Siegersdorf (Gemeinde Pottendorf)

Siegersdorf (Gemeinde Pottendorf)
Wappen Karte
Wappen von Pottendorf
Pottendorf (Österreich)
DEC
Pottendorf
Basisdaten
(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)
Bundesland Niederösterreich
Politischer Bezirk Baden (BN)
Fläche 39,81 km²
Koordinaten 47° 54′ N, 16° 23′ O47.90638888888916.390833333333218Koordinaten: 47° 54′ 23″ N, 16° 23′ 27″ O
Höhe 218 m ü. A.
Einwohner 6.219 (31. Dez. 2008)
Bevölkerungsdichte 156 Einwohner je km²
Postleitzahl 2486
Vorwahl 02623
Gemeindekennziffer 3 06 26
AT127
Adresse der
Gemeindeverwaltung
Hauptstraße 11
2486 Pottendorf
Offizielle Website
Politik
Bürgermeister Thomas Sabbata-Valteiner (SPÖ)
Gemeinderat (2005)
(29 Mitglieder)
15 SPÖ, 14 ÖVP[1]
Lage der Marktgemeinde Pottendorf
Karte

Pottendorf ist eine Marktgemeinde mit 6.064 Einwohnern im Bezirk Baden (Österreich) in Niederösterreich. Die Marktgemeinde Pottendorf besteht aus den Ortsteilen Pottendorf, Landegg, Siegersdorf und Wampersdorf.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Pottendorf liegt im Industrieviertel in Niederösterreich, sein Gemeindegebiet grenzt im Osten an das Burgenland. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 39,81 Quadratkilometer. 7,87 Prozent der Fläche sind bewaldet.

Katastralgemeinden sind Landegg, Pottendorf, Siegersdorf und Wampersdorf .

Geschichte

Seinen Ortsnamen verdankt Pottendorf wahrscheinlich einem seiner ersten Siedler, dem im 11. Jahrhundert lebenden, aus dem Geschlecht der Aribonen stammenden Potho (Botho). Er gab vermutlich dem Ort, der um die Burg entstand, seinen Namen „Potodorf“ (später Pottendorf). An anderer Stelle wird einem Rudolf von Pottendorf als Erbauer der Burg um 1090 genannt.

Die Burg und ihre Besitzer bildeten für lange Zeit das Kernstück des Ortes. Nach mehrmaligem Wechsel der Besitzer und dem Umbau der Burg in ein Wohnschloss erlangte 1665 Ferenc Graf Nádasdy die Herrschaft über das Schloss. Unter ihm gingen aus der Pottendorfer Schlossdruckerei mit Hilfe des Antwerpener Buchdruckers Hieronymus Verdussen die sogenannten „Pottendorfer Drucke“ hervor. Doch Nádasdy war auch in die Magnatenverschwörung gegen Kaiser Leopold I. verwickelt und wurde deshalb in der Pottendorfer Burg verhaftet und am 30. April 1671 in Wien hingerichtet. Sein Vermögen wurde beschlagnahmt.

Dank eines Schutzbriefes kam Pottendorf beim Türkeneinfall 1683 relativ glimpflich davon. In der Burg bezog lediglich eine türkische Abordnung Quartier, die jedoch mit Ende der Belagerung Wiens wieder abzog. Wampersdorf und Landegg hingegen wurden niedergebrannt. 1702 erwarb Gundaker Thomas Graf Starhemberg die Herrschaft und ließ 1714 bis 1717 nach den Plänen von Lucas von Hildebrandt die barocke Pfarrkirche erbauen.

Erste Maschinenspinnerei auf dem Kontinent

Bis 1800 war Pottendorf eine kleine Bauern- und Handwerkergemeinde um die Burg. Um 1800 war die Bevölkerung auf Grund der vorherigen Kriege verarmt, die Staatskassen waren leer. Die Regierung suchte neue Einnahmequellen. Es war bekannt, dass in England die Baumwollspinnerei mittels Maschinen einen wirtschaftlichen Aufschwung brachte. Auf der Suche nach einem Mann, der dies auch in Österreich verwirklichen konnte, wurde in Hamburg John Thornton, ein Mechaniker aus Yorkshire, ausfindig gemacht.

Er wählte Pottendorf als Standort für das zu gründende Werk aus. Dafür waren mehrere Gegebenheiten maßgebend, erstens die Nähe Wiens, zweitens der Bevölkerungsreichtum im Wiener Becken und das Wissen um den "Umgang mit dem Faden", denn in jedem Haushalt fand sich Spinnrad und Haspel und in manchen auch noch ein Handwebstuhl. Drittens: Fürst Esterhazy, der neue Besitzer der Herrschaft Pottendorf war bereit, Grund für das Projekt billig abzugeben und selbst in die "Gründungsgesellschaft" einzusteigen. Viertens garantierte der Wasserreichtum von Fischa und Leitha die benötigte Wasserkraft zum Antrieb der Maschinen.

Thornton ging mit bewundernswerter Energie ans Werk. Er bezog viele Handwerker des Ortes in die Arbeit ein: Schuhmacher und Sattler zur Fertigung der Antriebsriemen, Tischler für die Einrichtung und Maschinengestelle, Drechsler zur Erzeugung von Garnspulen und Bürstenbinder mussten nun große Bürsten zum "Aufkrempeln" der Baumwolle erzeugen.

Thornton ließ ein eigenes Gusswerk bauen, Werkstätten, in denen Feilen nach englischer Art erzeugt wurden und eine Ziegelfabrik um die nötigen Bauwerke, 5 und 6 stöckige "Faktoreien" zu errichten. Die ersten Spinnmaschinen wurden im Schloss gebaut. Thornton wohnte im gegenüberliegenden "Gaupmannhaus", der Antrieb der ersten Maschinen erfolgte durch Muskelkraft, erst als der Versuch positiv verlief begann der Bau des Werkskanales mit den drei großen Wasserrädern.

In England war die Ausfuhr von Maschinen oder Plänen für die Spinnerei verboten, darauf stand die Todesstrafe. Thornton war daher in England zum Tode verurteilt, in Österreich jedoch geadelt worden (Baron). Die Spinnfabrik brachte Bewegung in die kleine Ortschaft, die um 1800 etwa 100 Häuser und höchstens 600 Einwohner zählte. Zuwanderer aus vielen Ländern kamen und suchten Arbeit in der neuen Industrie, die Fabriksgesellschsft baute neue Wohnungen und Betriebsstätten. Innerhalb von dreißig Jahren wuchs die Bevölkerung auf über 3000 Einwohner. In der Zwischenkriegszeit gehörte das Unternehmen zum böhmischen Textilkonzern Mautner.

1976 schloss die "Pottendorfer Spinnerei und Felixdorfer Weberei", wie der Betrieb sich nun nannte, seine Pforten. Die "Nährmutter" der Pottendorfer war tot.

Heute ist Pottendorf eine Wohngemeinde mit kleinstädtischem Charakter.

Einwohnerentwicklung

Volkszählung Einwohner
2006 6.071
2001 5.930
1991 5.482
1981 5.328
1971 5.127

Quelle: Bevölkerungsentwicklung 1869 - 2007 der Statistik Austria

Im Juni 2006 waren 6.678 Personen in Pottendorf gemeldet, davon 647 Zweitwohnsitzer.

Pfarrkirche

Graf Gundaker Thomas Starhemberg, Besitzer der Herrschaft Pottendorf, beschließt 1710 eine neue große Pfarrkirche zu erbauen. Architekt ist Johann Lucas von Hildebrandt, sein ausführender Maurermeister Franz Jänggl. Die Steinmetzmeister aus Kaisersteinbruch erhielten große Aufträge, Hans Georg Haresleben, Simon Sasslaber und Franz Trumler arbeiten "auf gleichen Gewinn".

Sonstige Sehenswürdigkeiten

Durch das Engagegement einer Vereinigung aktiver Bürger konnte der "Rothe Hof", das - von der Gemeinde erworbene - traditionelle Esterhazy'sche Verwaltungsgebäude in den letzten Jahren zum Großteil saniert und zum Heimatmuseum umgestaltet werden. Schloss Pottendorf allerdings, das den Krieg trotz eines kleineren Bombentrefferss weitgehend unversehrt überstanden hatte, ist nach 1945 durch Vernachlässigung und Devastierung zu einer Ruine geworden. Am 4. September 2006 wurde das Schlossparkareal über Initiative von Bürgermeister Thomas Sabbata-Valteiner durch die Marktgemeinde Pottendorf angekauft. Im Frühjahr 2008 wurde mit der Revitalisierung des Schlossparks begonnen.

Politik

Seit den Wahlen 2005 ist Thomas Sabbata-Valteiner (SPÖ) Bürgermeister der Marktgemeinde - die nächsten Wahlen finden 2010 statt. Im Gemeinderat gibt es bei insgesamt 29 Sitzen folgende Mandatsverteilung: SPÖ 15, ÖVP 14

Wirtschaft und Infrastruktur

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 207, nach der Erhebung 1999 gab es 72 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Erwerbstätige am Wohnort waren nach der Volkszählung 2001 2529 Personen. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 43,86 Prozent. Im Jahresdurchschnitt 2003 gab es am Ort 77 Arbeitslose.

Quellen und Literatur

  • Stift Heiligenkreuzer Archiv, Kaisersteinbruch, Hans Georg Haresleben ... wegen seiner Excellenc Graf Starhembergischen Pottendorfer Arbeith ..., Rubrik 51/VII/2b.
  • Helmuth Furch, Hans Georg Haresleben, Heiligenkreuzer Untertan und Steinmetzmeister in Steinbruch, in Mitteilungen des Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch Nr. 36, S 10-40, Februar 1995.

Einzelnachweise

  1. Ergebnisse Gemeinderatswahlen

Weblinks


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