Brecher, Gustav

Brecher, Gustav

Gustav Brecher (* 5. Februar 1879 in Eichwald; † Mai 1940 bei Ostende) war ein deutscher Dirigent, Komponist und Kritiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seine Familie emigrierte 1889 nach Leipzig. Brecher wurde dort von Salomon Jadassohn unterrichtet. Nach der Aufführung einer seiner Tondichtungen durch Richard Strauss 1896 debütierte er 1897 an der Leipziger Oper und Leitete 1901 an der Wiener Hofoper neben Gustav Mahler. Zwischen 1903 und 1911 war er Kapellmeister am Hamburgischen Stadttheater und führte unter anderem Die Brautwahl auf. Nach weiteren Dirigaten in Köln und Frankfurt war Brecher 1914 Generalmusikdirektor an der Leipziger Oper. Er war dort insbesondere wegen der Uraufführungen von Jonny spielt auf, das Leben des Orest oder dem Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny umstritten. Am 15. März 1933 kündigte die Berliner Funkstunde an, fortan jeglichen "Negerjazz" aus dem Programm zu verbannen.

Obwohl die Jonnyoper ein Erfolg war, wurde Brecher nach der Machtergreifung der Nazis im Frühjahr 1933 auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen. In der Zeitschrift für Musik schrieb man bezüglich einer Rienziaufführung im Rahmen der Wagner-Festspielwoche am 12. Februar 1933.:

„Ahnungslos hat hier Brecher zum letzten Mal in einer Wagner-Vorstellung sein so kurioses Dirigentenstäblein gehandhabt.“

Alfred Heuß

Die wohl letzte Aufführung unter seiner Leitung in Leipzig war Kurt WeillsSilbersee - Ein Wintermärchen“ am 4. März 1933. Er verließ noch während dieser Veranstaltung das Dirigentenpult, weil die anwesende SA, wegen seiner jüdischen Herkunft und andere als Provokation empfundene Eigenarten des Silbersees, fortlaufend randalierte und störte. Der Oberbürgermeister Leipzigs Carl Friedrich Goerdeler beurlaubte ihn am 11. März 1933.

Sein Weg daraufhin ins Exil lässt sich im Einzelnen nicht mehr nachzeichnen. Er dirigierte in Leningrad und lebte in Berlin und Prag, wo er 1938 erneut flieht. Im Mai 1940 nimmt er sich zusammen mit seiner Frau Gertrud Deutsch das Leben aus Angst, deutschen Besatzern in die Hände zu fallen und auf der Flucht nach Belgien.

Georges Sebastian schreibt 1934 in Leningrad:

„Die fürchterlichen Jahre in Deutschland waren eine moralische Erniedrigung für ihn. Brecher kam ganz niedergedrückt in Leningrad an. Alles, was geschehen konnte, war geschehen, aber der Erfolg nach außen war nicht da. Nach seinem zweiten Konzert saßen wir zusammen. Ich hatte durchgesetzt, ihn nominell zum Leiter des Leningrader Orchesters zu machen. Brecher sagte: ,Lieber Freund, da ist nichts mehr zu machen - es ist vorbei - in meinem Alter. Man muss doch sprechen können.' Trotz seiner Sprachbegabung konnte er kein Wort sprechen. In seinem Innern war etwas, dem er nicht gewachsen war. Er fühlte sich ständig verfolgt - er hatte die fixe Idee, dass ihn irgendwo die Nazis doch erreichen würden.“

Georges Sebastian

Werke

Literatur

  • BEZ, Helmut u.a: Gustav Brecher und die Leipziger Oper 1923-1933. Mit einem Beitrag von Heinrich CREUZBURG: Erinnerungen an Gustav BRECHER, Leipzig, Edition Peters 1990.
  • Richard Wagner Gepfändet: Ein Leipziger Denkmal in Dokumenten 1931-1955. Ausgewählt und begleitet von Grit Hartmann, Leipzig 2003, S. 57.

Weblinks


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