Simon Reinhard

Simon Reinhard

Simon Reinhard (* 9. Januar 1979) ist ein deutscher Gedächtnissportler. Reinhard ist Deutscher Gedächtnismeister 2009 und Weltrekordhalter. Er begann sich im März 2005 das erste Mal mit Gedächtnistechniken zu beschäftigen und sie innerhalb und außerhalb des Gedächtnissports anzuwenden.

Inhaltsverzeichnis

Erfolge

  • 2007: 1. Platz Süddeutsche Meisterschaft
  • 2007: 3. Platz Deutsche Meisterschaft
  • 2007: Titel „Gedächtnisgroßmeister“
  • 2007: 3. Platz Weltmeisterschaft in Manama (Bahrain)
  • 2009: 1. Platz Süddeutsche Meisterschaft
  • 2009: 1. Platz Deutsche Meisterschaft
  • 2009: 3. Platz Weltmeisterschaft in London (England)
  • 2010: 1. Platz Süddeutsche Meisterschaft
  • 2010: 1. Platz Schwedische Meisterschaft
  • 2010: 4. Platz Weltmeisterschaft Guangzhou (China)
  • 2011: 1. Platz Süddeutsche Meisterschaft
  • 2011: 1. Platz Deutsche Meisterschaft
  • 2011: Weltranglistenplatz 2 mit 8131 Punkten

Deutsche Rekorde

  • 2009: Einprägen von 627 Spielkarten (ungefähr 12 gemischte Decks á 52 Karten) in der richtigen Reihenfolge in 30 Minuten

Weltrekorde

  • 2010: Einprägen eines gemischten 52er-Blatts in der richtigen Reihenfolge in 21,90 s
  • 2010: Einprägen von 300 Wörtern in 15 Minuten
  • 2010: Einprägen von 240 im Sekundentakt vorgetragenen Ziffern
  • 2011: Einprägen von 110 Wörtern in 5 Minuten
  • 2011: Einprägen von 70 internationalen Vor- und Nachnamen in 5 Minuten
  • 2011: Einprägen eines gemischten 52er-Blatts in der richtigen Reihenfolge in 21,19 s
  • 2011: Einprägen von 155 internationalen Vor- und Nachnamen in 15 Minuten

Gedächtnissysteme und Wahrnehmung des Sports

Wie alle Gedächtnissportler verwendet er eine Mischung aus Visualisierung, Lokation und Chunking, um sich die angestrebten Informationsmengen einprägen zu können:

Informationen werden in nahezu allen Disziplinen mittels eines Zahlen-Buchstaben-Codes in Worte umgewandelt, so dass sie "gelesen" werden können. Die Worte werden zu räumlichen Bildern. Um die Reihenfolge dieser Bilder zu gewährleisten, werden sie auf einer externalisierten Sequenz, genannt Weg oder Route ("leerer Weg"), gespeichert. Dabei werden reale oder fiktive Umgebungen verwendet und in einzelne Segmente ("Orte") unterteilt. An jedes Segment wird eine bestimmte Zahl der Bilder gebunden, während man sich im Geist durch die Umgebung bewegt. Im Rahmen der Wiedererinnerung sieht man sich dann, wieder beginnend am Anfang des vorher beschrittenen Weges, einem "gefüllten Weg" gegenüber. Indem die einzelnen Segmente des Weges eine feste Reihenfolge haben, was in der Natur eines Weges liegt, und die Bilder mit den Segmenten verbunden sind, haben auch die Bilder eine feste Reihenfolge. Das ermöglicht es, Bild für Bild der Reihe nach zu betrachten. Den letzten Schritt hin zur Anfangsinformation macht man, indem man die Bilder wieder zurückübersetzt. Die Methode ist mit der Bildung eines Satzes in der Linguistik vergleichbar: Mehrere Elemente (Worte) werden durch feste Regeln in eine eindeutige Reihenfolge gebracht und bilden so eine Einheit, die die Worte zusammenklammert (Satz 1). Das entspricht den Zahlen auf dem Blatt. Werden diese Worte in eine andere Sprache übersetzt, so wird jedem Wort ein anderes zugewiesen (Satz 2). Das entspricht dem "gefüllten Weg". Übersetzt man Satz 2 nun wieder zurück, bleibt die Struktur von Satz 1 erhalten. Das entspricht der Wiedergabe der Zahlen. Im Unterschied zu einer Sprache haben die Elemente der Erinnerungscodierung aber eine feste Zuweisung, wodurch Rückübersetzungsschwierigkeiten vermieden werden. Der Vergleich mit einer Computersprache erscheint deshalb wohl passender.

Die eigentliche Faszination des Gedächtnissports speist sich dabei wohl aus 5 Elementen:

  • Der intensiven visuellen, traumähnlichen Erfahrung bei der Einprägung
  • Der Freude am kreativen Verbinden von Bild und Bild sowie Bild und Ort
  • Der Erforschung neuer, mächtigerer, weil effizienter Codierungs- oder Verankerungsalgorithmen
  • Der Erfahrung einer stetigen Verbesserung, deren Ende im Sport insgesamt noch nicht in Sicht ist
  • Dem erfüllenden Gefühl der Wiedergabe, wenn alle eingeprägten Elemente zur Gänze wiedererinnert werden können und man so selbst zu abstrakten Informationen wie Zahlen oder Zufallsworten eine gewisse Verbindung herstellt

Simon Reinhard verwendet u. a. folgende Systeme, um sich Informationen einzuprägen:

  • Er hat 10.000 Bilder für Ziffern, jede Kombination von vier Ziffern steht bei ihm also für ein Bild. 1943 ist dabei zum Beispiel "Turm". Obwohl er dabei gegenwärtig der einzige Gedächtnissportler ist, der ein solches System verwendet, ist seine Verwendung gut belegt durch eigene Angaben, eine Aufteilung der Einprägeblätter in Viererblöcke und den Umstand, dass einzelne Lücken auf den Wiedergabeblättern auch immer mindestens 4 freie Stellen haben.
  • Er hat 2704 Bilder für Spielkarten, aus zwei Karten eines 52er-Blatts wird also ein Bild. Auch hier gilt in Sachen Belegbarkeit das Gleiche.

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