Silbersee - Ein Wintermärchen

Silbersee - Ein Wintermärchen
Werkdaten
Originaltitel: Der Silbersee - Ein Wintermärchen
Originalsprache: Deutsch
Musik: Kurt Weill
Libretto: Georg Kaiser
Uraufführung: 18. Februar 1933
Ort der Uraufführung: Leipzig, Magdeburg und Erfurt
Spieldauer: ca. 80 Minuten
Personen
  • Ladendieb Severin (Tenor)
  • Polizist Olim (Bass)
  • 2 Burschen (Tenor)
  • 2 Verkäuferinnen (Sopran)
  • Lotterieagent (Tenor)
  • Hausdame Fennimore (Sopran)
  • Frau von Luber
  • Baron Laur
  • Chor (SATB)

Der Silbersee - Ein Wintermärchen ist ein Bühnenspiel von Kurt Weill in 3 Akten nach einem Text von Georg Kaiser. Es wurde am 18. Februar 1933 unter Detlef Sierck (Regisseur) und Gustav Brecher (Dirigent) in Leipzig uraufgeführt, 3 Wochen nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei am 30. Januar 1933. Es ist das letzte Projekt Weills vor seiner Flucht ins Ausland am 21. März 1933 und wurde nach der 16. Aufführung in Leipzig am 4. März 1933 von den Nazis abgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Olim, ein preußischer Polizist, schießt auf den flüchtenden Severin, der eine Ananas gestohlen hat und mit anderen Hunger leidenden Außenseitern am Silbersee haust. Severin überlebt, und Olim hat seither Gewissensbisse. Er gewinnt in der Lotterie den Hauptgewinn und kauft das Schloss am Silbersee vom in der Weimarer Republik demokratisch entmachteten Adel. Er nimmt den Angeschossenen zu sich auf, pflegt ihn, und will, dass dieser sein Freund wird. Severin wird depressiv und erhofft sich Befreiung durch Rache an dem Polizisten, der auf ihn geschossen hat, so dass sich auf dem Anwesen unterschwellig ein Konflikt entwickelt bis Severin schließlich erfährt, dass Olim jener Polizist war. Die als Haushälterin tätige Frau von Luber spielt beide Männer gegen einander aus, so dass sich Olim an Leib und Leben von Severin bedroht fühlt und Frau von Luber sein gesamtes Hab und Gut mit einer vermeintlichen Vollmacht übereignet. Frau von Luber feiert mit Baron Laur die Wiederherstellung der alten Herrlichkeit und verjagt Severin und Olim aus dem Schloss. Severin und Olim versöhnen sich letztendlich und wollen nichts weiter als im Silbersee sterben. Dieser friert plötzlich zu und geleitet beide zur „Helligkeit“. Nach zahlreichen Anspielungen auf das damalige Drängen Adolf Hitlers zur Macht wendet sich das Finale nun mahnend an die Zuschauer, wie Olim und Severin ebenfalls nicht der nationalsozialistischen Hetze zu erliegen und sich vor Intrigen des Adels zu hüten: „Euch entlässt die Verpflichtung, weiter zu leben noch nicht...“

Musik

Obwohl dem Silbersee ein Theaterstück zugrunde liegt und der Großteil der Handlung gesprochen wird, verlangt es in der musikalischen Ausarbeitung Weills ausgebildete Sänger und ein mittelgroßes Orchester. Weill nutzt dazu, ähnlich wie in anderen Werken, eine Vielzahl an Formen wie die Kantate, Instrumental-Stücke, Moritaten und Lieder. Er stellt Grenzen von Gattungen und Genres in Frage. Die Nazis nannten das Stück deshalb über den Begriff der Entartung hinaus einen "musikalischen Bastard". Weil es sich wegen seiner Beschaffenheit weder auf der Opern- noch auf der Theaterbühne hat durchsetzen können, fällt es noch heute schwer, eine geeignete Aufführungsform zu finden.

Rezeption und Folgen

Einen Tag nach dem Verbot des Stücks durch die NSDAP am 4. März 1933 wurde Georg Kaiser aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. Am 10. Mai wurde das Stück auf dem Berliner Opernplatz in der durch Caspar Neher illustrierten Ausgabe verbrannt. Heute ist das Stück nur vereinzelt Bestandteil von Spielplänen. Im Mai 1940 nehmen sich Brecher und seine Frau Gertrud Deutsch (Tochter von Felix Deutsch), beide seit sieben Jahren auf der Flucht, bei Ostende aus Angst, deutschen Besatzern in die Hände zu fallen, gemeinsam das Leben.

Presse

„Die Musik Kurt Weills bedeutet stilistisch (...) eine sehr bemerkenswerte Weiterbildung der Musik zur Dreigroschenoper. (...) Die Musik hat einen ganz starken dramatischen Nerv“

Leipziger neuste Nachrichten 19. Februar 1933

„Wer (...) das verkümmerte "Denkdrama" Georg Kaisers durchschaut, wird sich durch den unehrlichen sozialen Unterton des "Wintermärchens" nicht bluffen lassen. (...) Nun wird er (Gustav Brecher) ihn (Adolf Hitler) und die von ihm ausgehende, alles Ungesunde und Schädliche hinwegwerfende Kraft noch genau kennenlernen!“

Völkischer Beobachter 24. Februar 1933

Bibliografie

Stage works of Kurt Weill : librettos and other text-related materials in the Weill-Lenya Research Center OCLC: 83195904

Weblinks


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