchschnittlichen Preis für Grund und Boden. [2] Um den Widerstand zu brechen, ließ der Gouverneur von Kiautschou, Paul Jaeschke (1851-1901), Militär in die entsprechenden Regionen unter anderen nach Gaomi, entsenden. [3] Andauernde Streitigkeiten und das Aufflammen des Boxeraufstandes führten im Jahr 1900 zu vielfachen Zerstörungen der Eisenbahn- und Telegraphenverbindungen, was weitere Strafaktionen von Seiten des Gouverneurs und der Aktiengesellschaft hervorrief. Nach dem dauerhaften Verbleib von Soldaten, dem Bau einer Kaserne und der systematische Vernichtung von Dörfer und der ländlichen Bevölkerung, kam es schlußendlich zu keinem weiteren Widerstand gegen den Bau der Eisenbahnlinie.[4] Die Strecke zwischen Tsingtau (heute Qingdao) und Tsinanfu (heute Jinan) und wurde 1904 in Betrieb genommen.

Siehe auch

Literatur

  • Klaus Mühlhahn: Herrschaft und Widerstand in der 'Musterkolonie' Kiautschou. Oldenbourg 2000, ISBN 978-3486564655
  • Mechthild Leutner (Hrg.): „Musterkolonie Kiautschou“. Die Expansion des Deutschen Reiches in China. Deutsch-chinesische Beziehungen 1897-1914. Eine Quellensammlung. Akademie Verlag, Berlin 1997
  • Kuo Heng-Yü; Mechthild Leutner (Hrg.): Deutschland und China. Beiträge des Zweiten Internationalen Symposiums zur Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen Berlin 1991. K.G. Saur Verlag, München 1994, ISBN 3-597-10617-X
  • Helmut Schroeter; Roel Ramaer: Die Eisenbahnen in den einst deutschen Schutzgebieten Ostafrika, Südwestafrika, Kamerun, Togo und die Schantung-Eisenbahn. Röhr-Verlag, Krefeld 1993, ISBN 3884901842
  • Kuo Heng-Yü; Mechthild Leutner (Hrg.): Beiträge zu den deutsch-chinesischen Beziehungen. K.G. Saur Verlag, München 1986, ISBN 3-597-10599-7
  • Paul Dost: Deutsch-China und die Shantung-Bahn. Krefeld 1981
  • Vera Schmidt: Die deutsche Eisenbahnpolitik in Shantung, 1897-1914. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Imperialismus in China. Harrassowitz, Wiesbaden 1976, ISBN 3447107449

Weblinks

Fußnoten

  1. Mechthild Leutner (Hrg.): „Musterkolonie Kiautschou“. Die Expansion des Deutschen Reiches in China. Deutsch-chinesische Beziehungen 1897-1914. Eine Quellensammlung. Akademie Verlag, Berlin 1997
  2. Mechthild Leutner (Hrg.): Beiträge zu den deutsch-chinesischen Beziehungen. München 1986, S. 122
  3. „Deutsche Truppeneinsätze in Shandong nach dem Abschluß des ‹Jiao'ao-Pachtvertrages›“, in: Kuo Heng-Yü; Mechthild Leutner (Hrg.): Deutschland und China. Beiträge des Zweiten Internationalen Symposiums zur Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen Berlin 1991. K.G. Saur Verlag, München 1994, S. 322
  4. Mechthild Leutner (Hrg.): „Musterkolonie Kiautschou“. Die Expansion des Deutschen Reiches in China. Deutsch-chinesische Beziehungen 1897-1914. Eine Quellensammlung. Akademie Verlag, Berlin 1997

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Shantung-Bahn — Die Shāndōng Bahn, (in der deutscher Literatur auch Schantung oder Shantung), ist eine Eisenbahnstrecke in China, die Qingdao mit der etwa 400 km westlich gelegenen Stadt Jinan verbindet, der Provinzhauptstadt der chinesischen Provinz Shāndōng.… …   Deutsch Wikipedia

  • Schantung-Bahn — Karte der Eisenbahntrasse der Schantung Bahn zwischen Tsingtau und Tsinanfu, 1912 Die Shāndōng Bahn, (in der deutscher Literatur auch Schantung oder Shantung), ist eine Eisenbahnstrecke in China, die Qingdao mit der etwa 400 km westlich gelegenen …   Deutsch Wikipedia

  • Shantung-Eisenbahn — Die Shāndōng Bahn, (in der deutscher Literatur auch Schantung oder Shantung), ist eine Eisenbahnstrecke in China, die Qingdao mit der etwa 400 km westlich gelegenen Stadt Jinan verbindet, der Provinzhauptstadt der chinesischen Provinz Shāndōng.… …   Deutsch Wikipedia

  • Luis Weiler — (* 9. September 1863 in Amurrio, Spanien ; † 16. Januar 1918 auf See vor Lourenco Marques, Mosambik) war ein deutscher Eisenbahn Bauingenieur. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Tätigkeiten in Siam und China …   Deutsch Wikipedia

  • Beijing — 北京市 Běijīng Shì Abkürzung: 京 (Pinyin: Jīng) Verbotene Stadt Staat Volksrepublik China …   Deutsch Wikipedia

  • Beijing Shi — 北京市 Běijīng Shì Abkürzung: 京 (Pinyin: Jīng) Verbotene Stadt Staat Volksrepublik China …   Deutsch Wikipedia

  • Beiping — 北京市 Běijīng Shì Abkürzung: 京 (Pinyin: Jīng) Verbotene Stadt Staat Volksrepublik China …   Deutsch Wikipedia

  • Bejing — 北京市 Běijīng Shì Abkürzung: 京 (Pinyin: Jīng) Verbotene Stadt Staat Volksrepublik China …   Deutsch Wikipedia

  • Běijīng — 北京市 Běijīng Shì Abkürzung: 京 (Pinyin: Jīng) Verbotene Stadt Staat Volksrepublik China …   Deutsch Wikipedia

  • Běijīng Shì — 北京市 Běijīng Shì Abkürzung: 京 (Pinyin: Jīng) Verbotene Stadt Staat Volksrepublik China …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”